werden. Dieses ist die Ursache, warum bey heftigen Entzündungen der Brand erfolgt; warum erfrohrne Thiere und Pflanzen, wenn sie zu gählings in eine un- verhältnißmäßige Wärme gebracht werden, zwar an- fänglich Zeichen der Belebung von sich geben, aber bald desto unwiederbringlicher verloren sind, und ihre Bestandtheile in einen faulichten Schlamm aufgelöset werden; warum Kranken eine mäßige Wärme aller- meist zuträglich, eine unmäßige aber nachtheilig ist; vielleicht auch zum Theil, warum man in Krankhei- ten, die von grosser Hitze begleitet sind, eine so un- beschreibliche angenehme Labung an der kühlen Luft findet u. s. w.
Von dem Zustande, wo fehlerhafte Reitzbarkeit und Kraftlosigkeit zusammentreffen. §. 94.
Dieser Zustand verdient allerdings eine vorzüg- liche Aufmerksamkeit. Man erkünstelt ihn, wenn man schon ohnehin geschwächte Leute durch unange- zeigte Ausleerungen besonders des Blutes und des Samens noch mehr erschöpfet. Es erfolgen alsobald Ohnmachten, Zittern, krampfhafte Windkoliken, Wahnsinn, alle Arten von Fieber, die aber entweder die Gestalt der Nervenfiebern oder sonst schleichender Zehrfieber annehmen; Hypochondrie, Hysterie. -- Bey den Gelehrten hat allermeist ein gewisser Grad von Schwäche und Reitzbarkeit, zum wenigsten ein- zelner Theile statt. Anfänglich können sie gewisse Spei- sen nicht mehr ertragen, sie bekommen Blähungen,
Koli-
werden. Dieſes iſt die Urſache, warum bey heftigen Entzuͤndungen der Brand erfolgt; warum erfrohrne Thiere und Pflanzen, wenn ſie zu gaͤhlings in eine un- verhaͤltnißmaͤßige Waͤrme gebracht werden, zwar an- faͤnglich Zeichen der Belebung von ſich geben, aber bald deſto unwiederbringlicher verloren ſind, und ihre Beſtandtheile in einen faulichten Schlamm aufgeloͤſet werden; warum Kranken eine maͤßige Waͤrme aller- meiſt zutraͤglich, eine unmaͤßige aber nachtheilig iſt; vielleicht auch zum Theil, warum man in Krankhei- ten, die von groſſer Hitze begleitet ſind, eine ſo un- beſchreibliche angenehme Labung an der kuͤhlen Luft findet u. ſ. w.
Von dem Zuſtande, wo fehlerhafte Reitzbarkeit und Kraftloſigkeit zuſammentreffen. §. 94.
Dieſer Zuſtand verdient allerdings eine vorzuͤg- liche Aufmerkſamkeit. Man erkuͤnſtelt ihn, wenn man ſchon ohnehin geſchwaͤchte Leute durch unange- zeigte Ausleerungen beſonders des Blutes und des Samens noch mehr erſchoͤpfet. Es erfolgen alſobald Ohnmachten, Zittern, krampfhafte Windkoliken, Wahnſinn, alle Arten von Fieber, die aber entweder die Geſtalt der Nervenfiebern oder ſonſt ſchleichender Zehrfieber annehmen; Hypochondrie, Hyſterie. — Bey den Gelehrten hat allermeiſt ein gewiſſer Grad von Schwaͤche und Reitzbarkeit, zum wenigſten ein- zelner Theile ſtatt. Anfaͤnglich koͤnnen ſie gewiſſe Spei- ſen nicht mehr ertragen, ſie bekommen Blaͤhungen,
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werden. Dieſes iſt die Urſache, warum bey heftigen
Entzuͤndungen der Brand erfolgt; warum erfrohrne
Thiere und Pflanzen, wenn ſie zu gaͤhlings in eine un-
verhaͤltnißmaͤßige Waͤrme gebracht werden, zwar an-
faͤnglich Zeichen der Belebung von ſich geben, aber
bald deſto unwiederbringlicher verloren ſind, und ihre
Beſtandtheile in einen faulichten Schlamm aufgeloͤſet
werden; warum Kranken eine maͤßige Waͤrme aller-
meiſt zutraͤglich, eine unmaͤßige aber nachtheilig iſt;
vielleicht auch zum Theil, warum man in Krankhei-
ten, die von groſſer Hitze begleitet ſind, eine ſo un-
beſchreibliche angenehme Labung an der kuͤhlen Luft
findet u. ſ. w.
Von dem Zuſtande, wo fehlerhafte Reitzbarkeit
und Kraftloſigkeit zuſammentreffen.
§. 94.
Dieſer Zuſtand verdient allerdings eine vorzuͤg-
liche Aufmerkſamkeit. Man erkuͤnſtelt ihn, wenn
man ſchon ohnehin geſchwaͤchte Leute durch unange-
zeigte Ausleerungen beſonders des Blutes und des
Samens noch mehr erſchoͤpfet. Es erfolgen alſobald
Ohnmachten, Zittern, krampfhafte Windkoliken,
Wahnſinn, alle Arten von Fieber, die aber entweder
die Geſtalt der Nervenfiebern oder ſonſt ſchleichender
Zehrfieber annehmen; Hypochondrie, Hyſterie. —
Bey den Gelehrten hat allermeiſt ein gewiſſer Grad
von Schwaͤche und Reitzbarkeit, zum wenigſten ein-
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/589>, abgerufen am 24.11.2024.
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