Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

welche jezt ganz schwach und träg geworden sind. Hier
kann nichts Hilfe schaffen, als die Entstehung der
Gicht, durch bittere, herzstärkende Mittel, eisenhal-
tige Mineralwässer, einen mit weißen Wein bereite-
ten Aufguß von der Fieberrinde und durch die hitzigen
Opiaten zu befördern zu suchen; alle diese Mittel aber
hat Grant bey starken Personen nie nöthig gefunden.

Eben so verhielt sichs mit jenen Wechselfiebern
welche Sydenham vom Jahr 1661. beschrieben hat.
Wenn diese alte, cachektische, durch Aderlassen oder
andere Ausleerungen geschwächte Personen befielen,
so dauerten sie zwey bis drey Monate.

§. 54.

Ferner ist es eine bekannte Thatsache, daß den
erblichen Krankheiten auf keine Weise wirksamer vor-
gebaut wird, als daß man solchen Leuten von Mut-
terleibe an eine starke, abgehärtete Leibesbeschaffenheit
und so viel möglich körperliche Kraft zu verschaffen
sucht. Dadurch erreicht man oft, daß der angeerb-
te Zunder in dem starken Sohne erstickt bleibt, ob-
schon er im schwächern Enkel wieder aufglimmt, wo-
von Van Swieten Beyspiele anführt.*) Freylich
ist dieses nicht die einzige Ursache dieser Erscheinung.

Einer der bündigsten Beweise endlich, daß die
Wirksamkeit der Natur in langwierigen Krankheiten
mit dem Kräftenmaße in gleichem Verhältniße stehe,
und daß meine angegebene Heilanzeige die allgemeinste

seyn
*) T. III. §. 1075. Nro 1.

welche jezt ganz ſchwach und traͤg geworden ſind. Hier
kann nichts Hilfe ſchaffen, als die Entſtehung der
Gicht, durch bittere, herzſtaͤrkende Mittel, eiſenhal-
tige Mineralwaͤſſer, einen mit weißen Wein bereite-
ten Aufguß von der Fieberrinde und durch die hitzigen
Opiaten zu befoͤrdern zu ſuchen; alle dieſe Mittel aber
hat Grant bey ſtarken Perſonen nie noͤthig gefunden.

Eben ſo verhielt ſichs mit jenen Wechſelfiebern
welche Sydenham vom Jahr 1661. beſchrieben hat.
Wenn dieſe alte, cachektiſche, durch Aderlaſſen oder
andere Ausleerungen geſchwaͤchte Perſonen befielen,
ſo dauerten ſie zwey bis drey Monate.

§. 54.

Ferner iſt es eine bekannte Thatſache, daß den
erblichen Krankheiten auf keine Weiſe wirkſamer vor-
gebaut wird, als daß man ſolchen Leuten von Mut-
terleibe an eine ſtarke, abgehaͤrtete Leibesbeſchaffenheit
und ſo viel moͤglich koͤrperliche Kraft zu verſchaffen
ſucht. Dadurch erreicht man oft, daß der angeerb-
te Zunder in dem ſtarken Sohne erſtickt bleibt, ob-
ſchon er im ſchwaͤchern Enkel wieder aufglimmt, wo-
von Van Swieten Beyſpiele anfuͤhrt.*) Freylich
iſt dieſes nicht die einzige Urſache dieſer Erſcheinung.

Einer der buͤndigſten Beweiſe endlich, daß die
Wirkſamkeit der Natur in langwierigen Krankheiten
mit dem Kraͤftenmaße in gleichem Verhaͤltniße ſtehe,
und daß meine angegebene Heilanzeige die allgemeinſte

ſeyn
*) T. III. §. 1075. Nro 1.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0442" n="423"/>
welche jezt ganz &#x017F;chwach und tra&#x0364;g geworden &#x017F;ind. Hier<lb/>
kann nichts Hilfe &#x017F;chaffen, als die Ent&#x017F;tehung der<lb/>
Gicht, durch bittere, herz&#x017F;ta&#x0364;rkende Mittel, ei&#x017F;enhal-<lb/>
tige Mineralwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, einen mit weißen Wein bereite-<lb/>
ten Aufguß von der Fieberrinde und durch die hitzigen<lb/>
Opiaten zu befo&#x0364;rdern zu &#x017F;uchen; alle die&#x017F;e Mittel aber<lb/>
hat <hi rendition="#fr">Grant</hi> bey &#x017F;tarken Per&#x017F;onen nie no&#x0364;thig gefunden.</p><lb/>
              <p>Eben &#x017F;o verhielt &#x017F;ichs mit jenen Wech&#x017F;elfiebern<lb/>
welche <hi rendition="#fr">Sydenham</hi> vom Jahr 1661. be&#x017F;chrieben hat.<lb/>
Wenn die&#x017F;e alte, cachekti&#x017F;che, durch Aderla&#x017F;&#x017F;en oder<lb/>
andere Ausleerungen ge&#x017F;chwa&#x0364;chte Per&#x017F;onen befielen,<lb/>
&#x017F;o dauerten &#x017F;ie zwey bis drey Monate.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 54.</head><lb/>
              <p>Ferner i&#x017F;t es eine bekannte That&#x017F;ache, daß den<lb/>
erblichen Krankheiten auf keine Wei&#x017F;e wirk&#x017F;amer vor-<lb/>
gebaut wird, als daß man &#x017F;olchen Leuten von Mut-<lb/>
terleibe an eine &#x017F;tarke, abgeha&#x0364;rtete Leibesbe&#x017F;chaffenheit<lb/>
und &#x017F;o viel mo&#x0364;glich ko&#x0364;rperliche Kraft zu ver&#x017F;chaffen<lb/>
&#x017F;ucht. Dadurch erreicht man oft, daß der angeerb-<lb/>
te Zunder in dem &#x017F;tarken Sohne er&#x017F;tickt bleibt, ob-<lb/>
&#x017F;chon er im &#x017F;chwa&#x0364;chern Enkel wieder aufglimmt, wo-<lb/>
von <hi rendition="#fr">Van Swieten</hi> Bey&#x017F;piele anfu&#x0364;hrt.<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">T. III. §. 1075. Nro</hi> 1.</note> Freylich<lb/>
i&#x017F;t die&#x017F;es nicht die einzige Ur&#x017F;ache die&#x017F;er Er&#x017F;cheinung.</p><lb/>
              <p>Einer der bu&#x0364;ndig&#x017F;ten Bewei&#x017F;e endlich, daß die<lb/>
Wirk&#x017F;amkeit der Natur in langwierigen Krankheiten<lb/>
mit dem Kra&#x0364;ftenmaße in gleichem Verha&#x0364;ltniße &#x017F;tehe,<lb/>
und daß meine angegebene Heilanzeige die allgemein&#x017F;te<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eyn</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0442] welche jezt ganz ſchwach und traͤg geworden ſind. Hier kann nichts Hilfe ſchaffen, als die Entſtehung der Gicht, durch bittere, herzſtaͤrkende Mittel, eiſenhal- tige Mineralwaͤſſer, einen mit weißen Wein bereite- ten Aufguß von der Fieberrinde und durch die hitzigen Opiaten zu befoͤrdern zu ſuchen; alle dieſe Mittel aber hat Grant bey ſtarken Perſonen nie noͤthig gefunden. Eben ſo verhielt ſichs mit jenen Wechſelfiebern welche Sydenham vom Jahr 1661. beſchrieben hat. Wenn dieſe alte, cachektiſche, durch Aderlaſſen oder andere Ausleerungen geſchwaͤchte Perſonen befielen, ſo dauerten ſie zwey bis drey Monate. §. 54. Ferner iſt es eine bekannte Thatſache, daß den erblichen Krankheiten auf keine Weiſe wirkſamer vor- gebaut wird, als daß man ſolchen Leuten von Mut- terleibe an eine ſtarke, abgehaͤrtete Leibesbeſchaffenheit und ſo viel moͤglich koͤrperliche Kraft zu verſchaffen ſucht. Dadurch erreicht man oft, daß der angeerb- te Zunder in dem ſtarken Sohne erſtickt bleibt, ob- ſchon er im ſchwaͤchern Enkel wieder aufglimmt, wo- von Van Swieten Beyſpiele anfuͤhrt. *) Freylich iſt dieſes nicht die einzige Urſache dieſer Erſcheinung. Einer der buͤndigſten Beweiſe endlich, daß die Wirkſamkeit der Natur in langwierigen Krankheiten mit dem Kraͤftenmaße in gleichem Verhaͤltniße ſtehe, und daß meine angegebene Heilanzeige die allgemeinſte ſeyn *) T. III. §. 1075. Nro 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der erste Band von Franz Joseph Galls "Philosophi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/442
Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/442>, abgerufen am 22.11.2024.