des Schreckens empfinden. Wie gewaltsam und krampfhaft zieht sich der Unterleib, die Seite, auch ein einzelner Muskel, den wir sonst nie so in unserer Gewalt haben, einwärts zurück, wenn man gählings mit einer Degenspitze dagegen fährt! Das schamhaf- te im Baade überraschte Mädgen, unter was für ei- nem scharfen Geschrey, wie eilig und verwirrt schurrt es mit dem ganzen Körper zusammen! wie geschickt weißes den Busen mit Hülfe der kreuzweis geschlunge- nen Armen, breitgefalteten Händen, des vorgereckten Halses, niedergedrückten Angesichts und der vorgezogenen Schultern zu decken; wie genau schließet es den Schooß, indem es den Bauch und die halbgekreuzten Schenkel zusammendrückt, mit den Armen und Ellenbogen, die es längst der Seite und auf den vordern Theil der Hüften fest aufstüzet, von oben, und mit den Füssen an die es den seitwärts gekehrten Hintern andrückt, von unten allen Zublick unmöglich macht? Und dieses ausgesonnene, künstliche Geschäft geschieht manchem zum Verdruße in einem Augenblicke! Wenn uns ein einstürzendes Gebäude zu erdrücken droht, so suchen wir mit niedergebücktem Körper und mit von den Ar- men und Händen kreuzweis bedecktem Haupte zu ent- fliehen; oder beugen den Körper, ziehen die Schultern aufwärts, drücken sie von hinten näher zusammen, krümmen den Rücken in die Höhe, und stellen so der Gefahr die stärkeste Wölbung entgegen, ohne das ge- ringste von unserer hier in Ausübung gebrachten Kunst zu empfinden. Nach eben den Gesezen fährt die Ler- che, wenn sie den ihr nachjagenden Falken erblickt,
senkrecht
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des Schreckens empfinden. Wie gewaltſam und krampfhaft zieht ſich der Unterleib, die Seite, auch ein einzelner Muskel, den wir ſonſt nie ſo in unſerer Gewalt haben, einwaͤrts zuruͤck, wenn man gaͤhlings mit einer Degenſpitze dagegen faͤhrt! Das ſchamhaf- te im Baade uͤberraſchte Maͤdgen, unter was fuͤr ei- nem ſcharfen Geſchrey, wie eilig und verwirrt ſchurrt es mit dem ganzen Koͤrper zuſammen! wie geſchickt weißes den Buſen mit Huͤlfe der kreuzweis geſchlunge- nen Armen, breitgefalteten Haͤnden, des vorgereckten Halſes, niedergedruͤckten Angeſichts und der vorgezogenen Schultern zu decken; wie genau ſchließet es den Schooß, indem es den Bauch und die halbgekreuzten Schenkel zuſammendruͤckt, mit den Armen und Ellenbogen, die es laͤngſt der Seite und auf den vordern Theil der Huͤften feſt aufſtuͤzet, von oben, und mit den Fuͤſſen an die es den ſeitwaͤrts gekehrten Hintern andruͤckt, von unten allen Zublick unmoͤglich macht? Und dieſes ausgeſonnene, kuͤnſtliche Geſchaͤft geſchieht manchem zum Verdruße in einem Augenblicke! Wenn uns ein einſtuͤrzendes Gebaͤude zu erdruͤcken droht, ſo ſuchen wir mit niedergebuͤcktem Koͤrper und mit von den Ar- men und Haͤnden kreuzweis bedecktem Haupte zu ent- fliehen; oder beugen den Koͤrper, ziehen die Schultern aufwaͤrts, druͤcken ſie von hinten naͤher zuſammen, kruͤmmen den Ruͤcken in die Hoͤhe, und ſtellen ſo der Gefahr die ſtaͤrkeſte Woͤlbung entgegen, ohne das ge- ringſte von unſerer hier in Ausuͤbung gebrachten Kunſt zu empfinden. Nach eben den Geſezen faͤhrt die Ler- che, wenn ſie den ihr nachjagenden Falken erblickt,
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des Schreckens empfinden. Wie gewaltſam und
krampfhaft zieht ſich der Unterleib, die Seite, auch
ein einzelner Muskel, den wir ſonſt nie ſo in unſerer
Gewalt haben, einwaͤrts zuruͤck, wenn man gaͤhlings
mit einer Degenſpitze dagegen faͤhrt! Das ſchamhaf-
te im Baade uͤberraſchte Maͤdgen, unter was fuͤr ei-
nem ſcharfen Geſchrey, wie eilig und verwirrt ſchurrt
es mit dem ganzen Koͤrper zuſammen! wie geſchickt
weißes den Buſen mit Huͤlfe der kreuzweis geſchlunge-
nen Armen, breitgefalteten Haͤnden, des vorgereckten
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indem es den Bauch und die halbgekreuzten Schenkel
zuſammendruͤckt, mit den Armen und Ellenbogen, die
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wir mit niedergebuͤcktem Koͤrper und mit von den Ar-
men und Haͤnden kreuzweis bedecktem Haupte zu ent-
fliehen; oder beugen den Koͤrper, ziehen die Schultern
aufwaͤrts, druͤcken ſie von hinten naͤher zuſammen,
kruͤmmen den Ruͤcken in die Hoͤhe, und ſtellen ſo der
Gefahr die ſtaͤrkeſte Woͤlbung entgegen, ohne das ge-
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/118>, abgerufen am 24.11.2024.
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