Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.Einige Gedanken dividuelle Naturen hervorbringen, und sie hin-länglich abwechseln könnten: was können uns alle diese Wesen angehen, die wir niemals um uns herum gesehen, mit denen wir niemals in ir- gend einem Verhältnisse gestanden haben, und von denen wir wissen, daß wir nichts weder zu hoffen noch zu fürchten haben? -- Wenn uns diese Götter-Zauberer-Feyen- und Ritterwelt jetzo noch gefallen soll: so muß es entweder dadurch geschehen, daß unter diesen fremden Namen wirk- liche Menschen aufgeführt werden, oder daß sie doch zuweilen wie die uns bekannten Dinge wir- ken und leiden; oder es müssen Anspielungen, es muß Scherz, Satyre, mit einem Worte eine Art von verborgenem Sinne seyn, der unter diesen Bildern hervorleuchtet. Diese Dinge und ihre Begebenheiten müssen nur als das Mittel ge- braucht werden, durch welches andere, die uns eigentlich interessiren, ins Auge fallen sollen. Aus dieser Regel folgt, 2) daß uns nichts Einige Gedanken dividuelle Naturen hervorbringen, und ſie hin-laͤnglich abwechſeln koͤnnten: was koͤnnen uns alle dieſe Weſen angehen, die wir niemals um uns herum geſehen, mit denen wir niemals in ir- gend einem Verhaͤltniſſe geſtanden haben, und von denen wir wiſſen, daß wir nichts weder zu hoffen noch zu fuͤrchten haben? — Wenn uns dieſe Goͤtter-Zauberer-Feyen- und Ritterwelt jetzo noch gefallen ſoll: ſo muß es entweder dadurch geſchehen, daß unter dieſen fremden Namen wirk- liche Menſchen aufgefuͤhrt werden, oder daß ſie doch zuweilen wie die uns bekannten Dinge wir- ken und leiden; oder es muͤſſen Anſpielungen, es muß Scherz, Satyre, mit einem Worte eine Art von verborgenem Sinne ſeyn, der unter dieſen Bildern hervorleuchtet. Dieſe Dinge und ihre Begebenheiten muͤſſen nur als das Mittel ge- braucht werden, durch welches andere, die uns eigentlich intereſſiren, ins Auge fallen ſollen. Aus dieſer Regel folgt, 2) daß uns nichts <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0286" n="280"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einige Gedanken</hi></fw><lb/> dividuelle Naturen hervorbringen, und ſie hin-<lb/> laͤnglich abwechſeln koͤnnten: was koͤnnen uns<lb/> alle dieſe Weſen angehen, die wir niemals um<lb/> uns herum geſehen, mit denen wir niemals in ir-<lb/> gend einem Verhaͤltniſſe geſtanden haben, und<lb/> von denen wir wiſſen, daß wir nichts weder zu<lb/> hoffen noch zu fuͤrchten haben? — Wenn uns<lb/> dieſe Goͤtter-Zauberer-Feyen- und Ritterwelt jetzo<lb/> noch gefallen ſoll: ſo muß es entweder dadurch<lb/> geſchehen, daß unter dieſen fremden Namen wirk-<lb/> liche Menſchen aufgefuͤhrt werden, oder daß ſie<lb/> doch zuweilen wie die uns bekannten Dinge wir-<lb/> ken und leiden; oder es muͤſſen Anſpielungen, es<lb/> muß Scherz, Satyre, mit einem Worte eine Art<lb/> von verborgenem Sinne ſeyn, der unter dieſen<lb/> Bildern hervorleuchtet. Dieſe Dinge und ihre<lb/> Begebenheiten muͤſſen nur als das Mittel ge-<lb/> braucht werden, durch welches andere, die uns<lb/> eigentlich intereſſiren, ins Auge fallen ſollen.</p><lb/> <p>Aus dieſer Regel folgt, 2) daß uns nichts<lb/> mehr intereſſiren kann, als Schilderungen des<lb/> Menſchen, ſeiner Sitten und ſeiner Vorfaͤlle. —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [280/0286]
Einige Gedanken
dividuelle Naturen hervorbringen, und ſie hin-
laͤnglich abwechſeln koͤnnten: was koͤnnen uns
alle dieſe Weſen angehen, die wir niemals um
uns herum geſehen, mit denen wir niemals in ir-
gend einem Verhaͤltniſſe geſtanden haben, und
von denen wir wiſſen, daß wir nichts weder zu
hoffen noch zu fuͤrchten haben? — Wenn uns
dieſe Goͤtter-Zauberer-Feyen- und Ritterwelt jetzo
noch gefallen ſoll: ſo muß es entweder dadurch
geſchehen, daß unter dieſen fremden Namen wirk-
liche Menſchen aufgefuͤhrt werden, oder daß ſie
doch zuweilen wie die uns bekannten Dinge wir-
ken und leiden; oder es muͤſſen Anſpielungen, es
muß Scherz, Satyre, mit einem Worte eine Art
von verborgenem Sinne ſeyn, der unter dieſen
Bildern hervorleuchtet. Dieſe Dinge und ihre
Begebenheiten muͤſſen nur als das Mittel ge-
braucht werden, durch welches andere, die uns
eigentlich intereſſiren, ins Auge fallen ſollen.
Aus dieſer Regel folgt, 2) daß uns nichts
mehr intereſſiren kann, als Schilderungen des
Menſchen, ſeiner Sitten und ſeiner Vorfaͤlle. —
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