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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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§ 79. Schwach saure violette Farbstoffe.
a) Triphenylmethanfarbstoffe.

1. Gallein, Alizarinviolett, Anthracenviolett, ist ein Oxy-
dationsprodukt des Pyrogallolphtaleins von der Formel C20 H10 O7. Das
Gallein ist kein Anthracenfarbstoff und hat mit den Alizarinfarben nur die
Art der Anwendung gemein. Im Handel erscheint er als violette Paste
von 10 Prozent Trockensubstanz oder in getrocknetem Zustande als dunkel-
grünes, metallisch glänzendes Krystallpulver, welches in kaltem Wasser wenig,
in heißem leichter mit scharlachroter Farbe löslich ist. Anwendung: Das
Gallein ist ein schöner Farbstoff, der nach Art der Alizarinfarben vielseitige
Verwendung finden kann, aber leider noch viel zu wenig benutzt wird. Es
gehört in jene Kategorie von Farbstoffen, welche mit verschiedenen Beizen ver-
schiedene Farblacke geben, den sogenannten polygenetischen Farbstoffen;
es erzeugt auf Wolle, Seide und Baumwolle schöne violette Nüancen, welche
ziemlich licht- und seifenecht sind. Auf Baumwolle gibt Gallein mit
essigsaurer Thonerde ein mattes Rotviolett, mit Zinnbeizen ein noch röteres
Violett, mit Eisenbeize und mit Chrombeize ein bläuliches Violett. Wolle
beizt man am besten mit 2 Prozent Kaliumdichromat (ohne Zusatz von
Schwefelsäure) und färbt in besonderem Bade unter langsamem Erhitzen bis
zum Sieden aus. Man erhält so ein schönes gleichmäßiges Violett. Beizt
man die Wolle mit Alaun und Weinstein, so erhält man ein Rotviolett,
mit Eisenvitriol und Weinstein hingegen ein Schwarzviolett. Seide wird
mit Gallein ganz wie mit Alizarin gefärbt. -- Die Ausfärbungen mit
Gallein sind sämtlich sehr walkecht, und eignen sich auch zum Mischen
mit Holzfarben und mit Alizarinfarben.

b) Oxazine.

2. Gallocyanin, Solidviolett, ist das Chlorid der Dimethyl-
phenylammoniumdioxyphen-oxazincarbonsäure, C15 H13 N2 O5 Cl. Bildet ent-
weder eine graugrüne, 10prozentige Paste, oder ein bronzefarbenes, in Wasser
unlösliches, in Alkohol mit blauvioletter Farbe lösliches Pulver. Anwendung:
Färbt Wolle, Seide und Baumwolle. Wolle wird entweder direkt gefärbt,
besser aber wohl mit Kaliumdichromat gebeizt, und in einem besonderen,
neutralen Bade ausgefärbt, indem man kalt eingeht und allmählich bis zum
Kochen steigert, worauf man noch etwa 1 Stunde im Kochen erhält. --
Seide wird ohne vorherige Beize im Farbstoffbade unter Zugabe von etwas
Bastseife gefärbt. Baumwolle wird am besten mit einer alkalischen Lösung
von Chromoxyd gebeizt; ausgefärbt wird in besonderem Bade mit dem
mit Hilfe von Natriumbisulfit gelösten Gallocyanin bei 65° R. Man
erhält so schöne blauviolette, dem Mauvein ähnliche Töne. Tiefere Fär-
bungen erhält man, wenn man mit Zinnchlorid und dann erst mit alka-
lischer Chromoxydlösung beizt. Das Gallocyanin eignet sich trefflich zum
Nüancieren. So erzielt man durch Zusatz von Quercitron oder Kreuzbeeren
ein dunkles Indigoblau, welches sehr beliebt ist. Durch Aenderungen im
Gewichtsverhältnis des Quercitronzusatzes erhält man mit Leichtigkeit alle
Nüancen von reinem Blauviolett bis zum Grünblau. Das Gallocyanin

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§ 79. Schwach ſaure violette Farbſtoffe.
a) Triphenylmethanfarbſtoffe.

1. Galleïn, Alizarinviolett, Anthracenviolett, iſt ein Oxy-
dationsprodukt des Pyrogallolphtaleïns von der Formel C20 H10 O7. Das
Galleïn iſt kein Anthracenfarbſtoff und hat mit den Alizarinfarben nur die
Art der Anwendung gemein. Im Handel erſcheint er als violette Paſte
von 10 Prozent Trockenſubſtanz oder in getrocknetem Zuſtande als dunkel-
grünes, metalliſch glänzendes Kryſtallpulver, welches in kaltem Waſſer wenig,
in heißem leichter mit ſcharlachroter Farbe löslich iſt. Anwendung: Das
Galleïn iſt ein ſchöner Farbſtoff, der nach Art der Alizarinfarben vielſeitige
Verwendung finden kann, aber leider noch viel zu wenig benutzt wird. Es
gehört in jene Kategorie von Farbſtoffen, welche mit verſchiedenen Beizen ver-
ſchiedene Farblacke geben, den ſogenannten polygenetiſchen Farbſtoffen;
es erzeugt auf Wolle, Seide und Baumwolle ſchöne violette Nüancen, welche
ziemlich licht- und ſeifenecht ſind. Auf Baumwolle gibt Galleïn mit
eſſigſaurer Thonerde ein mattes Rotviolett, mit Zinnbeizen ein noch röteres
Violett, mit Eiſenbeize und mit Chrombeize ein bläuliches Violett. Wolle
beizt man am beſten mit 2 Prozent Kaliumdichromat (ohne Zuſatz von
Schwefelſäure) und färbt in beſonderem Bade unter langſamem Erhitzen bis
zum Sieden aus. Man erhält ſo ein ſchönes gleichmäßiges Violett. Beizt
man die Wolle mit Alaun und Weinſtein, ſo erhält man ein Rotviolett,
mit Eiſenvitriol und Weinſtein hingegen ein Schwarzviolett. Seide wird
mit Galleïn ganz wie mit Alizarin gefärbt. — Die Ausfärbungen mit
Galleïn ſind ſämtlich ſehr walkecht, und eignen ſich auch zum Miſchen
mit Holzfarben und mit Alizarinfarben.

b) Oxazine.

2. Gallocyanin, Solidviolett, iſt das Chlorid der Dimethyl-
phenylammoniumdioxyphen-oxazincarbonſäure, C15 H13 N2 O5 Cl. Bildet ent-
weder eine graugrüne, 10prozentige Paſte, oder ein bronzefarbenes, in Waſſer
unlösliches, in Alkohol mit blauvioletter Farbe lösliches Pulver. Anwendung:
Färbt Wolle, Seide und Baumwolle. Wolle wird entweder direkt gefärbt,
beſſer aber wohl mit Kaliumdichromat gebeizt, und in einem beſonderen,
neutralen Bade ausgefärbt, indem man kalt eingeht und allmählich bis zum
Kochen ſteigert, worauf man noch etwa 1 Stunde im Kochen erhält. —
Seide wird ohne vorherige Beize im Farbſtoffbade unter Zugabe von etwas
Baſtſeife gefärbt. Baumwolle wird am beſten mit einer alkaliſchen Löſung
von Chromoxyd gebeizt; ausgefärbt wird in beſonderem Bade mit dem
mit Hilfe von Natriumbiſulfit gelöſten Gallocyanin bei 65° R. Man
erhält ſo ſchöne blauviolette, dem Mauveïn ähnliche Töne. Tiefere Fär-
bungen erhält man, wenn man mit Zinnchlorid und dann erſt mit alka-
liſcher Chromoxydlöſung beizt. Das Gallocyanin eignet ſich trefflich zum
Nüancieren. So erzielt man durch Zuſatz von Quercitron oder Kreuzbeeren
ein dunkles Indigoblau, welches ſehr beliebt iſt. Durch Aenderungen im
Gewichtsverhältnis des Quercitronzuſatzes erhält man mit Leichtigkeit alle
Nüancen von reinem Blauviolett bis zum Grünblau. Das Gallocyanin

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[211/0237] § 79. Schwach ſaure violette Farbſtoffe. a) Triphenylmethanfarbſtoffe. 1. Galleïn, Alizarinviolett, Anthracenviolett, iſt ein Oxy- dationsprodukt des Pyrogallolphtaleïns von der Formel C20 H10 O7. Das Galleïn iſt kein Anthracenfarbſtoff und hat mit den Alizarinfarben nur die Art der Anwendung gemein. Im Handel erſcheint er als violette Paſte von 10 Prozent Trockenſubſtanz oder in getrocknetem Zuſtande als dunkel- grünes, metalliſch glänzendes Kryſtallpulver, welches in kaltem Waſſer wenig, in heißem leichter mit ſcharlachroter Farbe löslich iſt. Anwendung: Das Galleïn iſt ein ſchöner Farbſtoff, der nach Art der Alizarinfarben vielſeitige Verwendung finden kann, aber leider noch viel zu wenig benutzt wird. Es gehört in jene Kategorie von Farbſtoffen, welche mit verſchiedenen Beizen ver- ſchiedene Farblacke geben, den ſogenannten polygenetiſchen Farbſtoffen; es erzeugt auf Wolle, Seide und Baumwolle ſchöne violette Nüancen, welche ziemlich licht- und ſeifenecht ſind. Auf Baumwolle gibt Galleïn mit eſſigſaurer Thonerde ein mattes Rotviolett, mit Zinnbeizen ein noch röteres Violett, mit Eiſenbeize und mit Chrombeize ein bläuliches Violett. Wolle beizt man am beſten mit 2 Prozent Kaliumdichromat (ohne Zuſatz von Schwefelſäure) und färbt in beſonderem Bade unter langſamem Erhitzen bis zum Sieden aus. Man erhält ſo ein ſchönes gleichmäßiges Violett. Beizt man die Wolle mit Alaun und Weinſtein, ſo erhält man ein Rotviolett, mit Eiſenvitriol und Weinſtein hingegen ein Schwarzviolett. Seide wird mit Galleïn ganz wie mit Alizarin gefärbt. — Die Ausfärbungen mit Galleïn ſind ſämtlich ſehr walkecht, und eignen ſich auch zum Miſchen mit Holzfarben und mit Alizarinfarben. b) Oxazine. 2. Gallocyanin, Solidviolett, iſt das Chlorid der Dimethyl- phenylammoniumdioxyphen-oxazincarbonſäure, C15 H13 N2 O5 Cl. Bildet ent- weder eine graugrüne, 10prozentige Paſte, oder ein bronzefarbenes, in Waſſer unlösliches, in Alkohol mit blauvioletter Farbe lösliches Pulver. Anwendung: Färbt Wolle, Seide und Baumwolle. Wolle wird entweder direkt gefärbt, beſſer aber wohl mit Kaliumdichromat gebeizt, und in einem beſonderen, neutralen Bade ausgefärbt, indem man kalt eingeht und allmählich bis zum Kochen ſteigert, worauf man noch etwa 1 Stunde im Kochen erhält. — Seide wird ohne vorherige Beize im Farbſtoffbade unter Zugabe von etwas Baſtſeife gefärbt. Baumwolle wird am beſten mit einer alkaliſchen Löſung von Chromoxyd gebeizt; ausgefärbt wird in beſonderem Bade mit dem mit Hilfe von Natriumbiſulfit gelöſten Gallocyanin bei 65° R. Man erhält ſo ſchöne blauviolette, dem Mauveïn ähnliche Töne. Tiefere Fär- bungen erhält man, wenn man mit Zinnchlorid und dann erſt mit alka- liſcher Chromoxydlöſung beizt. Das Gallocyanin eignet ſich trefflich zum Nüancieren. So erzielt man durch Zuſatz von Quercitron oder Kreuzbeeren ein dunkles Indigoblau, welches ſehr beliebt iſt. Durch Aenderungen im Gewichtsverhältnis des Quercitronzuſatzes erhält man mit Leichtigkeit alle Nüancen von reinem Blauviolett bis zum Grünblau. Das Gallocyanin 14*

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/237>, abgerufen am 24.11.2024.