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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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reichliches Blutlassen bis zu Ohnmachten die gefähr-
lichsten Pestkranken mit oder ohne Pestbeulen retten
können? Folglich, muß der Begriff der Bösartig-
keit schlechterdings mit dem Verfall der Kräfte nicht
mehr in Verbindung gebracht werden, als in so fern
sie mit andern üblen Zufällen ein schlimmer Zufall
sind, aber bey aller Bösartigkeit dennoch abwesend
seyn können." Dieses letztere beobachtete man in der
Pest 1713. Einige wurden gleich Anfangs nach ge-
lindem Froste und etwas Kopfwehe, ohne darauf fol-
gende Hitze oder Fieber mit Pestbeulen und Pestkohlen
befallen; sind einige Zeit herumgegangen, haben ge-
gessen, gearbeitet, als wenn ihnen nichts gewesen wä-
re; zuletzt aber folgte die gählinge Entkräftung mit
der Erscheinung der Pestbeulen und Pestkohlen (Kar-
funkeln) worauf sie oft gählings den Geist aufgaben.
Bey Diemerbröck klagte der Pater Felizian, ein
Franziskaner, über nichts, als nur über Beklem-
mung und Bangigkeit, die so heftig war, daß er
sagte, es wäre ihm, als ob sein Herz unter einer Pres-
se läge, und zusammen geschraubt würde. Er bekam
endlich am Schenkel zwey kleine Pestkohlen, und in
den Weichen hatte er sehr tief liegende Beulen. Da-
bey hatte er jedoch ziemliche Kräfte, und sehr wenig
Mattigkeit. Am vierten Tage seiner Krankheit gieng
er noch mit Diemerbröck ohne zu taumeln recht herz-
haft herum, und wieß ihm purpurrothe Flecken auf
der Brust und am Arme. Gleich darauf starb er.
Das nämliche ereignete sich bey mehrern.


Der

reichliches Blutlaſſen bis zu Ohnmachten die gefaͤhr-
lichſten Peſtkranken mit oder ohne Peſtbeulen retten
koͤnnen? Folglich, muß der Begriff der Boͤsartig-
keit ſchlechterdings mit dem Verfall der Kraͤfte nicht
mehr in Verbindung gebracht werden, als in ſo fern
ſie mit andern uͤblen Zufaͤllen ein ſchlimmer Zufall
ſind, aber bey aller Boͤsartigkeit dennoch abweſend
ſeyn koͤnnen.„ Dieſes letztere beobachtete man in der
Peſt 1713. Einige wurden gleich Anfangs nach ge-
lindem Froſte und etwas Kopfwehe, ohne darauf fol-
gende Hitze oder Fieber mit Peſtbeulen und Peſtkohlen
befallen; ſind einige Zeit herumgegangen, haben ge-
geſſen, gearbeitet, als wenn ihnen nichts geweſen waͤ-
re; zuletzt aber folgte die gaͤhlinge Entkraͤftung mit
der Erſcheinung der Peſtbeulen und Peſtkohlen (Kar-
funkeln) worauf ſie oft gaͤhlings den Geiſt aufgaben.
Bey Diemerbröck klagte der Pater Felizian, ein
Franziskaner, uͤber nichts, als nur uͤber Beklem-
mung und Bangigkeit, die ſo heftig war, daß er
ſagte, es waͤre ihm, als ob ſein Herz unter einer Preſ-
ſe laͤge, und zuſammen geſchraubt wuͤrde. Er bekam
endlich am Schenkel zwey kleine Peſtkohlen, und in
den Weichen hatte er ſehr tief liegende Beulen. Da-
bey hatte er jedoch ziemliche Kraͤfte, und ſehr wenig
Mattigkeit. Am vierten Tage ſeiner Krankheit gieng
er noch mit Diemerbröck ohne zu taumeln recht herz-
haft herum, und wieß ihm purpurrothe Flecken auf
der Bruſt und am Arme. Gleich darauf ſtarb er.
Das naͤmliche ereignete ſich bey mehrern.


Der
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[518/0537] reichliches Blutlaſſen bis zu Ohnmachten die gefaͤhr- lichſten Peſtkranken mit oder ohne Peſtbeulen retten koͤnnen? Folglich, muß der Begriff der Boͤsartig- keit ſchlechterdings mit dem Verfall der Kraͤfte nicht mehr in Verbindung gebracht werden, als in ſo fern ſie mit andern uͤblen Zufaͤllen ein ſchlimmer Zufall ſind, aber bey aller Boͤsartigkeit dennoch abweſend ſeyn koͤnnen.„ Dieſes letztere beobachtete man in der Peſt 1713. Einige wurden gleich Anfangs nach ge- lindem Froſte und etwas Kopfwehe, ohne darauf fol- gende Hitze oder Fieber mit Peſtbeulen und Peſtkohlen befallen; ſind einige Zeit herumgegangen, haben ge- geſſen, gearbeitet, als wenn ihnen nichts geweſen waͤ- re; zuletzt aber folgte die gaͤhlinge Entkraͤftung mit der Erſcheinung der Peſtbeulen und Peſtkohlen (Kar- funkeln) worauf ſie oft gaͤhlings den Geiſt aufgaben. Bey Diemerbröck klagte der Pater Felizian, ein Franziskaner, uͤber nichts, als nur uͤber Beklem- mung und Bangigkeit, die ſo heftig war, daß er ſagte, es waͤre ihm, als ob ſein Herz unter einer Preſ- ſe laͤge, und zuſammen geſchraubt wuͤrde. Er bekam endlich am Schenkel zwey kleine Peſtkohlen, und in den Weichen hatte er ſehr tief liegende Beulen. Da- bey hatte er jedoch ziemliche Kraͤfte, und ſehr wenig Mattigkeit. Am vierten Tage ſeiner Krankheit gieng er noch mit Diemerbröck ohne zu taumeln recht herz- haft herum, und wieß ihm purpurrothe Flecken auf der Bruſt und am Arme. Gleich darauf ſtarb er. Das naͤmliche ereignete ſich bey mehrern. Der

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/537>, abgerufen am 22.11.2024.