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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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ungefähr in seinem sechzehnten Jahre einen Ausschlag
am Kopf, oder den sogenannten Erbgrind bekam.
Im Anfange brauchte er nichts dagegen, als daß er
den Kopf fleißig kämmte, bisweilen abbürsten ließ,
und dabey von Zeit zu Zeit laxirte. Da ihm aber
das Uebel lüstig wurde, so ließ er sich die Haare völ-
lig abscheeren, worauf er denn, da er noch andere
Hausmittel gebrauchte, bald hergestellt wurde. Aber
kurz darauf bekam er eine heftige Augenentzündung,
welche ungeachtet aller gebrauchten zertheilenden Mit-
teln doch einige Monate anhielt. Endlich hörte sie
auf; der Kranke bekam aber einen Ausschlag an der
Nase, der eben so hartnäckig war. Die Blätterchen
enthielten ein gelbes Wasser, welches die in der Nä-
he liegenden Theile anfraß. Dieses Uebel widerstund
allen reinigenden Holztränken, Pulvern, Pillen,
Spießglasmitteln und starken Gaben Quecksilberzube-
reitungen, bis es sich endlich durch wiederholtes
Schröpfen verlor; dabey wurde er öfters von Ver-
haltung des Harns geplagt, wozu noch die blinden
Hämorrhoiden kamen; endlich bekam er zwischen dem
Hodensack und After ein fistulöses Geschwür, woraus
der Urin floß. Nachdem er auch dieses heilen ließ,
bekam er eine mit sehr gefährlichen Zufällen verknüpf-
te Verhaltung des Urins, welche durch nichts als den
Blasenschnitt zu heben war.*)

Selbst, wo die Natur zu gewaltthätig wirkt,
und die heftigsten Zufälle, als Zuckungen, Wuth

und
*) Saml aus Abh. B. 313.

ungefaͤhr in ſeinem ſechzehnten Jahre einen Ausſchlag
am Kopf, oder den ſogenannten Erbgrind bekam.
Im Anfange brauchte er nichts dagegen, als daß er
den Kopf fleißig kaͤmmte, bisweilen abbuͤrſten ließ,
und dabey von Zeit zu Zeit laxirte. Da ihm aber
das Uebel luͤſtig wurde, ſo ließ er ſich die Haare voͤl-
lig abſcheeren, worauf er denn, da er noch andere
Hausmittel gebrauchte, bald hergeſtellt wurde. Aber
kurz darauf bekam er eine heftige Augenentzuͤndung,
welche ungeachtet aller gebrauchten zertheilenden Mit-
teln doch einige Monate anhielt. Endlich hoͤrte ſie
auf; der Kranke bekam aber einen Ausſchlag an der
Naſe, der eben ſo hartnaͤckig war. Die Blaͤtterchen
enthielten ein gelbes Waſſer, welches die in der Naͤ-
he liegenden Theile anfraß. Dieſes Uebel widerſtund
allen reinigenden Holztraͤnken, Pulvern, Pillen,
Spießglasmitteln und ſtarken Gaben Queckſilberzube-
reitungen, bis es ſich endlich durch wiederholtes
Schroͤpfen verlor; dabey wurde er oͤfters von Ver-
haltung des Harns geplagt, wozu noch die blinden
Haͤmorrhoiden kamen; endlich bekam er zwiſchen dem
Hodenſack und After ein fiſtuloͤſes Geſchwuͤr, woraus
der Urin floß. Nachdem er auch dieſes heilen ließ,
bekam er eine mit ſehr gefaͤhrlichen Zufaͤllen verknuͤpf-
te Verhaltung des Urins, welche durch nichts als den
Blaſenſchnitt zu heben war.*)

Selbſt, wo die Natur zu gewaltthaͤtig wirkt,
und die heftigſten Zufaͤlle, als Zuckungen, Wuth

und
*) Saml aus Abh. B. 313.
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[234/0253] ungefaͤhr in ſeinem ſechzehnten Jahre einen Ausſchlag am Kopf, oder den ſogenannten Erbgrind bekam. Im Anfange brauchte er nichts dagegen, als daß er den Kopf fleißig kaͤmmte, bisweilen abbuͤrſten ließ, und dabey von Zeit zu Zeit laxirte. Da ihm aber das Uebel luͤſtig wurde, ſo ließ er ſich die Haare voͤl- lig abſcheeren, worauf er denn, da er noch andere Hausmittel gebrauchte, bald hergeſtellt wurde. Aber kurz darauf bekam er eine heftige Augenentzuͤndung, welche ungeachtet aller gebrauchten zertheilenden Mit- teln doch einige Monate anhielt. Endlich hoͤrte ſie auf; der Kranke bekam aber einen Ausſchlag an der Naſe, der eben ſo hartnaͤckig war. Die Blaͤtterchen enthielten ein gelbes Waſſer, welches die in der Naͤ- he liegenden Theile anfraß. Dieſes Uebel widerſtund allen reinigenden Holztraͤnken, Pulvern, Pillen, Spießglasmitteln und ſtarken Gaben Queckſilberzube- reitungen, bis es ſich endlich durch wiederholtes Schroͤpfen verlor; dabey wurde er oͤfters von Ver- haltung des Harns geplagt, wozu noch die blinden Haͤmorrhoiden kamen; endlich bekam er zwiſchen dem Hodenſack und After ein fiſtuloͤſes Geſchwuͤr, woraus der Urin floß. Nachdem er auch dieſes heilen ließ, bekam er eine mit ſehr gefaͤhrlichen Zufaͤllen verknuͤpf- te Verhaltung des Urins, welche durch nichts als den Blaſenſchnitt zu heben war. *) Selbſt, wo die Natur zu gewaltthaͤtig wirkt, und die heftigſten Zufaͤlle, als Zuckungen, Wuth und *) Saml aus Abh. B. 313.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/253>, abgerufen am 22.11.2024.