Hälfte der sonst üblichen Menge Chlor zum Bleichen notwendig sein; auch soll an Arbeitslohn entsprechend gespart werden, während das Bleichen ein vollständiges und gleichmäßiges sein soll. Ob dieses seltsame Patent in der Technik irgendwo wirklich angewendet wird, ist mir nicht bekannt geworden; auch will mir das Kochen unter Hochdruck nicht recht in den Sinn, ich fürchte, daß die Jute dabei wohl zerkocht, aber nicht gebleicht wird.
Bleichen von Chinagras und Nesselfaser. Ueber das Bleichen dieser beiden Fasern ist verhältnismäßig wenig bekannt geworden. Doch sind beide Fasern wegen ihrer großen Dauerhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Alkalien vorteilhaft bekannt, daher es wohl gerechtfertigt ist, den Bleichprozeß für diese Fasern als dem für Baumwolle und Leinen entsprechend hinzustellen, also das Chlor als das hierfür geeignetste Bleichmittel zu em- pfehlen.
§ 17. Bleichen von Federn und Stroh.
Federn. Viele Federn sind von Natur weiß und brauchen keine Bleiche, sondern nur eine sorgfältige Wäsche in einem stark schäumenden Bade aus Marseiller Seife und ein Abreiben mit trockener Kartoffelstärke zwischen den Fingern. Ein Bleichen von Federn findet gemeinhin nur bei den naturgrauen Straußfedern statt. Solche Federn müssen durch die gleiche Behandlung in einem Seifenbade oder auch durch wiederholtes Schwenken in einem Bade von Salmiakgeist von dem einer jeden Feder anhängenden Fett befreit werden. Zweck dieser Vorbereitung ist, die Feder für das folgende Bleichbad benetzbar zu machen. Das Bleichbad für Federn besteht aus Wasserstoffsuperoxyd, welches mit einer Kleinigkeit Salmiakgeist alkalisch gemacht wird. Die Federn werden in dieses Bleichbad einfach ein- gelegt und darin belassen, bis man die gewünschte Weiße erreicht hat. Dann nimmt man dieselben heraus und unterwirft sie einem langsamen Trocknen in mäßig warmer Luft.
Stroh. Strohgeflechte und zwar nur die als Bleichgeflecht in den Handel kommenden Geflechte werden für das Bleichen (nach Salfeld) vor- bereitet, indem man dieselben in ein kochend heißes Sodabad einlegt, 6 bis 8 Stunden darin behandelt und dann ebenso lange in ein schwaches Oxalsäurebad bringt; dann spült man in kaltem Wasser und bringt sie in die Schwefelkammer. Das Bleichmittel für Stroh ist Schwefligsäuregas. Nach Bedarf geht man mit den Geflechten von dem Schwefelkasten noch einmal auf das Oxalsäurebad zurück und schwefelt wieder. -- Neben dem Gas ist auch eine 8 prozentige Natriumbisulfitlösung empfohlen worden. Die in einem Seifenbade entfetteten Geflechte werden nach dem Spülen in Wasser in obige Lösung getaucht, herausgehoben, das Bad inzwischen mit 1 Prozent Schwefel- säure versetzt; mit der Ware wieder eingehen; das Entfärben erfolgt sehr rasch; kalt spülen, fertig. -- Ein Bleichen durch wechselweises Behandeln mit Kaliumpermanganat und schwefliger Säure, welche auch empfohlen worden ist, dürfte zu kostspielig sein.
Hälfte der ſonſt üblichen Menge Chlor zum Bleichen notwendig ſein; auch ſoll an Arbeitslohn entſprechend geſpart werden, während das Bleichen ein vollſtändiges und gleichmäßiges ſein ſoll. Ob dieſes ſeltſame Patent in der Technik irgendwo wirklich angewendet wird, iſt mir nicht bekannt geworden; auch will mir das Kochen unter Hochdruck nicht recht in den Sinn, ich fürchte, daß die Jute dabei wohl zerkocht, aber nicht gebleicht wird.
Bleichen von Chinagras und Neſſelfaſer. Ueber das Bleichen dieſer beiden Faſern iſt verhältnismäßig wenig bekannt geworden. Doch ſind beide Faſern wegen ihrer großen Dauerhaftigkeit und Widerſtandsfähigkeit gegen Alkalien vorteilhaft bekannt, daher es wohl gerechtfertigt iſt, den Bleichprozeß für dieſe Faſern als dem für Baumwolle und Leinen entſprechend hinzuſtellen, alſo das Chlor als das hierfür geeignetſte Bleichmittel zu em- pfehlen.
§ 17. Bleichen von Federn und Stroh.
Federn. Viele Federn ſind von Natur weiß und brauchen keine Bleiche, ſondern nur eine ſorgfältige Wäſche in einem ſtark ſchäumenden Bade aus Marſeiller Seife und ein Abreiben mit trockener Kartoffelſtärke zwiſchen den Fingern. Ein Bleichen von Federn findet gemeinhin nur bei den naturgrauen Straußfedern ſtatt. Solche Federn müſſen durch die gleiche Behandlung in einem Seifenbade oder auch durch wiederholtes Schwenken in einem Bade von Salmiakgeiſt von dem einer jeden Feder anhängenden Fett befreit werden. Zweck dieſer Vorbereitung iſt, die Feder für das folgende Bleichbad benetzbar zu machen. Das Bleichbad für Federn beſteht aus Waſſerſtoffſuperoxyd, welches mit einer Kleinigkeit Salmiakgeiſt alkaliſch gemacht wird. Die Federn werden in dieſes Bleichbad einfach ein- gelegt und darin belaſſen, bis man die gewünſchte Weiße erreicht hat. Dann nimmt man dieſelben heraus und unterwirft ſie einem langſamen Trocknen in mäßig warmer Luft.
Stroh. Strohgeflechte und zwar nur die als Bleichgeflecht in den Handel kommenden Geflechte werden für das Bleichen (nach Salfeld) vor- bereitet, indem man dieſelben in ein kochend heißes Sodabad einlegt, 6 bis 8 Stunden darin behandelt und dann ebenſo lange in ein ſchwaches Oxalſäurebad bringt; dann ſpült man in kaltem Waſſer und bringt ſie in die Schwefelkammer. Das Bleichmittel für Stroh iſt Schwefligſäuregas. Nach Bedarf geht man mit den Geflechten von dem Schwefelkaſten noch einmal auf das Oxalſäurebad zurück und ſchwefelt wieder. — Neben dem Gas iſt auch eine 8 prozentige Natriumbiſulfitlöſung empfohlen worden. Die in einem Seifenbade entfetteten Geflechte werden nach dem Spülen in Waſſer in obige Löſung getaucht, herausgehoben, das Bad inzwiſchen mit 1 Prozent Schwefel- ſäure verſetzt; mit der Ware wieder eingehen; das Entfärben erfolgt ſehr raſch; kalt ſpülen, fertig. — Ein Bleichen durch wechſelweiſes Behandeln mit Kaliumpermanganat und ſchwefliger Säure, welche auch empfohlen worden iſt, dürfte zu koſtſpielig ſein.
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Hälfte der ſonſt üblichen Menge Chlor zum Bleichen notwendig ſein; auch
ſoll an Arbeitslohn entſprechend geſpart werden, während das Bleichen ein
vollſtändiges und gleichmäßiges ſein ſoll. Ob dieſes ſeltſame Patent in der
Technik irgendwo wirklich angewendet wird, iſt mir nicht bekannt geworden;
auch will mir das Kochen unter Hochdruck nicht recht in den Sinn, ich
fürchte, daß die Jute dabei wohl zerkocht, aber nicht gebleicht wird.
Bleichen von Chinagras und Neſſelfaſer. Ueber das Bleichen
dieſer beiden Faſern iſt verhältnismäßig wenig bekannt geworden. Doch ſind
beide Faſern wegen ihrer großen Dauerhaftigkeit und Widerſtandsfähigkeit
gegen Alkalien vorteilhaft bekannt, daher es wohl gerechtfertigt iſt, den
Bleichprozeß für dieſe Faſern als dem für Baumwolle und Leinen entſprechend
hinzuſtellen, alſo das Chlor als das hierfür geeignetſte Bleichmittel zu em-
pfehlen.
§ 17. Bleichen von Federn und Stroh.
Federn. Viele Federn ſind von Natur weiß und brauchen keine
Bleiche, ſondern nur eine ſorgfältige Wäſche in einem ſtark ſchäumenden
Bade aus Marſeiller Seife und ein Abreiben mit trockener Kartoffelſtärke
zwiſchen den Fingern. Ein Bleichen von Federn findet gemeinhin nur bei
den naturgrauen Straußfedern ſtatt. Solche Federn müſſen durch die
gleiche Behandlung in einem Seifenbade oder auch durch wiederholtes
Schwenken in einem Bade von Salmiakgeiſt von dem einer jeden Feder
anhängenden Fett befreit werden. Zweck dieſer Vorbereitung iſt, die Feder
für das folgende Bleichbad benetzbar zu machen. Das Bleichbad für Federn
beſteht aus Waſſerſtoffſuperoxyd, welches mit einer Kleinigkeit Salmiakgeiſt
alkaliſch gemacht wird. Die Federn werden in dieſes Bleichbad einfach ein-
gelegt und darin belaſſen, bis man die gewünſchte Weiße erreicht hat. Dann
nimmt man dieſelben heraus und unterwirft ſie einem langſamen Trocknen
in mäßig warmer Luft.
Stroh. Strohgeflechte und zwar nur die als Bleichgeflecht in den
Handel kommenden Geflechte werden für das Bleichen (nach Salfeld) vor-
bereitet, indem man dieſelben in ein kochend heißes Sodabad einlegt,
6 bis 8 Stunden darin behandelt und dann ebenſo lange in ein ſchwaches
Oxalſäurebad bringt; dann ſpült man in kaltem Waſſer und bringt ſie in die
Schwefelkammer. Das Bleichmittel für Stroh iſt Schwefligſäuregas. Nach
Bedarf geht man mit den Geflechten von dem Schwefelkaſten noch einmal
auf das Oxalſäurebad zurück und ſchwefelt wieder. — Neben dem Gas iſt
auch eine 8 prozentige Natriumbiſulfitlöſung empfohlen worden. Die in einem
Seifenbade entfetteten Geflechte werden nach dem Spülen in Waſſer in obige
Löſung getaucht, herausgehoben, das Bad inzwiſchen mit 1 Prozent Schwefel-
ſäure verſetzt; mit der Ware wieder eingehen; das Entfärben erfolgt ſehr
raſch; kalt ſpülen, fertig. — Ein Bleichen durch wechſelweiſes Behandeln
mit Kaliumpermanganat und ſchwefliger Säure, welche auch empfohlen worden
iſt, dürfte zu koſtſpielig ſein.
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/412>, abgerufen am 22.11.2024.
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