stärkung ist nach SydenhamsBeobachtung die kräf- tigste Gegenwehr gegen jenen lästigen Husten, welcher einige, besonders schon bejahrte, Wiedergenesende so sehr abzumatten pflegt. Der zu schlappe Magen be- findet sich wohl dabey, und der Husten, welcher bloß davon abhängt, hört bald auf. Und dieses ist auch das Verfahren, wodurch die noch nöthigen Auslee- rungen in Gang gebracht werden. Hatte man in den Lausannischen Gallfiebern die Kräfte und die Eßlust hergestellt, so bewirkte die Natur von selbst die letz- ten, gallichten Auslerungen, welche erst die Entschei- dungen vollkommen, und vor Rückfällen sicher mach- ten. Eben dieses beobachtete Gallarotti, und Hip- pokrates beym Heropyt zu Polystilo, bey welchem um den acht und achtzigsten Tag zwar alle Zufälle ge- schwächt wurden, aber erst dann aufhörten, wo er am hundertsten Tage einen ziemlich anhaltenden Durch- fall eines häufigen gallichten Abganges bekam.*)
Der Zeitpunkt der Wiedergenesung, sagt Strack, ist als ein Zustand anzusehen, der zwischen der Krank- heit und der vollkommenen Gesundheit mitten inne steht; während welchem (weil jezt die Kräfte des Körpers mehr, als während der Krankheit zunehmen) die Natur die schadhafte Materie besser kocht, und die gekochte nachdrücklicher fortschaffet. Innerhalb dem Zeitpunkt der Wiedergenesung ereignen sich die meisten kritischen Ausleerungen, und es äussern sich die herr- lichsten Erscheinungen, welche sowohl zur Kenntniß
als
*) 3 B. von den Landsenchen. 3te Ab. 9te Kranke.
ſtaͤrkung iſt nach SydenhamsBeobachtung die kraͤf- tigſte Gegenwehr gegen jenen laͤſtigen Huſten, welcher einige, beſonders ſchon bejahrte, Wiedergeneſende ſo ſehr abzumatten pflegt. Der zu ſchlappe Magen be- findet ſich wohl dabey, und der Huſten, welcher bloß davon abhaͤngt, hoͤrt bald auf. Und dieſes iſt auch das Verfahren, wodurch die noch noͤthigen Auslee- rungen in Gang gebracht werden. Hatte man in den Lauſanniſchen Gallfiebern die Kraͤfte und die Eßluſt hergeſtellt, ſo bewirkte die Natur von ſelbſt die letz- ten, gallichten Auslerungen, welche erſt die Entſchei- dungen vollkommen, und vor Ruͤckfaͤllen ſicher mach- ten. Eben dieſes beobachtete Gallarotti, und Hip- pokrates beym Heropyt zu Polyſtilo, bey welchem um den acht und achtzigſten Tag zwar alle Zufaͤlle ge- ſchwaͤcht wurden, aber erſt dann aufhoͤrten, wo er am hundertſten Tage einen ziemlich anhaltenden Durch- fall eines haͤufigen gallichten Abganges bekam.*)
Der Zeitpunkt der Wiedergeneſung, ſagt Strack, iſt als ein Zuſtand anzuſehen, der zwiſchen der Krank- heit und der vollkommenen Geſundheit mitten inne ſteht; waͤhrend welchem (weil jezt die Kraͤfte des Koͤrpers mehr, als waͤhrend der Krankheit zunehmen) die Natur die ſchadhafte Materie beſſer kocht, und die gekochte nachdruͤcklicher fortſchaffet. Innerhalb dem Zeitpunkt der Wiedergeneſung ereignen ſich die meiſten kritiſchen Ausleerungen, und es aͤuſſern ſich die herr- lichſten Erſcheinungen, welche ſowohl zur Kenntniß
als
*) 3 B. von den Landſenchen. 3te Ab. 9te Kranke.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0413"n="394"/>ſtaͤrkung iſt nach <hirendition="#fr">Sydenhams</hi><choice><sic>Beobachtuug</sic><corr>Beobachtung</corr></choice> die kraͤf-<lb/>
tigſte Gegenwehr gegen jenen laͤſtigen Huſten, welcher<lb/>
einige, beſonders ſchon bejahrte, Wiedergeneſende ſo<lb/>ſehr abzumatten pflegt. Der zu ſchlappe Magen be-<lb/>
findet ſich wohl dabey, und der Huſten, welcher bloß<lb/>
davon abhaͤngt, hoͤrt bald auf. Und dieſes iſt auch<lb/>
das Verfahren, wodurch die noch noͤthigen Auslee-<lb/>
rungen in Gang gebracht werden. Hatte man in den<lb/>
Lauſanniſchen Gallfiebern die Kraͤfte und die Eßluſt<lb/>
hergeſtellt, ſo bewirkte die Natur von ſelbſt die letz-<lb/>
ten, gallichten Auslerungen, welche erſt die Entſchei-<lb/>
dungen vollkommen, und vor Ruͤckfaͤllen ſicher mach-<lb/>
ten. Eben dieſes beobachtete <hirendition="#fr">Gallarotti</hi>, und <hirendition="#fr">Hip-<lb/>
pokrates</hi> beym <hirendition="#fr">Heropyt</hi> zu <hirendition="#fr">Polyſtilo</hi>, bey welchem<lb/>
um den acht und achtzigſten Tag zwar alle Zufaͤlle ge-<lb/>ſchwaͤcht wurden, aber erſt dann aufhoͤrten, wo er<lb/>
am hundertſten Tage einen ziemlich anhaltenden Durch-<lb/>
fall eines haͤufigen gallichten Abganges bekam.<noteplace="foot"n="*)">3 B. von den Landſenchen. 3te Ab. 9te Kranke.</note></p><lb/><p>Der Zeitpunkt der Wiedergeneſung, ſagt <hirendition="#fr">Strack</hi>,<lb/>
iſt als ein Zuſtand anzuſehen, der zwiſchen der Krank-<lb/>
heit und der vollkommenen Geſundheit mitten inne<lb/>ſteht; waͤhrend welchem (weil jezt die Kraͤfte des<lb/>
Koͤrpers mehr, als waͤhrend der Krankheit zunehmen)<lb/>
die Natur die ſchadhafte Materie beſſer kocht, und die<lb/>
gekochte nachdruͤcklicher fortſchaffet. Innerhalb dem<lb/>
Zeitpunkt der Wiedergeneſung ereignen ſich die meiſten<lb/>
kritiſchen Ausleerungen, und es aͤuſſern ſich die herr-<lb/>
lichſten Erſcheinungen, welche ſowohl zur Kenntniß<lb/><fwplace="bottom"type="catch">als</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[394/0413]
ſtaͤrkung iſt nach Sydenhams Beobachtung die kraͤf-
tigſte Gegenwehr gegen jenen laͤſtigen Huſten, welcher
einige, beſonders ſchon bejahrte, Wiedergeneſende ſo
ſehr abzumatten pflegt. Der zu ſchlappe Magen be-
findet ſich wohl dabey, und der Huſten, welcher bloß
davon abhaͤngt, hoͤrt bald auf. Und dieſes iſt auch
das Verfahren, wodurch die noch noͤthigen Auslee-
rungen in Gang gebracht werden. Hatte man in den
Lauſanniſchen Gallfiebern die Kraͤfte und die Eßluſt
hergeſtellt, ſo bewirkte die Natur von ſelbſt die letz-
ten, gallichten Auslerungen, welche erſt die Entſchei-
dungen vollkommen, und vor Ruͤckfaͤllen ſicher mach-
ten. Eben dieſes beobachtete Gallarotti, und Hip-
pokrates beym Heropyt zu Polyſtilo, bey welchem
um den acht und achtzigſten Tag zwar alle Zufaͤlle ge-
ſchwaͤcht wurden, aber erſt dann aufhoͤrten, wo er
am hundertſten Tage einen ziemlich anhaltenden Durch-
fall eines haͤufigen gallichten Abganges bekam. *)
Der Zeitpunkt der Wiedergeneſung, ſagt Strack,
iſt als ein Zuſtand anzuſehen, der zwiſchen der Krank-
heit und der vollkommenen Geſundheit mitten inne
ſteht; waͤhrend welchem (weil jezt die Kraͤfte des
Koͤrpers mehr, als waͤhrend der Krankheit zunehmen)
die Natur die ſchadhafte Materie beſſer kocht, und die
gekochte nachdruͤcklicher fortſchaffet. Innerhalb dem
Zeitpunkt der Wiedergeneſung ereignen ſich die meiſten
kritiſchen Ausleerungen, und es aͤuſſern ſich die herr-
lichſten Erſcheinungen, welche ſowohl zur Kenntniß
als
*) 3 B. von den Landſenchen. 3te Ab. 9te Kranke.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/413>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.