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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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vorhanden; der mikroskopische Unterschied ist gleichfalls an obiger Stelle er-
wähnt und wird durch die Zeichnungen Fig. 1 (S. 12) und Fig. 2 veran-
schaulicht. Aehnlich der Wolle, zeichnen sich auch die Haare durch einen be-
stimmten Schwefelgehalt aus; nach v. Bibra enthalten z. B. Hasenhaare
3,06; Hundehaare 4,17; Kaninchenhaare 3,13; Rehhaare 2,1; Pferde-
haare 3,7; Menschenhaare 4 bis 8 Prozent Schwefel.

Die Gewinnung der Haare erfolgt in gleicher Weise wie bei der
Wolle, durch Scheren.

Fast alle Säugetiere liefern Haare, aber nur ein geringer Teil dieser
Haare hat Interesse für die Färberei. Hier interessieren uns nur diejenigen,
welche zur Filz fabrikation dienen. Hierhin können wir zählen:

[Abbildung] Fig. 7.

Hasenhaare.

1. Die Hasenhaare, von Lepus timidus; sie
sind den Kaninchenhaaren sehr ähnlich und nur schwer
davon zu unterscheiden (Fig. 7).

2. Die Hundehaare, von Canis familiaris; je
nach der Race von der größten Verschiedenheit.

3. Die Kameelhaare, von Camelus dromeda-
rius
und Camelus bactrianus; sie sind dunkelbraun
bis schwärzlich, mit lichterer Spitze versehen, 6 bis
9 cm und darüber lang, ziemlich fein, 40 bis 100 µ
breit.

4. Die Kaninchenhaare, von Lepus cuniculus;
sie sind weiß, grau bis schwarz, 3 bis 4 cm lang,
ziemlich weich und circa 20 µ dick, an der Basis und
gegen die Spitze zu schmal, in der Mitte viel breiter,
bandartig, und an den Längsrändern dicker als in der
Mitte.

5. Die Kuhhaare, von Bos taurus, werden als
Nebenprodukt der Gerberei gewonnen. Um die tieri-
sche Haut von ihnen zu befreien, wird erstere ge-
äschert, das heißt, in Kalkbrühe eingelegt und dann ge-
schabt. Diese Haare besitzen daher immer die Haar-
zwiebel und ihre natürliche Länge. Man findet dicke
und starre Grannenhaare mit breiten kontinuierlichen
Markcylindern, und solche mit Markinseln, deren Zellen
sehr dünnwandig sind; ferner sehr feine, markfreie Woll-
haare, von etwa 16 bis 22 Mikromillimeter Dicke.

6. Die Ziegenhaare, von Capra hircus.

Die genannten Haare enthalten alle größere oder geringere Mengen
eines grauen, braunen bis schwarzen Farbstoffs eingelagert, welcher denselben
durch Schwefeln entzogen werden kann, über dessen Natur etwas Zuverläs-
siges aber noch nicht bekannt ist, so daß man annimmt, daß die Färbung der
Haare nicht auf chemischen, sondern auf physikalischen Verhält-
nissen beruhe
. In der Praxis wird ein Bleichen der Haare wohl kaum
vorkommen.

Die wertvollste Eigenschaft der Haare ist ihre Plastizität; befeuchtet,
behalten sie diejenige Form, welche man ihnen dann gibt, auch im trocknen
Zustande bei. Auf dieser Eigenschaft beruht die Verwendung der Haare zur
Bereitung von Filz, Haarfilz. Die Verarbeitung zu Haarfilz geschieht

vorhanden; der mikroſkopiſche Unterſchied iſt gleichfalls an obiger Stelle er-
wähnt und wird durch die Zeichnungen Fig. 1 (S. 12) und Fig. 2 veran-
ſchaulicht. Aehnlich der Wolle, zeichnen ſich auch die Haare durch einen be-
ſtimmten Schwefelgehalt aus; nach v. Bibra enthalten z. B. Haſenhaare
3,06; Hundehaare 4,17; Kaninchenhaare 3,13; Rehhaare 2,1; Pferde-
haare 3,7; Menſchenhaare 4 bis 8 Prozent Schwefel.

Die Gewinnung der Haare erfolgt in gleicher Weiſe wie bei der
Wolle, durch Scheren.

Faſt alle Säugetiere liefern Haare, aber nur ein geringer Teil dieſer
Haare hat Intereſſe für die Färberei. Hier intereſſieren uns nur diejenigen,
welche zur Filz fabrikation dienen. Hierhin können wir zählen:

[Abbildung] Fig. 7.

Haſenhaare.

1. Die Haſenhaare, von Lepus timidus; ſie
ſind den Kaninchenhaaren ſehr ähnlich und nur ſchwer
davon zu unterſcheiden (Fig. 7).

2. Die Hundehaare, von Canis familiaris; je
nach der Race von der größten Verſchiedenheit.

3. Die Kameelhaare, von Camelus dromeda-
rius
und Camelus bactrianus; ſie ſind dunkelbraun
bis ſchwärzlich, mit lichterer Spitze verſehen, 6 bis
9 cm und darüber lang, ziemlich fein, 40 bis 100 µ
breit.

4. Die Kaninchenhaare, von Lepus cuniculus;
ſie ſind weiß, grau bis ſchwarz, 3 bis 4 cm lang,
ziemlich weich und circa 20 µ dick, an der Baſis und
gegen die Spitze zu ſchmal, in der Mitte viel breiter,
bandartig, und an den Längsrändern dicker als in der
Mitte.

5. Die Kuhhaare, von Bos taurus, werden als
Nebenprodukt der Gerberei gewonnen. Um die tieri-
ſche Haut von ihnen zu befreien, wird erſtere ge-
äſchert, das heißt, in Kalkbrühe eingelegt und dann ge-
ſchabt. Dieſe Haare beſitzen daher immer die Haar-
zwiebel und ihre natürliche Länge. Man findet dicke
und ſtarre Grannenhaare mit breiten kontinuierlichen
Markcylindern, und ſolche mit Markinſeln, deren Zellen
ſehr dünnwandig ſind; ferner ſehr feine, markfreie Woll-
haare, von etwa 16 bis 22 Mikromillimeter Dicke.

6. Die Ziegenhaare, von Capra hircus.

Die genannten Haare enthalten alle größere oder geringere Mengen
eines grauen, braunen bis ſchwarzen Farbſtoffs eingelagert, welcher denſelben
durch Schwefeln entzogen werden kann, über deſſen Natur etwas Zuverläſ-
ſiges aber noch nicht bekannt iſt, ſo daß man annimmt, daß die Färbung der
Haare nicht auf chemiſchen, ſondern auf phyſikaliſchen Verhält-
niſſen beruhe
. In der Praxis wird ein Bleichen der Haare wohl kaum
vorkommen.

Die wertvollſte Eigenſchaft der Haare iſt ihre Plaſtizität; befeuchtet,
behalten ſie diejenige Form, welche man ihnen dann gibt, auch im trocknen
Zuſtande bei. Auf dieſer Eigenſchaft beruht die Verwendung der Haare zur
Bereitung von Filz, Haarfilz. Die Verarbeitung zu Haarfilz geſchieht

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[44/0070] vorhanden; der mikroſkopiſche Unterſchied iſt gleichfalls an obiger Stelle er- wähnt und wird durch die Zeichnungen Fig. 1 (S. 12) und Fig. 2 veran- ſchaulicht. Aehnlich der Wolle, zeichnen ſich auch die Haare durch einen be- ſtimmten Schwefelgehalt aus; nach v. Bibra enthalten z. B. Haſenhaare 3,06; Hundehaare 4,17; Kaninchenhaare 3,13; Rehhaare 2,1; Pferde- haare 3,7; Menſchenhaare 4 bis 8 Prozent Schwefel. Die Gewinnung der Haare erfolgt in gleicher Weiſe wie bei der Wolle, durch Scheren. Faſt alle Säugetiere liefern Haare, aber nur ein geringer Teil dieſer Haare hat Intereſſe für die Färberei. Hier intereſſieren uns nur diejenigen, welche zur Filz fabrikation dienen. Hierhin können wir zählen: [Abbildung Fig. 7. Haſenhaare.] 1. Die Haſenhaare, von Lepus timidus; ſie ſind den Kaninchenhaaren ſehr ähnlich und nur ſchwer davon zu unterſcheiden (Fig. 7). 2. Die Hundehaare, von Canis familiaris; je nach der Race von der größten Verſchiedenheit. 3. Die Kameelhaare, von Camelus dromeda- rius und Camelus bactrianus; ſie ſind dunkelbraun bis ſchwärzlich, mit lichterer Spitze verſehen, 6 bis 9 cm und darüber lang, ziemlich fein, 40 bis 100 µ breit. 4. Die Kaninchenhaare, von Lepus cuniculus; ſie ſind weiß, grau bis ſchwarz, 3 bis 4 cm lang, ziemlich weich und circa 20 µ dick, an der Baſis und gegen die Spitze zu ſchmal, in der Mitte viel breiter, bandartig, und an den Längsrändern dicker als in der Mitte. 5. Die Kuhhaare, von Bos taurus, werden als Nebenprodukt der Gerberei gewonnen. Um die tieri- ſche Haut von ihnen zu befreien, wird erſtere ge- äſchert, das heißt, in Kalkbrühe eingelegt und dann ge- ſchabt. Dieſe Haare beſitzen daher immer die Haar- zwiebel und ihre natürliche Länge. Man findet dicke und ſtarre Grannenhaare mit breiten kontinuierlichen Markcylindern, und ſolche mit Markinſeln, deren Zellen ſehr dünnwandig ſind; ferner ſehr feine, markfreie Woll- haare, von etwa 16 bis 22 Mikromillimeter Dicke. 6. Die Ziegenhaare, von Capra hircus. Die genannten Haare enthalten alle größere oder geringere Mengen eines grauen, braunen bis ſchwarzen Farbſtoffs eingelagert, welcher denſelben durch Schwefeln entzogen werden kann, über deſſen Natur etwas Zuverläſ- ſiges aber noch nicht bekannt iſt, ſo daß man annimmt, daß die Färbung der Haare nicht auf chemiſchen, ſondern auf phyſikaliſchen Verhält- niſſen beruhe. In der Praxis wird ein Bleichen der Haare wohl kaum vorkommen. Die wertvollſte Eigenſchaft der Haare iſt ihre Plaſtizität; befeuchtet, behalten ſie diejenige Form, welche man ihnen dann gibt, auch im trocknen Zuſtande bei. Auf dieſer Eigenſchaft beruht die Verwendung der Haare zur Bereitung von Filz, Haarfilz. Die Verarbeitung zu Haarfilz geſchieht

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/70>, abgerufen am 23.11.2024.