Krempeln auf 2 Maschinen vorgenommen, der Reißkrempel oder Rauhkarde und auf der Feinkrempel oder Feinkarde, durch deren Namen ihre Thätig- keit vollauf gekennzeichnet ist. Dem Krempeln folgt das Strecken auf der Streckmaschine, dann das Vorspinnen auf dem Flyer, wodurch das Vor- garn erhalten wird, aus welchem dann beim Feinspinnen auf den Fein- spinnmaschinen (Drosselmaschine, Mulemaschine, Selfaktor) das Baumwollen- garn hervorgeht. Die Baumwollengarne kommen entweder gebleicht oder un- gebleicht und in verschiedener Feinheit in den Handel und zwar in den Nummern 1 bis 360; die dickste Sorte Baumwollengarn hat auf 1 Pfund engl. 860 Yards, die feinste 360 · 840 Yards Fadenlänge*). Das von den Spinnmaschinen gelieferte Garn (Twist) unterscheidet man als Muletwist und Watertwist, von denen ersteres weicher, lockerer, weniger gedreht ist; Watertwist dagegen ist stärker gedreht und wird fast ausschließlich als Ketten- garn benutzt.
Hinsichtlich der Gewebe aus Baumwolle schließen sich die verschiedenen Arten derselben in Bezug auf die Verschiedenheit der Herstellung eng an die ent- sprechenden Gewebe aus Kammgarn oder Seide (vgl. S. 26 und S. 43). Hierher gehören:
1. Glatte Stoffe a) mit parallelen Kettenfäden: Kattun, Nanking, Shir- ting, Hemdenkattun, Futterkattun, Kambrik, Baumwollbattist, Jakonet, Perkal, Kalliko, Gingham, Baumwoll-Barege, Haincord, Musselin, Mull, Mollinos, Baumwollstramin. b) mit gekreuzten Kettenfäden: Tüll und Gaze.
2. Geköperte Stoffe: Köper oder Croise, Baumwollmerino, Drill oder Drell, Bast, Engl. Leder, Moleskin, Molton, Köper-Nanking, Köper- Gingham.
Außer den vorstehend genannten Geweben aus reiner Baumwolle kom- men noch eine große Anzahl von Geweben zum Färben, welche nur zum Teil aus Baumwolle, zum andern Teil aus Wolle, Seide oder Leinen be- stehen. Diese gehören zu den gemischten Geweben und werden weiter unten besprochen werden.
Statistisches**). Welchen großartigen Umfang die Baumwollenproduk- tion und der Verbrauch erreicht haben, mögen nachfolgende Zahlen beweisen: Während die Vereinigten Staaten, die bedeutendsten Baumwollproduzenten der Erde, im Jahre 1830 159090 Tonns (a 1000 kg) produzierten, betrug im Jahre 1883 die Produktion bereits 1640000 Tonns. -- Großbritannien konsumierte im Jahre 1830 113636, Deutschland 25454 Tonns, dagegen 1883 Großbritannien 675000, Deutschland 117000 Tonns. -- Wie sich die Baumwollindustrie in Deutschland entwickelt hat, das erweisen deutlich folgende Zahlen der offiziellen Statistik. Es betrug
*) 1 Yard = 0,9144 Meter.
**) Nach Heinzerling "Chemische Technologie".
Krempeln auf 2 Maſchinen vorgenommen, der Reißkrempel oder Rauhkarde und auf der Feinkrempel oder Feinkarde, durch deren Namen ihre Thätig- keit vollauf gekennzeichnet iſt. Dem Krempeln folgt das Strecken auf der Streckmaſchine, dann das Vorſpinnen auf dem Flyer, wodurch das Vor- garn erhalten wird, aus welchem dann beim Feinſpinnen auf den Fein- ſpinnmaſchinen (Droſſelmaſchine, Mulemaſchine, Selfaktor) das Baumwollen- garn hervorgeht. Die Baumwollengarne kommen entweder gebleicht oder un- gebleicht und in verſchiedener Feinheit in den Handel und zwar in den Nummern 1 bis 360; die dickſte Sorte Baumwollengarn hat auf 1 Pfund engl. 860 Yards, die feinſte 360 · 840 Yards Fadenlänge*). Das von den Spinnmaſchinen gelieferte Garn (Twiſt) unterſcheidet man als Muletwiſt und Watertwiſt, von denen erſteres weicher, lockerer, weniger gedreht iſt; Watertwiſt dagegen iſt ſtärker gedreht und wird faſt ausſchließlich als Ketten- garn benutzt.
Hinſichtlich der Gewebe aus Baumwolle ſchließen ſich die verſchiedenen Arten derſelben in Bezug auf die Verſchiedenheit der Herſtellung eng an die ent- ſprechenden Gewebe aus Kammgarn oder Seide (vgl. S. 26 und S. 43). Hierher gehören:
1. Glatte Stoffe a) mit parallelen Kettenfäden: Kattun, Nanking, Shir- ting, Hemdenkattun, Futterkattun, Kambrik, Baumwollbattiſt, Jakonet, Perkal, Kalliko, Gingham, Baumwoll-Barège, Haincord, Muſſelin, Mull, Mollinos, Baumwollſtramin. b) mit gekreuzten Kettenfäden: Tüll und Gaze.
2. Geköperte Stoffe: Köper oder Croiſe, Baumwollmerino, Drill oder Drell, Baſt, Engl. Leder, Moleskin, Molton, Köper-Nanking, Köper- Gingham.
Außer den vorſtehend genannten Geweben aus reiner Baumwolle kom- men noch eine große Anzahl von Geweben zum Färben, welche nur zum Teil aus Baumwolle, zum andern Teil aus Wolle, Seide oder Leinen be- ſtehen. Dieſe gehören zu den gemiſchten Geweben und werden weiter unten beſprochen werden.
Statiſtiſches**). Welchen großartigen Umfang die Baumwollenproduk- tion und der Verbrauch erreicht haben, mögen nachfolgende Zahlen beweiſen: Während die Vereinigten Staaten, die bedeutendſten Baumwollproduzenten der Erde, im Jahre 1830 159090 Tonns (à 1000 kg) produzierten, betrug im Jahre 1883 die Produktion bereits 1640000 Tonns. — Großbritannien konſumierte im Jahre 1830 113636, Deutſchland 25454 Tonns, dagegen 1883 Großbritannien 675000, Deutſchland 117000 Tonns. — Wie ſich die Baumwollinduſtrie in Deutſchland entwickelt hat, das erweiſen deutlich folgende Zahlen der offiziellen Statiſtik. Es betrug
*) 1 Yard = 0,9144 Meter.
**) Nach Heinzerling „Chemiſche Technologie“.
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Krempeln auf 2 Maſchinen vorgenommen, der Reißkrempel oder Rauhkarde
und auf der Feinkrempel oder Feinkarde, durch deren Namen ihre Thätig-
keit vollauf gekennzeichnet iſt. Dem Krempeln folgt das Strecken auf der
Streckmaſchine, dann das Vorſpinnen auf dem Flyer, wodurch das Vor-
garn erhalten wird, aus welchem dann beim Feinſpinnen auf den Fein-
ſpinnmaſchinen (Droſſelmaſchine, Mulemaſchine, Selfaktor) das Baumwollen-
garn hervorgeht. Die Baumwollengarne kommen entweder gebleicht oder un-
gebleicht und in verſchiedener Feinheit in den Handel und zwar in den
Nummern 1 bis 360; die dickſte Sorte Baumwollengarn hat auf 1 Pfund
engl. 860 Yards, die feinſte 360 · 840 Yards Fadenlänge *). Das von den
Spinnmaſchinen gelieferte Garn (Twiſt) unterſcheidet man als Muletwiſt
und Watertwiſt, von denen erſteres weicher, lockerer, weniger gedreht iſt;
Watertwiſt dagegen iſt ſtärker gedreht und wird faſt ausſchließlich als Ketten-
garn benutzt.
Hinſichtlich der Gewebe aus Baumwolle ſchließen ſich die verſchiedenen
Arten derſelben in Bezug auf die Verſchiedenheit der Herſtellung eng an die ent-
ſprechenden Gewebe aus Kammgarn oder Seide (vgl. S. 26 und S. 43).
Hierher gehören:
1. Glatte Stoffe a) mit parallelen Kettenfäden: Kattun, Nanking, Shir-
ting, Hemdenkattun, Futterkattun, Kambrik, Baumwollbattiſt, Jakonet, Perkal,
Kalliko, Gingham, Baumwoll-Barège, Haincord, Muſſelin, Mull, Mollinos,
Baumwollſtramin. b) mit gekreuzten Kettenfäden: Tüll und Gaze.
2. Geköperte Stoffe: Köper oder Croiſe, Baumwollmerino, Drill oder
Drell, Baſt, Engl. Leder, Moleskin, Molton, Köper-Nanking, Köper-
Gingham.
3. Atlasartige Gewebe: Satin.
4. Gemuſterte Stoffe: Wallis, Rips, Piqué, Baumwolldamaſt, ge-
muſterte Drille und Barchente, Doubles, Cords.
5. Sammtartige Stoffe: Mancheſter, Baumwollſammt, Velvet.
Außer den vorſtehend genannten Geweben aus reiner Baumwolle kom-
men noch eine große Anzahl von Geweben zum Färben, welche nur zum
Teil aus Baumwolle, zum andern Teil aus Wolle, Seide oder Leinen be-
ſtehen. Dieſe gehören zu den gemiſchten Geweben und werden weiter unten
beſprochen werden.
Statiſtiſches **). Welchen großartigen Umfang die Baumwollenproduk-
tion und der Verbrauch erreicht haben, mögen nachfolgende Zahlen beweiſen:
Während die Vereinigten Staaten, die bedeutendſten Baumwollproduzenten
der Erde, im Jahre 1830 159090 Tonns (à 1000 kg) produzierten, betrug
im Jahre 1883 die Produktion bereits 1640000 Tonns. — Großbritannien
konſumierte im Jahre 1830 113636, Deutſchland 25454 Tonns, dagegen
1883 Großbritannien 675000, Deutſchland 117000 Tonns. — Wie ſich die
Baumwollinduſtrie in Deutſchland entwickelt hat, das erweiſen deutlich folgende
Zahlen der offiziellen Statiſtik. Es betrug
*) 1 Yard = 0,9144 Meter.
**) Nach Heinzerling „Chemiſche Technologie“.
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/87>, abgerufen am 23.11.2024.
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