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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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Einer, der am Gallfieber lag, wurde durch
viele Ausleerungen so sehr entkräftet, daß er in Be-
täubung verfiel, Erbrechen und anhaltenden Schluch-
zen, gespannte Weichen (Hyppochondria) und kalte
Füße bekam; der gegenwärtige Arzt sahe alles für
Zeichen des Brandes an. Kämpf aber gab ihm eine
Suppe von dem schwärzesten Brode mit Sauerampfer.
Diese begierig verschlückte Kost stillte das Erbrechen
und den Schluchzen, und versöhnte den Magen mit
den Arzneyen, die ihn bald außer Gefahr setzten.

Als im Christmonat des Jahrs 1778 die Gall-
fieber um Heidelberg herrschend wurden, starb nach
Gattenhofs Bericht keiner daran, als ein junger
Mensch, der sich im Anfange eine starke Aderlässe ma-
chen ließ, worauf er gleich von Kräften kam, ver-
wirrt wurde, und mit den Händen um sich schlug. --
Schwächliche Leute erholten sich erst nach drey, vier
Wochen unter allerley unbedeutenden Beschwerden;
starke hingegen sehr geschwind und vollkommen.*)

Bey der gallichten Lungenentzündung, welche
1753 in Lausann herrschte, starben alle, denen zur
Ader gelassen wurde; einige, welche Tissot nach dem
Aderlassen noch vor dem Tode sah, athmeten schwer,
und verfielen in Irreseyn: der Athem war dabey sehr
geschwind und kurz; und das Phantasiren lebhaft,
der Puls äußerst schnell, geschwind, klein, hart. Er
ließ keinem Blut weg, und sie genasen alle unter dem

Ge-
*) Annus Medicus 1778 bey Gelegenheit der Diss. de Plethora
von Storr.
Gall I. Band. B b

Einer, der am Gallfieber lag, wurde durch
viele Ausleerungen ſo ſehr entkraͤftet, daß er in Be-
taͤubung verfiel, Erbrechen und anhaltenden Schluch-
zen, geſpannte Weichen (Hyppochondria) und kalte
Fuͤße bekam; der gegenwaͤrtige Arzt ſahe alles fuͤr
Zeichen des Brandes an. Kämpf aber gab ihm eine
Suppe von dem ſchwaͤrzeſten Brode mit Sauerampfer.
Dieſe begierig verſchluͤckte Koſt ſtillte das Erbrechen
und den Schluchzen, und verſoͤhnte den Magen mit
den Arzneyen, die ihn bald außer Gefahr ſetzten.

Als im Chriſtmonat des Jahrs 1778 die Gall-
fieber um Heidelberg herrſchend wurden, ſtarb nach
Gattenhofs Bericht keiner daran, als ein junger
Menſch, der ſich im Anfange eine ſtarke Aderlaͤſſe ma-
chen ließ, worauf er gleich von Kraͤften kam, ver-
wirrt wurde, und mit den Haͤnden um ſich ſchlug. —
Schwaͤchliche Leute erholten ſich erſt nach drey, vier
Wochen unter allerley unbedeutenden Beſchwerden;
ſtarke hingegen ſehr geſchwind und vollkommen.*)

Bey der gallichten Lungenentzuͤndung, welche
1753 in Lauſann herrſchte, ſtarben alle, denen zur
Ader gelaſſen wurde; einige, welche Tiſſot nach dem
Aderlaſſen noch vor dem Tode ſah, athmeten ſchwer,
und verfielen in Irreſeyn: der Athem war dabey ſehr
geſchwind und kurz; und das Phantaſiren lebhaft,
der Puls aͤußerſt ſchnell, geſchwind, klein, hart. Er
ließ keinem Blut weg, und ſie genaſen alle unter dem

Ge-
*) Annus Medicus 1778 bey Gelegenheit der Diſſ. de Plethora
von Storr.
Gall I. Band. B b
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[385/0404] Einer, der am Gallfieber lag, wurde durch viele Ausleerungen ſo ſehr entkraͤftet, daß er in Be- taͤubung verfiel, Erbrechen und anhaltenden Schluch- zen, geſpannte Weichen (Hyppochondria) und kalte Fuͤße bekam; der gegenwaͤrtige Arzt ſahe alles fuͤr Zeichen des Brandes an. Kämpf aber gab ihm eine Suppe von dem ſchwaͤrzeſten Brode mit Sauerampfer. Dieſe begierig verſchluͤckte Koſt ſtillte das Erbrechen und den Schluchzen, und verſoͤhnte den Magen mit den Arzneyen, die ihn bald außer Gefahr ſetzten. Als im Chriſtmonat des Jahrs 1778 die Gall- fieber um Heidelberg herrſchend wurden, ſtarb nach Gattenhofs Bericht keiner daran, als ein junger Menſch, der ſich im Anfange eine ſtarke Aderlaͤſſe ma- chen ließ, worauf er gleich von Kraͤften kam, ver- wirrt wurde, und mit den Haͤnden um ſich ſchlug. — Schwaͤchliche Leute erholten ſich erſt nach drey, vier Wochen unter allerley unbedeutenden Beſchwerden; ſtarke hingegen ſehr geſchwind und vollkommen. *) Bey der gallichten Lungenentzuͤndung, welche 1753 in Lauſann herrſchte, ſtarben alle, denen zur Ader gelaſſen wurde; einige, welche Tiſſot nach dem Aderlaſſen noch vor dem Tode ſah, athmeten ſchwer, und verfielen in Irreſeyn: der Athem war dabey ſehr geſchwind und kurz; und das Phantaſiren lebhaft, der Puls aͤußerſt ſchnell, geſchwind, klein, hart. Er ließ keinem Blut weg, und ſie genaſen alle unter dem Ge- *) Annus Medicus 1778 bey Gelegenheit der Diſſ. de Plethora von Storr. Gall I. Band. B b

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/404>, abgerufen am 22.11.2024.