Luft. Ihre Wunden und Beinbrüche heilet die Na- tur allein. Geschwüre, die sich nur durch Quecksil- ber, die Fieberrinde, und eine besondere Handhabung heilen lassen, sind den Indianern unbekannt. Diese leichte Heilung ihrer Krankheiten erhalten die Zaube- reyen, so wie bey den Othahitern die Zeremonien, in ihrem Werthe. So schlecht aber auch ihre Heilkunde beschaffen ist, so sterben doch bey ihnen überhaupt, verhältnißweise weniger, als bey gesitteten Völkern. Man findet viele alte Indianer, und das Alter scha- det auch selten ihren Seelenkräften.
Ganz anderst sind solche Völker daran, deren Leibesbeschaffenheit durch was immer für Veranlas- sungen zerrüttet ist. Ich übergehe alles, was Hip- pokrates im Buche von der Luft, dem Wasser und den Gegenden gesagt hat, obschon jede Zeile, beson- ders die Geschichte der Einwohner von Colchis und Scythien meinen Satz beweiset, weßwegen ich das Lesen desselben meinen Lesern sehr empfehle. -- Unter den Neuern sagt Black: Im heissen Sommer, und in den Herbstjahrszeiten Europens, in den niedrigen sumpfichten Gegenden, wie zum Beispiel in Italien und Ungarn, wo die Sommer heiß und lang sind; und in dem nördlichen Morast Holland ist das nach- lassende Fieber die epidemische Plage. Im Lager liegende Armeen werden oft in dieser Jahrszeit er- schrecklich, sowohl mit ihm, als mit der Ruhr befal- len. In England und Irrland sind diese Fieber auch häufige und tödtliche epidemische Krankheiten; und sie schränken sich nicht bl[o]s auf die Sommerjahrszeit
ein
Luft. Ihre Wunden und Beinbruͤche heilet die Na- tur allein. Geſchwuͤre, die ſich nur durch Queckſil- ber, die Fieberrinde, und eine beſondere Handhabung heilen laſſen, ſind den Indianern unbekannt. Dieſe leichte Heilung ihrer Krankheiten erhalten die Zaube- reyen, ſo wie bey den Othahitern die Zeremonien, in ihrem Werthe. So ſchlecht aber auch ihre Heilkunde beſchaffen iſt, ſo ſterben doch bey ihnen uͤberhaupt, verhaͤltnißweiſe weniger, als bey geſitteten Voͤlkern. Man findet viele alte Indianer, und das Alter ſcha- det auch ſelten ihren Seelenkraͤften.
Ganz anderſt ſind ſolche Voͤlker daran, deren Leibesbeſchaffenheit durch was immer fuͤr Veranlaſ- ſungen zerruͤttet iſt. Ich uͤbergehe alles, was Hip- pokrates im Buche von der Luft, dem Waſſer und den Gegenden geſagt hat, obſchon jede Zeile, beſon- ders die Geſchichte der Einwohner von Colchis und Scythien meinen Satz beweiſet, weßwegen ich das Leſen deſſelben meinen Leſern ſehr empfehle. — Unter den Neuern ſagt Black: Im heiſſen Sommer, und in den Herbſtjahrszeiten Europens, in den niedrigen ſumpfichten Gegenden, wie zum Beiſpiel in Italien und Ungarn, wo die Sommer heiß und lang ſind; und in dem noͤrdlichen Moraſt Holland iſt das nach- laſſende Fieber die epidemiſche Plage. Im Lager liegende Armeen werden oft in dieſer Jahrszeit er- ſchrecklich, ſowohl mit ihm, als mit der Ruhr befal- len. In England und Irrland ſind dieſe Fieber auch haͤufige und toͤdtliche epidemiſche Krankheiten; und ſie ſchraͤnken ſich nicht bl[o]s auf die Sommerjahrszeit
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Luft. Ihre Wunden und Beinbruͤche heilet die Na-
tur allein. Geſchwuͤre, die ſich nur durch Queckſil-
ber, die Fieberrinde, und eine beſondere Handhabung
heilen laſſen, ſind den Indianern unbekannt. Dieſe
leichte Heilung ihrer Krankheiten erhalten die Zaube-
reyen, ſo wie bey den Othahitern die Zeremonien, in
ihrem Werthe. So ſchlecht aber auch ihre Heilkunde
beſchaffen iſt, ſo ſterben doch bey ihnen uͤberhaupt,
verhaͤltnißweiſe weniger, als bey geſitteten Voͤlkern.
Man findet viele alte Indianer, und das Alter ſcha-
det auch ſelten ihren Seelenkraͤften.
Ganz anderſt ſind ſolche Voͤlker daran, deren
Leibesbeſchaffenheit durch was immer fuͤr Veranlaſ-
ſungen zerruͤttet iſt. Ich uͤbergehe alles, was Hip-
pokrates im Buche von der Luft, dem Waſſer und
den Gegenden geſagt hat, obſchon jede Zeile, beſon-
ders die Geſchichte der Einwohner von Colchis und
Scythien meinen Satz beweiſet, weßwegen ich das
Leſen deſſelben meinen Leſern ſehr empfehle. — Unter
den Neuern ſagt Black: Im heiſſen Sommer, und
in den Herbſtjahrszeiten Europens, in den niedrigen
ſumpfichten Gegenden, wie zum Beiſpiel in Italien
und Ungarn, wo die Sommer heiß und lang ſind;
und in dem noͤrdlichen Moraſt Holland iſt das nach-
laſſende Fieber die epidemiſche Plage. Im Lager
liegende Armeen werden oft in dieſer Jahrszeit er-
ſchrecklich, ſowohl mit ihm, als mit der Ruhr befal-
len. In England und Irrland ſind dieſe Fieber auch
haͤufige und toͤdtliche epidemiſche Krankheiten; und
ſie ſchraͤnken ſich nicht blos auf die Sommerjahrszeit
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/317>, abgerufen am 25.11.2024.
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