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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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pflanzen derselben sind die Gattungen Bombax, Eriodendron, Ochroma,
Chorisia;
von diesen ist die wichtigste Art: Eriodendron anfractuosum DC.
In Amerika sind es Bombax Ceiba und heptaphyllum, welche Wolle liefern;
in Westindien: Ochroma Lagopus Sw.; in Afrika: Bombax guinense und
malabaricum, letztere Art ist auch in Ostindien vertreten.

Die Wollbäume gehören auch noch deswegen zu den technisch interes-
santesten und wichtigsten Gewächsen der Tropen, weil ihr Bast als Hanf
verwendet werden kann, und ist es eben nicht unmöglich, daß auch die Wolle
nach zweckmäßiger Behandlung als Textilfaser Verwendung finden kann.

13. Auch die Gespinnstfasern einiger amerikanischer Urticaceen, wie
Laportea canadensis, und die Varietät Laportea pustulata Wedd., deren
Anbau in Sachsen versucht worden ist, liefern für die Praxis brauchbare
Fasern, wenn sie auch in der Feinheit der Fasern unserer Nessel weit nach-
stehen.

§ 18. Gemischte Gewebe.

Als gemischte Gewebe sind alle diejenigen aus Gespinnstfasern herge-
stellten Gewebe zu betrachten, bei denen die Kettenfäden und die Schußfäden
nicht aus dem gleichen Fasermaterial bestehen. Der Zweck solcher gemischten
Gewebe ist, ein wegen seiner besonderen Eigenschaften oder wegen seiner
Kostbarkeit hochgeschätztes Fasermaterial mit einem anderen billigeren Faser-
material derartig zu verweben, daß das neue Gewebe billiger wird, ohne
dabei das äußere Aussehen eines einfachen Gewebes aus dem teureren Faser-
material einzubüßen. Wie das erreicht wird, ist Sache der Weberei, und
geht uns hier nichts an; aber welcher Art diese gemischten Gewebe
sind, und in welchen Zusammenstellungen sie vorkommen kön-
nen, das ist für den Färber zu wissen unbedingt notwendig
.
Ich führe deshalb die häufiger vorkommenden gemischten Gewebe nachfol-
gend an*):

1. Halbseide. Die Halbseidengewebe haben als Kette durchgängig
Seide (Organsin), als Schuß dagegen Kammgarn (Mohair, Alpaco) oder
Baumwolle.

Hierher zählen: a) Halbtaffet mit Baumwolle als Schuß; Popeline,
mit feiner Kammwolle als Schuß; Levantin, mitunter aus Baumwollkette;
von Köperatlas haben die ganz geringen Sorten Baumwollgarn als Schuß;
ein sammetartiges Halbseidengewebe ist der Halbseidenvelpel, bei dem der
Grund des Velpels aus Baumwolle hergestellt wird; als gazeartiges Halb-
seidengewebe ist der Barege bekannt, mit Kette aus feiner ungekochter Seide
und Schuß von Kammwollgarn oder umgekehrt.

2. Halbwolle. Die Anzahl der halbwollenen Stoffe ist eine sehr
große. Fast alle halbwollenen Stoffe setzen sich aus Wolle und Baumwolle
zusammen; weit seltener aus Wolle und Seide; noch wenig gekannt -- ein
Kind der Neuzeit -- ist ein Verweben von Wolle und Jute. In gewissem
Sinne könnte man auch die mit Effektfäden aus Chinagras durchwebten
Rock- und Hosenstoffe aus Kammgarn als Halbwolle betrachten, doch würde
damit der oben gegebene Begriff eines gemischten Gewebes etwas verschoben.

*) Nach Hoyers "Lexikon der Verfälschungen".

pflanzen derſelben ſind die Gattungen Bombax, Eriodendron, Ochroma,
Chorisia;
von dieſen iſt die wichtigſte Art: Eriodendron anfractuosum DC.
In Amerika ſind es Bombax Ceiba und heptaphyllum, welche Wolle liefern;
in Weſtindien: Ochroma Lagopus Sw.; in Afrika: Bombax guinense und
malabaricum, letztere Art iſt auch in Oſtindien vertreten.

Die Wollbäume gehören auch noch deswegen zu den techniſch intereſ-
ſanteſten und wichtigſten Gewächſen der Tropen, weil ihr Baſt als Hanf
verwendet werden kann, und iſt es eben nicht unmöglich, daß auch die Wolle
nach zweckmäßiger Behandlung als Textilfaſer Verwendung finden kann.

13. Auch die Geſpinnſtfaſern einiger amerikaniſcher Urticaceen, wie
Laportea canadensis, und die Varietät Laportea pustulata Wedd., deren
Anbau in Sachſen verſucht worden iſt, liefern für die Praxis brauchbare
Faſern, wenn ſie auch in der Feinheit der Faſern unſerer Neſſel weit nach-
ſtehen.

§ 18. Gemiſchte Gewebe.

Als gemiſchte Gewebe ſind alle diejenigen aus Geſpinnſtfaſern herge-
ſtellten Gewebe zu betrachten, bei denen die Kettenfäden und die Schußfäden
nicht aus dem gleichen Faſermaterial beſtehen. Der Zweck ſolcher gemiſchten
Gewebe iſt, ein wegen ſeiner beſonderen Eigenſchaften oder wegen ſeiner
Koſtbarkeit hochgeſchätztes Faſermaterial mit einem anderen billigeren Faſer-
material derartig zu verweben, daß das neue Gewebe billiger wird, ohne
dabei das äußere Ausſehen eines einfachen Gewebes aus dem teureren Faſer-
material einzubüßen. Wie das erreicht wird, iſt Sache der Weberei, und
geht uns hier nichts an; aber welcher Art dieſe gemiſchten Gewebe
ſind, und in welchen Zuſammenſtellungen ſie vorkommen kön-
nen, das iſt für den Färber zu wiſſen unbedingt notwendig
.
Ich führe deshalb die häufiger vorkommenden gemiſchten Gewebe nachfol-
gend an*):

1. Halbſeide. Die Halbſeidengewebe haben als Kette durchgängig
Seide (Organſin), als Schuß dagegen Kammgarn (Mohair, Alpaco) oder
Baumwolle.

Hierher zählen: a) Halbtaffet mit Baumwolle als Schuß; Popeline,
mit feiner Kammwolle als Schuß; Levantin, mitunter aus Baumwollkette;
von Köperatlas haben die ganz geringen Sorten Baumwollgarn als Schuß;
ein ſammetartiges Halbſeidengewebe iſt der Halbſeidenvelpel, bei dem der
Grund des Velpels aus Baumwolle hergeſtellt wird; als gazeartiges Halb-
ſeidengewebe iſt der Barège bekannt, mit Kette aus feiner ungekochter Seide
und Schuß von Kammwollgarn oder umgekehrt.

2. Halbwolle. Die Anzahl der halbwollenen Stoffe iſt eine ſehr
große. Faſt alle halbwollenen Stoffe ſetzen ſich aus Wolle und Baumwolle
zuſammen; weit ſeltener aus Wolle und Seide; noch wenig gekannt — ein
Kind der Neuzeit — iſt ein Verweben von Wolle und Jute. In gewiſſem
Sinne könnte man auch die mit Effektfäden aus Chinagras durchwebten
Rock- und Hoſenſtoffe aus Kammgarn als Halbwolle betrachten, doch würde
damit der oben gegebene Begriff eines gemiſchten Gewebes etwas verſchoben.

*) Nach Hoyers „Lexikon der Verfälſchungen“.
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[79/0105] pflanzen derſelben ſind die Gattungen Bombax, Eriodendron, Ochroma, Chorisia; von dieſen iſt die wichtigſte Art: Eriodendron anfractuosum DC. In Amerika ſind es Bombax Ceiba und heptaphyllum, welche Wolle liefern; in Weſtindien: Ochroma Lagopus Sw.; in Afrika: Bombax guinense und malabaricum, letztere Art iſt auch in Oſtindien vertreten. Die Wollbäume gehören auch noch deswegen zu den techniſch intereſ- ſanteſten und wichtigſten Gewächſen der Tropen, weil ihr Baſt als Hanf verwendet werden kann, und iſt es eben nicht unmöglich, daß auch die Wolle nach zweckmäßiger Behandlung als Textilfaſer Verwendung finden kann. 13. Auch die Geſpinnſtfaſern einiger amerikaniſcher Urticaceen, wie Laportea canadensis, und die Varietät Laportea pustulata Wedd., deren Anbau in Sachſen verſucht worden iſt, liefern für die Praxis brauchbare Faſern, wenn ſie auch in der Feinheit der Faſern unſerer Neſſel weit nach- ſtehen. § 18. Gemiſchte Gewebe. Als gemiſchte Gewebe ſind alle diejenigen aus Geſpinnſtfaſern herge- ſtellten Gewebe zu betrachten, bei denen die Kettenfäden und die Schußfäden nicht aus dem gleichen Faſermaterial beſtehen. Der Zweck ſolcher gemiſchten Gewebe iſt, ein wegen ſeiner beſonderen Eigenſchaften oder wegen ſeiner Koſtbarkeit hochgeſchätztes Faſermaterial mit einem anderen billigeren Faſer- material derartig zu verweben, daß das neue Gewebe billiger wird, ohne dabei das äußere Ausſehen eines einfachen Gewebes aus dem teureren Faſer- material einzubüßen. Wie das erreicht wird, iſt Sache der Weberei, und geht uns hier nichts an; aber welcher Art dieſe gemiſchten Gewebe ſind, und in welchen Zuſammenſtellungen ſie vorkommen kön- nen, das iſt für den Färber zu wiſſen unbedingt notwendig. Ich führe deshalb die häufiger vorkommenden gemiſchten Gewebe nachfol- gend an *): 1. Halbſeide. Die Halbſeidengewebe haben als Kette durchgängig Seide (Organſin), als Schuß dagegen Kammgarn (Mohair, Alpaco) oder Baumwolle. Hierher zählen: a) Halbtaffet mit Baumwolle als Schuß; Popeline, mit feiner Kammwolle als Schuß; Levantin, mitunter aus Baumwollkette; von Köperatlas haben die ganz geringen Sorten Baumwollgarn als Schuß; ein ſammetartiges Halbſeidengewebe iſt der Halbſeidenvelpel, bei dem der Grund des Velpels aus Baumwolle hergeſtellt wird; als gazeartiges Halb- ſeidengewebe iſt der Barège bekannt, mit Kette aus feiner ungekochter Seide und Schuß von Kammwollgarn oder umgekehrt. 2. Halbwolle. Die Anzahl der halbwollenen Stoffe iſt eine ſehr große. Faſt alle halbwollenen Stoffe ſetzen ſich aus Wolle und Baumwolle zuſammen; weit ſeltener aus Wolle und Seide; noch wenig gekannt — ein Kind der Neuzeit — iſt ein Verweben von Wolle und Jute. In gewiſſem Sinne könnte man auch die mit Effektfäden aus Chinagras durchwebten Rock- und Hoſenſtoffe aus Kammgarn als Halbwolle betrachten, doch würde damit der oben gegebene Begriff eines gemiſchten Gewebes etwas verſchoben. *) Nach Hoyers „Lexikon der Verfälſchungen“.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/105>, abgerufen am 23.11.2024.