ren, daß eine dunkle Vorstellung, ein geheimer Reiz zur Raserey von den Hypochondrien emporsteige; daß diese Idee sie anfangs wieder ihren Willen beherrschte, bis sie endlich die völlige Herrschaft erlangt hätte. Wenn sie wieder zu sich kamen, wusten sie von al- lem vorgefallenen nichts. Sie beklagten sich, daß sie zuerst aller vernünftigen Folge der Gedanken beraubt würden; daß sie darauf auf eine einzige Idee fest ge- heftet würden, außer der sie nichts denken könnten; daß mit dieser Idee Traurigkeit, unangenehme Em- pfindung verbunden wäre. -- Sie dächten diese Idee nicht anderst, als ob sie sie im Spiegel allzeit ange- schauet hätten. Ja sie wüsten nicht, daß sie alsdann dieß dächten, ob sie gleich so steif daran dächten, daß sie ganze Tage hindurch ohne alle Ermüdung stehen blieben, wenn sie beym Anfall der Raserey gerade im Stehen begriffen wären, ohne daß sie wissen, daß sie stünden. -- Einige beklagen sich, daß sie bey Entste- hung des Paroxismus von einer Menge unwillkührli- cher und widerlicher Gedanken befallen würden, wie von einem von unten aufsteigenden Rauche; daß, wenn sie sich bemüheten, diesen Strom durch Raisonnement zu unterdrücken, er dennoch eben so heftig und eben so unwillkührlich zurückkehre." -- Bey andern gieng eine solche Schwäche des Gedächtnißes voraus, daß sie alles auf der Stelle vergaßen, was sie eben zu ver- richten unternahmen. Forestus erzählt von einem jun- gen Menschen, der, wenn er den Nachttopf ergriff, ihn in der Hand behielt, ohne ihn zu gebrauchen; und wenn er sich sonst entledigen wollte, so wuste er
gleich
ren, daß eine dunkle Vorſtellung, ein geheimer Reiz zur Raſerey von den Hypochondrien emporſteige; daß dieſe Idee ſie anfangs wieder ihren Willen beherrſchte, bis ſie endlich die voͤllige Herrſchaft erlangt haͤtte. Wenn ſie wieder zu ſich kamen, wuſten ſie von al- lem vorgefallenen nichts. Sie beklagten ſich, daß ſie zuerſt aller vernuͤnftigen Folge der Gedanken beraubt wuͤrden; daß ſie darauf auf eine einzige Idee feſt ge- heftet wuͤrden, außer der ſie nichts denken koͤnnten; daß mit dieſer Idee Traurigkeit, unangenehme Em- pfindung verbunden waͤre. — Sie daͤchten dieſe Idee nicht anderſt, als ob ſie ſie im Spiegel allzeit ange- ſchauet haͤtten. Ja ſie wuͤſten nicht, daß ſie alsdann dieß daͤchten, ob ſie gleich ſo ſteif daran daͤchten, daß ſie ganze Tage hindurch ohne alle Ermuͤdung ſtehen blieben, wenn ſie beym Anfall der Raſerey gerade im Stehen begriffen waͤren, ohne daß ſie wiſſen, daß ſie ſtuͤnden. — Einige beklagen ſich, daß ſie bey Entſte- hung des Paroxismus von einer Menge unwillkuͤhrli- cher und widerlicher Gedanken befallen wuͤrden, wie von einem von unten aufſteigenden Rauche; daß, wenn ſie ſich bemuͤheten, dieſen Strom durch Raiſonnement zu unterdruͤcken, er dennoch eben ſo heftig und eben ſo unwillkuͤhrlich zuruͤckkehre.„ — Bey andern gieng eine ſolche Schwaͤche des Gedaͤchtnißes voraus, daß ſie alles auf der Stelle vergaßen, was ſie eben zu ver- richten unternahmen. Foreſtus erzaͤhlt von einem jun- gen Menſchen, der, wenn er den Nachttopf ergriff, ihn in der Hand behielt, ohne ihn zu gebrauchen; und wenn er ſich ſonſt entledigen wollte, ſo wuſte er
gleich
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ren, daß eine dunkle Vorſtellung, ein geheimer Reiz
zur Raſerey von den Hypochondrien emporſteige; daß
dieſe Idee ſie anfangs wieder ihren Willen beherrſchte,
bis ſie endlich die voͤllige Herrſchaft erlangt haͤtte.
Wenn ſie wieder zu ſich kamen, wuſten ſie von al-
lem vorgefallenen nichts. Sie beklagten ſich, daß ſie
zuerſt aller vernuͤnftigen Folge der Gedanken beraubt
wuͤrden; daß ſie darauf auf eine einzige Idee feſt ge-
heftet wuͤrden, außer der ſie nichts denken koͤnnten;
daß mit dieſer Idee Traurigkeit, unangenehme Em-
pfindung verbunden waͤre. — Sie daͤchten dieſe Idee
nicht anderſt, als ob ſie ſie im Spiegel allzeit ange-
ſchauet haͤtten. Ja ſie wuͤſten nicht, daß ſie alsdann
dieß daͤchten, ob ſie gleich ſo ſteif daran daͤchten, daß
ſie ganze Tage hindurch ohne alle Ermuͤdung ſtehen
blieben, wenn ſie beym Anfall der Raſerey gerade im
Stehen begriffen waͤren, ohne daß ſie wiſſen, daß ſie
ſtuͤnden. — Einige beklagen ſich, daß ſie bey Entſte-
hung des Paroxismus von einer Menge unwillkuͤhrli-
cher und widerlicher Gedanken befallen wuͤrden, wie
von einem von unten aufſteigenden Rauche; daß, wenn
ſie ſich bemuͤheten, dieſen Strom durch Raiſonnement
zu unterdruͤcken, er dennoch eben ſo heftig und eben
ſo unwillkuͤhrlich zuruͤckkehre.„ — Bey andern gieng
eine ſolche Schwaͤche des Gedaͤchtnißes voraus, daß ſie
alles auf der Stelle vergaßen, was ſie eben zu ver-
richten unternahmen. Foreſtus erzaͤhlt von einem jun-
gen Menſchen, der, wenn er den Nachttopf ergriff,
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und wenn er ſich ſonſt entledigen wollte, ſo wuſte er
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/92>, abgerufen am 09.11.2024.
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