ßerst unruhig und beynahe rasend; deutete aber öfters auf den Bauch und nach den Schamtheilen, welche bey Untersuchung in der Frühe des
Eilften Tags von einer scharfen Feuchtigkeit angefressen gefunden wurden. Gegen Tag hatte sie gewaltig häufige, unerträglich stinkende, gelbe, krie- sigte Stühle, und ließ ebenfalls eine grosse Menge Harn ins Bett; nachher blieb sie ruhig, der Länge nach hingestreckt liegen; die Blasenpflaster hatten kaum die Haut roth gemacht; der Puls schwach, sehr weich, geschwind, gleich, das Athmen gut; das Zahnknir- schen und die Verzerrungen der Lippen seltner; aber noch oft kam die krampfhafte Schnürung in den Hals; im Ganzen war das Schlucken sehr erleichtert, und das, was wie ein zäher Schleim in der Kehle und Luftröhre roßelte, war ganz weg; indeßen warf sie häufig einen zähen Speichel aus. Nun bat sie dringend um eine Aderläße, die ihr nicht gemacht wurde. In der Nacht des eilften Tags war sie zwar unruhig; sie verlangte so oft kalte Umschläge, als ihr der Bauch zu schmerzen anfieng, und empfand jedes- mal so viel Erleichterung, daß sie wünschte, man möch- te sie Eymervollweis mit kaltem Wasser übergießen. Es gieng viel stinkender, fauler Harn ins Bett.
Den Zwölften Tag war sie mehr bey sich; der Blick bey weitem nimmer so drohend und grimmig, wie noch gestern; der Puls stärker; zuweilen Seuf- zer, sonst das Athmen gut; Sehnsucht nach einer Aderläße und kalten Umschlägen; die Zunge trocken, aber rein. Den Nachmittag schlief sie fünf Stunden
sehr
ßerſt unruhig und beynahe raſend; deutete aber oͤfters auf den Bauch und nach den Schamtheilen, welche bey Unterſuchung in der Fruͤhe des
Eilften Tags von einer ſcharfen Feuchtigkeit angefreſſen gefunden wurden. Gegen Tag hatte ſie gewaltig haͤufige, unertraͤglich ſtinkende, gelbe, krie- ſigte Stuͤhle, und ließ ebenfalls eine groſſe Menge Harn ins Bett; nachher blieb ſie ruhig, der Laͤnge nach hingeſtreckt liegen; die Blaſenpflaſter hatten kaum die Haut roth gemacht; der Puls ſchwach, ſehr weich, geſchwind, gleich, das Athmen gut; das Zahnknir- ſchen und die Verzerrungen der Lippen ſeltner; aber noch oft kam die krampfhafte Schnuͤrung in den Hals; im Ganzen war das Schlucken ſehr erleichtert, und das, was wie ein zaͤher Schleim in der Kehle und Luftroͤhre roßelte, war ganz weg; indeßen warf ſie haͤufig einen zaͤhen Speichel aus. Nun bat ſie dringend um eine Aderlaͤße, die ihr nicht gemacht wurde. In der Nacht des eilften Tags war ſie zwar unruhig; ſie verlangte ſo oft kalte Umſchlaͤge, als ihr der Bauch zu ſchmerzen anfieng, und empfand jedes- mal ſo viel Erleichterung, daß ſie wuͤnſchte, man moͤch- te ſie Eymervollweis mit kaltem Waſſer uͤbergießen. Es gieng viel ſtinkender, fauler Harn ins Bett.
Den Zwoͤlften Tag war ſie mehr bey ſich; der Blick bey weitem nimmer ſo drohend und grimmig, wie noch geſtern; der Puls ſtaͤrker; zuweilen Seuf- zer, ſonſt das Athmen gut; Sehnſucht nach einer Aderlaͤße und kalten Umſchlaͤgen; die Zunge trocken, aber rein. Den Nachmittag ſchlief ſie fuͤnf Stunden
ſehr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0608"n="589"/>
ßerſt unruhig und beynahe raſend; deutete aber oͤfters<lb/>
auf den Bauch und nach den Schamtheilen, welche<lb/>
bey Unterſuchung in der Fruͤhe des</p><lb/><p>Eilften Tags von einer ſcharfen Feuchtigkeit<lb/>
angefreſſen gefunden wurden. Gegen Tag hatte ſie<lb/>
gewaltig haͤufige, unertraͤglich ſtinkende, gelbe, krie-<lb/>ſigte Stuͤhle, und ließ ebenfalls eine groſſe Menge<lb/>
Harn ins Bett; nachher blieb ſie ruhig, der Laͤnge<lb/>
nach hingeſtreckt liegen; die Blaſenpflaſter hatten kaum<lb/>
die Haut roth gemacht; der Puls ſchwach, ſehr weich,<lb/>
geſchwind, gleich, das Athmen gut; das Zahnknir-<lb/>ſchen und die Verzerrungen der Lippen ſeltner; aber<lb/>
noch oft kam die krampfhafte Schnuͤrung in den<lb/>
Hals; im Ganzen war das Schlucken ſehr erleichtert,<lb/>
und das, was wie ein zaͤher Schleim in der Kehle<lb/>
und Luftroͤhre roßelte, war ganz weg; indeßen warf<lb/>ſie haͤufig einen zaͤhen Speichel aus. Nun bat ſie<lb/>
dringend um eine Aderlaͤße, die ihr nicht gemacht<lb/>
wurde. In der Nacht des eilften Tags war ſie zwar<lb/>
unruhig; ſie verlangte ſo oft kalte Umſchlaͤge, als ihr<lb/>
der Bauch zu ſchmerzen anfieng, und empfand jedes-<lb/>
mal ſo viel Erleichterung, daß ſie wuͤnſchte, man moͤch-<lb/>
te ſie Eymervollweis mit kaltem Waſſer uͤbergießen.<lb/>
Es gieng viel ſtinkender, fauler Harn ins Bett.</p><lb/><p>Den Zwoͤlften Tag war ſie mehr bey ſich; der<lb/>
Blick bey weitem nimmer ſo drohend und grimmig,<lb/>
wie noch geſtern; der Puls ſtaͤrker; zuweilen Seuf-<lb/>
zer, ſonſt das Athmen gut; Sehnſucht nach einer<lb/>
Aderlaͤße und kalten Umſchlaͤgen; die Zunge trocken,<lb/>
aber rein. Den Nachmittag ſchlief ſie fuͤnf Stunden<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſehr</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[589/0608]
ßerſt unruhig und beynahe raſend; deutete aber oͤfters
auf den Bauch und nach den Schamtheilen, welche
bey Unterſuchung in der Fruͤhe des
Eilften Tags von einer ſcharfen Feuchtigkeit
angefreſſen gefunden wurden. Gegen Tag hatte ſie
gewaltig haͤufige, unertraͤglich ſtinkende, gelbe, krie-
ſigte Stuͤhle, und ließ ebenfalls eine groſſe Menge
Harn ins Bett; nachher blieb ſie ruhig, der Laͤnge
nach hingeſtreckt liegen; die Blaſenpflaſter hatten kaum
die Haut roth gemacht; der Puls ſchwach, ſehr weich,
geſchwind, gleich, das Athmen gut; das Zahnknir-
ſchen und die Verzerrungen der Lippen ſeltner; aber
noch oft kam die krampfhafte Schnuͤrung in den
Hals; im Ganzen war das Schlucken ſehr erleichtert,
und das, was wie ein zaͤher Schleim in der Kehle
und Luftroͤhre roßelte, war ganz weg; indeßen warf
ſie haͤufig einen zaͤhen Speichel aus. Nun bat ſie
dringend um eine Aderlaͤße, die ihr nicht gemacht
wurde. In der Nacht des eilften Tags war ſie zwar
unruhig; ſie verlangte ſo oft kalte Umſchlaͤge, als ihr
der Bauch zu ſchmerzen anfieng, und empfand jedes-
mal ſo viel Erleichterung, daß ſie wuͤnſchte, man moͤch-
te ſie Eymervollweis mit kaltem Waſſer uͤbergießen.
Es gieng viel ſtinkender, fauler Harn ins Bett.
Den Zwoͤlften Tag war ſie mehr bey ſich; der
Blick bey weitem nimmer ſo drohend und grimmig,
wie noch geſtern; der Puls ſtaͤrker; zuweilen Seuf-
zer, ſonſt das Athmen gut; Sehnſucht nach einer
Aderlaͤße und kalten Umſchlaͤgen; die Zunge trocken,
aber rein. Den Nachmittag ſchlief ſie fuͤnf Stunden
ſehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/608>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.