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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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hier die Sulfoseife*) in alkalischer wässeriger Lösung angewendet und das Garn
einfach kalt oder lauwarm eingelegt, Zeug entweder eingelegt oder geklotzt.
Die Türkischrotöl-Lösung enthält 10 bis 15 Prozent Türkischrotöl (vom Ge-
wicht des Wassers); sie wird mit soviel Salmiakgeist versetzt, bis eine deut-
lich alkalische Reaktion sich zeigt. Nach dem Imprägnieren wird abgewun-
den oder ausgeschleudert und im Ofen getrocknet.

Zweite Operation. Das vorbereitete Garn oder Gewebe wird in
besonderen Kesseln (Dampfkästen), ähnlich dem § 33 beschriebenen Dämpf-
apparat für Garne oder in dem nachstehend abgebildeten Dämpfkessel ge-
dämpft. Dieser besteht aus einem schmiedeeisernen, auf drei Füßen ruhen-
den Kessel mit abnehmbarem schmiedeeisernen Deckel und gedrehtem Ring-
verschluß. Das Innere des Kessels ist durch drei herausnehmbare,
schmiedeeiserne Netze in Abteilungen geteilt; auf diese Netze wird das zu
dämpfende Garn gelegt. Am Boden des Kessels ist ein Dampfein- und
Ausgangsstutzen mit Ventil, an welchem auch das Manometer und der
Kondensationswasserableiter angebracht sind, ferner gehört zur Armatur noch
Sicherheitsventil, Dampfablaßhahn, Luftventil. -- Für Gewebe ist der
Kessel ähnlich konstruiert. Die Gewebe werden in voller Breite, aber in
mehreren Lagen übereinander gefaltet, auf drehbare Holzstäbe gehangen, welche
in größerer Anzahl in einem gußeisernen Rahmengestell gelagert sind und in
einen schmiedeeisernen Dampfkessel eingefahren werden, in welchem unter
1 bis 2 Atmosphären gedämpft wird. Das Rahmengestell ist gleichzeitig
mit dem Verschlußdeckel des liegenden Kessels verbunden und mit der Ein-
richtung versehen, das ganze auf Rollen laufende Gestell bequem durch
Handkurbel und Räderübersetzung ein- und ausfahren zu können. Alles
Weitere ist aus Fig. 189 und 190 klar zu ersehen. Das Dämpfen dauert
11/2 bis 2 Stunden.

[Abbildung] Fig. 189.

Dämpfkessel für Türkischrot-Garne.

*) Diese Bezeichnung ist von mir an anderem Orte vorgeschlagen worden.

hier die Sulfoſeife*) in alkaliſcher wäſſeriger Löſung angewendet und das Garn
einfach kalt oder lauwarm eingelegt, Zeug entweder eingelegt oder geklotzt.
Die Türkiſchrotöl-Löſung enthält 10 bis 15 Prozent Türkiſchrotöl (vom Ge-
wicht des Waſſers); ſie wird mit ſoviel Salmiakgeiſt verſetzt, bis eine deut-
lich alkaliſche Reaktion ſich zeigt. Nach dem Imprägnieren wird abgewun-
den oder ausgeſchleudert und im Ofen getrocknet.

Zweite Operation. Das vorbereitete Garn oder Gewebe wird in
beſonderen Keſſeln (Dampfkäſten), ähnlich dem § 33 beſchriebenen Dämpf-
apparat für Garne oder in dem nachſtehend abgebildeten Dämpfkeſſel ge-
dämpft. Dieſer beſteht aus einem ſchmiedeeiſernen, auf drei Füßen ruhen-
den Keſſel mit abnehmbarem ſchmiedeeiſernen Deckel und gedrehtem Ring-
verſchluß. Das Innere des Keſſels iſt durch drei herausnehmbare,
ſchmiedeeiſerne Netze in Abteilungen geteilt; auf dieſe Netze wird das zu
dämpfende Garn gelegt. Am Boden des Keſſels iſt ein Dampfein- und
Ausgangsſtutzen mit Ventil, an welchem auch das Manometer und der
Kondenſationswaſſerableiter angebracht ſind, ferner gehört zur Armatur noch
Sicherheitsventil, Dampfablaßhahn, Luftventil. — Für Gewebe iſt der
Keſſel ähnlich konſtruiert. Die Gewebe werden in voller Breite, aber in
mehreren Lagen übereinander gefaltet, auf drehbare Holzſtäbe gehangen, welche
in größerer Anzahl in einem gußeiſernen Rahmengeſtell gelagert ſind und in
einen ſchmiedeeiſernen Dampfkeſſel eingefahren werden, in welchem unter
1 bis 2 Atmoſphären gedämpft wird. Das Rahmengeſtell iſt gleichzeitig
mit dem Verſchlußdeckel des liegenden Keſſels verbunden und mit der Ein-
richtung verſehen, das ganze auf Rollen laufende Geſtell bequem durch
Handkurbel und Räderüberſetzung ein- und ausfahren zu können. Alles
Weitere iſt aus Fig. 189 und 190 klar zu erſehen. Das Dämpfen dauert
1½ bis 2 Stunden.

[Abbildung] Fig. 189.

Dämpfkeſſel für Türkiſchrot-Garne.

*) Dieſe Bezeichnung iſt von mir an anderem Orte vorgeſchlagen worden.
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[614/0662] hier die Sulfoſeife *) in alkaliſcher wäſſeriger Löſung angewendet und das Garn einfach kalt oder lauwarm eingelegt, Zeug entweder eingelegt oder geklotzt. Die Türkiſchrotöl-Löſung enthält 10 bis 15 Prozent Türkiſchrotöl (vom Ge- wicht des Waſſers); ſie wird mit ſoviel Salmiakgeiſt verſetzt, bis eine deut- lich alkaliſche Reaktion ſich zeigt. Nach dem Imprägnieren wird abgewun- den oder ausgeſchleudert und im Ofen getrocknet. Zweite Operation. Das vorbereitete Garn oder Gewebe wird in beſonderen Keſſeln (Dampfkäſten), ähnlich dem § 33 beſchriebenen Dämpf- apparat für Garne oder in dem nachſtehend abgebildeten Dämpfkeſſel ge- dämpft. Dieſer beſteht aus einem ſchmiedeeiſernen, auf drei Füßen ruhen- den Keſſel mit abnehmbarem ſchmiedeeiſernen Deckel und gedrehtem Ring- verſchluß. Das Innere des Keſſels iſt durch drei herausnehmbare, ſchmiedeeiſerne Netze in Abteilungen geteilt; auf dieſe Netze wird das zu dämpfende Garn gelegt. Am Boden des Keſſels iſt ein Dampfein- und Ausgangsſtutzen mit Ventil, an welchem auch das Manometer und der Kondenſationswaſſerableiter angebracht ſind, ferner gehört zur Armatur noch Sicherheitsventil, Dampfablaßhahn, Luftventil. — Für Gewebe iſt der Keſſel ähnlich konſtruiert. Die Gewebe werden in voller Breite, aber in mehreren Lagen übereinander gefaltet, auf drehbare Holzſtäbe gehangen, welche in größerer Anzahl in einem gußeiſernen Rahmengeſtell gelagert ſind und in einen ſchmiedeeiſernen Dampfkeſſel eingefahren werden, in welchem unter 1 bis 2 Atmoſphären gedämpft wird. Das Rahmengeſtell iſt gleichzeitig mit dem Verſchlußdeckel des liegenden Keſſels verbunden und mit der Ein- richtung verſehen, das ganze auf Rollen laufende Geſtell bequem durch Handkurbel und Räderüberſetzung ein- und ausfahren zu können. Alles Weitere iſt aus Fig. 189 und 190 klar zu erſehen. Das Dämpfen dauert 1½ bis 2 Stunden. [Abbildung Fig. 189. Dämpfkeſſel für Türkiſchrot-Garne.] *) Dieſe Bezeichnung iſt von mir an anderem Orte vorgeſchlagen worden.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/662>, abgerufen am 24.11.2024.