Wollenfärberei zur Erzielung ziemlich echter gelber und olivgelber Töne; in der Baumwollenfärberei wird Wau weniger gebraucht, da er hier keine haltbaren Farben gibt.
Wertbestimmung. Durch Probefärben.
§ 41. Orlean.
Abstammung. Das Färbematerial, welches unter dem Namen Orlean, oder Anatto, Roucon, in den Handel kommt, wird aus der fleischigen, roten, angenehm riechenden, bitter schmeckenden Samenschale (nicht das Mark der Frucht, wie einzelne Autoren angeben) des im tropischen Amerika heimischen, in Ostindien kultivierten, zur Familie der Cistiflorae gehörenden Orleanbaumes, Bixa Orellana L. und Bixa Urucana Willd. gewonnen. Dieser ist ein kleiner Baum mit herzförmigen Blättern und schön rötlich gefärbten Blütentrauben. Man läßt die Masse vergären und schlämmt den Farbstoff mittels Wasser ab.
Eigenschaften. Der Orlean bildet einen roten, steifen Teig, der aus den Samenschalen durch Uebergießen mit Wasser, Fällen des Farbstoffes mit Essig, und Sammeln, Erwärmen und Auspressen des entstandenen Nieder- schlages gewonnen wird; er besitzt butterartige Konsistenz und fühlt sich fettig, nicht erdig, an; seine Farbe ist ein schmutziges Rot, dem Ziegelmehl ähnlich, außen stets matter, als im Innern des Teiges. Er riecht unangenehm nach verfaultem Urin, weil man ihn mit Harn zu befeuchten pflegt, damit er stets feucht bleibe und seine Farbe sich durch das aus dem faulenden Harn ent- wickelnde Ammoniak erhöhe; mit Harn nicht behandelter Orlean riecht auch nicht angenehm, aber nur schwach; der ganz frische riecht nach Möhren. Auf Papier macht Orlean einen dunkeln Fleck; zwischen den Fingern gleitet er durch, indem sich nur einige kleinere härtere Körner bemerklich machen. Orlean darf im Innern weder schimmelig, noch ungleichmäßig gefärbt sein; bei beginnender Fäulnis wird seine Farbe immer heller. -- Der Orlean von Cayenne gilt als der beste.
Zusammensetzung. Guter Orlean enthält durchschnittlich 6 Prozent Farbstoff, 72 Prozent Wasser, 17 Prozent vegetabilische Stoffe, 5 Prozent Mineralstoffe; er darf nicht mehr als höchstens 13 Prozent Asche hinter- lassen. Dagegen hat John gefunden: 28 Prozent unlösliche und 30 Pro- zent lösliche Farbstoffe, 32 Prozent Pflanzenschleim, Extraktivstoffe und ca. 20 Prozent Holzfaser.
Orleanfarbstoffe. Nach Chevreul finden sich im Orlean zwei, nach v. Schröder mehrere Farbstoffe. Bekannt sind ein roter Farb- stoff, das Bixin, C28 H34 O5, und ein gelber, das Orellin. Das erstere, für die Färberei wichtige, ist näher bekannt, und bildet in reinem Zustande ein krystallinisches, metallisch glänzendes, rotes Pulver mit einem Stich ins Violette. Es ist unlöslich in Wasser, schwer löslich in kaltem Al- kohol, leichter in kochendem Alkohol und Chloroform, wenig in Aether, Benzol und Schwefelkohlenstoff. Alkalische Laugen, Seifenlauge und Lö- sungen kohlensaurer Alkalien lösen es mit gelber Farbe; eine solche Lö- sung gibt mit Alaun einen dunkelziegelroten, mit Zinnchlorür einen orangen- roten, mit schwefelsaurem Eisenoxyd einen braunen, mit essigsaurem Blei
Wollenfärberei zur Erzielung ziemlich echter gelber und olivgelber Töne; in der Baumwollenfärberei wird Wau weniger gebraucht, da er hier keine haltbaren Farben gibt.
Wertbeſtimmung. Durch Probefärben.
§ 41. Orlean.
Abſtammung. Das Färbematerial, welches unter dem Namen Orlean, oder Anatto, Roucon, in den Handel kommt, wird aus der fleiſchigen, roten, angenehm riechenden, bitter ſchmeckenden Samenſchale (nicht das Mark der Frucht, wie einzelne Autoren angeben) des im tropiſchen Amerika heimiſchen, in Oſtindien kultivierten, zur Familie der Cistiflorae gehörenden Orleanbaumes, Bixa Orellana L. und Bixa Urucana Willd. gewonnen. Dieſer iſt ein kleiner Baum mit herzförmigen Blättern und ſchön rötlich gefärbten Blütentrauben. Man läßt die Maſſe vergären und ſchlämmt den Farbſtoff mittels Waſſer ab.
Eigenſchaften. Der Orlean bildet einen roten, ſteifen Teig, der aus den Samenſchalen durch Uebergießen mit Waſſer, Fällen des Farbſtoffes mit Eſſig, und Sammeln, Erwärmen und Auspreſſen des entſtandenen Nieder- ſchlages gewonnen wird; er beſitzt butterartige Konſiſtenz und fühlt ſich fettig, nicht erdig, an; ſeine Farbe iſt ein ſchmutziges Rot, dem Ziegelmehl ähnlich, außen ſtets matter, als im Innern des Teiges. Er riecht unangenehm nach verfaultem Urin, weil man ihn mit Harn zu befeuchten pflegt, damit er ſtets feucht bleibe und ſeine Farbe ſich durch das aus dem faulenden Harn ent- wickelnde Ammoniak erhöhe; mit Harn nicht behandelter Orlean riecht auch nicht angenehm, aber nur ſchwach; der ganz friſche riecht nach Möhren. Auf Papier macht Orlean einen dunkeln Fleck; zwiſchen den Fingern gleitet er durch, indem ſich nur einige kleinere härtere Körner bemerklich machen. Orlean darf im Innern weder ſchimmelig, noch ungleichmäßig gefärbt ſein; bei beginnender Fäulnis wird ſeine Farbe immer heller. — Der Orlean von Cayenne gilt als der beſte.
Zuſammenſetzung. Guter Orlean enthält durchſchnittlich 6 Prozent Farbſtoff, 72 Prozent Waſſer, 17 Prozent vegetabiliſche Stoffe, 5 Prozent Mineralſtoffe; er darf nicht mehr als höchſtens 13 Prozent Aſche hinter- laſſen. Dagegen hat John gefunden: 28 Prozent unlösliche und 30 Pro- zent lösliche Farbſtoffe, 32 Prozent Pflanzenſchleim, Extraktivſtoffe und ca. 20 Prozent Holzfaſer.
Orleanfarbſtoffe. Nach Chevreul finden ſich im Orlean zwei, nach v. Schröder mehrere Farbſtoffe. Bekannt ſind ein roter Farb- ſtoff, das Bixin, C28 H34 O5, und ein gelber, das Orellin. Das erſtere, für die Färberei wichtige, iſt näher bekannt, und bildet in reinem Zuſtande ein kryſtalliniſches, metalliſch glänzendes, rotes Pulver mit einem Stich ins Violette. Es iſt unlöslich in Waſſer, ſchwer löslich in kaltem Al- kohol, leichter in kochendem Alkohol und Chloroform, wenig in Aether, Benzol und Schwefelkohlenſtoff. Alkaliſche Laugen, Seifenlauge und Lö- ſungen kohlenſaurer Alkalien löſen es mit gelber Farbe; eine ſolche Lö- ſung gibt mit Alaun einen dunkelziegelroten, mit Zinnchlorür einen orangen- roten, mit ſchwefelſaurem Eiſenoxyd einen braunen, mit eſſigſaurem Blei
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Wollenfärberei zur Erzielung ziemlich echter gelber und olivgelber Töne;
in der Baumwollenfärberei wird Wau weniger gebraucht, da er hier keine
haltbaren Farben gibt.
Wertbeſtimmung. Durch Probefärben.
§ 41. Orlean.
Abſtammung. Das Färbematerial, welches unter dem Namen Orlean,
oder Anatto, Roucon, in den Handel kommt, wird aus der fleiſchigen,
roten, angenehm riechenden, bitter ſchmeckenden Samenſchale (nicht das
Mark der Frucht, wie einzelne Autoren angeben) des im tropiſchen Amerika
heimiſchen, in Oſtindien kultivierten, zur Familie der Cistiflorae gehörenden
Orleanbaumes, Bixa Orellana L. und Bixa Urucana Willd. gewonnen.
Dieſer iſt ein kleiner Baum mit herzförmigen Blättern und ſchön rötlich
gefärbten Blütentrauben. Man läßt die Maſſe vergären und ſchlämmt den
Farbſtoff mittels Waſſer ab.
Eigenſchaften. Der Orlean bildet einen roten, ſteifen Teig, der aus
den Samenſchalen durch Uebergießen mit Waſſer, Fällen des Farbſtoffes mit
Eſſig, und Sammeln, Erwärmen und Auspreſſen des entſtandenen Nieder-
ſchlages gewonnen wird; er beſitzt butterartige Konſiſtenz und fühlt ſich fettig,
nicht erdig, an; ſeine Farbe iſt ein ſchmutziges Rot, dem Ziegelmehl ähnlich,
außen ſtets matter, als im Innern des Teiges. Er riecht unangenehm nach
verfaultem Urin, weil man ihn mit Harn zu befeuchten pflegt, damit er ſtets
feucht bleibe und ſeine Farbe ſich durch das aus dem faulenden Harn ent-
wickelnde Ammoniak erhöhe; mit Harn nicht behandelter Orlean riecht auch
nicht angenehm, aber nur ſchwach; der ganz friſche riecht nach Möhren.
Auf Papier macht Orlean einen dunkeln Fleck; zwiſchen den Fingern gleitet
er durch, indem ſich nur einige kleinere härtere Körner bemerklich machen.
Orlean darf im Innern weder ſchimmelig, noch ungleichmäßig gefärbt ſein;
bei beginnender Fäulnis wird ſeine Farbe immer heller. — Der Orlean
von Cayenne gilt als der beſte.
Zuſammenſetzung. Guter Orlean enthält durchſchnittlich 6 Prozent
Farbſtoff, 72 Prozent Waſſer, 17 Prozent vegetabiliſche Stoffe, 5 Prozent
Mineralſtoffe; er darf nicht mehr als höchſtens 13 Prozent Aſche hinter-
laſſen. Dagegen hat John gefunden: 28 Prozent unlösliche und 30 Pro-
zent lösliche Farbſtoffe, 32 Prozent Pflanzenſchleim, Extraktivſtoffe und
ca. 20 Prozent Holzfaſer.
Orleanfarbſtoffe. Nach Chevreul finden ſich im Orlean zwei,
nach v. Schröder mehrere Farbſtoffe. Bekannt ſind ein roter Farb-
ſtoff, das Bixin, C28 H34 O5, und ein gelber, das Orellin. Das erſtere,
für die Färberei wichtige, iſt näher bekannt, und bildet in reinem Zuſtande
ein kryſtalliniſches, metalliſch glänzendes, rotes Pulver mit einem Stich ins
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kohol, leichter in kochendem Alkohol und Chloroform, wenig in Aether,
Benzol und Schwefelkohlenſtoff. Alkaliſche Laugen, Seifenlauge und Lö-
ſungen kohlenſaurer Alkalien löſen es mit gelber Farbe; eine ſolche Lö-
ſung gibt mit Alaun einen dunkelziegelroten, mit Zinnchlorür einen orangen-
roten, mit ſchwefelſaurem Eiſenoxyd einen braunen, mit eſſigſaurem Blei
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/158>, abgerufen am 27.11.2024.
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