raubend; das schlimmste ist aber das, daß derselbe bei diesem Trocknungs- verfahren nicht nur verzogen und zerzaust, sondern auch öfter entzwei ge- rissen wird, also in der Form eines Knotens oder auf ähnliche Weise wieder aneinander gestückelt werden muß. Auch kommt in der Trockenstube nur der kleinste Teil der disponiblen Wärmemenge in Wirklichkeit zur Ver- wendung; eine wirkliche vollständige Ausnutzung derselben ist dagegen möglich beim Trocknen mittels Gebläse.
Färben loser Baumwolle. Auch lose Baumwolle verliert, wenn sie im offenen Kessel gefärbt wird, ihre natürlichen Eigenschaften; sie wird dadurch hart und verworren und läßt sich nur schwer spinnen. Daß der- artig gefärbte Baumwolle im Krempeln oder Karden größere Schwierig- keiten bietet und daß sie sich nur schwer aus den Kratzen lösen läßt, dürfen wir als bekannt voraussetzen. Ihre Spinnfähigkeit ist infolge dessen eine bedeutend geringere. Man zieht es daher bis heute noch vielfach vor, den Färbeprozeß nicht an der losen Baumwolle, sondern erst am Strang zu voll- ziehen. Wird dagegen die Baumwolle im losen Zustande in Obermaier- schen Apparaten gefärbt, so behält sie ihre natürlichen Eigenschaften und bietet deshalb beim Verspinnen -- gleichviel, ob für sich allein oder mit anderen Fasern zusammen -- keinerlei Schwierigkeiten.
§ 27. Färben von Garnen.
Das Färben von Garnen geschieht beim Handbetriebe durch Umziehen, Umsetzen oder Schlagen der Garnsträhne im Färbebade. Ueberdies können auch alle beim Waschen von Garnen (§ 5) beschriebenen Waschmaschinen be- nutzt werden, sobald man die Farbflotte durch Dampf erhitzen kann. Unter diesen Umständen kann es nicht Wunder nehmen, wenn die Anzahl derjeni- gen Maschinen, welche einzig dem Färben von Garnen dienen sollen, ver- hältnismäßig gering ist. Die
Garnfärbemaschine der Zittauer Maschinenfabrik für mechanischen Betrieb mit selbstthätigem Umzug der Garne besteht aus einem großen hölzernen Bottich, auf welchem die Haspel zur Aufnahme der Garne exzen- trisch in offenen Lagern liegen, so daß man dieselben leicht aus- und ein- legen kann. Die Spulen resp. Haspeln erhalten durch einen eigentümlichen Mechanismus eine periodisch drehende Bewegung derart, daß die Garne langsam aus der Flotte ausgehoben, dabei umgezogen und dann schnell wieder eingetaucht werden, so daß eine Bewegung gerade wie mit der Hand erzielt wird und beständig abwechselnd ein anderer Teil der Garnsträhnen längere Zeit in der Flotte hängt.
Eine besonders zum Färben von Garnen mittels Indigoküpe dienende Maschine ist die
Färbe- und Wringmaschine von C. G. Hauboldjun. in Chem- nitz; dieselbe besteht aus einer mehr oder minder großen Anzahl von schmalen, in Eisen oder Cement hergestellten Kästen (Fig. 105a), welche in 2 Reihen nebeneinander gestellt werden. Je 2 einander gegenüberstehende Kästen bilden gewissermaßen ein System für sich und besitzen an einer gemeinsamen Achse befindliche drehbare Windehaken (Fig. 105c), welche von einer für die ganze Kastenreihe gemeinschaftlichen Welle den Antrieb erhalten. Jenen Winde-
raubend; das ſchlimmſte iſt aber das, daß derſelbe bei dieſem Trocknungs- verfahren nicht nur verzogen und zerzauſt, ſondern auch öfter entzwei ge- riſſen wird, alſo in der Form eines Knotens oder auf ähnliche Weiſe wieder aneinander geſtückelt werden muß. Auch kommt in der Trockenſtube nur der kleinſte Teil der disponiblen Wärmemenge in Wirklichkeit zur Ver- wendung; eine wirkliche vollſtändige Ausnutzung derſelben iſt dagegen möglich beim Trocknen mittels Gebläſe.
Färben loſer Baumwolle. Auch loſe Baumwolle verliert, wenn ſie im offenen Keſſel gefärbt wird, ihre natürlichen Eigenſchaften; ſie wird dadurch hart und verworren und läßt ſich nur ſchwer ſpinnen. Daß der- artig gefärbte Baumwolle im Krempeln oder Karden größere Schwierig- keiten bietet und daß ſie ſich nur ſchwer aus den Kratzen löſen läßt, dürfen wir als bekannt vorausſetzen. Ihre Spinnfähigkeit iſt infolge deſſen eine bedeutend geringere. Man zieht es daher bis heute noch vielfach vor, den Färbeprozeß nicht an der loſen Baumwolle, ſondern erſt am Strang zu voll- ziehen. Wird dagegen die Baumwolle im loſen Zuſtande in Obermaier- ſchen Apparaten gefärbt, ſo behält ſie ihre natürlichen Eigenſchaften und bietet deshalb beim Verſpinnen — gleichviel, ob für ſich allein oder mit anderen Faſern zuſammen — keinerlei Schwierigkeiten.
§ 27. Färben von Garnen.
Das Färben von Garnen geſchieht beim Handbetriebe durch Umziehen, Umſetzen oder Schlagen der Garnſträhne im Färbebade. Ueberdies können auch alle beim Waſchen von Garnen (§ 5) beſchriebenen Waſchmaſchinen be- nutzt werden, ſobald man die Farbflotte durch Dampf erhitzen kann. Unter dieſen Umſtänden kann es nicht Wunder nehmen, wenn die Anzahl derjeni- gen Maſchinen, welche einzig dem Färben von Garnen dienen ſollen, ver- hältnismäßig gering iſt. Die
Garnfärbemaſchine der Zittauer Maſchinenfabrik für mechaniſchen Betrieb mit ſelbſtthätigem Umzug der Garne beſteht aus einem großen hölzernen Bottich, auf welchem die Haſpel zur Aufnahme der Garne exzen- triſch in offenen Lagern liegen, ſo daß man dieſelben leicht aus- und ein- legen kann. Die Spulen reſp. Haſpeln erhalten durch einen eigentümlichen Mechanismus eine periodiſch drehende Bewegung derart, daß die Garne langſam aus der Flotte ausgehoben, dabei umgezogen und dann ſchnell wieder eingetaucht werden, ſo daß eine Bewegung gerade wie mit der Hand erzielt wird und beſtändig abwechſelnd ein anderer Teil der Garnſträhnen längere Zeit in der Flotte hängt.
Eine beſonders zum Färben von Garnen mittels Indigoküpe dienende Maſchine iſt die
Färbe- und Wringmaſchine von C. G. Hauboldjun. in Chem- nitz; dieſelbe beſteht aus einer mehr oder minder großen Anzahl von ſchmalen, in Eiſen oder Cement hergeſtellten Käſten (Fig. 105a), welche in 2 Reihen nebeneinander geſtellt werden. Je 2 einander gegenüberſtehende Käſten bilden gewiſſermaßen ein Syſtem für ſich und beſitzen an einer gemeinſamen Achſe befindliche drehbare Windehaken (Fig. 105c), welche von einer für die ganze Kaſtenreihe gemeinſchaftlichen Welle den Antrieb erhalten. Jenen Winde-
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raubend; das ſchlimmſte iſt aber das, daß derſelbe bei dieſem Trocknungs-
verfahren nicht nur verzogen und zerzauſt, ſondern auch öfter entzwei ge-
riſſen wird, alſo in der Form eines Knotens oder auf ähnliche Weiſe wieder
aneinander geſtückelt werden muß. Auch kommt in der Trockenſtube nur
der kleinſte Teil der disponiblen Wärmemenge in Wirklichkeit zur Ver-
wendung; eine wirkliche vollſtändige Ausnutzung derſelben iſt dagegen möglich
beim Trocknen mittels Gebläſe.
Färben loſer Baumwolle. Auch loſe Baumwolle verliert, wenn
ſie im offenen Keſſel gefärbt wird, ihre natürlichen Eigenſchaften; ſie wird
dadurch hart und verworren und läßt ſich nur ſchwer ſpinnen. Daß der-
artig gefärbte Baumwolle im Krempeln oder Karden größere Schwierig-
keiten bietet und daß ſie ſich nur ſchwer aus den Kratzen löſen läßt, dürfen
wir als bekannt vorausſetzen. Ihre Spinnfähigkeit iſt infolge deſſen eine
bedeutend geringere. Man zieht es daher bis heute noch vielfach vor, den
Färbeprozeß nicht an der loſen Baumwolle, ſondern erſt am Strang zu voll-
ziehen. Wird dagegen die Baumwolle im loſen Zuſtande in Obermaier-
ſchen Apparaten gefärbt, ſo behält ſie ihre natürlichen Eigenſchaften und bietet
deshalb beim Verſpinnen — gleichviel, ob für ſich allein oder mit anderen
Faſern zuſammen — keinerlei Schwierigkeiten.
§ 27. Färben von Garnen.
Das Färben von Garnen geſchieht beim Handbetriebe durch Umziehen,
Umſetzen oder Schlagen der Garnſträhne im Färbebade. Ueberdies können
auch alle beim Waſchen von Garnen (§ 5) beſchriebenen Waſchmaſchinen be-
nutzt werden, ſobald man die Farbflotte durch Dampf erhitzen kann. Unter
dieſen Umſtänden kann es nicht Wunder nehmen, wenn die Anzahl derjeni-
gen Maſchinen, welche einzig dem Färben von Garnen dienen ſollen, ver-
hältnismäßig gering iſt. Die
Garnfärbemaſchine der Zittauer Maſchinenfabrik für mechaniſchen
Betrieb mit ſelbſtthätigem Umzug der Garne beſteht aus einem großen
hölzernen Bottich, auf welchem die Haſpel zur Aufnahme der Garne exzen-
triſch in offenen Lagern liegen, ſo daß man dieſelben leicht aus- und ein-
legen kann. Die Spulen reſp. Haſpeln erhalten durch einen eigentümlichen
Mechanismus eine periodiſch drehende Bewegung derart, daß die Garne
langſam aus der Flotte ausgehoben, dabei umgezogen und dann ſchnell wieder
eingetaucht werden, ſo daß eine Bewegung gerade wie mit der Hand erzielt
wird und beſtändig abwechſelnd ein anderer Teil der Garnſträhnen längere
Zeit in der Flotte hängt.
Eine beſonders zum Färben von Garnen mittels Indigoküpe dienende
Maſchine iſt die
Färbe- und Wringmaſchine von C. G. Haubold jun. in Chem-
nitz; dieſelbe beſteht aus einer mehr oder minder großen Anzahl von ſchmalen,
in Eiſen oder Cement hergeſtellten Käſten (Fig. 105a), welche in 2 Reihen
nebeneinander geſtellt werden. Je 2 einander gegenüberſtehende Käſten bilden
gewiſſermaßen ein Syſtem für ſich und beſitzen an einer gemeinſamen Achſe
befindliche drehbare Windehaken (Fig. 105c), welche von einer für die ganze
Kaſtenreihe gemeinſchaftlichen Welle den Antrieb erhalten. Jenen Winde-
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/461>, abgerufen am 22.11.2024.
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