Sammelbassins aber wird getrocknet und in Gasretorten auf Leuchtgas ver- arbeitet.
In dem Werke von Hummel-Knecht*) werden noch 2 sehr instruk- tive Beispiele erwähnt, welche darauf hinauslaufen, den sämtlichen Fettgehalt durch Kalk in Kalkseife überzuführen und diese durch Schwefelsäure zu zer- setzen; es wird so ein plastischer Brei von Fettsubstanz erhalten, welcher an Oelfabrikanten oder Seifensieder verkauft wird.
In einer Aachener Fabrik wird das Abwasser der Rohwollwäscherei mit Kalk gefällt; der getrocknete Kalkniederschlag enthält fast 72 Prozent Fett- körper. Er dient, mit Kohle vermischt, zur Bereitung von Leuchtgas. In dieser Fabrik (E. Schwarzborn in Aachen) schätzt man, nach Abzug aller Herstellungskosten, den Wiedergewinn auf 30 Prozent des Wertes der beim Walken verbrauchten Seife. Auf die nationalökonomische Seite des Ver- fahrens verweist Hummel mit folgenden Worten: "Die Ersparnis, die man bei allgemeiner Befolgung einer Methode, wie die oben beschriebene, erzielen könnte, würde sich bei 500 Millionen Kilogramm Tuch, die nach den stati- stischen Tabellen jährlich in Europa gewalkt werden, auf nahezu 100 Millio- nen Kilogramm Kalkseife an obiger Zusammensetzung belaufen."
Es versteht sich von selbst, daß diese Methode nicht als Universal- Methode aufgestellt werden soll; die Abwässer sind, je nach der Verschieden- artigkeit des Betriebes, verschiedene; demgemäß werden auch die Methoden der Reinigung und Wiedergewinnung oder sonstige Nutzbarmachung ver- schiedene, mehr oder minder abweichende sein können. Ueber diese etwaigen Abweichungen müßte eine Analyse der betreffenden Abwässer von Fall zu Fall entscheiden. Die teilweise Wiedergewinnung und Nutzbarmachung der Abfallwässer aber ist über jeden Zweifel festgestellt. Wenn der und jene Leser in seinem eigenen wohlverstandenen Interesse zu Anlagen dieser Art durch obige Auseinandersetzungen sich bewogen fühlt, so ist mein Zweck erreicht; er würde dadurch nicht nur sich selber nützen, sondern auch der Zahl jener mutigen Pioniere sich hinzugesellen, welche neben dem eigenen Interesse sich einen freien Blick bewahrt haben für die Wohlfahrt der Menschheit!
§ 102. Literatur-Uachweis.
Ich schließe mein Handbuch mit einem Verzeichnis derjenigen Werke und Fachzeitschriften, welche ich bei Bearbeitung meines Themas benutzt habe und welche ich auch den Lesern zum Nachschlagen empfehlen möchte:
Hummel-Knecht, Die Färberei und Bleicherei der Gespinnstfasern. Berlin, 1888.
Stein, Die Bleicherei, Druckerei, Färberei und Appretur der baum- wollenen Gewebe. Braunschweig, 1884.
Kertesz, Die Anilinfarbstoffe. Braunschweig, 1888.
Grothe, Katechismus für Färberei und Zeugdruck. Leipzig, 1885.
Romen, Bleicherei, Färberei und Appretur der Baumwoll- und Leinen- waren. Berlin, 1885.
Romen, Die Kolorie der Baumwolle. Wien, 1878.
*) Färberei und Bleicherei der Gespinnstfasern. Berlin 1888.
Sammelbaſſins aber wird getrocknet und in Gasretorten auf Leuchtgas ver- arbeitet.
In dem Werke von Hummel-Knecht*) werden noch 2 ſehr inſtruk- tive Beiſpiele erwähnt, welche darauf hinauslaufen, den ſämtlichen Fettgehalt durch Kalk in Kalkſeife überzuführen und dieſe durch Schwefelſäure zu zer- ſetzen; es wird ſo ein plaſtiſcher Brei von Fettſubſtanz erhalten, welcher an Oelfabrikanten oder Seifenſieder verkauft wird.
In einer Aachener Fabrik wird das Abwaſſer der Rohwollwäſcherei mit Kalk gefällt; der getrocknete Kalkniederſchlag enthält faſt 72 Prozent Fett- körper. Er dient, mit Kohle vermiſcht, zur Bereitung von Leuchtgas. In dieſer Fabrik (E. Schwarzborn in Aachen) ſchätzt man, nach Abzug aller Herſtellungskoſten, den Wiedergewinn auf 30 Prozent des Wertes der beim Walken verbrauchten Seife. Auf die nationalökonomiſche Seite des Ver- fahrens verweiſt Hummel mit folgenden Worten: „Die Erſparnis, die man bei allgemeiner Befolgung einer Methode, wie die oben beſchriebene, erzielen könnte, würde ſich bei 500 Millionen Kilogramm Tuch, die nach den ſtati- ſtiſchen Tabellen jährlich in Europa gewalkt werden, auf nahezu 100 Millio- nen Kilogramm Kalkſeife an obiger Zuſammenſetzung belaufen.“
Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe Methode nicht als Univerſal- Methode aufgeſtellt werden ſoll; die Abwäſſer ſind, je nach der Verſchieden- artigkeit des Betriebes, verſchiedene; demgemäß werden auch die Methoden der Reinigung und Wiedergewinnung oder ſonſtige Nutzbarmachung ver- ſchiedene, mehr oder minder abweichende ſein können. Ueber dieſe etwaigen Abweichungen müßte eine Analyſe der betreffenden Abwäſſer von Fall zu Fall entſcheiden. Die teilweiſe Wiedergewinnung und Nutzbarmachung der Abfallwäſſer aber iſt über jeden Zweifel feſtgeſtellt. Wenn der und jene Leſer in ſeinem eigenen wohlverſtandenen Intereſſe zu Anlagen dieſer Art durch obige Auseinanderſetzungen ſich bewogen fühlt, ſo iſt mein Zweck erreicht; er würde dadurch nicht nur ſich ſelber nützen, ſondern auch der Zahl jener mutigen Pioniere ſich hinzugeſellen, welche neben dem eigenen Intereſſe ſich einen freien Blick bewahrt haben für die Wohlfahrt der Menſchheit!
§ 102. Literatur-Uachweis.
Ich ſchließe mein Handbuch mit einem Verzeichnis derjenigen Werke und Fachzeitſchriften, welche ich bei Bearbeitung meines Themas benutzt habe und welche ich auch den Leſern zum Nachſchlagen empfehlen möchte:
Hummel-Knecht, Die Färberei und Bleicherei der Geſpinnſtfaſern. Berlin, 1888.
Stein, Die Bleicherei, Druckerei, Färberei und Appretur der baum- wollenen Gewebe. Braunſchweig, 1884.
Kertész, Die Anilinfarbſtoffe. Braunſchweig, 1888.
Grothe, Katechismus für Färberei und Zeugdruck. Leipzig, 1885.
Romen, Bleicherei, Färberei und Appretur der Baumwoll- und Leinen- waren. Berlin, 1885.
Romen, Die Kolorie der Baumwolle. Wien, 1878.
*) Färberei und Bleicherei der Geſpinnſtfaſern. Berlin 1888.
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Sammelbaſſins aber wird getrocknet und in Gasretorten auf Leuchtgas ver-
arbeitet.
In dem Werke von Hummel-Knecht *) werden noch 2 ſehr inſtruk-
tive Beiſpiele erwähnt, welche darauf hinauslaufen, den ſämtlichen Fettgehalt
durch Kalk in Kalkſeife überzuführen und dieſe durch Schwefelſäure zu zer-
ſetzen; es wird ſo ein plaſtiſcher Brei von Fettſubſtanz erhalten, welcher an
Oelfabrikanten oder Seifenſieder verkauft wird.
In einer Aachener Fabrik wird das Abwaſſer der Rohwollwäſcherei mit
Kalk gefällt; der getrocknete Kalkniederſchlag enthält faſt 72 Prozent Fett-
körper. Er dient, mit Kohle vermiſcht, zur Bereitung von Leuchtgas. In
dieſer Fabrik (E. Schwarzborn in Aachen) ſchätzt man, nach Abzug aller
Herſtellungskoſten, den Wiedergewinn auf 30 Prozent des Wertes der beim
Walken verbrauchten Seife. Auf die nationalökonomiſche Seite des Ver-
fahrens verweiſt Hummel mit folgenden Worten: „Die Erſparnis, die man
bei allgemeiner Befolgung einer Methode, wie die oben beſchriebene, erzielen
könnte, würde ſich bei 500 Millionen Kilogramm Tuch, die nach den ſtati-
ſtiſchen Tabellen jährlich in Europa gewalkt werden, auf nahezu 100 Millio-
nen Kilogramm Kalkſeife an obiger Zuſammenſetzung belaufen.“
Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe Methode nicht als Univerſal-
Methode aufgeſtellt werden ſoll; die Abwäſſer ſind, je nach der Verſchieden-
artigkeit des Betriebes, verſchiedene; demgemäß werden auch die Methoden
der Reinigung und Wiedergewinnung oder ſonſtige Nutzbarmachung ver-
ſchiedene, mehr oder minder abweichende ſein können. Ueber dieſe etwaigen
Abweichungen müßte eine Analyſe der betreffenden Abwäſſer von Fall zu
Fall entſcheiden. Die teilweiſe Wiedergewinnung und Nutzbarmachung der
Abfallwäſſer aber iſt über jeden Zweifel feſtgeſtellt. Wenn der und jene
Leſer in ſeinem eigenen wohlverſtandenen Intereſſe zu Anlagen dieſer Art
durch obige Auseinanderſetzungen ſich bewogen fühlt, ſo iſt mein Zweck erreicht;
er würde dadurch nicht nur ſich ſelber nützen, ſondern auch der Zahl jener
mutigen Pioniere ſich hinzugeſellen, welche neben dem eigenen Intereſſe ſich
einen freien Blick bewahrt haben für die Wohlfahrt der Menſchheit!
§ 102. Literatur-Uachweis.
Ich ſchließe mein Handbuch mit einem Verzeichnis derjenigen Werke
und Fachzeitſchriften, welche ich bei Bearbeitung meines Themas benutzt
habe und welche ich auch den Leſern zum Nachſchlagen empfehlen möchte:
Hummel-Knecht, Die Färberei und Bleicherei der Geſpinnſtfaſern.
Berlin, 1888.
Stein, Die Bleicherei, Druckerei, Färberei und Appretur der baum-
wollenen Gewebe. Braunſchweig, 1884.
Kertész, Die Anilinfarbſtoffe. Braunſchweig, 1888.
Grothe, Katechismus für Färberei und Zeugdruck. Leipzig, 1885.
Romen, Bleicherei, Färberei und Appretur der Baumwoll- und Leinen-
waren. Berlin, 1885.
Romen, Die Kolorie der Baumwolle. Wien, 1878.
*) Färberei und Bleicherei der Geſpinnſtfaſern. Berlin 1888.
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/696>, abgerufen am 22.11.2024.
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