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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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fand man, daß sie sich praktisch nicht verarbeiten ließ, weil sie zu stark ver-
unreinigt war. Es ist eine arme Sorte Baumwolle und von geringem
Wert für den Handel.

Die indischen Baumwollen im ganzen sind charakterisiert durch 1. eine
kürzere Faser, 2. Unreinheit, 3. mehr unreife Fasern, 4. gröbere und un-
gleichmäßigere Faser als andere Handelssorten; aber unabhängig davon,
nehmen sie eine sehr wichtige Stellung ein in unserem heimatlichen Konsum
zur Herstellung von Garn für gröbere Fabrikate. In vielen Fällen werden
die besseren Sorten dieser Baumwolle mit amerikanischer gemischt, was ihre
Fähigkeit, versponnen zu werden, vermehrt, weil sonst die Faser zu kurz oder
zu grob wäre, um ein bestimmtes Garn zu erzeugen; und die amerikanische
ist für sich zu teuer, weshalb beide in einem bestimmten Verhältnis mitein-
ander gemischt werden, so daß das gewonnene Garn zum möglichst billigen
Preis verkauft werden kann. Für sehr geringe Nummern, etwa 10er bis
20er, wird diese Baumwolle oft mit dem Abfall besserer Varietäten gemischt,
der ihr im allgemeinen gleich an Faser und anderen Eigenschaften ist und
sich leicht mit ihr mischt.

Als Zusatz zu dem schon Mitgeteilten werden die nun folgenden Be-
merkungen über die Herkunft, die Zeit des Pflanzens und der Ernte, und
annähernde Daten, wann die neuen Baumwollernten in Liverpool eintreffen,
für manchen von Interesse sein:

Afrikanische Baumwolle: Von verschiedenen Teilen Afrikas be-
kommen wir eine Baumwollenvarietät, die in der That als recht gut zu be-
trachten ist, viel besser, als manche Varietäten der Suratebaumwolle. Die
Insel Bourbon erzeugte eine sehr gute Sorte Baumwolle, deren Stapel fein
und seidenartig war, von sehr weißer Farbe und rein. Diese Varietät
wurde sehr gepriesen, wird aber jetzt sehr wenig verarbeitet, da sie durch die
amerikanischen Unternehmungen mit der Kultur der Sea-Islandbaumwollen
verdrängt worden ist, welche noch besser sind. Auf dem afrikanischen Konti-
nente wird die Baumwollpflanze in beträchtlicher Ausdehnung gebaut; die
Baumwolle wird, wie schon bemerkt, als recht gut betrachtet und erzielt im
Durchschnitt einen höheren Preis auf den englischen Märkten, als die Surate-
baumwolle.

Amerikanische Baumwolle: Es ist fast überflüssig zu erwähnen,
daß diese in den südlichen Staaten der amerikanischen Union wächst. Das
Pflanzen beginnt meist um den 20. März herum und dauert bis zum
10. April, je nach dem Wetter und anderen Ursachen auch noch länger.
Die ersten Ballen kommen im allgemeinen Anfang Juli auf den Markt.
Die Ernte dauert vom Juli bis zum November und manchmal bis zum
nächsten Februar. Während des letzten Monats erschien ein Bericht, daß
sie in einem Distrikt selbst dann noch nicht vollendet war. Kleine Partien
der neuen Ernte kommen Anfang September in Liverpool an. Die größten
Zufuhren fallen vom November bis einschließlich März.

Brasilianische Baumwolle: Die brasilianische Pflanze dauert be-
merkenswerterweise drei Jahre aus und trägt im zweiten Jahr die beste
Ernte. Sie wächst hauptsächlich in den Provinzen, deren Auswege Pernam-
buco, Ceara, Maceio, Bolivia etc. sind. Sie wird meist im Frühjahr ge-
säet, obgleich auch in manchen Gegenden das Pflanzen im November statt-
findet und dementsprechend auch die Lese eher beginnt. Die gewöhnliche

fand man, daß ſie ſich praktiſch nicht verarbeiten ließ, weil ſie zu ſtark ver-
unreinigt war. Es iſt eine arme Sorte Baumwolle und von geringem
Wert für den Handel.

Die indiſchen Baumwollen im ganzen ſind charakteriſiert durch 1. eine
kürzere Faſer, 2. Unreinheit, 3. mehr unreife Faſern, 4. gröbere und un-
gleichmäßigere Faſer als andere Handelsſorten; aber unabhängig davon,
nehmen ſie eine ſehr wichtige Stellung ein in unſerem heimatlichen Konſum
zur Herſtellung von Garn für gröbere Fabrikate. In vielen Fällen werden
die beſſeren Sorten dieſer Baumwolle mit amerikaniſcher gemiſcht, was ihre
Fähigkeit, verſponnen zu werden, vermehrt, weil ſonſt die Faſer zu kurz oder
zu grob wäre, um ein beſtimmtes Garn zu erzeugen; und die amerikaniſche
iſt für ſich zu teuer, weshalb beide in einem beſtimmten Verhältnis mitein-
ander gemiſcht werden, ſo daß das gewonnene Garn zum möglichſt billigen
Preis verkauft werden kann. Für ſehr geringe Nummern, etwa 10er bis
20er, wird dieſe Baumwolle oft mit dem Abfall beſſerer Varietäten gemiſcht,
der ihr im allgemeinen gleich an Faſer und anderen Eigenſchaften iſt und
ſich leicht mit ihr miſcht.

Als Zuſatz zu dem ſchon Mitgeteilten werden die nun folgenden Be-
merkungen über die Herkunft, die Zeit des Pflanzens und der Ernte, und
annähernde Daten, wann die neuen Baumwollernten in Liverpool eintreffen,
für manchen von Intereſſe ſein:

Afrikaniſche Baumwolle: Von verſchiedenen Teilen Afrikas be-
kommen wir eine Baumwollenvarietät, die in der That als recht gut zu be-
trachten iſt, viel beſſer, als manche Varietäten der Suratebaumwolle. Die
Inſel Bourbon erzeugte eine ſehr gute Sorte Baumwolle, deren Stapel fein
und ſeidenartig war, von ſehr weißer Farbe und rein. Dieſe Varietät
wurde ſehr geprieſen, wird aber jetzt ſehr wenig verarbeitet, da ſie durch die
amerikaniſchen Unternehmungen mit der Kultur der Sea-Islandbaumwollen
verdrängt worden iſt, welche noch beſſer ſind. Auf dem afrikaniſchen Konti-
nente wird die Baumwollpflanze in beträchtlicher Ausdehnung gebaut; die
Baumwolle wird, wie ſchon bemerkt, als recht gut betrachtet und erzielt im
Durchſchnitt einen höheren Preis auf den engliſchen Märkten, als die Surate-
baumwolle.

Amerikaniſche Baumwolle: Es iſt faſt überflüſſig zu erwähnen,
daß dieſe in den ſüdlichen Staaten der amerikaniſchen Union wächſt. Das
Pflanzen beginnt meiſt um den 20. März herum und dauert bis zum
10. April, je nach dem Wetter und anderen Urſachen auch noch länger.
Die erſten Ballen kommen im allgemeinen Anfang Juli auf den Markt.
Die Ernte dauert vom Juli bis zum November und manchmal bis zum
nächſten Februar. Während des letzten Monats erſchien ein Bericht, daß
ſie in einem Diſtrikt ſelbſt dann noch nicht vollendet war. Kleine Partien
der neuen Ernte kommen Anfang September in Liverpool an. Die größten
Zufuhren fallen vom November bis einſchließlich März.

Braſilianiſche Baumwolle: Die braſilianiſche Pflanze dauert be-
merkenswerterweiſe drei Jahre aus und trägt im zweiten Jahr die beſte
Ernte. Sie wächſt hauptſächlich in den Provinzen, deren Auswege Pernam-
buco, Ceara, Maceio, Bolivia ꝛc. ſind. Sie wird meiſt im Frühjahr ge-
ſäet, obgleich auch in manchen Gegenden das Pflanzen im November ſtatt-
findet und dementſprechend auch die Leſe eher beginnt. Die gewöhnliche

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[53/0079] fand man, daß ſie ſich praktiſch nicht verarbeiten ließ, weil ſie zu ſtark ver- unreinigt war. Es iſt eine arme Sorte Baumwolle und von geringem Wert für den Handel. Die indiſchen Baumwollen im ganzen ſind charakteriſiert durch 1. eine kürzere Faſer, 2. Unreinheit, 3. mehr unreife Faſern, 4. gröbere und un- gleichmäßigere Faſer als andere Handelsſorten; aber unabhängig davon, nehmen ſie eine ſehr wichtige Stellung ein in unſerem heimatlichen Konſum zur Herſtellung von Garn für gröbere Fabrikate. In vielen Fällen werden die beſſeren Sorten dieſer Baumwolle mit amerikaniſcher gemiſcht, was ihre Fähigkeit, verſponnen zu werden, vermehrt, weil ſonſt die Faſer zu kurz oder zu grob wäre, um ein beſtimmtes Garn zu erzeugen; und die amerikaniſche iſt für ſich zu teuer, weshalb beide in einem beſtimmten Verhältnis mitein- ander gemiſcht werden, ſo daß das gewonnene Garn zum möglichſt billigen Preis verkauft werden kann. Für ſehr geringe Nummern, etwa 10er bis 20er, wird dieſe Baumwolle oft mit dem Abfall beſſerer Varietäten gemiſcht, der ihr im allgemeinen gleich an Faſer und anderen Eigenſchaften iſt und ſich leicht mit ihr miſcht. Als Zuſatz zu dem ſchon Mitgeteilten werden die nun folgenden Be- merkungen über die Herkunft, die Zeit des Pflanzens und der Ernte, und annähernde Daten, wann die neuen Baumwollernten in Liverpool eintreffen, für manchen von Intereſſe ſein: Afrikaniſche Baumwolle: Von verſchiedenen Teilen Afrikas be- kommen wir eine Baumwollenvarietät, die in der That als recht gut zu be- trachten iſt, viel beſſer, als manche Varietäten der Suratebaumwolle. Die Inſel Bourbon erzeugte eine ſehr gute Sorte Baumwolle, deren Stapel fein und ſeidenartig war, von ſehr weißer Farbe und rein. Dieſe Varietät wurde ſehr geprieſen, wird aber jetzt ſehr wenig verarbeitet, da ſie durch die amerikaniſchen Unternehmungen mit der Kultur der Sea-Islandbaumwollen verdrängt worden iſt, welche noch beſſer ſind. Auf dem afrikaniſchen Konti- nente wird die Baumwollpflanze in beträchtlicher Ausdehnung gebaut; die Baumwolle wird, wie ſchon bemerkt, als recht gut betrachtet und erzielt im Durchſchnitt einen höheren Preis auf den engliſchen Märkten, als die Surate- baumwolle. Amerikaniſche Baumwolle: Es iſt faſt überflüſſig zu erwähnen, daß dieſe in den ſüdlichen Staaten der amerikaniſchen Union wächſt. Das Pflanzen beginnt meiſt um den 20. März herum und dauert bis zum 10. April, je nach dem Wetter und anderen Urſachen auch noch länger. Die erſten Ballen kommen im allgemeinen Anfang Juli auf den Markt. Die Ernte dauert vom Juli bis zum November und manchmal bis zum nächſten Februar. Während des letzten Monats erſchien ein Bericht, daß ſie in einem Diſtrikt ſelbſt dann noch nicht vollendet war. Kleine Partien der neuen Ernte kommen Anfang September in Liverpool an. Die größten Zufuhren fallen vom November bis einſchließlich März. Braſilianiſche Baumwolle: Die braſilianiſche Pflanze dauert be- merkenswerterweiſe drei Jahre aus und trägt im zweiten Jahr die beſte Ernte. Sie wächſt hauptſächlich in den Provinzen, deren Auswege Pernam- buco, Ceara, Maceio, Bolivia ꝛc. ſind. Sie wird meiſt im Frühjahr ge- ſäet, obgleich auch in manchen Gegenden das Pflanzen im November ſtatt- findet und dementſprechend auch die Leſe eher beginnt. Die gewöhnliche

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/79>, abgerufen am 23.11.2024.