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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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in diesem Falle aber nicht den Zweck des Beizens, sondern den des Schönens
und Belebens oder der Nüancierung des Farbentones.

Eine Aufeinanderfolge von Vorbeizen, Färben und Nachbeizen, wie es
beim Färben von Blauholzschwarz angewendet wird, ist das Beschweren,
wobei dieselben Operationen mehrmals nacheinander wiederholt werden und
wodurch eine schichtenweise Uebereinanderlagerung des Farbstoffes bezweckt
werden soll.

Von den beschriebenen Methoden gewährt die erste, das Vorbeizen, die
besten Resultate und sollte überall zur Anwendung gebracht werden, wo sich
aus irgend einem Grunde die Anwendung substantiver Baumwollfarbstoffe
verbietet.

Die Baumwollfärberei bietet uns eine völlig neue Reihe von Beizen
und Farbstoffen, welche in den nächsten Paragraphen zur Erläuterung kommen.

§ 67. Baumwollbeizen.

Die Zahl der zum Beizen der Baumwolle gebrauchten geeigneten Kör-
per ist ziemlich klein und ihre Wahl hängt von dem chemischen Charakter
des zu fixierenden Farbstoffes ab. Zum Färben mit neutralen Farbstoffen
beizt man die Baumwolle mit Gerbsäure. Die Faser vermag aber die
Gerbsäure nicht genügend fest zu binden; sie muß deshalb auf der Faser
fixiert werden; dies geschieht mittels Antimonsalzen. Diese Beizmethode ist
das Tannin-Brechweinstein-Verfahren. Schwach saure Farbstoffe
werden mit Thonerdesalzen gebeizt; stark saure teils mit Thonerde-, teils mit
Zinnsalzen. Chrombeizen finden nur beschränkte Anwendung, und Eisen- und
Kupferbeizen nur zum Dunkeln oder zum Schwarzfärben.

Beizen mit Gerbsäure und Antimonsalzen. Das Beizen
bezweckt die Bildung eines unlöslichen Farbstofflackes auf der Faser. Die
Gerbsäure bildet mit den neutralen künstlichen organischen Farbstoffen solche
unlösliche Farblacke; dieselben besitzen jedoch die Eigenschaft, in einem Ueber-
schuß von Gerbsäure sich wieder zu lösen. Wollte man die Baumwolle da-
her nur mit Gerbsäure beizen, so würde man einen unlöslichen Farblack
nur mit einem Ueberschuß -- d. h. also: einem Verlust -- von Farbstoff
erkaufen. Behandelt man dagegen die mit Gerbsäure gebeizte Faser mit
einem Antimonsalz, so erhält man in resp. auf der Faser einen Nieder-
schlag von gerbsaurem Antimon, welches die Eigenschaft besitzt, mit den
neutralen Farbstoffen eine in überschüssiger Gerbsäure un-
lösliche Doppelverbindung zu
bilden. Die Färbungen neutraler Farb-
stoffe auf der Faser sind also gerbsaure Antimon-Farblacke.

Zum Beizen mit Gerbsäure kann jedes gerbstoffhaltige Material ver-
wendet werden; da die meisten derselben aber sehr dunkle Brühen geben,
so finden in der Praxis thatsächlich nur Tannin oder Sumach Anwen-
dung; letzterer aber auch nur für dunklere Farben. Hellere Farben dürfen
nur mit Tannin gebeizt werden. Beim Beizen mit Tannin oder
Sumach ist jedes Hantieren mit eisernen Gerätschaften, so-
wie die Verwendung von Maschinen mit Eisenteilen thunlichst
zu vermeiden
, da andernfalls schwärzliche Beizbäder resultieren. Das
Tannin wird einfach in seinem 200fachen Gewichte handwarmen Wassers
gelöst, und das Beizbad ist fertig. Es wird so gehandhabt, daß man mit

in dieſem Falle aber nicht den Zweck des Beizens, ſondern den des Schönens
und Belebens oder der Nüancierung des Farbentones.

Eine Aufeinanderfolge von Vorbeizen, Färben und Nachbeizen, wie es
beim Färben von Blauholzſchwarz angewendet wird, iſt das Beſchweren,
wobei dieſelben Operationen mehrmals nacheinander wiederholt werden und
wodurch eine ſchichtenweiſe Uebereinanderlagerung des Farbſtoffes bezweckt
werden ſoll.

Von den beſchriebenen Methoden gewährt die erſte, das Vorbeizen, die
beſten Reſultate und ſollte überall zur Anwendung gebracht werden, wo ſich
aus irgend einem Grunde die Anwendung ſubſtantiver Baumwollfarbſtoffe
verbietet.

Die Baumwollfärberei bietet uns eine völlig neue Reihe von Beizen
und Farbſtoffen, welche in den nächſten Paragraphen zur Erläuterung kommen.

§ 67. Baumwollbeizen.

Die Zahl der zum Beizen der Baumwolle gebrauchten geeigneten Kör-
per iſt ziemlich klein und ihre Wahl hängt von dem chemiſchen Charakter
des zu fixierenden Farbſtoffes ab. Zum Färben mit neutralen Farbſtoffen
beizt man die Baumwolle mit Gerbſäure. Die Faſer vermag aber die
Gerbſäure nicht genügend feſt zu binden; ſie muß deshalb auf der Faſer
fixiert werden; dies geſchieht mittels Antimonſalzen. Dieſe Beizmethode iſt
das Tannin-Brechweinſtein-Verfahren. Schwach ſaure Farbſtoffe
werden mit Thonerdeſalzen gebeizt; ſtark ſaure teils mit Thonerde-, teils mit
Zinnſalzen. Chrombeizen finden nur beſchränkte Anwendung, und Eiſen- und
Kupferbeizen nur zum Dunkeln oder zum Schwarzfärben.

Beizen mit Gerbſäure und Antimonſalzen. Das Beizen
bezweckt die Bildung eines unlöslichen Farbſtofflackes auf der Faſer. Die
Gerbſäure bildet mit den neutralen künſtlichen organiſchen Farbſtoffen ſolche
unlösliche Farblacke; dieſelben beſitzen jedoch die Eigenſchaft, in einem Ueber-
ſchuß von Gerbſäure ſich wieder zu löſen. Wollte man die Baumwolle da-
her nur mit Gerbſäure beizen, ſo würde man einen unlöslichen Farblack
nur mit einem Ueberſchuß — d. h. alſo: einem Verluſt — von Farbſtoff
erkaufen. Behandelt man dagegen die mit Gerbſäure gebeizte Faſer mit
einem Antimonſalz, ſo erhält man in reſp. auf der Faſer einen Nieder-
ſchlag von gerbſaurem Antimon, welches die Eigenſchaft beſitzt, mit den
neutralen Farbſtoffen eine in überſchüſſiger Gerbſäure un-
lösliche Doppelverbindung zu
bilden. Die Färbungen neutraler Farb-
ſtoffe auf der Faſer ſind alſo gerbſaure Antimon-Farblacke.

Zum Beizen mit Gerbſäure kann jedes gerbſtoffhaltige Material ver-
wendet werden; da die meiſten derſelben aber ſehr dunkle Brühen geben,
ſo finden in der Praxis thatſächlich nur Tannin oder Sumach Anwen-
dung; letzterer aber auch nur für dunklere Farben. Hellere Farben dürfen
nur mit Tannin gebeizt werden. Beim Beizen mit Tannin oder
Sumach iſt jedes Hantieren mit eiſernen Gerätſchaften, ſo-
wie die Verwendung von Maſchinen mit Eiſenteilen thunlichſt
zu vermeiden
, da andernfalls ſchwärzliche Beizbäder reſultieren. Das
Tannin wird einfach in ſeinem 200fachen Gewichte handwarmen Waſſers
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[582/0630] in dieſem Falle aber nicht den Zweck des Beizens, ſondern den des Schönens und Belebens oder der Nüancierung des Farbentones. Eine Aufeinanderfolge von Vorbeizen, Färben und Nachbeizen, wie es beim Färben von Blauholzſchwarz angewendet wird, iſt das Beſchweren, wobei dieſelben Operationen mehrmals nacheinander wiederholt werden und wodurch eine ſchichtenweiſe Uebereinanderlagerung des Farbſtoffes bezweckt werden ſoll. Von den beſchriebenen Methoden gewährt die erſte, das Vorbeizen, die beſten Reſultate und ſollte überall zur Anwendung gebracht werden, wo ſich aus irgend einem Grunde die Anwendung ſubſtantiver Baumwollfarbſtoffe verbietet. Die Baumwollfärberei bietet uns eine völlig neue Reihe von Beizen und Farbſtoffen, welche in den nächſten Paragraphen zur Erläuterung kommen. § 67. Baumwollbeizen. Die Zahl der zum Beizen der Baumwolle gebrauchten geeigneten Kör- per iſt ziemlich klein und ihre Wahl hängt von dem chemiſchen Charakter des zu fixierenden Farbſtoffes ab. Zum Färben mit neutralen Farbſtoffen beizt man die Baumwolle mit Gerbſäure. Die Faſer vermag aber die Gerbſäure nicht genügend feſt zu binden; ſie muß deshalb auf der Faſer fixiert werden; dies geſchieht mittels Antimonſalzen. Dieſe Beizmethode iſt das Tannin-Brechweinſtein-Verfahren. Schwach ſaure Farbſtoffe werden mit Thonerdeſalzen gebeizt; ſtark ſaure teils mit Thonerde-, teils mit Zinnſalzen. Chrombeizen finden nur beſchränkte Anwendung, und Eiſen- und Kupferbeizen nur zum Dunkeln oder zum Schwarzfärben. Beizen mit Gerbſäure und Antimonſalzen. Das Beizen bezweckt die Bildung eines unlöslichen Farbſtofflackes auf der Faſer. Die Gerbſäure bildet mit den neutralen künſtlichen organiſchen Farbſtoffen ſolche unlösliche Farblacke; dieſelben beſitzen jedoch die Eigenſchaft, in einem Ueber- ſchuß von Gerbſäure ſich wieder zu löſen. Wollte man die Baumwolle da- her nur mit Gerbſäure beizen, ſo würde man einen unlöslichen Farblack nur mit einem Ueberſchuß — d. h. alſo: einem Verluſt — von Farbſtoff erkaufen. Behandelt man dagegen die mit Gerbſäure gebeizte Faſer mit einem Antimonſalz, ſo erhält man in reſp. auf der Faſer einen Nieder- ſchlag von gerbſaurem Antimon, welches die Eigenſchaft beſitzt, mit den neutralen Farbſtoffen eine in überſchüſſiger Gerbſäure un- lösliche Doppelverbindung zu bilden. Die Färbungen neutraler Farb- ſtoffe auf der Faſer ſind alſo gerbſaure Antimon-Farblacke. Zum Beizen mit Gerbſäure kann jedes gerbſtoffhaltige Material ver- wendet werden; da die meiſten derſelben aber ſehr dunkle Brühen geben, ſo finden in der Praxis thatſächlich nur Tannin oder Sumach Anwen- dung; letzterer aber auch nur für dunklere Farben. Hellere Farben dürfen nur mit Tannin gebeizt werden. Beim Beizen mit Tannin oder Sumach iſt jedes Hantieren mit eiſernen Gerätſchaften, ſo- wie die Verwendung von Maſchinen mit Eiſenteilen thunlichſt zu vermeiden, da andernfalls ſchwärzliche Beizbäder reſultieren. Das Tannin wird einfach in ſeinem 200fachen Gewichte handwarmen Waſſers gelöſt, und das Beizbad iſt fertig. Es wird ſo gehandhabt, daß man mit

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/630>, abgerufen am 22.11.2024.