Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.dessen Schriften und Charakter. seyn, bey beiden ähnliche Wirkungen; und ge-meiniglich sind beide Arten der Aufmerksamkeit verbunden, weil sie beide aus einer gemeinschaft- lichen Quelle entspringen. Im Körper entdecken wir durch eine solche Achtsamkeit immer kleine Unordnungen, und in der Seele kleine Fehler, die wir unter den Zerstreuungen der Lustbarkeiten oder der Geschäfte nicht würden bemerkt haben. Man genießt alsdann weder seiner Gesundheit, noch seiner Tugend, weil man durch das, was in Unordnung ist, weit mehr beunruhigt, als durch das, was gesund und untadelhaft ist, ver- gnügt wird. Gellert hatte diese doppelte Auf- merksamkeit; und er wurde auch wirklich auf diese Weise durch sie beunruhigt. Es fehlte ihm an dem Muthe, der vor einem Fehler eben so we- nig, als vor der Anlage zu einer Krankheit er- schrickt, die Besserungsmittel braucht, und den Ausgang erwartet. Wenn dieses ruhige Bestre- ben nach seiner Besserung zur gegenwärtigen Glückseligkeit des Menschen mehr beyträgt; so Q 2
deſſen Schriften und Charakter. ſeyn, bey beiden aͤhnliche Wirkungen; und ge-meiniglich ſind beide Arten der Aufmerkſamkeit verbunden, weil ſie beide aus einer gemeinſchaft- lichen Quelle entſpringen. Im Koͤrper entdecken wir durch eine ſolche Achtſamkeit immer kleine Unordnungen, und in der Seele kleine Fehler, die wir unter den Zerſtreuungen der Luſtbarkeiten oder der Geſchaͤfte nicht wuͤrden bemerkt haben. Man genießt alsdann weder ſeiner Geſundheit, noch ſeiner Tugend, weil man durch das, was in Unordnung iſt, weit mehr beunruhigt, als durch das, was geſund und untadelhaft iſt, ver- gnuͤgt wird. Gellert hatte dieſe doppelte Auf- merkſamkeit; und er wurde auch wirklich auf dieſe Weiſe durch ſie beunruhigt. Es fehlte ihm an dem Muthe, der vor einem Fehler eben ſo we- nig, als vor der Anlage zu einer Krankheit er- ſchrickt, die Beſſerungsmittel braucht, und den Ausgang erwartet. Wenn dieſes ruhige Beſtre- ben nach ſeiner Beſſerung zur gegenwaͤrtigen Gluͤckſeligkeit des Menſchen mehr beytraͤgt; ſo Q 2
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ſeyn, bey beiden aͤhnliche Wirkungen; und ge-
meiniglich ſind beide Arten der Aufmerkſamkeit
verbunden, weil ſie beide aus einer gemeinſchaft-
lichen Quelle entſpringen. Im Koͤrper entdecken
wir durch eine ſolche Achtſamkeit immer kleine
Unordnungen, und in der Seele kleine Fehler,
die wir unter den Zerſtreuungen der Luſtbarkeiten
oder der Geſchaͤfte nicht wuͤrden bemerkt haben.
Man genießt alsdann weder ſeiner Geſundheit,
noch ſeiner Tugend, weil man durch das, was
in Unordnung iſt, weit mehr beunruhigt, als
durch das, was geſund und untadelhaft iſt, ver-
gnuͤgt wird. Gellert hatte dieſe doppelte Auf-
merkſamkeit; und er wurde auch wirklich auf dieſe
Weiſe durch ſie beunruhigt. Es fehlte ihm an
dem Muthe, der vor einem Fehler eben ſo we-
nig, als vor der Anlage zu einer Krankheit er-
ſchrickt, die Beſſerungsmittel braucht, und den
Ausgang erwartet. Wenn dieſes ruhige Beſtre-
ben nach ſeiner Beſſerung zur gegenwaͤrtigen
Gluͤckſeligkeit des Menſchen mehr beytraͤgt; ſo
Q 2
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