Es liegt etwas rührendes in dieser Besorgniß für die Sicherheit eines Ungetreuen.
Anna erfüllt ihren Auftrag, aber ohne Er- folg.
Fata obstant, placidasque viri deus obstruit aures.
Stoische Standhaftigkeit bey einem empfind- lichen Herzen wird durch folgenden Vers schön gezeichnet:
Mens immota manet, lacrymae voluuntur inanes.
Die Unbeweglichkeit des Aeneas, schreckliche An- zeichen bey ihrem Opfer, und die Stimme ihres Gemahls, die sie aus seinem sacrario hört, bringen endlich die Dido zu dem Entschluß zu sterben.
Sie zeigt nun ihrer Schwester Anna ein hei- keres Gesicht; und giebt vor, sie habe einen Weg gefunden, durch magische Künste Aeneas Liebe, oder ihre Ruhe zu bewirken.
Die fürchterlichen Anstalten, das Geheim- nißvolle, und das Wunderbare der Zauberey,
Einige Gedanken
Es liegt etwas ruͤhrendes in dieſer Beſorgniß fuͤr die Sicherheit eines Ungetreuen.
Anna erfuͤllt ihren Auftrag, aber ohne Er- folg.
Fata obſtant, placidasque viri deus obſtruit aures.
Stoiſche Standhaftigkeit bey einem empfind- lichen Herzen wird durch folgenden Vers ſchoͤn gezeichnet:
Mens immota manet, lacrymae voluuntur inanes.
Die Unbeweglichkeit des Aeneas, ſchreckliche An- zeichen bey ihrem Opfer, und die Stimme ihres Gemahls, die ſie aus ſeinem ſacrario hoͤrt, bringen endlich die Dido zu dem Entſchluß zu ſterben.
Sie zeigt nun ihrer Schweſter Anna ein hei- keres Geſicht; und giebt vor, ſie habe einen Weg gefunden, durch magiſche Kuͤnſte Aeneas Liebe, oder ihre Ruhe zu bewirken.
Die fuͤrchterlichen Anſtalten, das Geheim- nißvolle, und das Wunderbare der Zauberey,
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Einige Gedanken
Es liegt etwas ruͤhrendes in dieſer Beſorgniß
fuͤr die Sicherheit eines Ungetreuen.
Anna erfuͤllt ihren Auftrag, aber ohne Er-
folg.
Fata obſtant, placidasque viri deus obſtruit
aures.
Stoiſche Standhaftigkeit bey einem empfind-
lichen Herzen wird durch folgenden Vers ſchoͤn
gezeichnet:
Mens immota manet, lacrymae voluuntur
inanes.
Die Unbeweglichkeit des Aeneas, ſchreckliche An-
zeichen bey ihrem Opfer, und die Stimme ihres
Gemahls, die ſie aus ſeinem ſacrario hoͤrt,
bringen endlich die Dido zu dem Entſchluß zu
ſterben.
Sie zeigt nun ihrer Schweſter Anna ein hei-
keres Geſicht; und giebt vor, ſie habe einen
Weg gefunden, durch magiſche Kuͤnſte Aeneas
Liebe, oder ihre Ruhe zu bewirken.
Die fuͤrchterlichen Anſtalten, das Geheim-
nißvolle, und das Wunderbare der Zauberey,
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/422>, abgerufen am 22.11.2024.
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