Vierter Abschnitt. Von dem wechselseitigen Einfluß der See- le und des Körpers.
§. 40. Anwendung der bisherigen Untersuchungen auf die verschiedenen Verrichtungen der Men- schen.
Nachdem wir nun den Menschen in Verbindung mit der übrigen Natur betrachtet haben, so hoffe ich, werden wir im Stande seyn, über die wechselseitige Einwirkung der Seele in den Körper, und des Kör- pers in die Seele ein richtiges Urtheil zu fällen, und so einen angemessenen Begriff von seiner Natur zu erhalten.
Vor allem müssen wir die Erscheinungen des le- bendigen menschlichen Körpers gehörig unterscheiden. Einige sind zum Leben schlechterdings unentbehrlich, und heißen Lebensverrichtungen, Lebenshand- lungen; z. B. die Wirkung des Herzens, der Schlag- adern, die Verrichtung des Gehirns, und im gebor- nen Menschen das Athmen. Andere heißen natürliche: Daher gehören die Verrichtungen des Magens, der Gedärme, der Eingeweide, des Unterleibs, zum Theil auch das Athmen, sofern die Luft einen Theil der thierischen Nahrung ausmacht. Endlich die Seelen-
ver-
Vierter Abſchnitt. Von dem wechſelſeitigen Einfluß der See- le und des Koͤrpers.
§. 40. Anwendung der bisherigen Unterſuchungen auf die verſchiedenen Verrichtungen der Men- ſchen.
Nachdem wir nun den Menſchen in Verbindung mit der uͤbrigen Natur betrachtet haben, ſo hoffe ich, werden wir im Stande ſeyn, uͤber die wechſelſeitige Einwirkung der Seele in den Koͤrper, und des Koͤr- pers in die Seele ein richtiges Urtheil zu faͤllen, und ſo einen angemeſſenen Begriff von ſeiner Natur zu erhalten.
Vor allem muͤſſen wir die Erſcheinungen des le- bendigen menſchlichen Koͤrpers gehoͤrig unterſcheiden. Einige ſind zum Leben ſchlechterdings unentbehrlich, und heißen Lebensverrichtungen, Lebenshand- lungen; z. B. die Wirkung des Herzens, der Schlag- adern, die Verrichtung des Gehirns, und im gebor- nen Menſchen das Athmen. Andere heißen natürliche: Daher gehoͤren die Verrichtungen des Magens, der Gedaͤrme, der Eingeweide, des Unterleibs, zum Theil auch das Athmen, ſofern die Luft einen Theil der thieriſchen Nahrung ausmacht. Endlich die Seelen-
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Vierter Abſchnitt.
Von dem wechſelſeitigen Einfluß der See-
le und des Koͤrpers.
§. 40.
Anwendung der bisherigen Unterſuchungen auf
die verſchiedenen Verrichtungen der Men-
ſchen.
Nachdem wir nun den Menſchen in Verbindung mit
der uͤbrigen Natur betrachtet haben, ſo hoffe ich,
werden wir im Stande ſeyn, uͤber die wechſelſeitige
Einwirkung der Seele in den Koͤrper, und des Koͤr-
pers in die Seele ein richtiges Urtheil zu faͤllen, und
ſo einen angemeſſenen Begriff von ſeiner Natur zu
erhalten.
Vor allem muͤſſen wir die Erſcheinungen des le-
bendigen menſchlichen Koͤrpers gehoͤrig unterſcheiden.
Einige ſind zum Leben ſchlechterdings unentbehrlich,
und heißen Lebensverrichtungen, Lebenshand-
lungen; z. B. die Wirkung des Herzens, der Schlag-
adern, die Verrichtung des Gehirns, und im gebor-
nen Menſchen das Athmen. Andere heißen natürliche:
Daher gehoͤren die Verrichtungen des Magens, der
Gedaͤrme, der Eingeweide, des Unterleibs, zum Theil
auch das Athmen, ſofern die Luft einen Theil der
thieriſchen Nahrung ausmacht. Endlich die Seelen-
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/185>, abgerufen am 21.11.2024.
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