terrichts nur einzelne Theile der Zeit ausfülle, die wir zu dieser Erlustigung bestimmen.
Wißbegierde und Neugierde ist im Grunde Eins. Jene geht aufs Allgemeine, diese aufs Besondre; jene auf Wahrheiten, diese auf Fakta. Eine kann also die andre erklären. In beiden Fällen entsteht der Reiz aus der Schwierigkeit, die Befriedigung aus der Auflösung.
Was thut die populäre Beredsamkeit, um allgemeine Materien interessant vorzutragen? Außer der Klarheit, der Ordnung im Vortrage, von welcher im Anfange dieser Abhandlung gere- det worden, und welche macht, daß der Leser ohne Mühe und in der kürzesten Zeit die Begriffe faßt, die der Schriftsteller gehabt hat, bleibt in der Methode nichts übrig, als eine Art von Ver- wickelung und Auflösung, durch die eine Unter- suchung Leben erhält. Der Schriftsteller muß zu- erst die Schwierigkeiten zeigen, sie in ihrem größ- ten Lichte darstellen, und dann diese heben.
Der vorzügliche Reiz, den die Mathematik für ihre Kenner hat, rührt vornehmlich davon
uͤber das Intereſſirende.
terrichts nur einzelne Theile der Zeit ausfuͤlle, die wir zu dieſer Erluſtigung beſtimmen.
Wißbegierde und Neugierde iſt im Grunde Eins. Jene geht aufs Allgemeine, dieſe aufs Beſondre; jene auf Wahrheiten, dieſe auf Fakta. Eine kann alſo die andre erklaͤren. In beiden Faͤllen entſteht der Reiz aus der Schwierigkeit, die Befriedigung aus der Aufloͤſung.
Was thut die populaͤre Beredſamkeit, um allgemeine Materien intereſſant vorzutragen? Außer der Klarheit, der Ordnung im Vortrage, von welcher im Anfange dieſer Abhandlung gere- det worden, und welche macht, daß der Leſer ohne Muͤhe und in der kuͤrzeſten Zeit die Begriffe faßt, die der Schriftſteller gehabt hat, bleibt in der Methode nichts uͤbrig, als eine Art von Ver- wickelung und Aufloͤſung, durch die eine Unter- ſuchung Leben erhaͤlt. Der Schriftſteller muß zu- erſt die Schwierigkeiten zeigen, ſie in ihrem groͤß- ten Lichte darſtellen, und dann dieſe heben.
Der vorzuͤgliche Reiz, den die Mathematik fuͤr ihre Kenner hat, ruͤhrt vornehmlich davon
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0437"n="431"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">uͤber das Intereſſirende.</hi></fw><lb/>
terrichts nur einzelne Theile der Zeit ausfuͤlle, die<lb/>
wir zu dieſer Erluſtigung beſtimmen.</p><lb/><p>Wißbegierde und Neugierde iſt im Grunde<lb/>
Eins. Jene geht aufs Allgemeine, dieſe aufs<lb/>
Beſondre; jene auf Wahrheiten, dieſe auf Fakta.<lb/>
Eine kann alſo die andre erklaͤren. In beiden<lb/>
Faͤllen entſteht der Reiz aus der Schwierigkeit,<lb/>
die Befriedigung aus der Aufloͤſung.</p><lb/><p>Was thut die populaͤre Beredſamkeit, um<lb/>
allgemeine Materien intereſſant vorzutragen?<lb/>
Außer der Klarheit, der Ordnung im Vortrage,<lb/>
von welcher im Anfange dieſer Abhandlung gere-<lb/>
det worden, und welche macht, daß der Leſer ohne<lb/>
Muͤhe und in der kuͤrzeſten Zeit die Begriffe faßt,<lb/>
die der Schriftſteller gehabt hat, bleibt in der<lb/>
Methode nichts uͤbrig, als eine Art von Ver-<lb/>
wickelung und Aufloͤſung, durch die eine Unter-<lb/>ſuchung Leben erhaͤlt. Der Schriftſteller muß zu-<lb/>
erſt die Schwierigkeiten zeigen, ſie in ihrem groͤß-<lb/>
ten Lichte darſtellen, und dann dieſe heben.</p><lb/><p>Der vorzuͤgliche Reiz, den die Mathematik<lb/>
fuͤr ihre Kenner hat, ruͤhrt vornehmlich davon<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[431/0437]
uͤber das Intereſſirende.
terrichts nur einzelne Theile der Zeit ausfuͤlle, die
wir zu dieſer Erluſtigung beſtimmen.
Wißbegierde und Neugierde iſt im Grunde
Eins. Jene geht aufs Allgemeine, dieſe aufs
Beſondre; jene auf Wahrheiten, dieſe auf Fakta.
Eine kann alſo die andre erklaͤren. In beiden
Faͤllen entſteht der Reiz aus der Schwierigkeit,
die Befriedigung aus der Aufloͤſung.
Was thut die populaͤre Beredſamkeit, um
allgemeine Materien intereſſant vorzutragen?
Außer der Klarheit, der Ordnung im Vortrage,
von welcher im Anfange dieſer Abhandlung gere-
det worden, und welche macht, daß der Leſer ohne
Muͤhe und in der kuͤrzeſten Zeit die Begriffe faßt,
die der Schriftſteller gehabt hat, bleibt in der
Methode nichts uͤbrig, als eine Art von Ver-
wickelung und Aufloͤſung, durch die eine Unter-
ſuchung Leben erhaͤlt. Der Schriftſteller muß zu-
erſt die Schwierigkeiten zeigen, ſie in ihrem groͤß-
ten Lichte darſtellen, und dann dieſe heben.
Der vorzuͤgliche Reiz, den die Mathematik
fuͤr ihre Kenner hat, ruͤhrt vornehmlich davon
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/437>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.