Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

853 Teile gefällte und gepreßte Thonerde von circa 11 Prozent
werden in
147 " Essigsäure von 71/2° Be. gelöst.

Es resultiert eine essigsaure Thonerde von 15° Be. (Stein).


1 Teil schwefelsaure Thonerde wird in
2 " Wasser gelöst. -- Andererseits wird
1 " essigsaurer Kalk in
2 " Wasser gelöst und beide Lösungen ineinander gegossen,

absetzen gelassen und das Klare verwendet. Diese essigsaure Thonerde ist
etwas kalkhaltig, was ihr beim Färben mit Alizarin direkt als Empfehlung
dient.


6 Teile schwefelsaure Thonerde,
7 " essigsaurer Baryt,
18 " Wasser.

Nach völliger Zersetzung hat die klare Lösung etwa eine Stärke von 10° Be.;
der weiße Niederschlag ist nicht wegzuwerfen; er ist der § 95, 2 beschriebene
schwefelsaure Baryt, der in der Appretur wieder verwendet werden kann.


Glanz (D. R. P. 20913) läßt das Aluminiumsulfat durch den nicht
giftigen essigsauren Strontian zersetzen, ein Vorschlag, der Beachtung
verdient. Es müßte dann auf
11 Teile schwefelsaure Thonerde,
10 " essigsaurer Strontian, und
30 " Wasser kommen.


Früher wurde die essigsaure Thonerde durchgehends aus Alaun und
Bleizucker bereitet. Man nahm von beiden gleiche Teile oder vom Alaun
etwas mehr. Man erhielt dabei schwefelsaures Blei als Nebenprodukt, wel-
ches man zu Schutzpappen in der Blaudruckerei verwendete.

Alle diese Vorschriften bezwecken die Herstellung des normalen, sauer
reagierenden Salzes.

Es existieren aber auch noch neutral reagierende und basisch reagierende
Aluminiumacetate. Walter Crum hat eine ganze Anzahl solcher Ver-
bindungen dargestellt und gezeigt, daß, je basischer ein solches Salz, auch die
Zersetzbarkeit eine leichtere sei und daß diese schon bei geringerer Temperatur
vor sich gehe, als bei dem normalen Salze. Da es durchaus keine Schwierig-
keiten bereitet, ein solches mehr neutrales oder basisches Aluminiumacetat her-
zustellen, so empfehle ich das nachfolgende Verfahren: 30 Teile krystallisiertes Alu-
miniumsulfat (unverwittert) werden in 80 Teilen Wasser gelöst, mit 36 Teilen
verdünnter Essigsäure (spez. Gew. 1,041) versetzt und in diese Mischung portion-
weise unter Umrühren 13 Teile Calciumcarbonat, mit 20 Teilen Wasser
angerührt, eingetragen. Unter Entweichung von Kohlensäuregas und Aus-
scheidung von Calciumsulfat geht basisch essigsaure Thonerde in Lösung. Zur
vollständigen Umsetzung hat man die Mischung 24 Stunden an einen kühlen
Ort zu stellen und wiederholt umzurühren. Da Wärme bei der Bildung des
basischen Aluminiumacetates ungünstig wirkt, ist nicht allein jede Erhitzung
auszuschließen, sondern selbst höhere Sommertemperatur zu meiden. Nach-
dem die Mischung durch ein Colatorium geschieden, werde der Niederschlag

853 Teile gefällte und gepreßte Thonerde von circa 11 Prozent
werden in
147 „ Eſſigſäure von 7½° Bé. gelöſt.

Es reſultiert eine eſſigſaure Thonerde von 15° Bé. (Stein).


1 Teil ſchwefelſaure Thonerde wird in
2 „ Waſſer gelöſt. — Andererſeits wird
1 „ eſſigſaurer Kalk in
2 „ Waſſer gelöſt und beide Löſungen ineinander gegoſſen,

abſetzen gelaſſen und das Klare verwendet. Dieſe eſſigſaure Thonerde iſt
etwas kalkhaltig, was ihr beim Färben mit Alizarin direkt als Empfehlung
dient.


6 Teile ſchwefelſaure Thonerde,
7 „ eſſigſaurer Baryt,
18 „ Waſſer.

Nach völliger Zerſetzung hat die klare Löſung etwa eine Stärke von 10° Bé.;
der weiße Niederſchlag iſt nicht wegzuwerfen; er iſt der § 95, 2 beſchriebene
ſchwefelſaure Baryt, der in der Appretur wieder verwendet werden kann.


Glanz (D. R. P. 20913) läßt das Aluminiumſulfat durch den nicht
giftigen eſſigſauren Strontian zerſetzen, ein Vorſchlag, der Beachtung
verdient. Es müßte dann auf
11 Teile ſchwefelſaure Thonerde,
10 „ eſſigſaurer Strontian, und
30 „ Waſſer kommen.


Früher wurde die eſſigſaure Thonerde durchgehends aus Alaun und
Bleizucker bereitet. Man nahm von beiden gleiche Teile oder vom Alaun
etwas mehr. Man erhielt dabei ſchwefelſaures Blei als Nebenprodukt, wel-
ches man zu Schutzpappen in der Blaudruckerei verwendete.

Alle dieſe Vorſchriften bezwecken die Herſtellung des normalen, ſauer
reagierenden Salzes.

Es exiſtieren aber auch noch neutral reagierende und baſiſch reagierende
Aluminiumacetate. Walter Crum hat eine ganze Anzahl ſolcher Ver-
bindungen dargeſtellt und gezeigt, daß, je baſiſcher ein ſolches Salz, auch die
Zerſetzbarkeit eine leichtere ſei und daß dieſe ſchon bei geringerer Temperatur
vor ſich gehe, als bei dem normalen Salze. Da es durchaus keine Schwierig-
keiten bereitet, ein ſolches mehr neutrales oder baſiſches Aluminiumacetat her-
zuſtellen, ſo empfehle ich das nachfolgende Verfahren: 30 Teile kryſtalliſiertes Alu-
miniumſulfat (unverwittert) werden in 80 Teilen Waſſer gelöſt, mit 36 Teilen
verdünnter Eſſigſäure (ſpez. Gew. 1,041) verſetzt und in dieſe Miſchung portion-
weiſe unter Umrühren 13 Teile Calciumcarbonat, mit 20 Teilen Waſſer
angerührt, eingetragen. Unter Entweichung von Kohlenſäuregas und Aus-
ſcheidung von Calciumſulfat geht baſiſch eſſigſaure Thonerde in Löſung. Zur
vollſtändigen Umſetzung hat man die Miſchung 24 Stunden an einen kühlen
Ort zu ſtellen und wiederholt umzurühren. Da Wärme bei der Bildung des
baſiſchen Aluminiumacetates ungünſtig wirkt, iſt nicht allein jede Erhitzung
auszuſchließen, ſondern ſelbſt höhere Sommertemperatur zu meiden. Nach-
dem die Miſchung durch ein Colatorium geſchieden, werde der Niederſchlag

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0294" n="268"/><hi rendition="#et">853 Teile gefällte und gepreßte Thonerde von circa 11 Prozent<lb/>
werden in<lb/>
147 &#x201E; E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;äure von 7½° Bé. gelö&#x017F;t.</hi><lb/>
Es re&#x017F;ultiert eine e&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;aure Thonerde von 15° Bé. (<hi rendition="#g">Stein</hi>).</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#et">1 Teil &#x017F;chwefel&#x017F;aure Thonerde wird in<lb/>
2 &#x201E; Wa&#x017F;&#x017F;er gelö&#x017F;t. &#x2014; Anderer&#x017F;eits wird<lb/>
1 &#x201E; e&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;aurer Kalk in<lb/>
2 &#x201E; Wa&#x017F;&#x017F;er gelö&#x017F;t und beide Lö&#x017F;ungen ineinander gego&#x017F;&#x017F;en,</hi><lb/>
ab&#x017F;etzen gela&#x017F;&#x017F;en und das Klare verwendet. Die&#x017F;e e&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;aure Thonerde i&#x017F;t<lb/>
etwas kalkhaltig, was ihr beim Färben mit Alizarin direkt als Empfehlung<lb/>
dient.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#et">6 Teile &#x017F;chwefel&#x017F;aure Thonerde,<lb/>
7 &#x201E; e&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;aurer Baryt,<lb/>
18 &#x201E; Wa&#x017F;&#x017F;er.</hi><lb/>
Nach völliger Zer&#x017F;etzung hat die klare Lö&#x017F;ung etwa eine Stärke von 10° Bé.;<lb/>
der weiße Nieder&#x017F;chlag i&#x017F;t nicht wegzuwerfen; er i&#x017F;t der § 95, 2 be&#x017F;chriebene<lb/>
&#x017F;chwefel&#x017F;aure Baryt, der in der Appretur wieder verwendet werden kann.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#g">Glanz</hi> (D. R. P. 20913) läßt das Aluminium&#x017F;ulfat durch den nicht<lb/>
giftigen <hi rendition="#g">e&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;auren</hi> Strontian zer&#x017F;etzen, ein Vor&#x017F;chlag, der Beachtung<lb/>
verdient. Es müßte dann auf<lb/><hi rendition="#et">11 Teile &#x017F;chwefel&#x017F;aure Thonerde,<lb/>
10 &#x201E; e&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;aurer Strontian, und<lb/>
30 &#x201E; Wa&#x017F;&#x017F;er kommen.</hi></p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Früher wurde die e&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;aure Thonerde durchgehends aus Alaun und<lb/>
Bleizucker bereitet. Man nahm von beiden gleiche Teile oder vom Alaun<lb/>
etwas mehr. Man erhielt dabei &#x017F;chwefel&#x017F;aures Blei als Nebenprodukt, wel-<lb/>
ches man zu Schutzpappen in der Blaudruckerei verwendete.</p><lb/>
            <p>Alle die&#x017F;e Vor&#x017F;chriften bezwecken die Her&#x017F;tellung des normalen, &#x017F;auer<lb/>
reagierenden Salzes.</p><lb/>
            <p>Es exi&#x017F;tieren aber auch noch neutral reagierende und ba&#x017F;i&#x017F;ch reagierende<lb/>
Aluminiumacetate. <hi rendition="#g">Walter Crum</hi> hat eine ganze Anzahl &#x017F;olcher Ver-<lb/>
bindungen darge&#x017F;tellt und gezeigt, daß, je ba&#x017F;i&#x017F;cher ein &#x017F;olches Salz, auch die<lb/>
Zer&#x017F;etzbarkeit eine leichtere &#x017F;ei und daß die&#x017F;e &#x017F;chon bei geringerer Temperatur<lb/>
vor &#x017F;ich gehe, als bei dem normalen Salze. Da es durchaus keine Schwierig-<lb/>
keiten bereitet, ein &#x017F;olches mehr neutrales oder ba&#x017F;i&#x017F;ches Aluminiumacetat her-<lb/>
zu&#x017F;tellen, &#x017F;o empfehle ich das nachfolgende Verfahren: 30 Teile kry&#x017F;talli&#x017F;iertes Alu-<lb/>
minium&#x017F;ulfat (unverwittert) werden in 80 Teilen Wa&#x017F;&#x017F;er gelö&#x017F;t, mit 36 Teilen<lb/>
verdünnter E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;äure (&#x017F;pez. Gew. 1,041) ver&#x017F;etzt und in die&#x017F;e Mi&#x017F;chung portion-<lb/>
wei&#x017F;e unter Umrühren 13 Teile Calciumcarbonat, mit 20 Teilen Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
angerührt, eingetragen. Unter Entweichung von Kohlen&#x017F;äuregas und Aus-<lb/>
&#x017F;cheidung von Calcium&#x017F;ulfat geht ba&#x017F;i&#x017F;ch e&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;aure Thonerde in Lö&#x017F;ung. Zur<lb/>
voll&#x017F;tändigen Um&#x017F;etzung hat man die Mi&#x017F;chung 24 Stunden an einen kühlen<lb/>
Ort zu &#x017F;tellen und wiederholt umzurühren. Da Wärme bei der Bildung des<lb/>
ba&#x017F;i&#x017F;chen Aluminiumacetates ungün&#x017F;tig wirkt, i&#x017F;t nicht allein jede Erhitzung<lb/>
auszu&#x017F;chließen, &#x017F;ondern &#x017F;elb&#x017F;t höhere Sommertemperatur zu meiden. Nach-<lb/>
dem die Mi&#x017F;chung durch ein Colatorium ge&#x017F;chieden, werde der Nieder&#x017F;chlag<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0294] 853 Teile gefällte und gepreßte Thonerde von circa 11 Prozent werden in 147 „ Eſſigſäure von 7½° Bé. gelöſt. Es reſultiert eine eſſigſaure Thonerde von 15° Bé. (Stein). 1 Teil ſchwefelſaure Thonerde wird in 2 „ Waſſer gelöſt. — Andererſeits wird 1 „ eſſigſaurer Kalk in 2 „ Waſſer gelöſt und beide Löſungen ineinander gegoſſen, abſetzen gelaſſen und das Klare verwendet. Dieſe eſſigſaure Thonerde iſt etwas kalkhaltig, was ihr beim Färben mit Alizarin direkt als Empfehlung dient. 6 Teile ſchwefelſaure Thonerde, 7 „ eſſigſaurer Baryt, 18 „ Waſſer. Nach völliger Zerſetzung hat die klare Löſung etwa eine Stärke von 10° Bé.; der weiße Niederſchlag iſt nicht wegzuwerfen; er iſt der § 95, 2 beſchriebene ſchwefelſaure Baryt, der in der Appretur wieder verwendet werden kann. Glanz (D. R. P. 20913) läßt das Aluminiumſulfat durch den nicht giftigen eſſigſauren Strontian zerſetzen, ein Vorſchlag, der Beachtung verdient. Es müßte dann auf 11 Teile ſchwefelſaure Thonerde, 10 „ eſſigſaurer Strontian, und 30 „ Waſſer kommen. Früher wurde die eſſigſaure Thonerde durchgehends aus Alaun und Bleizucker bereitet. Man nahm von beiden gleiche Teile oder vom Alaun etwas mehr. Man erhielt dabei ſchwefelſaures Blei als Nebenprodukt, wel- ches man zu Schutzpappen in der Blaudruckerei verwendete. Alle dieſe Vorſchriften bezwecken die Herſtellung des normalen, ſauer reagierenden Salzes. Es exiſtieren aber auch noch neutral reagierende und baſiſch reagierende Aluminiumacetate. Walter Crum hat eine ganze Anzahl ſolcher Ver- bindungen dargeſtellt und gezeigt, daß, je baſiſcher ein ſolches Salz, auch die Zerſetzbarkeit eine leichtere ſei und daß dieſe ſchon bei geringerer Temperatur vor ſich gehe, als bei dem normalen Salze. Da es durchaus keine Schwierig- keiten bereitet, ein ſolches mehr neutrales oder baſiſches Aluminiumacetat her- zuſtellen, ſo empfehle ich das nachfolgende Verfahren: 30 Teile kryſtalliſiertes Alu- miniumſulfat (unverwittert) werden in 80 Teilen Waſſer gelöſt, mit 36 Teilen verdünnter Eſſigſäure (ſpez. Gew. 1,041) verſetzt und in dieſe Miſchung portion- weiſe unter Umrühren 13 Teile Calciumcarbonat, mit 20 Teilen Waſſer angerührt, eingetragen. Unter Entweichung von Kohlenſäuregas und Aus- ſcheidung von Calciumſulfat geht baſiſch eſſigſaure Thonerde in Löſung. Zur vollſtändigen Umſetzung hat man die Miſchung 24 Stunden an einen kühlen Ort zu ſtellen und wiederholt umzurühren. Da Wärme bei der Bildung des baſiſchen Aluminiumacetates ungünſtig wirkt, iſt nicht allein jede Erhitzung auszuſchließen, ſondern ſelbſt höhere Sommertemperatur zu meiden. Nach- dem die Miſchung durch ein Colatorium geſchieden, werde der Niederſchlag

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/294
Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/294>, abgerufen am 22.11.2024.