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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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tanelle, worauf heftige Schmerzen und Entzündung an
dem Geschwüre, und ein flechtenartiger Ausschlag
über dem ganzen Leibe zum Vorschein kamen.

Eben so wirken Blasenpflaster bey bevorstehen-
den Verwerfungen, bey heftigen innern Reizen. Man
hat durch Peitschen, Kneipen, Brennen, Stechen,
eiskalte Umschläge die heftigsten, sonst unüberwind-
lichsten Koliken geheilt. Alpinus erzählt die Ge-
schichte eines Kranken von 40 Jahren, welcher seit
langer Zeit an der schleimichten Engbrüstigkeit litte,
und durch keines von unzählichen Mitteln wieder her-
gestellt werden konnte. Endlich, nachdem der ganze
Körper schon völlig abgezehrt war, nahm er zum
ägyptischen Brennen seine Zuflucht, und ließ es an
drey Stellen auf der Brust anbringen. Er hielt die
Geschwüre lange offen, und wurde wieder gesund.*)
Die Chineser bedienen sich des Brennens bey Magen-
schmerzen auf den Schultern, beym Seitenstiche auf
den Rückwirbeln und auf dem ganzen Rücken nach der
Länge des Rückgrades. Die Aegyptier haben die Ker-
zen (Moxam) mit Nutzen gegen den Schlagfluß, die
fallende Sucht und die Lähmungen gebraucht. Hip-
pokrates
erklärt schon, daß bey Personen, welche
von alten Hüftschmerzen geplagt werden, endlich die
Austrocknung des dicken Beins und das Hinken erfolgt,
wenn sie sich nicht dieses Brennmittels bedienten. So
wurde der Geistliche bey Swieten, der eine angeerbte
Gicht hatte, durch die Moxam von den heftigsten
Schmerzen befreyet. Die Wunde gab nach vermehr-

ten
*) Med. AEgypt. p. 211.

tanelle, worauf heftige Schmerzen und Entzuͤndung an
dem Geſchwuͤre, und ein flechtenartiger Ausſchlag
uͤber dem ganzen Leibe zum Vorſchein kamen.

Eben ſo wirken Blaſenpflaſter bey bevorſtehen-
den Verwerfungen, bey heftigen innern Reizen. Man
hat durch Peitſchen, Kneipen, Brennen, Stechen,
eiskalte Umſchlaͤge die heftigſten, ſonſt unuͤberwind-
lichſten Koliken geheilt. Alpinus erzaͤhlt die Ge-
ſchichte eines Kranken von 40 Jahren, welcher ſeit
langer Zeit an der ſchleimichten Engbruͤſtigkeit litte,
und durch keines von unzaͤhlichen Mitteln wieder her-
geſtellt werden konnte. Endlich, nachdem der ganze
Koͤrper ſchon voͤllig abgezehrt war, nahm er zum
aͤgyptiſchen Brennen ſeine Zuflucht, und ließ es an
drey Stellen auf der Bruſt anbringen. Er hielt die
Geſchwuͤre lange offen, und wurde wieder geſund.*)
Die Chineſer bedienen ſich des Brennens bey Magen-
ſchmerzen auf den Schultern, beym Seitenſtiche auf
den Ruͤckwirbeln und auf dem ganzen Ruͤcken nach der
Laͤnge des Ruͤckgrades. Die Aegyptier haben die Ker-
zen (Moxam) mit Nutzen gegen den Schlagfluß, die
fallende Sucht und die Laͤhmungen gebraucht. Hip-
pokrates
erklaͤrt ſchon, daß bey Perſonen, welche
von alten Huͤftſchmerzen geplagt werden, endlich die
Austrocknung des dicken Beins und das Hinken erfolgt,
wenn ſie ſich nicht dieſes Brennmittels bedienten. So
wurde der Geiſtliche bey Swieten, der eine angeerbte
Gicht hatte, durch die Moxam von den heftigſten
Schmerzen befreyet. Die Wunde gab nach vermehr-

ten
*) Med. Ægypt. p. 211.
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[622/0641] tanelle, worauf heftige Schmerzen und Entzuͤndung an dem Geſchwuͤre, und ein flechtenartiger Ausſchlag uͤber dem ganzen Leibe zum Vorſchein kamen. Eben ſo wirken Blaſenpflaſter bey bevorſtehen- den Verwerfungen, bey heftigen innern Reizen. Man hat durch Peitſchen, Kneipen, Brennen, Stechen, eiskalte Umſchlaͤge die heftigſten, ſonſt unuͤberwind- lichſten Koliken geheilt. Alpinus erzaͤhlt die Ge- ſchichte eines Kranken von 40 Jahren, welcher ſeit langer Zeit an der ſchleimichten Engbruͤſtigkeit litte, und durch keines von unzaͤhlichen Mitteln wieder her- geſtellt werden konnte. Endlich, nachdem der ganze Koͤrper ſchon voͤllig abgezehrt war, nahm er zum aͤgyptiſchen Brennen ſeine Zuflucht, und ließ es an drey Stellen auf der Bruſt anbringen. Er hielt die Geſchwuͤre lange offen, und wurde wieder geſund. *) Die Chineſer bedienen ſich des Brennens bey Magen- ſchmerzen auf den Schultern, beym Seitenſtiche auf den Ruͤckwirbeln und auf dem ganzen Ruͤcken nach der Laͤnge des Ruͤckgrades. Die Aegyptier haben die Ker- zen (Moxam) mit Nutzen gegen den Schlagfluß, die fallende Sucht und die Laͤhmungen gebraucht. Hip- pokrates erklaͤrt ſchon, daß bey Perſonen, welche von alten Huͤftſchmerzen geplagt werden, endlich die Austrocknung des dicken Beins und das Hinken erfolgt, wenn ſie ſich nicht dieſes Brennmittels bedienten. So wurde der Geiſtliche bey Swieten, der eine angeerbte Gicht hatte, durch die Moxam von den heftigſten Schmerzen befreyet. Die Wunde gab nach vermehr- ten *) Med. Ægypt. p. 211.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/641>, abgerufen am 24.11.2024.