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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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etwa in der Mitte steht zwischen einer reinen Kernseife und einer sog. ge-
füllten Seife. Eine solche Talgkernseife ist weiß, nicht selten auch marmo-
riert. Es kommt indes auch eine reine Kernseife in den Handel. Die Zu-
sammensetzung ist eine wechselnde, wie folgende Analysen zeigen:

[Tabelle]

Ein Vergleich dieser Zusammensetzung mit den Grenzwerten der eben
angegebenen Normalseife zeigt ohne weiteres die Verwendbarkeit der guten
Sorten Talgkernseife.

3. Palmkernölseifen, aus Palmöl und Natronlauge bereitet, gewöhn-
lich gleichzeitig mit andern Fetten und mit Harzen; sie enthalten als Kern-
seife
15 bis 25 Prozent Wasser, 61 bis 72 Prozent Fettsäuren, 8,5 bis
10 Prozent Alkali; als geschliffene Seifen 30 bis 40 Prozent Wasser,
46 bis 55 Prozent Fettsäuren, 6,5 bis 8 Prozent Alkali. Die Kernseife
der Palmölseife ist also auch verwendbar, kommt aber im Handel -- in
Deutschland wenigstens -- selten rein vor.

4. Harte Elainseife, durch Verseifen von roher Oelsäure (Stearinöl)
mit Natronlauge gewonnen; sie ist gelbbraun, schäumt vorzüglich, und ist
bei geringem Wassergehalt sehr fest. Sie enthält durchschnittlich 15 bis
23 Prozent Wasser, 65 bis 69 Prozent Fettsäuren und 6,5 bis 10 Prozent
Natron.

5. Harzseife. Fichtenharz und Kolophonium mit Alkalien gekocht,
bilden die Resinate, seifenartige Verbindungen, welche eigentlich Harzseifen
genannt werden müßten, schmierige weiche Massen, welche für sich nicht
marktfähig sind und auch nicht als Seife verwendet werden können. Was
unter dem Namen Harzseifen in den Handel kommt, sind Gemenge von
Fettseifen mit Resinaten. Bei Darstellung dieser Harzseifen werden die
Fette und das Harz für sich verseift und dann die erhaltenen Seifen im
Kessel vereinigt. Eine so bereitete Talgharzseife enthält 22 bis 27 Proz.
Wasser, 62 bis 70 Proz. Fett- und Harzsäuren, 6,5 bis 8 Proz. Natron.

Von den gefüllten Seifen, welche in den Handel kommen und
auch in der Textilindustrie bisweilen gebraucht werden, besser aber nicht
gebraucht werden sollten
, sind zu nennen:

6. Eschweger Seife; eine Seife, entstanden durch gemeinsames Ver-
seifen von Cocosöl, Talg, Palmöl und Knochenfett. Sie sieht einer soliden
Kernseife ähnlich, ist fest, hart und trocken, besitzt auch eine sehr gute reini-
gende Wirkung, ist milde und greift die Farbe der Gewebe nicht an. Als
Fleckseife ist sie zu empfehlen. Nach Analysen von Schneider und Schäd-
ler
enthält die Eschweger Seife 42 bis 47 Prozent Wasser, 41 bis 45 Pro-

etwa in der Mitte ſteht zwiſchen einer reinen Kernſeife und einer ſog. ge-
füllten Seife. Eine ſolche Talgkernſeife iſt weiß, nicht ſelten auch marmo-
riert. Es kommt indes auch eine reine Kernſeife in den Handel. Die Zu-
ſammenſetzung iſt eine wechſelnde, wie folgende Analyſen zeigen:

[Tabelle]

Ein Vergleich dieſer Zuſammenſetzung mit den Grenzwerten der eben
angegebenen Normalſeife zeigt ohne weiteres die Verwendbarkeit der guten
Sorten Talgkernſeife.

3. Palmkernölſeifen, aus Palmöl und Natronlauge bereitet, gewöhn-
lich gleichzeitig mit andern Fetten und mit Harzen; ſie enthalten als Kern-
ſeife
15 bis 25 Prozent Waſſer, 61 bis 72 Prozent Fettſäuren, 8,5 bis
10 Prozent Alkali; als geſchliffene Seifen 30 bis 40 Prozent Waſſer,
46 bis 55 Prozent Fettſäuren, 6,5 bis 8 Prozent Alkali. Die Kernſeife
der Palmölſeife iſt alſo auch verwendbar, kommt aber im Handel — in
Deutſchland wenigſtens — ſelten rein vor.

4. Harte Elaïnſeife, durch Verſeifen von roher Oelſäure (Stearinöl)
mit Natronlauge gewonnen; ſie iſt gelbbraun, ſchäumt vorzüglich, und iſt
bei geringem Waſſergehalt ſehr feſt. Sie enthält durchſchnittlich 15 bis
23 Prozent Waſſer, 65 bis 69 Prozent Fettſäuren und 6,5 bis 10 Prozent
Natron.

5. Harzſeife. Fichtenharz und Kolophonium mit Alkalien gekocht,
bilden die Reſinate, ſeifenartige Verbindungen, welche eigentlich Harzſeifen
genannt werden müßten, ſchmierige weiche Maſſen, welche für ſich nicht
marktfähig ſind und auch nicht als Seife verwendet werden können. Was
unter dem Namen Harzſeifen in den Handel kommt, ſind Gemenge von
Fettſeifen mit Reſinaten. Bei Darſtellung dieſer Harzſeifen werden die
Fette und das Harz für ſich verſeift und dann die erhaltenen Seifen im
Keſſel vereinigt. Eine ſo bereitete Talgharzſeife enthält 22 bis 27 Proz.
Waſſer, 62 bis 70 Proz. Fett- und Harzſäuren, 6,5 bis 8 Proz. Natron.

Von den gefüllten Seifen, welche in den Handel kommen und
auch in der Textilinduſtrie bisweilen gebraucht werden, beſſer aber nicht
gebraucht werden ſollten
, ſind zu nennen:

6. Eſchweger Seife; eine Seife, entſtanden durch gemeinſames Ver-
ſeifen von Cocosöl, Talg, Palmöl und Knochenfett. Sie ſieht einer ſoliden
Kernſeife ähnlich, iſt feſt, hart und trocken, beſitzt auch eine ſehr gute reini-
gende Wirkung, iſt milde und greift die Farbe der Gewebe nicht an. Als
Fleckſeife iſt ſie zu empfehlen. Nach Analyſen von Schneider und Schäd-
ler
enthält die Eſchweger Seife 42 bis 47 Prozent Waſſer, 41 bis 45 Pro-

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[299/0325] etwa in der Mitte ſteht zwiſchen einer reinen Kernſeife und einer ſog. ge- füllten Seife. Eine ſolche Talgkernſeife iſt weiß, nicht ſelten auch marmo- riert. Es kommt indes auch eine reine Kernſeife in den Handel. Die Zu- ſammenſetzung iſt eine wechſelnde, wie folgende Analyſen zeigen: Ein Vergleich dieſer Zuſammenſetzung mit den Grenzwerten der eben angegebenen Normalſeife zeigt ohne weiteres die Verwendbarkeit der guten Sorten Talgkernſeife. 3. Palmkernölſeifen, aus Palmöl und Natronlauge bereitet, gewöhn- lich gleichzeitig mit andern Fetten und mit Harzen; ſie enthalten als Kern- ſeife 15 bis 25 Prozent Waſſer, 61 bis 72 Prozent Fettſäuren, 8,5 bis 10 Prozent Alkali; als geſchliffene Seifen 30 bis 40 Prozent Waſſer, 46 bis 55 Prozent Fettſäuren, 6,5 bis 8 Prozent Alkali. Die Kernſeife der Palmölſeife iſt alſo auch verwendbar, kommt aber im Handel — in Deutſchland wenigſtens — ſelten rein vor. 4. Harte Elaïnſeife, durch Verſeifen von roher Oelſäure (Stearinöl) mit Natronlauge gewonnen; ſie iſt gelbbraun, ſchäumt vorzüglich, und iſt bei geringem Waſſergehalt ſehr feſt. Sie enthält durchſchnittlich 15 bis 23 Prozent Waſſer, 65 bis 69 Prozent Fettſäuren und 6,5 bis 10 Prozent Natron. 5. Harzſeife. Fichtenharz und Kolophonium mit Alkalien gekocht, bilden die Reſinate, ſeifenartige Verbindungen, welche eigentlich Harzſeifen genannt werden müßten, ſchmierige weiche Maſſen, welche für ſich nicht marktfähig ſind und auch nicht als Seife verwendet werden können. Was unter dem Namen Harzſeifen in den Handel kommt, ſind Gemenge von Fettſeifen mit Reſinaten. Bei Darſtellung dieſer Harzſeifen werden die Fette und das Harz für ſich verſeift und dann die erhaltenen Seifen im Keſſel vereinigt. Eine ſo bereitete Talgharzſeife enthält 22 bis 27 Proz. Waſſer, 62 bis 70 Proz. Fett- und Harzſäuren, 6,5 bis 8 Proz. Natron. Von den gefüllten Seifen, welche in den Handel kommen und auch in der Textilinduſtrie bisweilen gebraucht werden, beſſer aber nicht gebraucht werden ſollten, ſind zu nennen: 6. Eſchweger Seife; eine Seife, entſtanden durch gemeinſames Ver- ſeifen von Cocosöl, Talg, Palmöl und Knochenfett. Sie ſieht einer ſoliden Kernſeife ähnlich, iſt feſt, hart und trocken, beſitzt auch eine ſehr gute reini- gende Wirkung, iſt milde und greift die Farbe der Gewebe nicht an. Als Fleckſeife iſt ſie zu empfehlen. Nach Analyſen von Schneider und Schäd- ler enthält die Eſchweger Seife 42 bis 47 Prozent Waſſer, 41 bis 45 Pro-

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/325>, abgerufen am 22.11.2024.