Neutrale Farbstoffe, d. h. die Salze der Farbstoffbasen, werden zum Färben von Wolle und Seide direkt, d. h. ohne Anwendung von Beizen, verwendet. Pflanzenfasern müssen zuvor nach dem Tannin-Brechweinstein- Verfahren gebeizt werden.
Schwach saure Farbstoffe werden auf Seide gar nicht, auf Wolle und Baumwolle unter Anwendung von Beizen angewendet; wobei als Beize für Wolle Chromsalze oder Thonerdesalze, als Beize für Baumwolle Thon- erdesalze, Eisenoxydsalze und Chromoxydsalze in Betracht kommen.
Stark saure Farbstoffe werden nur auf Wolle unter Zusatz von Glaubersalz und Schwefelsäure oder an deren Stelle von Natriumbisulfat (sog. "Weinsteinpräparat") angewendet. Auf Baumwolle eignen sich die stark sauren Farbstoffe nicht, mit Ausnahme der erst neuerlich entdeckten Benzidinfarben: Chrysamin, Congo, Benzopurpurin, Benzoazurin, Azoblau, Hessischgelb etc. Diese färben Baumwolle substantiv, d. h. ohne Anwen- dung von Beizen. Hierher scheinen auch die noch wenig bekannten Ingrain- Farben zu rechnen zu sein.
I.Rote Farbstoffe.
§ 65. Basische rote Farbstoffe.
Von den wirklich basischen roten Farbstoffen, d. h. den Farbstoffbasen der roten Farbstoffe, soweit sie in den Bereich der technischen Färberei ge- hören, sind nur zwei zu erwähnen: das Pararosanilin und das Ro- sanilin. Die übrigen Farbstoffbasen -- Phenylphenazonium, Toluphenazin und Isochinolin -- haben für die Färberei kein direktes Interesse.
Pararosanilin entsteht durch Oxydation eines Gemisches aus 2 Mol. Paratoluidin und 1 Mol. Anilin. Rosanilin entsteht durch Oxydation eines Gemisches aus je 1 Mol. Paratoluidin, Orthotoluidin und Anilin. Diese beiden Farbstoffbasen selbst sind farblos; sie werden jedoch schon durch bloßes Liegen an der Luft rot infolge Aufnahme von Kohlensäure und Bildung von kohlensaurem Salz. Die beiden Basen bilden sich stets gleich- zeitig, mindestens hat man in der Technik stets ein Gemisch von Para- rosanilin mit Rosanilin vor sich. Die beiden Basen sind nicht gleichbedeu- tend, auch von verschiedener chemischer Zusammensetzung (das Rosanilin ist methyliertes Pararosanilin), stehen aber in engster chemischer Verwandt- schaft und finden sich selbst in ihren Salzen nie allein, sondern stets in wechselnden Mengen gemischt vor. Die Rosanilinbasen sind dreisäurige Basen, d. h. sie können, je nachdem sie sich mit 1, 2 oder 3 Mol. einer Säure verbinden, drei Reihen von Salzen bilden. Die erste Reihe die- ser Salze -- mit 1 Mol. Säure -- sind die Rosanilinfarbstoffe.
Das Rosanilinbasengemisch, obgleich farblos, färbt Wolle und Seide in heißem Bade direkt rot.
§ 66. Neutrale rote Farbstoffe.
Die neutralen roten Farbstoffe sind die Salze der Farbstoffbasen. Sie zeichnen sich durch ihre leichte Löslichkeit in Wasser und in Alkohol aus,
Ganswindt, Färberei. 11
Neutrale Farbſtoffe, d. h. die Salze der Farbſtoffbaſen, werden zum Färben von Wolle und Seide direkt, d. h. ohne Anwendung von Beizen, verwendet. Pflanzenfaſern müſſen zuvor nach dem Tannin-Brechweinſtein- Verfahren gebeizt werden.
Schwach ſaure Farbſtoffe werden auf Seide gar nicht, auf Wolle und Baumwolle unter Anwendung von Beizen angewendet; wobei als Beize für Wolle Chromſalze oder Thonerdeſalze, als Beize für Baumwolle Thon- erdeſalze, Eiſenoxydſalze und Chromoxydſalze in Betracht kommen.
Stark ſaure Farbſtoffe werden nur auf Wolle unter Zuſatz von Glauberſalz und Schwefelſäure oder an deren Stelle von Natriumbiſulfat (ſog. „Weinſteinpräparat“) angewendet. Auf Baumwolle eignen ſich die ſtark ſauren Farbſtoffe nicht, mit Ausnahme der erſt neuerlich entdeckten Benzidinfarben: Chryſamin, Congo, Benzopurpurin, Benzoazurin, Azoblau, Heſſiſchgelb ꝛc. Dieſe färben Baumwolle ſubſtantiv, d. h. ohne Anwen- dung von Beizen. Hierher ſcheinen auch die noch wenig bekannten Ingrain- Farben zu rechnen zu ſein.
I.Rote Farbſtoffe.
§ 65. Baſiſche rote Farbſtoffe.
Von den wirklich baſiſchen roten Farbſtoffen, d. h. den Farbſtoffbaſen der roten Farbſtoffe, ſoweit ſie in den Bereich der techniſchen Färberei ge- hören, ſind nur zwei zu erwähnen: das Pararoſanilin und das Ro- ſanilin. Die übrigen Farbſtoffbaſen — Phenylphenazonium, Toluphenazin und Iſochinolin — haben für die Färberei kein direktes Intereſſe.
Pararoſanilin entſteht durch Oxydation eines Gemiſches aus 2 Mol. Paratoluidin und 1 Mol. Anilin. Roſanilin entſteht durch Oxydation eines Gemiſches aus je 1 Mol. Paratoluidin, Orthotoluidin und Anilin. Dieſe beiden Farbſtoffbaſen ſelbſt ſind farblos; ſie werden jedoch ſchon durch bloßes Liegen an der Luft rot infolge Aufnahme von Kohlenſäure und Bildung von kohlenſaurem Salz. Die beiden Baſen bilden ſich ſtets gleich- zeitig, mindeſtens hat man in der Technik ſtets ein Gemiſch von Para- roſanilin mit Roſanilin vor ſich. Die beiden Baſen ſind nicht gleichbedeu- tend, auch von verſchiedener chemiſcher Zuſammenſetzung (das Roſanilin iſt methyliertes Pararoſanilin), ſtehen aber in engſter chemiſcher Verwandt- ſchaft und finden ſich ſelbſt in ihren Salzen nie allein, ſondern ſtets in wechſelnden Mengen gemiſcht vor. Die Roſanilinbaſen ſind dreiſäurige Baſen, d. h. ſie können, je nachdem ſie ſich mit 1, 2 oder 3 Mol. einer Säure verbinden, drei Reihen von Salzen bilden. Die erſte Reihe die- ſer Salze — mit 1 Mol. Säure — ſind die Roſanilinfarbſtoffe.
Das Roſanilinbaſengemiſch, obgleich farblos, färbt Wolle und Seide in heißem Bade direkt rot.
§ 66. Neutrale rote Farbſtoffe.
Die neutralen roten Farbſtoffe ſind die Salze der Farbſtoffbaſen. Sie zeichnen ſich durch ihre leichte Löslichkeit in Waſſer und in Alkohol aus,
Ganswindt, Färberei. 11
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Neutrale Farbſtoffe, d. h. die Salze der Farbſtoffbaſen, werden
zum Färben von Wolle und Seide direkt, d. h. ohne Anwendung von Beizen,
verwendet. Pflanzenfaſern müſſen zuvor nach dem Tannin-Brechweinſtein-
Verfahren gebeizt werden.
Schwach ſaure Farbſtoffe werden auf Seide gar nicht, auf Wolle
und Baumwolle unter Anwendung von Beizen angewendet; wobei als Beize
für Wolle Chromſalze oder Thonerdeſalze, als Beize für Baumwolle Thon-
erdeſalze, Eiſenoxydſalze und Chromoxydſalze in Betracht kommen.
Stark ſaure Farbſtoffe werden nur auf Wolle unter Zuſatz von
Glauberſalz und Schwefelſäure oder an deren Stelle von Natriumbiſulfat
(ſog. „Weinſteinpräparat“) angewendet. Auf Baumwolle eignen ſich die
ſtark ſauren Farbſtoffe nicht, mit Ausnahme der erſt neuerlich entdeckten
Benzidinfarben: Chryſamin, Congo, Benzopurpurin, Benzoazurin, Azoblau,
Heſſiſchgelb ꝛc. Dieſe färben Baumwolle ſubſtantiv, d. h. ohne Anwen-
dung von Beizen. Hierher ſcheinen auch die noch wenig bekannten Ingrain-
Farben zu rechnen zu ſein.
I. Rote Farbſtoffe.
§ 65. Baſiſche rote Farbſtoffe.
Von den wirklich baſiſchen roten Farbſtoffen, d. h. den Farbſtoffbaſen
der roten Farbſtoffe, ſoweit ſie in den Bereich der techniſchen Färberei ge-
hören, ſind nur zwei zu erwähnen: das Pararoſanilin und das Ro-
ſanilin. Die übrigen Farbſtoffbaſen — Phenylphenazonium, Toluphenazin
und Iſochinolin — haben für die Färberei kein direktes Intereſſe.
Pararoſanilin entſteht durch Oxydation eines Gemiſches aus 2 Mol.
Paratoluidin und 1 Mol. Anilin. Roſanilin entſteht durch Oxydation
eines Gemiſches aus je 1 Mol. Paratoluidin, Orthotoluidin und Anilin.
Dieſe beiden Farbſtoffbaſen ſelbſt ſind farblos; ſie werden jedoch ſchon
durch bloßes Liegen an der Luft rot infolge Aufnahme von Kohlenſäure und
Bildung von kohlenſaurem Salz. Die beiden Baſen bilden ſich ſtets gleich-
zeitig, mindeſtens hat man in der Technik ſtets ein Gemiſch von Para-
roſanilin mit Roſanilin vor ſich. Die beiden Baſen ſind nicht gleichbedeu-
tend, auch von verſchiedener chemiſcher Zuſammenſetzung (das Roſanilin iſt
methyliertes Pararoſanilin), ſtehen aber in engſter chemiſcher Verwandt-
ſchaft und finden ſich ſelbſt in ihren Salzen nie allein, ſondern ſtets in
wechſelnden Mengen gemiſcht vor. Die Roſanilinbaſen ſind dreiſäurige
Baſen, d. h. ſie können, je nachdem ſie ſich mit 1, 2 oder 3 Mol. einer
Säure verbinden, drei Reihen von Salzen bilden. Die erſte Reihe die-
ſer Salze — mit 1 Mol. Säure — ſind die Roſanilinfarbſtoffe.
Das Roſanilinbaſengemiſch, obgleich farblos, färbt Wolle und Seide
in heißem Bade direkt rot.
§ 66. Neutrale rote Farbſtoffe.
Die neutralen roten Farbſtoffe ſind die Salze der Farbſtoffbaſen.
Sie zeichnen ſich durch ihre leichte Löslichkeit in Waſſer und in Alkohol aus,
Ganswindt, Färberei. 11
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/187>, abgerufen am 27.11.2024.
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