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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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§ 49. Graue und schwarze Färbungen auf Wolle.

Grau ist vom physikalischen Standpunkt nur ein helles oder ein mit
Weiß gemischtes Schwarz; Schwarz aber ist überhaupt keine Farbe, sondern
kennzeichnet nur die Abwesenheit jeglicher Farbe, im Gegensatz zum
Weiß, welches die gleichzeitige Anwesenheit aller Farben versinn-
bildlicht. Die Körper, welche unserm Auge schwarz erscheinen, absorbieren
eben alle Lichtstrahlen so vollständig, daß keiner in unser Auge zurückgeworfen
wird. Würden die verschiedenfarbigen Lichtstrahlen alle gleichmäßig stark ab-
sorbiert, so erscheint das Schwarz unserm Auge als reines Schwarz,
Kohlschwarz
oder Tiefschwarz, wird jedoch irgend ein Lichtstrahl minder
stark absorbiert, als die übrigen, so erscheint das Schwarz rötlich, grünlich
oder Bläulichschwarz oder Violettschwarz.

Schwarze Farbstoffe in dem üblichen Sinne des Wortes gab es bis
vor wenigen Jahren nicht (die Alten kannten schwarze Farben überhaupt
nicht; auch in der Natur gibt es außer dem Schwarz des Augapfels -- dem
Melanin -- keinen einzigen schwarzen Farbstoff), und selbst das schon seit
längerer Zeit bekannte Anilinschwarz ist kein in Substanz vorhandener Farb-
stoff, sondern lediglich das Produkt eines Oxydationsprozesses auf resp. in
der Faser.

Erst seit wenigen Jahren existieren schwarze Farbstoffe im vollen Sinne
des Wortes, von denen für die Wollenfärberei in Betracht kommen:

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Violettschwarz.
Wollschwarz.
[Spaltenumbruch]
Alizarinschwarz.
Naphtolschwarz.

Im übrigen sind wir auf die Erzeugung schwarzgrüner oder schwarz-
blauer Töne aus Holzfarben oder aus Gerbsäure und Eisen beschränkt.

1. Direkte schwarze Färbungen.

Hierfür ist das noch wenig bekannte Violettschwarz zu benutzen,
welches Wolle in neutralem Bade ohne Beizen violettschwarz färbt. Hierhin
gehört scheinbar auch das sog. Direktschwarz oder Kaiserschwarz; dasselbe ist
jedoch kein Farbstoff, sondern lediglich ein Gemisch von Blauholzextrakt mit
Eisen- und Kupfervitriol, also von Farbstoff und Beize. Von einem direkten
Färben kann also gar keine Rede sein.

2. Indirekte schwarze Färbungen.

Die Basis fast aller dieser Farben ist das Blauholz, welches entweder
in Verbindung mit Kaliumdichromat oder Eisenvitriol oder Kupfervitriol
oder Küpenblau zur Verwendung gelangt. Darnach unterscheidet man in
der Hauptsache: Chromschwarz, Eisenschwarz, Direktschwarz, Wollschwarz.

Chromschwarz. Das normale Chromschwarz wird gebildet durch
Vorbeizen der Wolle mit 3 Prozent Kaliumdichromat, 1 Prozent Schwefel-
säure von 66° Be. und Ausfärben in frischem Bade mit 35 bis 40 Prozent
Blauholz unter Kochen oder der entsprechenden Menge Blauholzextrakt. Das
so gewonnene Schwarz ist ein Blauschwarz. Durch Zusätze zum Beiz-
bade oder zum Färbebade oder zu beiden ist man in den Stand gesetzt,
dieses Schwarz mehrfach zu nüancieren. Vom Färben des Blauholzblaus

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§ 49. Graue und ſchwarze Färbungen auf Wolle.

Grau iſt vom phyſikaliſchen Standpunkt nur ein helles oder ein mit
Weiß gemiſchtes Schwarz; Schwarz aber iſt überhaupt keine Farbe, ſondern
kennzeichnet nur die Abweſenheit jeglicher Farbe, im Gegenſatz zum
Weiß, welches die gleichzeitige Anweſenheit aller Farben verſinn-
bildlicht. Die Körper, welche unſerm Auge ſchwarz erſcheinen, abſorbieren
eben alle Lichtſtrahlen ſo vollſtändig, daß keiner in unſer Auge zurückgeworfen
wird. Würden die verſchiedenfarbigen Lichtſtrahlen alle gleichmäßig ſtark ab-
ſorbiert, ſo erſcheint das Schwarz unſerm Auge als reines Schwarz,
Kohlſchwarz
oder Tiefſchwarz, wird jedoch irgend ein Lichtſtrahl minder
ſtark abſorbiert, als die übrigen, ſo erſcheint das Schwarz rötlich, grünlich
oder Bläulichſchwarz oder Violettſchwarz.

Schwarze Farbſtoffe in dem üblichen Sinne des Wortes gab es bis
vor wenigen Jahren nicht (die Alten kannten ſchwarze Farben überhaupt
nicht; auch in der Natur gibt es außer dem Schwarz des Augapfels — dem
Melanin — keinen einzigen ſchwarzen Farbſtoff), und ſelbſt das ſchon ſeit
längerer Zeit bekannte Anilinſchwarz iſt kein in Subſtanz vorhandener Farb-
ſtoff, ſondern lediglich das Produkt eines Oxydationsprozeſſes auf reſp. in
der Faſer.

Erſt ſeit wenigen Jahren exiſtieren ſchwarze Farbſtoffe im vollen Sinne
des Wortes, von denen für die Wollenfärberei in Betracht kommen:

[Spaltenumbruch]
Violettſchwarz.
Wollſchwarz.
[Spaltenumbruch]
Alizarinſchwarz.
Naphtolſchwarz.

Im übrigen ſind wir auf die Erzeugung ſchwarzgrüner oder ſchwarz-
blauer Töne aus Holzfarben oder aus Gerbſäure und Eiſen beſchränkt.

1. Direkte ſchwarze Färbungen.

Hierfür iſt das noch wenig bekannte Violettſchwarz zu benutzen,
welches Wolle in neutralem Bade ohne Beizen violettſchwarz färbt. Hierhin
gehört ſcheinbar auch das ſog. Direktſchwarz oder Kaiſerſchwarz; dasſelbe iſt
jedoch kein Farbſtoff, ſondern lediglich ein Gemiſch von Blauholzextrakt mit
Eiſen- und Kupfervitriol, alſo von Farbſtoff und Beize. Von einem direkten
Färben kann alſo gar keine Rede ſein.

2. Indirekte ſchwarze Färbungen.

Die Baſis faſt aller dieſer Farben iſt das Blauholz, welches entweder
in Verbindung mit Kaliumdichromat oder Eiſenvitriol oder Kupfervitriol
oder Küpenblau zur Verwendung gelangt. Darnach unterſcheidet man in
der Hauptſache: Chromſchwarz, Eiſenſchwarz, Direktſchwarz, Wollſchwarz.

Chromſchwarz. Das normale Chromſchwarz wird gebildet durch
Vorbeizen der Wolle mit 3 Prozent Kaliumdichromat, 1 Prozent Schwefel-
ſäure von 66° Bé. und Ausfärben in friſchem Bade mit 35 bis 40 Prozent
Blauholz unter Kochen oder der entſprechenden Menge Blauholzextrakt. Das
ſo gewonnene Schwarz iſt ein Blauſchwarz. Durch Zuſätze zum Beiz-
bade oder zum Färbebade oder zu beiden iſt man in den Stand geſetzt,
dieſes Schwarz mehrfach zu nüancieren. Vom Färben des Blauholzblaus

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[531/0579] § 49. Graue und ſchwarze Färbungen auf Wolle. Grau iſt vom phyſikaliſchen Standpunkt nur ein helles oder ein mit Weiß gemiſchtes Schwarz; Schwarz aber iſt überhaupt keine Farbe, ſondern kennzeichnet nur die Abweſenheit jeglicher Farbe, im Gegenſatz zum Weiß, welches die gleichzeitige Anweſenheit aller Farben verſinn- bildlicht. Die Körper, welche unſerm Auge ſchwarz erſcheinen, abſorbieren eben alle Lichtſtrahlen ſo vollſtändig, daß keiner in unſer Auge zurückgeworfen wird. Würden die verſchiedenfarbigen Lichtſtrahlen alle gleichmäßig ſtark ab- ſorbiert, ſo erſcheint das Schwarz unſerm Auge als reines Schwarz, Kohlſchwarz oder Tiefſchwarz, wird jedoch irgend ein Lichtſtrahl minder ſtark abſorbiert, als die übrigen, ſo erſcheint das Schwarz rötlich, grünlich oder Bläulichſchwarz oder Violettſchwarz. Schwarze Farbſtoffe in dem üblichen Sinne des Wortes gab es bis vor wenigen Jahren nicht (die Alten kannten ſchwarze Farben überhaupt nicht; auch in der Natur gibt es außer dem Schwarz des Augapfels — dem Melanin — keinen einzigen ſchwarzen Farbſtoff), und ſelbſt das ſchon ſeit längerer Zeit bekannte Anilinſchwarz iſt kein in Subſtanz vorhandener Farb- ſtoff, ſondern lediglich das Produkt eines Oxydationsprozeſſes auf reſp. in der Faſer. Erſt ſeit wenigen Jahren exiſtieren ſchwarze Farbſtoffe im vollen Sinne des Wortes, von denen für die Wollenfärberei in Betracht kommen: Violettſchwarz. Wollſchwarz. Alizarinſchwarz. Naphtolſchwarz. Im übrigen ſind wir auf die Erzeugung ſchwarzgrüner oder ſchwarz- blauer Töne aus Holzfarben oder aus Gerbſäure und Eiſen beſchränkt. 1. Direkte ſchwarze Färbungen. Hierfür iſt das noch wenig bekannte Violettſchwarz zu benutzen, welches Wolle in neutralem Bade ohne Beizen violettſchwarz färbt. Hierhin gehört ſcheinbar auch das ſog. Direktſchwarz oder Kaiſerſchwarz; dasſelbe iſt jedoch kein Farbſtoff, ſondern lediglich ein Gemiſch von Blauholzextrakt mit Eiſen- und Kupfervitriol, alſo von Farbſtoff und Beize. Von einem direkten Färben kann alſo gar keine Rede ſein. 2. Indirekte ſchwarze Färbungen. Die Baſis faſt aller dieſer Farben iſt das Blauholz, welches entweder in Verbindung mit Kaliumdichromat oder Eiſenvitriol oder Kupfervitriol oder Küpenblau zur Verwendung gelangt. Darnach unterſcheidet man in der Hauptſache: Chromſchwarz, Eiſenſchwarz, Direktſchwarz, Wollſchwarz. Chromſchwarz. Das normale Chromſchwarz wird gebildet durch Vorbeizen der Wolle mit 3 Prozent Kaliumdichromat, 1 Prozent Schwefel- ſäure von 66° Bé. und Ausfärben in friſchem Bade mit 35 bis 40 Prozent Blauholz unter Kochen oder der entſprechenden Menge Blauholzextrakt. Das ſo gewonnene Schwarz iſt ein Blauſchwarz. Durch Zuſätze zum Beiz- bade oder zum Färbebade oder zu beiden iſt man in den Stand geſetzt, dieſes Schwarz mehrfach zu nüancieren. Vom Färben des Blauholzblaus 34*

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/579>, abgerufen am 22.11.2024.