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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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Es wird die Aufgabe gestellt, ausfindig zu machen, wie man Coche-
nille
zum Färben verwendet. Die erste zu lösende Aufgabe ist, das Lösungs-
mittel für den Cochenillefarbstoff ausfindig zu machen. Für unsere Zwecke
kann da nur Wasser und Spiritus in Frage kommen. Wir behandeln also
drei kleine Pröbchen der gepulverten oder fein gemahlenen Cochenille in drei
verschiedenen Reagensgläschen,

1. mit Wasser von gewöhnlicher Temperatur (kalt),
2. mit kaltem Weingeist,
3. mit Wasser unter längerem Kochen über einer Spiritusflamme.

Wir erhalten beim Kochen mit Wasser eine fast rein rote Lösung, kal-
tes Wasser gibt eine kaum merkliche Färbung, der Alkohol aber wird röt-
lichgelb gefärbt. Wir ziehen daraus den Schluß, daß die vorteilhafteste
Methode, den Cochenillefarbstoff in Lösung zu bringen, das Auskochen mit
Wasser sei.

Wir bereiten uns nun ein größeres Quantum dieser wässerigen Ab-
kochung, etwa 100 g, lassen dieselbe erkalten, gießen sie durch ein Bäuschchen
Watte oder filtrieren durch Fließpapier, und verteilen das Filtrat auf 15
Reagiergläschen; wir fügen alsdann in jedes derselben einige Tropfen der
nachfolgenden 15 Reagentien und erhalten folgende Resultate:

[Tabelle]

An Hand dieser Resultate sind wir zu den nachfolgenden Schlüssen
berechtigt:

1. Säuren wandeln den in Lösung befindlichen Cochenillefarbstoff in
eine orange Modifikation um (Versuch 1 bis 3).

2. Alkalien, kohlensaure Alkalien und Seifen wandeln die Farbe des
Farbstoffes in Karminrot um (Versuch 4 bis 7).

3. Unterchlorigsaure Salze zerstören den Farbstoff (Versuch 15).

4. Zinnchlorid gibt mit einer sodahaltigen Lösung des Farbstoffes einen
Farblack (Versuch 10).

5. Zinnsalz gibt einen roten Farblack (Versuch 9).

Es wird die Aufgabe geſtellt, ausfindig zu machen, wie man Coche-
nille
zum Färben verwendet. Die erſte zu löſende Aufgabe iſt, das Löſungs-
mittel für den Cochenillefarbſtoff ausfindig zu machen. Für unſere Zwecke
kann da nur Waſſer und Spiritus in Frage kommen. Wir behandeln alſo
drei kleine Pröbchen der gepulverten oder fein gemahlenen Cochenille in drei
verſchiedenen Reagensgläschen,

1. mit Waſſer von gewöhnlicher Temperatur (kalt),
2. mit kaltem Weingeiſt,
3. mit Waſſer unter längerem Kochen über einer Spiritusflamme.

Wir erhalten beim Kochen mit Waſſer eine faſt rein rote Löſung, kal-
tes Waſſer gibt eine kaum merkliche Färbung, der Alkohol aber wird röt-
lichgelb gefärbt. Wir ziehen daraus den Schluß, daß die vorteilhafteſte
Methode, den Cochenillefarbſtoff in Löſung zu bringen, das Auskochen mit
Waſſer ſei.

Wir bereiten uns nun ein größeres Quantum dieſer wäſſerigen Ab-
kochung, etwa 100 g, laſſen dieſelbe erkalten, gießen ſie durch ein Bäuſchchen
Watte oder filtrieren durch Fließpapier, und verteilen das Filtrat auf 15
Reagiergläschen; wir fügen alsdann in jedes derſelben einige Tropfen der
nachfolgenden 15 Reagentien und erhalten folgende Reſultate:

[Tabelle]

An Hand dieſer Reſultate ſind wir zu den nachfolgenden Schlüſſen
berechtigt:

1. Säuren wandeln den in Löſung befindlichen Cochenillefarbſtoff in
eine orange Modifikation um (Verſuch 1 bis 3).

2. Alkalien, kohlenſaure Alkalien und Seifen wandeln die Farbe des
Farbſtoffes in Karminrot um (Verſuch 4 bis 7).

3. Unterchlorigſaure Salze zerſtören den Farbſtoff (Verſuch 15).

4. Zinnchlorid gibt mit einer ſodahaltigen Löſung des Farbſtoffes einen
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[635/0683] Es wird die Aufgabe geſtellt, ausfindig zu machen, wie man Coche- nille zum Färben verwendet. Die erſte zu löſende Aufgabe iſt, das Löſungs- mittel für den Cochenillefarbſtoff ausfindig zu machen. Für unſere Zwecke kann da nur Waſſer und Spiritus in Frage kommen. Wir behandeln alſo drei kleine Pröbchen der gepulverten oder fein gemahlenen Cochenille in drei verſchiedenen Reagensgläschen, 1. mit Waſſer von gewöhnlicher Temperatur (kalt), 2. mit kaltem Weingeiſt, 3. mit Waſſer unter längerem Kochen über einer Spiritusflamme. Wir erhalten beim Kochen mit Waſſer eine faſt rein rote Löſung, kal- tes Waſſer gibt eine kaum merkliche Färbung, der Alkohol aber wird röt- lichgelb gefärbt. Wir ziehen daraus den Schluß, daß die vorteilhafteſte Methode, den Cochenillefarbſtoff in Löſung zu bringen, das Auskochen mit Waſſer ſei. Wir bereiten uns nun ein größeres Quantum dieſer wäſſerigen Ab- kochung, etwa 100 g, laſſen dieſelbe erkalten, gießen ſie durch ein Bäuſchchen Watte oder filtrieren durch Fließpapier, und verteilen das Filtrat auf 15 Reagiergläschen; wir fügen alsdann in jedes derſelben einige Tropfen der nachfolgenden 15 Reagentien und erhalten folgende Reſultate: An Hand dieſer Reſultate ſind wir zu den nachfolgenden Schlüſſen berechtigt: 1. Säuren wandeln den in Löſung befindlichen Cochenillefarbſtoff in eine orange Modifikation um (Verſuch 1 bis 3). 2. Alkalien, kohlenſaure Alkalien und Seifen wandeln die Farbe des Farbſtoffes in Karminrot um (Verſuch 4 bis 7). 3. Unterchlorigſaure Salze zerſtören den Farbſtoff (Verſuch 15). 4. Zinnchlorid gibt mit einer ſodahaltigen Löſung des Farbſtoffes einen Farblack (Verſuch 10). 5. Zinnſalz gibt einen roten Farblack (Verſuch 9).

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/683>, abgerufen am 22.11.2024.