Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

selbst hervorträten. Diese Erhabenheit wurde nach
und nach roth, entzündete sich, eiterte, und es floß
aus beyden Geschwüren eine grosse Menge Eiter. Da-
bey erhielt er seine Kräfte wieder -- und verdient
seitdem, wie vorher, sein tägliches Brod mit einem
Auge, mir zur ewigen Warnung, und meinen jungen
Lesern zur dringenden Belehrung.

Von der Wiedergenesung.
§. 44.

Aus diesen Erfahrungen erhellet schon zum
Theil, in welchem Verhältniß die Wiedergenesung
mit den mehr oder weniger erhaltenen, oder wieder-
kommenden Kräften stehe. Da aber viel daran gele-
gen ist, daß dieser Zeitpunkt gut beurtheilt und folg-
lich gut behandelt werde, so ist es der Mühe werth,
etwas genauer zu erforschen, wovon dessen glücklicher
oder unglücklicher Verlauf vorzüglich abhänge.

Im Allgemeinen gilt die Bemerkung, daß,
je mehr die Kräfte durch die vorhergehende Krankheit
gelitten haben, desto schwerer, langsamer, unvoll-
ständiger die Wiedergenesung von statten gehe. Die
größere oder geringere Entkräftung aber hängt bald
von der mitgebrachten Leibesbeschaffenheit, bald von
der Natur und der Dauer der Krankheit, bald von
der Heilart, und bald von allen diesen Umständen zu-
sammen ab. Pest, pestilenzialische Fieber, bösartige
Fieber, Nervenfieber, Faulfieber zerrütten die Lebens-
kräfte am mächtigsten; auch ist nach allen diesen Ue-
beln die Wiedergenesung mit den grösten Schwierig-

kei-

ſelbſt hervortraͤten. Dieſe Erhabenheit wurde nach
und nach roth, entzuͤndete ſich, eiterte, und es floß
aus beyden Geſchwuͤren eine groſſe Menge Eiter. Da-
bey erhielt er ſeine Kraͤfte wieder — und verdient
ſeitdem, wie vorher, ſein taͤgliches Brod mit einem
Auge, mir zur ewigen Warnung, und meinen jungen
Leſern zur dringenden Belehrung.

Von der Wiedergeneſung.
§. 44.

Aus dieſen Erfahrungen erhellet ſchon zum
Theil, in welchem Verhaͤltniß die Wiedergeneſung
mit den mehr oder weniger erhaltenen, oder wieder-
kommenden Kraͤften ſtehe. Da aber viel daran gele-
gen iſt, daß dieſer Zeitpunkt gut beurtheilt und folg-
lich gut behandelt werde, ſo iſt es der Muͤhe werth,
etwas genauer zu erforſchen, wovon deſſen gluͤcklicher
oder ungluͤcklicher Verlauf vorzuͤglich abhaͤnge.

Im Allgemeinen gilt die Bemerkung, daß,
je mehr die Kraͤfte durch die vorhergehende Krankheit
gelitten haben, deſto ſchwerer, langſamer, unvoll-
ſtaͤndiger die Wiedergeneſung von ſtatten gehe. Die
groͤßere oder geringere Entkraͤftung aber haͤngt bald
von der mitgebrachten Leibesbeſchaffenheit, bald von
der Natur und der Dauer der Krankheit, bald von
der Heilart, und bald von allen dieſen Umſtaͤnden zu-
ſammen ab. Peſt, peſtilenzialiſche Fieber, boͤsartige
Fieber, Nervenfieber, Faulfieber zerruͤtten die Lebens-
kraͤfte am maͤchtigſten; auch iſt nach allen dieſen Ue-
beln die Wiedergeneſung mit den groͤſten Schwierig-

kei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0407" n="388"/>
&#x017F;elb&#x017F;t hervortra&#x0364;ten. Die&#x017F;e Erhabenheit wurde nach<lb/>
und nach roth, entzu&#x0364;ndete &#x017F;ich, eiterte, und es floß<lb/>
aus beyden Ge&#x017F;chwu&#x0364;ren eine gro&#x017F;&#x017F;e Menge Eiter. Da-<lb/>
bey erhielt er &#x017F;eine Kra&#x0364;fte wieder &#x2014; und verdient<lb/>
&#x017F;eitdem, wie vorher, &#x017F;ein ta&#x0364;gliches Brod mit einem<lb/>
Auge, mir zur ewigen Warnung, und meinen jungen<lb/>
Le&#x017F;ern zur dringenden Belehrung.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Von der Wiedergene&#x017F;ung.</hi><lb/>
§. 44.</head><lb/>
            <p>Aus die&#x017F;en Erfahrungen erhellet &#x017F;chon zum<lb/>
Theil, in welchem Verha&#x0364;ltniß die <hi rendition="#fr">Wiedergene&#x017F;ung</hi><lb/>
mit den mehr oder weniger erhaltenen, oder wieder-<lb/>
kommenden Kra&#x0364;ften &#x017F;tehe. Da aber viel daran gele-<lb/>
gen i&#x017F;t, daß die&#x017F;er Zeitpunkt gut beurtheilt und folg-<lb/>
lich gut behandelt werde, &#x017F;o i&#x017F;t es der Mu&#x0364;he werth,<lb/>
etwas genauer zu erfor&#x017F;chen, wovon de&#x017F;&#x017F;en glu&#x0364;cklicher<lb/>
oder unglu&#x0364;cklicher Verlauf vorzu&#x0364;glich abha&#x0364;nge.</p><lb/>
            <p>Im Allgemeinen gilt die Bemerkung, daß,<lb/>
je mehr die Kra&#x0364;fte durch die vorhergehende Krankheit<lb/>
gelitten haben, de&#x017F;to &#x017F;chwerer, lang&#x017F;amer, unvoll-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndiger die Wiedergene&#x017F;ung von &#x017F;tatten gehe. Die<lb/>
gro&#x0364;ßere oder geringere Entkra&#x0364;ftung aber ha&#x0364;ngt bald<lb/>
von der mitgebrachten Leibesbe&#x017F;chaffenheit, bald von<lb/>
der Natur und der Dauer der Krankheit, bald von<lb/>
der Heilart, und bald von allen die&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;nden zu-<lb/>
&#x017F;ammen ab. Pe&#x017F;t, pe&#x017F;tilenziali&#x017F;che Fieber, bo&#x0364;sartige<lb/>
Fieber, Nervenfieber, Faulfieber zerru&#x0364;tten die Lebens-<lb/>
kra&#x0364;fte am ma&#x0364;chtig&#x017F;ten; auch i&#x017F;t nach allen die&#x017F;en Ue-<lb/>
beln die Wiedergene&#x017F;ung mit den gro&#x0364;&#x017F;ten Schwierig-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kei-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0407] ſelbſt hervortraͤten. Dieſe Erhabenheit wurde nach und nach roth, entzuͤndete ſich, eiterte, und es floß aus beyden Geſchwuͤren eine groſſe Menge Eiter. Da- bey erhielt er ſeine Kraͤfte wieder — und verdient ſeitdem, wie vorher, ſein taͤgliches Brod mit einem Auge, mir zur ewigen Warnung, und meinen jungen Leſern zur dringenden Belehrung. Von der Wiedergeneſung. §. 44. Aus dieſen Erfahrungen erhellet ſchon zum Theil, in welchem Verhaͤltniß die Wiedergeneſung mit den mehr oder weniger erhaltenen, oder wieder- kommenden Kraͤften ſtehe. Da aber viel daran gele- gen iſt, daß dieſer Zeitpunkt gut beurtheilt und folg- lich gut behandelt werde, ſo iſt es der Muͤhe werth, etwas genauer zu erforſchen, wovon deſſen gluͤcklicher oder ungluͤcklicher Verlauf vorzuͤglich abhaͤnge. Im Allgemeinen gilt die Bemerkung, daß, je mehr die Kraͤfte durch die vorhergehende Krankheit gelitten haben, deſto ſchwerer, langſamer, unvoll- ſtaͤndiger die Wiedergeneſung von ſtatten gehe. Die groͤßere oder geringere Entkraͤftung aber haͤngt bald von der mitgebrachten Leibesbeſchaffenheit, bald von der Natur und der Dauer der Krankheit, bald von der Heilart, und bald von allen dieſen Umſtaͤnden zu- ſammen ab. Peſt, peſtilenzialiſche Fieber, boͤsartige Fieber, Nervenfieber, Faulfieber zerruͤtten die Lebens- kraͤfte am maͤchtigſten; auch iſt nach allen dieſen Ue- beln die Wiedergeneſung mit den groͤſten Schwierig- kei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der erste Band von Franz Joseph Galls "Philosophi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/407
Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/407>, abgerufen am 22.11.2024.