geschützt, das Geschwür zur Heilung vorbereitet, die zerstöhrten Gefäße gegen die Verblutungen bewahrt werden. Diese Eitersammlungen sind freylich nicht selten in solchen Eingeweiden, deren gehemmte oder ganz zerstöhrte Verrichtungen dem Leben höchst nachthei- lig werden müssen. Allein die Natur läßt nichts un- versucht, auch dieses Uebel abzuwenden. Aus allen Theilen kann der Eyter von dem Zellengewebe und viel- leicht noch durch andere Wege aufgenommen, und auf unedlere versetzt, oder durch die gewöhnlichen Aus- führungswege ausgeleert werden. Es entstehen daher eiterigte Ablager an den Ohren, den Füßen, unter den Achseln, in den Leisten, am Halse u. s. w. Ei- terigte Ausleerungen durch den Auswurf, den Harn die Stühle, aus dem Nabel, den Ohren, den Nasen- löchern, den Lenden, den Brüsten; übelriechende Schweise, Erbrechen u. s. w. Beyspiele davon findet man bey Hippokrates, Galenus, Aretäus, Aegine- ta, Aetius, Cälius Aurelianus, Tulpius, Lom- mius, Vater, Lange, Zakutus Lusitanus, Ma- ternus de Ciliano und beynahe bey jedem beobach- tenden Arzte. Bey Lentin bahnte sich bey einem Be- dienten der Eiter einen Weg durch die rechte Seite, nachdem er schon lange einen anhaltenden Schmerz auf der linken Seite hatte; und der Kranke wurde am Le- ben erhalten.*) Sind aber die Bewegungen gar zu stürmisch, wirken die Kräfte zu gewaltsam, oder erträgt die Leibesbeschaffenheit keinen Widerstand, so
ent-
*) L[e]ntin Beyträge zur ausü[b]. Arzn. S. 333.
geſchuͤtzt, das Geſchwuͤr zur Heilung vorbereitet, die zerſtoͤhrten Gefaͤße gegen die Verblutungen bewahrt werden. Dieſe Eiterſammlungen ſind freylich nicht ſelten in ſolchen Eingeweiden, deren gehemmte oder ganz zerſtoͤhrte Verrichtungen dem Leben hoͤchſt nachthei- lig werden muͤſſen. Allein die Natur laͤßt nichts un- verſucht, auch dieſes Uebel abzuwenden. Aus allen Theilen kann der Eyter von dem Zellengewebe und viel- leicht noch durch andere Wege aufgenommen, und auf unedlere verſetzt, oder durch die gewoͤhnlichen Aus- fuͤhrungswege ausgeleert werden. Es entſtehen daher eiterigte Ablager an den Ohren, den Fuͤßen, unter den Achſeln, in den Leiſten, am Halſe u. ſ. w. Ei- terigte Ausleerungen durch den Auswurf, den Harn die Stuͤhle, aus dem Nabel, den Ohren, den Naſen- loͤchern, den Lenden, den Bruͤſten; uͤbelriechende Schweiſe, Erbrechen u. ſ. w. Beyſpiele davon findet man bey Hippokrates, Galenus, Aretaͤus, Aegine- ta, Aetius, Caͤlius Aurelianus, Tulpius, Lom- mius, Vater, Lange, Zakutus Luſitanus, Ma- ternus de Ciliano und beynahe bey jedem beobach- tenden Arzte. Bey Lentin bahnte ſich bey einem Be- dienten der Eiter einen Weg durch die rechte Seite, nachdem er ſchon lange einen anhaltenden Schmerz auf der linken Seite hatte; und der Kranke wurde am Le- ben erhalten.*) Sind aber die Bewegungen gar zu ſtuͤrmiſch, wirken die Kraͤfte zu gewaltſam, oder ertraͤgt die Leibesbeſchaffenheit keinen Widerſtand, ſo
ent-
*) L[e]ntin Beytraͤge zur ausuͤ[b]. Arzn. S. 333.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0238"n="219"/>
geſchuͤtzt, das Geſchwuͤr zur Heilung vorbereitet, die<lb/>
zerſtoͤhrten Gefaͤße gegen die Verblutungen bewahrt<lb/>
werden. Dieſe Eiterſammlungen ſind freylich nicht<lb/>ſelten in ſolchen Eingeweiden, deren gehemmte oder<lb/>
ganz zerſtoͤhrte Verrichtungen dem Leben hoͤchſt nachthei-<lb/>
lig werden muͤſſen. Allein die Natur laͤßt nichts un-<lb/>
verſucht, auch dieſes Uebel abzuwenden. Aus allen<lb/>
Theilen kann der Eyter von dem Zellengewebe und viel-<lb/>
leicht noch durch andere Wege aufgenommen, und auf<lb/>
unedlere verſetzt, oder durch die gewoͤhnlichen Aus-<lb/>
fuͤhrungswege ausgeleert werden. Es entſtehen daher<lb/>
eiterigte Ablager an den Ohren, den Fuͤßen, unter<lb/>
den Achſeln, in den Leiſten, am Halſe u. ſ. w. Ei-<lb/>
terigte Ausleerungen durch den Auswurf, den Harn<lb/>
die Stuͤhle, aus dem Nabel, den Ohren, den Naſen-<lb/>
loͤchern, den Lenden, den Bruͤſten; uͤbelriechende<lb/>
Schweiſe, Erbrechen u. ſ. w. Beyſpiele davon findet<lb/>
man bey <hirendition="#fr">Hippokrates, Galenus, Aretaͤus, Aegine-<lb/>
ta, Aetius, Caͤlius Aurelianus, Tulpius, Lom-<lb/>
mius, Vater, Lange, Zakutus Luſitanus, Ma-<lb/>
ternus de Ciliano</hi> und beynahe bey jedem beobach-<lb/>
tenden Arzte. Bey <hirendition="#fr">Lentin</hi> bahnte ſich bey einem Be-<lb/>
dienten der Eiter einen Weg durch die rechte Seite,<lb/>
nachdem er ſchon lange einen anhaltenden Schmerz auf<lb/>
der linken Seite hatte; und der Kranke wurde am Le-<lb/>
ben erhalten.<noteplace="foot"n="*)">L<supplied>e</supplied>ntin Beytraͤge zur ausuͤ<supplied>b</supplied>. Arzn. S. 333.</note> Sind aber die Bewegungen gar zu<lb/>ſtuͤrmiſch, wirken die Kraͤfte zu gewaltſam, oder<lb/>
ertraͤgt die Leibesbeſchaffenheit keinen Widerſtand, ſo<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ent-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[219/0238]
geſchuͤtzt, das Geſchwuͤr zur Heilung vorbereitet, die
zerſtoͤhrten Gefaͤße gegen die Verblutungen bewahrt
werden. Dieſe Eiterſammlungen ſind freylich nicht
ſelten in ſolchen Eingeweiden, deren gehemmte oder
ganz zerſtoͤhrte Verrichtungen dem Leben hoͤchſt nachthei-
lig werden muͤſſen. Allein die Natur laͤßt nichts un-
verſucht, auch dieſes Uebel abzuwenden. Aus allen
Theilen kann der Eyter von dem Zellengewebe und viel-
leicht noch durch andere Wege aufgenommen, und auf
unedlere verſetzt, oder durch die gewoͤhnlichen Aus-
fuͤhrungswege ausgeleert werden. Es entſtehen daher
eiterigte Ablager an den Ohren, den Fuͤßen, unter
den Achſeln, in den Leiſten, am Halſe u. ſ. w. Ei-
terigte Ausleerungen durch den Auswurf, den Harn
die Stuͤhle, aus dem Nabel, den Ohren, den Naſen-
loͤchern, den Lenden, den Bruͤſten; uͤbelriechende
Schweiſe, Erbrechen u. ſ. w. Beyſpiele davon findet
man bey Hippokrates, Galenus, Aretaͤus, Aegine-
ta, Aetius, Caͤlius Aurelianus, Tulpius, Lom-
mius, Vater, Lange, Zakutus Luſitanus, Ma-
ternus de Ciliano und beynahe bey jedem beobach-
tenden Arzte. Bey Lentin bahnte ſich bey einem Be-
dienten der Eiter einen Weg durch die rechte Seite,
nachdem er ſchon lange einen anhaltenden Schmerz auf
der linken Seite hatte; und der Kranke wurde am Le-
ben erhalten. *) Sind aber die Bewegungen gar zu
ſtuͤrmiſch, wirken die Kraͤfte zu gewaltſam, oder
ertraͤgt die Leibesbeſchaffenheit keinen Widerſtand, ſo
ent-
*) Lentin Beytraͤge zur ausuͤb. Arzn. S. 333.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/238>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.