zündungen gab, und dennoch von einer einzigen Ader- läße so auffallende Folgen. Offenbahre Aehnlichkeit mit der dritten und vierten Geschichte. Acht Tage vorher hatte sich der Joseph Rabbl Maurermeister beym Handwerk erzürnt, gieng nach Hause, ließ sich zur Ader, und war den andern Tag eine Leiche! --
Obschon wir nun nicht wissen, in was eigent- lich diese Krankheit bestehe, so sind mir dennoch diese Hauptanzeigen, so bald Kräfte und Reitzbarkeit beträcht- lich gelitten haben, so wichtig, daß weder die Abwe- senheit der Kochung, noch das beschwerliche Athmen, die trockne Zunge, oder andere schwere Nervenzufälle eine Gegenanzeige der stärkenden und beruhigenden Heilart ausmachen können; ja vielmehr unter die drin- gendsten Anzeigen gerechnet werden müssen, weil die Nervenzustände nothwendig desto mehr ausarten, je mehr durch ihre anhaltende Wirkung die Stimmung der festen und die Mischung der flüssigen Theile zer- rüttet werden. -- Dieses ist so wahr, daß, wenn die beträchtlichsten Anhäufungen in irgend einem Ein- geweide durch die Gemüthsbewegungen entstanden sind, aber weder die Kräfte, noch die Reitzbarkeit beträcht- lich dadurch gelitten haben, weder Blut- noch andere Ausleerungen einen merklichen Schaden thun. Ich sah von unglücklicher Liebe das beschwerlichste Athmen, und so anhaltende Stockungen, daß Geschwüre unter den Achseln, Nasenbluten und Blutspeyen entstunden, wogegen man öftere Aderläßen vornahm, ohne daß
das
zuͤndungen gab, und dennoch von einer einzigen Ader- laͤße ſo auffallende Folgen. Offenbahre Aehnlichkeit mit der dritten und vierten Geſchichte. Acht Tage vorher hatte ſich der Joſeph Rabbl Maurermeiſter beym Handwerk erzuͤrnt, gieng nach Hauſe, ließ ſich zur Ader, und war den andern Tag eine Leiche! —
Obſchon wir nun nicht wiſſen, in was eigent- lich dieſe Krankheit beſtehe, ſo ſind mir dennoch dieſe Hauptanzeigen, ſo bald Kraͤfte und Reitzbarkeit betraͤcht- lich gelitten haben, ſo wichtig, daß weder die Abwe- ſenheit der Kochung, noch das beſchwerliche Athmen, die trockne Zunge, oder andere ſchwere Nervenzufaͤlle eine Gegenanzeige der ſtaͤrkenden und beruhigenden Heilart ausmachen koͤnnen; ja vielmehr unter die drin- gendſten Anzeigen gerechnet werden muͤſſen, weil die Nervenzuſtaͤnde nothwendig deſto mehr ausarten, je mehr durch ihre anhaltende Wirkung die Stimmung der feſten und die Miſchung der fluͤſſigen Theile zer- ruͤttet werden. — Dieſes iſt ſo wahr, daß, wenn die betraͤchtlichſten Anhaͤufungen in irgend einem Ein- geweide durch die Gemuͤthsbewegungen entſtanden ſind, aber weder die Kraͤfte, noch die Reitzbarkeit betraͤcht- lich dadurch gelitten haben, weder Blut- noch andere Ausleerungen einen merklichen Schaden thun. Ich ſah von ungluͤcklicher Liebe das beſchwerlichſte Athmen, und ſo anhaltende Stockungen, daß Geſchwuͤre unter den Achſeln, Naſenbluten und Blutſpeyen entſtunden, wogegen man oͤftere Aderlaͤßen vornahm, ohne daß
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[602/0621]
zuͤndungen gab, und dennoch von einer einzigen Ader-
laͤße ſo auffallende Folgen. Offenbahre Aehnlichkeit
mit der dritten und vierten Geſchichte. Acht Tage
vorher hatte ſich der Joſeph Rabbl Maurermeiſter
beym Handwerk erzuͤrnt, gieng nach Hauſe, ließ ſich
zur Ader, und war den andern Tag eine Leiche! —
Obſchon wir nun nicht wiſſen, in was eigent-
lich dieſe Krankheit beſtehe, ſo ſind mir dennoch dieſe
Hauptanzeigen, ſo bald Kraͤfte und Reitzbarkeit betraͤcht-
lich gelitten haben, ſo wichtig, daß weder die Abwe-
ſenheit der Kochung, noch das beſchwerliche Athmen,
die trockne Zunge, oder andere ſchwere Nervenzufaͤlle
eine Gegenanzeige der ſtaͤrkenden und beruhigenden
Heilart ausmachen koͤnnen; ja vielmehr unter die drin-
gendſten Anzeigen gerechnet werden muͤſſen, weil die
Nervenzuſtaͤnde nothwendig deſto mehr ausarten, je
mehr durch ihre anhaltende Wirkung die Stimmung
der feſten und die Miſchung der fluͤſſigen Theile zer-
ruͤttet werden. — Dieſes iſt ſo wahr, daß, wenn
die betraͤchtlichſten Anhaͤufungen in irgend einem Ein-
geweide durch die Gemuͤthsbewegungen entſtanden ſind,
aber weder die Kraͤfte, noch die Reitzbarkeit betraͤcht-
lich dadurch gelitten haben, weder Blut- noch andere
Ausleerungen einen merklichen Schaden thun. Ich
ſah von ungluͤcklicher Liebe das beſchwerlichſte Athmen,
und ſo anhaltende Stockungen, daß Geſchwuͤre unter
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wogegen man oͤftere Aderlaͤßen vornahm, ohne daß
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/621>, abgerufen am 24.11.2024.
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