Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

abgeschieden. Man läßt absetzen und gießt die über dem gebildeten roten
flockigen Niederschlage stehende Flüssigkeit ab; es resultiert ein dickflüssiger
roter Schlamm. Dieser Schlamm, in Flaschen gefüllt, ist das in der Färbe-
rei verwendete Safflorextrakt. Es hat einen sehr hohen Preis, ist aber
von großer Ausgiebigkeit und Färbekraft. Die Flaschen müssen wohl ver-
schlossen und vor Licht geschützt aufbewahrt werden, da das Präparat durch
das Licht zersetzt wird. Streicht man den Schlamm auf Teller oder Tassen
und trocknet in gelinder Wärme, so erhält man das Tellerrot oder
Tassenrot in Form bronzeartiger Krusten, die im reflektierten Lichte gold-
gelb mit grünem Schimmer, im durchfallenden Lichte rot aussehen. -- Bringt
man dagegen den Schlamm auf ein Filter, läßt ablaufen, wäscht den Nieder-
schlag mit Wasser aus, löst ihn in Alkohol, filtriert, und läßt die alkoholische
Lösung langsam verdunsten, so erhält man das reine Karthamin oder den
Safflorkarmin als körniges Pulver von schwarzgrüner Farbe, welches
beim Reiben Metallglanz annimmt und nur in sehr feiner Verteilung rot
erscheint.

5. Orseillepräparate. Im Handel finden sich:

a) Orseilleextrakt; gelbe metallisch glänzende Stücke, in Wasser mit
roter Farbe löslich, wahrscheinlich eine mit Alaun gefällte wässerige Orseille-
lösung; der Niederschlag wird gewaschen und getrocknet.

b) Flüssiges Orseilleextrakt. Nach Peters wird das Extrakt
durch Ausziehen der Orseille mit Essigsäure und Uebersättigen der filtrierten
Lösung mit Ammoniak bereitet. Nach Grothe dagegen ist es nichts weiter
als der auf 25° B. eingedampfte wässerige Auszug der Orseille. Das flüssige
Orseilleextrakt kommt häufig mit Blauholzextrakt, auch wohl mit Rotholzextrakt
verfälscht vor. Ein unverfälschtes Orseilleextrakt, mit dem 50fachen Gewicht
Wasser verdünnt, wird durch Zusatz von Zinnchlorürlösung entfärbt, ein
mit Blau- oder Rotholzextrakt verfälschtes nimmt eine bleibende graue bis
blaue oder eine rote Farbe an.

c) Französischer Purpur, Pourpre francais, Orseillepurpur. Dieses
Präparat enthält den Orseillefarbstoff in reinem Zustande. Die Herstellung
ist der des Orseillekarmins ähnlich. Die Flechten werden mit einer 15proz.
Ammoniaklösung extrahirt und der gesättigte Auszug mit überschüssiger Salz-
oder Schwefelsäure versetzt, wodurch die Flechtensäuren niedergeschlagen werden,
welche man auf einem Filter sammelt, vorsichtig wäscht und trocknet. Die
Flechtensäuren werden sodann erneut in Ammoniak gelöst und die Lösung in flachen
Gefäßen mehrere Tage der Luft ausgesetzt, bis sie dunkelpurpurviolett geworden
ist, und Seide und Wolle ohne Anwendung einer Beize direkt färbt. Dann
wird die Flüssigkeit mit Schwefelsäure gesättigt und der sich bildende flockige
Niederschlag auf einem Filter gesammelt, vorsichtig ausgewaschen und ge-
trocknet. Das Präparat besitzt eine schöne, tiefe Granatfarbe; es ist das
vernunftgemäßeste Orseillepräparat.

d) Orseillekarmin. Violette Stücke, löslich in Oxalsäurelösung mit
roter Farbe. Dieses Präparat wird durch Behandeln der Orseille mit
Ammoniak, Fällen der abfiltrierten Lösung mit Salzsäure und abermaliges
Lösen des erhaltenen Niederschlages in Ammoniak gewonnen. Diese Lösung
wird der Lust ausgesetzt, bis sie kirschrot ist, dann erhitzt und mit Alaun
oder Chlorcalcium zersetzt. -- Nach Benedikt wird Orseillekarmin durch
Extraktion der Orseille mit Wasser und Eindampfen der Lösung im Vacuum
gewonnen.

abgeſchieden. Man läßt abſetzen und gießt die über dem gebildeten roten
flockigen Niederſchlage ſtehende Flüſſigkeit ab; es reſultiert ein dickflüſſiger
roter Schlamm. Dieſer Schlamm, in Flaſchen gefüllt, iſt das in der Färbe-
rei verwendete Safflorextrakt. Es hat einen ſehr hohen Preis, iſt aber
von großer Ausgiebigkeit und Färbekraft. Die Flaſchen müſſen wohl ver-
ſchloſſen und vor Licht geſchützt aufbewahrt werden, da das Präparat durch
das Licht zerſetzt wird. Streicht man den Schlamm auf Teller oder Taſſen
und trocknet in gelinder Wärme, ſo erhält man das Tellerrot oder
Taſſenrot in Form bronzeartiger Kruſten, die im reflektierten Lichte gold-
gelb mit grünem Schimmer, im durchfallenden Lichte rot ausſehen. — Bringt
man dagegen den Schlamm auf ein Filter, läßt ablaufen, wäſcht den Nieder-
ſchlag mit Waſſer aus, löſt ihn in Alkohol, filtriert, und läßt die alkoholiſche
Löſung langſam verdunſten, ſo erhält man das reine Karthamin oder den
Safflorkarmin als körniges Pulver von ſchwarzgrüner Farbe, welches
beim Reiben Metallglanz annimmt und nur in ſehr feiner Verteilung rot
erſcheint.

5. Orſeillepräparate. Im Handel finden ſich:

a) Orſeilleextrakt; gelbe metalliſch glänzende Stücke, in Waſſer mit
roter Farbe löslich, wahrſcheinlich eine mit Alaun gefällte wäſſerige Orſeille-
löſung; der Niederſchlag wird gewaſchen und getrocknet.

b) Flüſſiges Orſeilleextrakt. Nach Peters wird das Extrakt
durch Ausziehen der Orſeille mit Eſſigſäure und Ueberſättigen der filtrierten
Löſung mit Ammoniak bereitet. Nach Grothe dagegen iſt es nichts weiter
als der auf 25° B. eingedampfte wäſſerige Auszug der Orſeille. Das flüſſige
Orſeilleextrakt kommt häufig mit Blauholzextrakt, auch wohl mit Rotholzextrakt
verfälſcht vor. Ein unverfälſchtes Orſeilleextrakt, mit dem 50fachen Gewicht
Waſſer verdünnt, wird durch Zuſatz von Zinnchlorürlöſung entfärbt, ein
mit Blau- oder Rotholzextrakt verfälſchtes nimmt eine bleibende graue bis
blaue oder eine rote Farbe an.

c) Franzöſiſcher Purpur, Pourpre français, Orſeillepurpur. Dieſes
Präparat enthält den Orſeillefarbſtoff in reinem Zuſtande. Die Herſtellung
iſt der des Orſeillekarmins ähnlich. Die Flechten werden mit einer 15proz.
Ammoniaklöſung extrahirt und der geſättigte Auszug mit überſchüſſiger Salz-
oder Schwefelſäure verſetzt, wodurch die Flechtenſäuren niedergeſchlagen werden,
welche man auf einem Filter ſammelt, vorſichtig wäſcht und trocknet. Die
Flechtenſäuren werden ſodann erneut in Ammoniak gelöſt und die Löſung in flachen
Gefäßen mehrere Tage der Luft ausgeſetzt, bis ſie dunkelpurpurviolett geworden
iſt, und Seide und Wolle ohne Anwendung einer Beize direkt färbt. Dann
wird die Flüſſigkeit mit Schwefelſäure geſättigt und der ſich bildende flockige
Niederſchlag auf einem Filter geſammelt, vorſichtig ausgewaſchen und ge-
trocknet. Das Präparat beſitzt eine ſchöne, tiefe Granatfarbe; es iſt das
vernunftgemäßeſte Orſeillepräparat.

d) Orſeillekarmin. Violette Stücke, löslich in Oxalſäurelöſung mit
roter Farbe. Dieſes Präparat wird durch Behandeln der Orſeille mit
Ammoniak, Fällen der abfiltrierten Löſung mit Salzſäure und abermaliges
Löſen des erhaltenen Niederſchlages in Ammoniak gewonnen. Dieſe Löſung
wird der Luſt ausgeſetzt, bis ſie kirſchrot iſt, dann erhitzt und mit Alaun
oder Chlorcalcium zerſetzt. — Nach Benedikt wird Orſeillekarmin durch
Extraktion der Orſeille mit Waſſer und Eindampfen der Löſung im Vacuum
gewonnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0175" n="149"/>
abge&#x017F;chieden. Man läßt ab&#x017F;etzen und gießt die über dem gebildeten roten<lb/>
flockigen Nieder&#x017F;chlage &#x017F;tehende Flü&#x017F;&#x017F;igkeit ab; es re&#x017F;ultiert ein dickflü&#x017F;&#x017F;iger<lb/>
roter Schlamm. Die&#x017F;er Schlamm, in Fla&#x017F;chen gefüllt, i&#x017F;t das in der Färbe-<lb/>
rei verwendete <hi rendition="#g">Safflorextrakt</hi>. Es hat einen &#x017F;ehr hohen Preis, i&#x017F;t aber<lb/>
von großer Ausgiebigkeit und Färbekraft. Die Fla&#x017F;chen mü&#x017F;&#x017F;en wohl ver-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und vor Licht ge&#x017F;chützt aufbewahrt werden, da das Präparat durch<lb/>
das Licht zer&#x017F;etzt wird. Streicht man den Schlamm auf Teller oder Ta&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und trocknet in gelinder Wärme, &#x017F;o erhält man das <hi rendition="#g">Tellerrot</hi> oder<lb/><hi rendition="#g">Ta&#x017F;&#x017F;enrot</hi> in Form bronzeartiger Kru&#x017F;ten, die im reflektierten Lichte gold-<lb/>
gelb mit grünem Schimmer, im durchfallenden Lichte rot aus&#x017F;ehen. &#x2014; Bringt<lb/>
man dagegen den Schlamm auf ein Filter, läßt ablaufen, wä&#x017F;cht den Nieder-<lb/>
&#x017F;chlag mit Wa&#x017F;&#x017F;er aus, lö&#x017F;t ihn in Alkohol, filtriert, und läßt die alkoholi&#x017F;che<lb/>&#x017F;ung lang&#x017F;am verdun&#x017F;ten, &#x017F;o erhält man das <hi rendition="#g">reine Karthamin</hi> oder den<lb/><hi rendition="#g">Safflorkarmin</hi> als körniges Pulver von &#x017F;chwarzgrüner Farbe, welches<lb/>
beim Reiben Metallglanz annimmt und nur in &#x017F;ehr feiner Verteilung rot<lb/>
er&#x017F;cheint.</p><lb/>
              <p>5. <hi rendition="#g">Or&#x017F;eillepräparate</hi>. Im Handel finden &#x017F;ich:</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">a)</hi><hi rendition="#g">Or&#x017F;eilleextrakt</hi>; gelbe metalli&#x017F;ch glänzende Stücke, in Wa&#x017F;&#x017F;er mit<lb/>
roter Farbe löslich, wahr&#x017F;cheinlich eine mit Alaun gefällte wä&#x017F;&#x017F;erige Or&#x017F;eille-<lb/>&#x017F;ung; der Nieder&#x017F;chlag wird gewa&#x017F;chen und getrocknet.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">b)</hi><hi rendition="#g">Flü&#x017F;&#x017F;iges Or&#x017F;eilleextrakt</hi>. Nach <hi rendition="#g">Peters</hi> wird das Extrakt<lb/>
durch Ausziehen der Or&#x017F;eille mit E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;äure und Ueber&#x017F;ättigen der filtrierten<lb/>&#x017F;ung mit Ammoniak bereitet. Nach <hi rendition="#g">Grothe</hi> dagegen i&#x017F;t es nichts weiter<lb/>
als der auf 25° B. eingedampfte wä&#x017F;&#x017F;erige Auszug der Or&#x017F;eille. Das flü&#x017F;&#x017F;ige<lb/>
Or&#x017F;eilleextrakt kommt häufig mit Blauholzextrakt, auch wohl mit Rotholzextrakt<lb/>
verfäl&#x017F;cht vor. Ein unverfäl&#x017F;chtes Or&#x017F;eilleextrakt, mit dem 50fachen Gewicht<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er verdünnt, wird durch Zu&#x017F;atz von Zinnchlorürlö&#x017F;ung entfärbt, ein<lb/>
mit Blau- oder Rotholzextrakt verfäl&#x017F;chtes nimmt eine bleibende graue bis<lb/>
blaue oder eine rote Farbe an.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">c)</hi><hi rendition="#g">Franzö&#x017F;i&#x017F;cher Purpur</hi>, <hi rendition="#aq">Pourpre français,</hi> Or&#x017F;eillepurpur. Die&#x017F;es<lb/>
Präparat enthält den Or&#x017F;eillefarb&#x017F;toff in reinem Zu&#x017F;tande. Die Her&#x017F;tellung<lb/>
i&#x017F;t der des Or&#x017F;eillekarmins ähnlich. Die Flechten werden mit einer 15proz.<lb/>
Ammoniaklö&#x017F;ung extrahirt und der ge&#x017F;ättigte Auszug mit über&#x017F;chü&#x017F;&#x017F;iger Salz-<lb/>
oder Schwefel&#x017F;äure ver&#x017F;etzt, wodurch die Flechten&#x017F;äuren niederge&#x017F;chlagen werden,<lb/>
welche man auf einem Filter &#x017F;ammelt, vor&#x017F;ichtig wä&#x017F;cht und trocknet. Die<lb/>
Flechten&#x017F;äuren werden &#x017F;odann erneut in Ammoniak gelö&#x017F;t und die Lö&#x017F;ung in flachen<lb/>
Gefäßen mehrere Tage der Luft ausge&#x017F;etzt, bis &#x017F;ie dunkelpurpurviolett geworden<lb/>
i&#x017F;t, und Seide und Wolle ohne Anwendung einer Beize direkt färbt. Dann<lb/>
wird die Flü&#x017F;&#x017F;igkeit mit Schwefel&#x017F;äure ge&#x017F;ättigt und der &#x017F;ich bildende flockige<lb/>
Nieder&#x017F;chlag auf einem Filter ge&#x017F;ammelt, vor&#x017F;ichtig ausgewa&#x017F;chen und ge-<lb/>
trocknet. Das Präparat be&#x017F;itzt eine &#x017F;chöne, tiefe Granatfarbe; es i&#x017F;t das<lb/>
vernunftgemäße&#x017F;te Or&#x017F;eillepräparat.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">d)</hi><hi rendition="#g">Or&#x017F;eillekarmin</hi>. Violette Stücke, löslich in Oxal&#x017F;äurelö&#x017F;ung mit<lb/>
roter Farbe. Die&#x017F;es Präparat wird durch Behandeln der Or&#x017F;eille mit<lb/>
Ammoniak, Fällen der abfiltrierten Lö&#x017F;ung mit Salz&#x017F;äure und abermaliges<lb/>&#x017F;en des erhaltenen Nieder&#x017F;chlages in Ammoniak gewonnen. Die&#x017F;e Lö&#x017F;ung<lb/>
wird der Lu&#x017F;t ausge&#x017F;etzt, bis &#x017F;ie kir&#x017F;chrot i&#x017F;t, dann erhitzt und mit Alaun<lb/>
oder Chlorcalcium zer&#x017F;etzt. &#x2014; Nach <hi rendition="#g">Benedikt</hi> wird Or&#x017F;eillekarmin durch<lb/>
Extraktion der Or&#x017F;eille mit Wa&#x017F;&#x017F;er und Eindampfen der Lö&#x017F;ung im Vacuum<lb/>
gewonnen.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0175] abgeſchieden. Man läßt abſetzen und gießt die über dem gebildeten roten flockigen Niederſchlage ſtehende Flüſſigkeit ab; es reſultiert ein dickflüſſiger roter Schlamm. Dieſer Schlamm, in Flaſchen gefüllt, iſt das in der Färbe- rei verwendete Safflorextrakt. Es hat einen ſehr hohen Preis, iſt aber von großer Ausgiebigkeit und Färbekraft. Die Flaſchen müſſen wohl ver- ſchloſſen und vor Licht geſchützt aufbewahrt werden, da das Präparat durch das Licht zerſetzt wird. Streicht man den Schlamm auf Teller oder Taſſen und trocknet in gelinder Wärme, ſo erhält man das Tellerrot oder Taſſenrot in Form bronzeartiger Kruſten, die im reflektierten Lichte gold- gelb mit grünem Schimmer, im durchfallenden Lichte rot ausſehen. — Bringt man dagegen den Schlamm auf ein Filter, läßt ablaufen, wäſcht den Nieder- ſchlag mit Waſſer aus, löſt ihn in Alkohol, filtriert, und läßt die alkoholiſche Löſung langſam verdunſten, ſo erhält man das reine Karthamin oder den Safflorkarmin als körniges Pulver von ſchwarzgrüner Farbe, welches beim Reiben Metallglanz annimmt und nur in ſehr feiner Verteilung rot erſcheint. 5. Orſeillepräparate. Im Handel finden ſich: a) Orſeilleextrakt; gelbe metalliſch glänzende Stücke, in Waſſer mit roter Farbe löslich, wahrſcheinlich eine mit Alaun gefällte wäſſerige Orſeille- löſung; der Niederſchlag wird gewaſchen und getrocknet. b) Flüſſiges Orſeilleextrakt. Nach Peters wird das Extrakt durch Ausziehen der Orſeille mit Eſſigſäure und Ueberſättigen der filtrierten Löſung mit Ammoniak bereitet. Nach Grothe dagegen iſt es nichts weiter als der auf 25° B. eingedampfte wäſſerige Auszug der Orſeille. Das flüſſige Orſeilleextrakt kommt häufig mit Blauholzextrakt, auch wohl mit Rotholzextrakt verfälſcht vor. Ein unverfälſchtes Orſeilleextrakt, mit dem 50fachen Gewicht Waſſer verdünnt, wird durch Zuſatz von Zinnchlorürlöſung entfärbt, ein mit Blau- oder Rotholzextrakt verfälſchtes nimmt eine bleibende graue bis blaue oder eine rote Farbe an. c) Franzöſiſcher Purpur, Pourpre français, Orſeillepurpur. Dieſes Präparat enthält den Orſeillefarbſtoff in reinem Zuſtande. Die Herſtellung iſt der des Orſeillekarmins ähnlich. Die Flechten werden mit einer 15proz. Ammoniaklöſung extrahirt und der geſättigte Auszug mit überſchüſſiger Salz- oder Schwefelſäure verſetzt, wodurch die Flechtenſäuren niedergeſchlagen werden, welche man auf einem Filter ſammelt, vorſichtig wäſcht und trocknet. Die Flechtenſäuren werden ſodann erneut in Ammoniak gelöſt und die Löſung in flachen Gefäßen mehrere Tage der Luft ausgeſetzt, bis ſie dunkelpurpurviolett geworden iſt, und Seide und Wolle ohne Anwendung einer Beize direkt färbt. Dann wird die Flüſſigkeit mit Schwefelſäure geſättigt und der ſich bildende flockige Niederſchlag auf einem Filter geſammelt, vorſichtig ausgewaſchen und ge- trocknet. Das Präparat beſitzt eine ſchöne, tiefe Granatfarbe; es iſt das vernunftgemäßeſte Orſeillepräparat. d) Orſeillekarmin. Violette Stücke, löslich in Oxalſäurelöſung mit roter Farbe. Dieſes Präparat wird durch Behandeln der Orſeille mit Ammoniak, Fällen der abfiltrierten Löſung mit Salzſäure und abermaliges Löſen des erhaltenen Niederſchlages in Ammoniak gewonnen. Dieſe Löſung wird der Luſt ausgeſetzt, bis ſie kirſchrot iſt, dann erhitzt und mit Alaun oder Chlorcalcium zerſetzt. — Nach Benedikt wird Orſeillekarmin durch Extraktion der Orſeille mit Waſſer und Eindampfen der Löſung im Vacuum gewonnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/175
Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/175>, abgerufen am 23.11.2024.