se anders, als ein Zusammenfluß von Zufällen, de- ren sich die Natur bedient, die mit der Luft eingeso- genen giftigen Theile durch die Ausführungswege in Gestalt eitrigter Geschwülste oder anderer Hautaus- schläge aus dem Körper zu schaffen?"
Die Folge also von allem, was in hitzigen Krankheiten vorgeht, ist die Verarbeitung und Weg- schaffung des Krankheitsstofes, oder die Umstim- mung der krankhaften Beschaffenheit in die Gesund- heit. Das Frösteln, der Frost, der Schauder, die Abgeschlagenheit, die Müdigkeit, der Kopfschmerz, der Eckel, der Durst, das Fieber und seine Anfälle u. s. w. sind lauter Zufälle oder Bestrebungen, durch deren Wirkung der kranke Mensch seine Gesundheit wieder erhalten soll.
§. 6.
Wenn diese Bemerkungen richtig sind, was ich in der Folge auf's überzeugendste darthun werde; so stehen die Zufälle einer Krankheit mit derselben Hei- lung in einer natürlichen und unentbehrlichen Verbin- dung. Und überall, wo die Natur einmal Zufälle erregt hat, und die Hindernisse nicht gar zu schwer sind, wird sie auch die Heilung der Krankheit zu Stande bringen. Daher giebt es kein so schweres Ue- bel, welches nicht hie und da von der Natur allein geheilt worden wäre. Die Blattern, Masern, Schar- lach, Nothlaufen, Friesel, selbst die ursprünglichen Petechien, wenn diese Ausschläge kein fremdes schlim- mes Fieber begleitet, werden, und zwar auf dem Lan-
de
ſe anders, als ein Zuſammenfluß von Zufaͤllen, de- ren ſich die Natur bedient, die mit der Luft eingeſo- genen giftigen Theile durch die Ausfuͤhrungswege in Geſtalt eitrigter Geſchwuͤlſte oder anderer Hautaus- ſchlaͤge aus dem Koͤrper zu ſchaffen?〟
Die Folge alſo von allem, was in hitzigen Krankheiten vorgeht, iſt die Verarbeitung und Weg- ſchaffung des Krankheitsſtofes, oder die Umſtim- mung der krankhaften Beſchaffenheit in die Geſund- heit. Das Froͤſteln, der Froſt, der Schauder, die Abgeſchlagenheit, die Muͤdigkeit, der Kopfſchmerz, der Eckel, der Durſt, das Fieber und ſeine Anfaͤlle u. ſ. w. ſind lauter Zufaͤlle oder Beſtrebungen, durch deren Wirkung der kranke Menſch ſeine Geſundheit wieder erhalten ſoll.
§. 6.
Wenn dieſe Bemerkungen richtig ſind, was ich in der Folge auf’s uͤberzeugendſte darthun werde; ſo ſtehen die Zufaͤlle einer Krankheit mit derſelben Hei- lung in einer natuͤrlichen und unentbehrlichen Verbin- dung. Und uͤberall, wo die Natur einmal Zufaͤlle erregt hat, und die Hinderniſſe nicht gar zu ſchwer ſind, wird ſie auch die Heilung der Krankheit zu Stande bringen. Daher giebt es kein ſo ſchweres Ue- bel, welches nicht hie und da von der Natur allein geheilt worden waͤre. Die Blattern, Maſern, Schar- lach, Nothlaufen, Frieſel, ſelbſt die urſpruͤnglichen Petechien, wenn dieſe Ausſchlaͤge kein fremdes ſchlim- mes Fieber begleitet, werden, und zwar auf dem Lan-
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ſe anders, als ein Zuſammenfluß von Zufaͤllen, de-
ren ſich die Natur bedient, die mit der Luft eingeſo-
genen giftigen Theile durch die Ausfuͤhrungswege in
Geſtalt eitrigter Geſchwuͤlſte oder anderer Hautaus-
ſchlaͤge aus dem Koͤrper zu ſchaffen?〟
Die Folge alſo von allem, was in hitzigen
Krankheiten vorgeht, iſt die Verarbeitung und Weg-
ſchaffung des Krankheitsſtofes, oder die Umſtim-
mung der krankhaften Beſchaffenheit in die Geſund-
heit. Das Froͤſteln, der Froſt, der Schauder, die
Abgeſchlagenheit, die Muͤdigkeit, der Kopfſchmerz,
der Eckel, der Durſt, das Fieber und ſeine Anfaͤlle
u. ſ. w. ſind lauter Zufaͤlle oder Beſtrebungen, durch
deren Wirkung der kranke Menſch ſeine Geſundheit
wieder erhalten ſoll.
§. 6.
Wenn dieſe Bemerkungen richtig ſind, was ich
in der Folge auf’s uͤberzeugendſte darthun werde; ſo
ſtehen die Zufaͤlle einer Krankheit mit derſelben Hei-
lung in einer natuͤrlichen und unentbehrlichen Verbin-
dung. Und uͤberall, wo die Natur einmal Zufaͤlle
erregt hat, und die Hinderniſſe nicht gar zu ſchwer
ſind, wird ſie auch die Heilung der Krankheit zu
Stande bringen. Daher giebt es kein ſo ſchweres Ue-
bel, welches nicht hie und da von der Natur allein
geheilt worden waͤre. Die Blattern, Maſern, Schar-
lach, Nothlaufen, Frieſel, ſelbſt die urſpruͤnglichen
Petechien, wenn dieſe Ausſchlaͤge kein fremdes ſchlim-
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/242>, abgerufen am 24.11.2024.
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