drey Wochen ausgesetzt sind. -- Dieses sind die vor- nehmsten Ursachen dieses Zustandes.
§. 80.
Da er nun aber auch öfters in sehr schweren Krankheiten, nachdem sie schon eine geraume Zeit ge- dauert haben, statt hat, so setzt er nicht selten die erfahrnsten Aerzte in Verlegenheit. Ich kenne nicht leicht eine kitzlichere Lage, in welcher die Erkenntniß des wahren Zustandes versteckter, und unser Entschluß von zugleich wichtigerm und entgegengesetzterm Erfolg wäre. Wenn die gegenwärtige Krankheit noch nicht lange gedauert hat, und Verhältnißmäßig wenige Ausleerungen vorgegangen sind, so würde mich der Anschein der äußersten Entkräftung in Rücksicht mei- nes Heilverfahrens nicht irre machen. So war der Fall, bey Cothenius, den de Haen erzählet. Co- thenius ließ einem Priester, der an einer heftigen bößartigen Lungenentzündung darnieder lag, bey der größten Kraftlosigkeit, und zwar siebenmal nach ein- ander zur Ader, und verhalf ihm dadurch in kurzem zu seiner Gesundheit. Triller ließ am fünften Tage eines Seitenstiches noch zur Ader bey einem Kranken, der in allen Stücken einem Toden ähnlich war; denn sein Gesicht war blaß; die Nase spitzig; die Schläfe eingefallen; die Lippen blau, die Augen starr, steif und dunkel, der ganze Körper kalt; die Brust aufge- treten; der Leib hergegen eingezogen; der Puls aus- setzend, abnehmend und so schwach, daß man ihn oft gar nicht fühlte; der Othem ganz unmerklich;
Da er nun aber auch oͤfters in ſehr ſchweren Krankheiten, nachdem ſie ſchon eine geraume Zeit ge- dauert haben, ſtatt hat, ſo ſetzt er nicht ſelten die erfahrnſten Aerzte in Verlegenheit. Ich kenne nicht leicht eine kitzlichere Lage, in welcher die Erkenntniß des wahren Zuſtandes verſteckter, und unſer Entſchluß von zugleich wichtigerm und entgegengeſetzterm Erfolg waͤre. Wenn die gegenwaͤrtige Krankheit noch nicht lange gedauert hat, und Verhaͤltnißmaͤßig wenige Ausleerungen vorgegangen ſind, ſo wuͤrde mich der Anſchein der aͤußerſten Entkraͤftung in Ruͤckſicht mei- nes Heilverfahrens nicht irre machen. So war der Fall, bey Cothenius, den de Haen erzaͤhlet. Co- thenius ließ einem Prieſter, der an einer heftigen boͤßartigen Lungenentzuͤndung darnieder lag, bey der groͤßten Kraftloſigkeit, und zwar ſiebenmal nach ein- ander zur Ader, und verhalf ihm dadurch in kurzem zu ſeiner Geſundheit. Triller ließ am fuͤnften Tage eines Seitenſtiches noch zur Ader bey einem Kranken, der in allen Stuͤcken einem Toden aͤhnlich war; denn ſein Geſicht war blaß; die Naſe ſpitzig; die Schlaͤfe eingefallen; die Lippen blau, die Augen ſtarr, ſteif und dunkel, der ganze Koͤrper kalt; die Bruſt aufge- treten; der Leib hergegen eingezogen; der Puls aus- ſetzend, abnehmend und ſo ſchwach, daß man ihn oft gar nicht fuͤhlte; der Othem ganz unmerklich;
der
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drey Wochen ausgeſetzt ſind. — Dieſes ſind die vor-
nehmſten Urſachen dieſes Zuſtandes.
§. 80.
Da er nun aber auch oͤfters in ſehr ſchweren
Krankheiten, nachdem ſie ſchon eine geraume Zeit ge-
dauert haben, ſtatt hat, ſo ſetzt er nicht ſelten die
erfahrnſten Aerzte in Verlegenheit. Ich kenne nicht
leicht eine kitzlichere Lage, in welcher die Erkenntniß
des wahren Zuſtandes verſteckter, und unſer Entſchluß
von zugleich wichtigerm und entgegengeſetzterm Erfolg
waͤre. Wenn die gegenwaͤrtige Krankheit noch nicht
lange gedauert hat, und Verhaͤltnißmaͤßig wenige
Ausleerungen vorgegangen ſind, ſo wuͤrde mich der
Anſchein der aͤußerſten Entkraͤftung in Ruͤckſicht mei-
nes Heilverfahrens nicht irre machen. So war der
Fall, bey Cothenius, den de Haen erzaͤhlet. Co-
thenius ließ einem Prieſter, der an einer heftigen
boͤßartigen Lungenentzuͤndung darnieder lag, bey der
groͤßten Kraftloſigkeit, und zwar ſiebenmal nach ein-
ander zur Ader, und verhalf ihm dadurch in kurzem
zu ſeiner Geſundheit. Triller ließ am fuͤnften Tage
eines Seitenſtiches noch zur Ader bey einem Kranken,
der in allen Stuͤcken einem Toden aͤhnlich war; denn
ſein Geſicht war blaß; die Naſe ſpitzig; die Schlaͤfe
eingefallen; die Lippen blau, die Augen ſtarr, ſteif
und dunkel, der ganze Koͤrper kalt; die Bruſt aufge-
treten; der Leib hergegen eingezogen; der Puls aus-
ſetzend, abnehmend und ſo ſchwach, daß man ihn
oft gar nicht fuͤhlte; der Othem ganz unmerklich;
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/523>, abgerufen am 22.11.2024.
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