meine Arbeit von denjenigen Gelehrten und Lehrern, welchen der Unterricht in den chemisch-technischen Fächern an polytechnischen Hochschulen, Gewerbe- und Fachschulen obliegt, freundlich aufgenommen und nachsichtig beurteilt werden, so würde ich darin den schönsten Lohn für meine Mühe erblicken.
Was den Inhalt des Buches selbst betrifft, so war ich zunächst be- müht, einen Ueberblick über die jetzt gebräuchlichen Gespinnstfasern zu geben, und diejenigen Eigenschaften derselben, deren Kenntnis für die Be- urteilung des Färbeprozesses von Wichtigkeit sind, zu besprechen und ihre Anwendbarkeit in der Färberei zu erklären. Dabei habe ich auch statistische Angaben, welche die Wichtigkeit und Ausdehnung eines Industriezweiges kennzeichnen, eingestreut. -- Sodann habe ich der Warenkunde eine ganz besonders sorgfältige Bearbeitung zu teil werden lassen und habe da- bei, wenn die eigenen Erfahrungen nicht hinreichten, die verstreuten An- gaben aus der deutschen, französischen, englischen und amerikanischen Litera- tur und Journalistik gesammelt und verwertet. -- Im zweiten Teil habe ich die mechanische Technologie der Färberei an Hand der vielen für den Färbereibetrieb erdachten und gebauten Maschinen vorzuführen versucht; es ist dies meines Wissens die erste deutsche Arbeit auf diesem noch wenig beachteten Gebiete. Bei dieser Gelegenheit sage ich denjenigen Fabriken, welche mich -- da eine hierauf bezügliche Literatur überhaupt noch nicht existiert -- durch Vorlagen, durch Rat und Auskunft unterstützt haben, meinen wärm- sten Dank. -- Die chemische Technologie enthält dann die Regeln und Grundsätze der praktischen Färberei. Ich habe dabei versucht, diese Regeln und Methoden kritisch zu prüfen und zu beleuchten, insbesondere jene alten, vorsündflutlichen Vorschriften, die auch heute noch das Evange- lium vieler Färber bilden, auf ihren wahren Wert zurückzuführen. Aber auch den neueren Vorschlägen habe ich scharf ins Gesicht gesehen; wenn ich dabei Kritik geübt, so habe ich mich dabei lediglich an die Sache, nie- mals an die Person gehalten. Ich erhebe dabei meinerseits keinen An- spruch auf Unfehlbarkeit. Wenn ich irgendwo eine abweichende Ansicht aus- gesprochen und motiviert habe, so geschah es lediglich im Interesse der Sache selbst; ich werde mit Dankbarkeit jede Entgegnung aufnehmen, welche die etwaige Unhaltbarkeit meiner Gründe sachlich und überzeugend darzu- legen vermag, um so durch Rede und Widerrede dem Ziele immer näher zu kommen, dem wir wohl Alle zustreben: der Wahrheit!
meine Arbeit von denjenigen Gelehrten und Lehrern, welchen der Unterricht in den chemiſch-techniſchen Fächern an polytechniſchen Hochſchulen, Gewerbe- und Fachſchulen obliegt, freundlich aufgenommen und nachſichtig beurteilt werden, ſo würde ich darin den ſchönſten Lohn für meine Mühe erblicken.
Was den Inhalt des Buches ſelbſt betrifft, ſo war ich zunächſt be- müht, einen Ueberblick über die jetzt gebräuchlichen Geſpinnſtfaſern zu geben, und diejenigen Eigenſchaften derſelben, deren Kenntnis für die Be- urteilung des Färbeprozeſſes von Wichtigkeit ſind, zu beſprechen und ihre Anwendbarkeit in der Färberei zu erklären. Dabei habe ich auch ſtatiſtiſche Angaben, welche die Wichtigkeit und Ausdehnung eines Induſtriezweiges kennzeichnen, eingeſtreut. — Sodann habe ich der Warenkunde eine ganz beſonders ſorgfältige Bearbeitung zu teil werden laſſen und habe da- bei, wenn die eigenen Erfahrungen nicht hinreichten, die verſtreuten An- gaben aus der deutſchen, franzöſiſchen, engliſchen und amerikaniſchen Litera- tur und Journaliſtik geſammelt und verwertet. — Im zweiten Teil habe ich die mechaniſche Technologie der Färberei an Hand der vielen für den Färbereibetrieb erdachten und gebauten Maſchinen vorzuführen verſucht; es iſt dies meines Wiſſens die erſte deutſche Arbeit auf dieſem noch wenig beachteten Gebiete. Bei dieſer Gelegenheit ſage ich denjenigen Fabriken, welche mich — da eine hierauf bezügliche Literatur überhaupt noch nicht exiſtiert — durch Vorlagen, durch Rat und Auskunft unterſtützt haben, meinen wärm- ſten Dank. — Die chemiſche Technologie enthält dann die Regeln und Grundſätze der praktiſchen Färberei. Ich habe dabei verſucht, dieſe Regeln und Methoden kritiſch zu prüfen und zu beleuchten, insbeſondere jene alten, vorſündflutlichen Vorſchriften, die auch heute noch das Evange- lium vieler Färber bilden, auf ihren wahren Wert zurückzuführen. Aber auch den neueren Vorſchlägen habe ich ſcharf ins Geſicht geſehen; wenn ich dabei Kritik geübt, ſo habe ich mich dabei lediglich an die Sache, nie- mals an die Perſon gehalten. Ich erhebe dabei meinerſeits keinen An- ſpruch auf Unfehlbarkeit. Wenn ich irgendwo eine abweichende Anſicht aus- geſprochen und motiviert habe, ſo geſchah es lediglich im Intereſſe der Sache ſelbſt; ich werde mit Dankbarkeit jede Entgegnung aufnehmen, welche die etwaige Unhaltbarkeit meiner Gründe ſachlich und überzeugend darzu- legen vermag, um ſo durch Rede und Widerrede dem Ziele immer näher zu kommen, dem wir wohl Alle zuſtreben: der Wahrheit!
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[VII/0017]
meine Arbeit von denjenigen Gelehrten und Lehrern, welchen der Unterricht
in den chemiſch-techniſchen Fächern an polytechniſchen Hochſchulen, Gewerbe-
und Fachſchulen obliegt, freundlich aufgenommen und nachſichtig beurteilt
werden, ſo würde ich darin den ſchönſten Lohn für meine Mühe erblicken.
Was den Inhalt des Buches ſelbſt betrifft, ſo war ich zunächſt be-
müht, einen Ueberblick über die jetzt gebräuchlichen Geſpinnſtfaſern zu
geben, und diejenigen Eigenſchaften derſelben, deren Kenntnis für die Be-
urteilung des Färbeprozeſſes von Wichtigkeit ſind, zu beſprechen und ihre
Anwendbarkeit in der Färberei zu erklären. Dabei habe ich auch ſtatiſtiſche
Angaben, welche die Wichtigkeit und Ausdehnung eines Induſtriezweiges
kennzeichnen, eingeſtreut. — Sodann habe ich der Warenkunde eine
ganz beſonders ſorgfältige Bearbeitung zu teil werden laſſen und habe da-
bei, wenn die eigenen Erfahrungen nicht hinreichten, die verſtreuten An-
gaben aus der deutſchen, franzöſiſchen, engliſchen und amerikaniſchen Litera-
tur und Journaliſtik geſammelt und verwertet. — Im zweiten Teil habe
ich die mechaniſche Technologie der Färberei an Hand der vielen für
den Färbereibetrieb erdachten und gebauten Maſchinen vorzuführen verſucht;
es iſt dies meines Wiſſens die erſte deutſche Arbeit auf dieſem noch wenig
beachteten Gebiete. Bei dieſer Gelegenheit ſage ich denjenigen Fabriken, welche
mich — da eine hierauf bezügliche Literatur überhaupt noch nicht exiſtiert —
durch Vorlagen, durch Rat und Auskunft unterſtützt haben, meinen wärm-
ſten Dank. — Die chemiſche Technologie enthält dann die Regeln
und Grundſätze der praktiſchen Färberei. Ich habe dabei verſucht, dieſe
Regeln und Methoden kritiſch zu prüfen und zu beleuchten, insbeſondere
jene alten, vorſündflutlichen Vorſchriften, die auch heute noch das Evange-
lium vieler Färber bilden, auf ihren wahren Wert zurückzuführen. Aber
auch den neueren Vorſchlägen habe ich ſcharf ins Geſicht geſehen; wenn ich
dabei Kritik geübt, ſo habe ich mich dabei lediglich an die Sache, nie-
mals an die Perſon gehalten. Ich erhebe dabei meinerſeits keinen An-
ſpruch auf Unfehlbarkeit. Wenn ich irgendwo eine abweichende Anſicht aus-
geſprochen und motiviert habe, ſo geſchah es lediglich im Intereſſe der
Sache ſelbſt; ich werde mit Dankbarkeit jede Entgegnung aufnehmen, welche
die etwaige Unhaltbarkeit meiner Gründe ſachlich und überzeugend darzu-
legen vermag, um ſo durch Rede und Widerrede dem Ziele immer näher
zu kommen, dem wir wohl Alle zuſtreben: der Wahrheit!
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/17>, abgerufen am 23.11.2024.
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