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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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bedeckt wird, so löscht er sich vollständig und bildet gleichzeitig mit dem zum
Löschen nicht notwendigen Wasser einen zarten weißen Brei, welcher mit
mehr Wasser vermischt, die Kalkmilch bildet. Der gelöschte Kalk ist in
Wasser etwas löslich und zwar in kaltem mehr wie in heißem; 1 Teil Kalk
bedarf 700 bis 800 Teile Wasser zu seiner Lösung; 1 l destilliertes Wasser
vermag etwa 1 1/3 g Kalk zu lösen; diese Lösung bildet das Kalkwasser,
eine klare, farblose, schwach alkalisch schmeckende Flüssigkeit, welche beim Kochen
sich trübt (da das kochende Wasser nicht soviel Kalk gelöst zu halten ver-
mag) und beim Stehen an der Luft Kohlensäure aufnimmt und unter Ab-
scheidung von kohlensaurem Kalk milchig trüb wird. -- Prüfung: Da der
Kalk viel gebraucht wird, und es notwendig ist, sich von seiner Verwendbar-
keit vorher zu überzeugen, so prüft man ihn auf folgende einfache Weise: Man
löscht eine kleine Menge des gebrannten Kalkes durch Besprengen mit Wasser,
und löst die zu Pulver zerfallenen Stücke in Salpetersäure; ein verwendbarer
Kalk muß sich darin bis auf einen geringen Rückstand auflösen, und zwar
ohne oder fast ohne Aufbrausen. -- Anwendung: Der Kalk findet in der
Färberei vielseitige Anwendung, und zwar zum Aetzendmachen der Pottasche
und der Soda, in Form von Kalkwasser beim Bleichen (Kalken) der
Baumwolle, als gelöschter Kalk zur Darstellung des Chlorkalks in der
Bleicherei, in großen Mengen auch als Hilfsmittel zum Löslichmachen des
Indigos als wesentlicher Bestandteil des Küpenansatzes und endlich zur
Darstellung mehrerer Kalksalze.

5. Magnesia, gebrannte Magnesia, Mg O, wird durch Glühen
(Brennen) des Magnesits in gleicher Weise gewonnen, wie der gebrannte
Kalk aus dem Kalkstein. Die Magnesia ist ein feines, weißes, dichtes und
schweres, oder sehr lockeres und leichtes, geruch- und geschmackloses, in
Wasser so gut wie unlösliches Pulver, welches langsam die Kohlensäure der
atmosphärischen Luft an sich zieht, ohne dabei im Aussehen eine Veränderung
zu erleiden. -- Anwendung: Zur Bereitung von essigsaurer und salpeter-
saurer Magnesia. Ein geringer Gehalt der Magnesia an kohlensaurem Salz
ist dabei nicht von schädlichem Einfluß.

6. Thonerdehydrat, Aluminiumhydroxyd, Al2 (OH)6, bildet
sich beim Fällen der Lösung eines Thonerdesalzes mit Ammoniak oder Soda;
bei dieser wechselseitigen Umsetzung bildet sich schwefelsaures Natron, welches
in Lösung bleibt, Thonerdehydrat, welches unlöslich zu Boden fällt, und
Kohlensäure, welche entweicht.

Al2 (SO4)3 + 3 Na2 CO3 + 3 H2 O = Al2 (OH)6 + 3 Na2 SO4 + 3 CO2
Schwefelsaure Soda Wasser Thonerdehydrat.
Thonerde

Wenn die Fällung bei gewöhnlicher Temperatur vorgenommen wird,
ist das Thonerdehydrat ein weißer gallertartiger Niederschlag. In dieser
gallertartigen Form (en pate) kommt es in den Handel. Ein sehr empfehlens-
wertes Fabrikat für die Verwendung in der Technik ist die von der chemischen
Fabrik Goldschmieden hergestellte Löwigs Patent-Thonerde. -- Prü-
fung
: Hauptbedingung an diesem Präparat ist, daß es nicht zu alt ist; es
muß sich in Essigsäure vollkommen lösen, ohne aufzubrausen (ein Aufbrausen
würde unzersetztes kohlensaures Natron verraten, von mangelhaftem Aus-
waschen herrührend). Das Präparat muß auch frei von Schwefelsäure sein;

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bedeckt wird, ſo löſcht er ſich vollſtändig und bildet gleichzeitig mit dem zum
Löſchen nicht notwendigen Waſſer einen zarten weißen Brei, welcher mit
mehr Waſſer vermiſcht, die Kalkmilch bildet. Der gelöſchte Kalk iſt in
Waſſer etwas löslich und zwar in kaltem mehr wie in heißem; 1 Teil Kalk
bedarf 700 bis 800 Teile Waſſer zu ſeiner Löſung; 1 l deſtilliertes Waſſer
vermag etwa 1⅓ g Kalk zu löſen; dieſe Löſung bildet das Kalkwaſſer,
eine klare, farbloſe, ſchwach alkaliſch ſchmeckende Flüſſigkeit, welche beim Kochen
ſich trübt (da das kochende Waſſer nicht ſoviel Kalk gelöſt zu halten ver-
mag) und beim Stehen an der Luft Kohlenſäure aufnimmt und unter Ab-
ſcheidung von kohlenſaurem Kalk milchig trüb wird. — Prüfung: Da der
Kalk viel gebraucht wird, und es notwendig iſt, ſich von ſeiner Verwendbar-
keit vorher zu überzeugen, ſo prüft man ihn auf folgende einfache Weiſe: Man
löſcht eine kleine Menge des gebrannten Kalkes durch Beſprengen mit Waſſer,
und löſt die zu Pulver zerfallenen Stücke in Salpeterſäure; ein verwendbarer
Kalk muß ſich darin bis auf einen geringen Rückſtand auflöſen, und zwar
ohne oder faſt ohne Aufbrauſen. — Anwendung: Der Kalk findet in der
Färberei vielſeitige Anwendung, und zwar zum Aetzendmachen der Pottaſche
und der Soda, in Form von Kalkwaſſer beim Bleichen (Kalken) der
Baumwolle, als gelöſchter Kalk zur Darſtellung des Chlorkalks in der
Bleicherei, in großen Mengen auch als Hilfsmittel zum Löslichmachen des
Indigos als weſentlicher Beſtandteil des Küpenanſatzes und endlich zur
Darſtellung mehrerer Kalkſalze.

5. Magneſia, gebrannte Magneſia, Mg O, wird durch Glühen
(Brennen) des Magneſits in gleicher Weiſe gewonnen, wie der gebrannte
Kalk aus dem Kalkſtein. Die Magneſia iſt ein feines, weißes, dichtes und
ſchweres, oder ſehr lockeres und leichtes, geruch- und geſchmackloſes, in
Waſſer ſo gut wie unlösliches Pulver, welches langſam die Kohlenſäure der
atmoſphäriſchen Luft an ſich zieht, ohne dabei im Ausſehen eine Veränderung
zu erleiden. — Anwendung: Zur Bereitung von eſſigſaurer und ſalpeter-
ſaurer Magneſia. Ein geringer Gehalt der Magneſia an kohlenſaurem Salz
iſt dabei nicht von ſchädlichem Einfluß.

6. Thonerdehydrat, Aluminiumhydroxyd, Al2 (OH)6, bildet
ſich beim Fällen der Löſung eines Thonerdeſalzes mit Ammoniak oder Soda;
bei dieſer wechſelſeitigen Umſetzung bildet ſich ſchwefelſaures Natron, welches
in Löſung bleibt, Thonerdehydrat, welches unlöslich zu Boden fällt, und
Kohlenſäure, welche entweicht.

Al2 (SO4)3 + 3 Na2 CO3 + 3 H2 O = Al2 (OH)6 + 3 Na2 SO4 + 3 CO2
Schwefelſaure Soda Waſſer Thonerdehydrat.
Thonerde

Wenn die Fällung bei gewöhnlicher Temperatur vorgenommen wird,
iſt das Thonerdehydrat ein weißer gallertartiger Niederſchlag. In dieſer
gallertartigen Form (en pâte) kommt es in den Handel. Ein ſehr empfehlens-
wertes Fabrikat für die Verwendung in der Technik iſt die von der chemiſchen
Fabrik Goldſchmieden hergeſtellte Löwigs Patent-Thonerde. — Prü-
fung
: Hauptbedingung an dieſem Präparat iſt, daß es nicht zu alt iſt; es
muß ſich in Eſſigſäure vollkommen löſen, ohne aufzubrauſen (ein Aufbrauſen
würde unzerſetztes kohlenſaures Natron verraten, von mangelhaftem Aus-
waſchen herrührend). Das Präparat muß auch frei von Schwefelſäure ſein;

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[243/0269] bedeckt wird, ſo löſcht er ſich vollſtändig und bildet gleichzeitig mit dem zum Löſchen nicht notwendigen Waſſer einen zarten weißen Brei, welcher mit mehr Waſſer vermiſcht, die Kalkmilch bildet. Der gelöſchte Kalk iſt in Waſſer etwas löslich und zwar in kaltem mehr wie in heißem; 1 Teil Kalk bedarf 700 bis 800 Teile Waſſer zu ſeiner Löſung; 1 l deſtilliertes Waſſer vermag etwa 1⅓ g Kalk zu löſen; dieſe Löſung bildet das Kalkwaſſer, eine klare, farbloſe, ſchwach alkaliſch ſchmeckende Flüſſigkeit, welche beim Kochen ſich trübt (da das kochende Waſſer nicht ſoviel Kalk gelöſt zu halten ver- mag) und beim Stehen an der Luft Kohlenſäure aufnimmt und unter Ab- ſcheidung von kohlenſaurem Kalk milchig trüb wird. — Prüfung: Da der Kalk viel gebraucht wird, und es notwendig iſt, ſich von ſeiner Verwendbar- keit vorher zu überzeugen, ſo prüft man ihn auf folgende einfache Weiſe: Man löſcht eine kleine Menge des gebrannten Kalkes durch Beſprengen mit Waſſer, und löſt die zu Pulver zerfallenen Stücke in Salpeterſäure; ein verwendbarer Kalk muß ſich darin bis auf einen geringen Rückſtand auflöſen, und zwar ohne oder faſt ohne Aufbrauſen. — Anwendung: Der Kalk findet in der Färberei vielſeitige Anwendung, und zwar zum Aetzendmachen der Pottaſche und der Soda, in Form von Kalkwaſſer beim Bleichen (Kalken) der Baumwolle, als gelöſchter Kalk zur Darſtellung des Chlorkalks in der Bleicherei, in großen Mengen auch als Hilfsmittel zum Löslichmachen des Indigos als weſentlicher Beſtandteil des Küpenanſatzes und endlich zur Darſtellung mehrerer Kalkſalze. 5. Magneſia, gebrannte Magneſia, Mg O, wird durch Glühen (Brennen) des Magneſits in gleicher Weiſe gewonnen, wie der gebrannte Kalk aus dem Kalkſtein. Die Magneſia iſt ein feines, weißes, dichtes und ſchweres, oder ſehr lockeres und leichtes, geruch- und geſchmackloſes, in Waſſer ſo gut wie unlösliches Pulver, welches langſam die Kohlenſäure der atmoſphäriſchen Luft an ſich zieht, ohne dabei im Ausſehen eine Veränderung zu erleiden. — Anwendung: Zur Bereitung von eſſigſaurer und ſalpeter- ſaurer Magneſia. Ein geringer Gehalt der Magneſia an kohlenſaurem Salz iſt dabei nicht von ſchädlichem Einfluß. 6. Thonerdehydrat, Aluminiumhydroxyd, Al2 (OH)6, bildet ſich beim Fällen der Löſung eines Thonerdeſalzes mit Ammoniak oder Soda; bei dieſer wechſelſeitigen Umſetzung bildet ſich ſchwefelſaures Natron, welches in Löſung bleibt, Thonerdehydrat, welches unlöslich zu Boden fällt, und Kohlenſäure, welche entweicht. Al2 (SO4)3 + 3 Na2 CO3 + 3 H2 O = Al2 (OH)6 + 3 Na2 SO4 + 3 CO2 Schwefelſaure Soda Waſſer Thonerdehydrat. Thonerde Wenn die Fällung bei gewöhnlicher Temperatur vorgenommen wird, iſt das Thonerdehydrat ein weißer gallertartiger Niederſchlag. In dieſer gallertartigen Form (en pâte) kommt es in den Handel. Ein ſehr empfehlens- wertes Fabrikat für die Verwendung in der Technik iſt die von der chemiſchen Fabrik Goldſchmieden hergeſtellte Löwigs Patent-Thonerde. — Prü- fung: Hauptbedingung an dieſem Präparat iſt, daß es nicht zu alt iſt; es muß ſich in Eſſigſäure vollkommen löſen, ohne aufzubrauſen (ein Aufbrauſen würde unzerſetztes kohlenſaures Natron verraten, von mangelhaftem Aus- waſchen herrührend). Das Präparat muß auch frei von Schwefelſäure ſein; 16*

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/269>, abgerufen am 22.11.2024.