Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Die katoptrischen Anamorphosen müssen, wenn das gehörige Bild erscheinen soll, in conischen, cylindrischen oder pyramidenförmigen Spiegeln betrachtet werden. Man sieht leicht aus Taf. I. Fig. 15, daß der conische Spiegel PQR dem in O gestellten Auge den Punkt A in a, B in b darstellt, und also dem Bilde auf der umliegenden Fläche, wovon AB ein Theil ist, ganz andere Lagen und Verhältnisse seiner Theile, d. h. eine ganz andere Gestalt giebt. Auf eine ähnliche Art verändern auch cylindrische und pyramidenförmige Spiegel die Gestalten der um sie her liegenden Bilder. Es kömmt also darauf an, ein verzerrtes Bild zu verzeichnen, das in einem Spiegel von gegebner Art, Größe und Stellung dem Auge aus einem gegebnen Gesichtspunkte regelmäßig erscheine. Von der Verzeichnung solcher Bilder hat Simon Stevin zuerst geschrieben. Auch handeln davon Casp. Schott (Magia universalis. Herbip. 1657. 4.) unter dem Titel: Magia anamorphotica) und Wolf (Elem. Catoptr. Probl. 25--27). Jakob Leupold, ein ehemaliger Leipziger Mechaniker (Anamorphosis mechanica nova. Lips. 1714. 4.), erfand ein eignes Instrument, durch dessen Hülfe man jedes vorgezeichnete Bild, auf eine bloß mechanische Weise, durch eine Art von Storchschnabel so verstellen kan, daß es in einem gegebnen conischen oder cylindrischen Spiegel ordentlich erscheint. Die Beschreibung dieses Instruments findet sich auch im Saverien (Dictionnaire universel de Mathematique et de Physique; art. Anamorphose). Die dioptrischen Anamorphosen werden durch ein Polyeder, oder vieleckicht geschliffenes Glas betrachtet, s. Polyeder. Wer eine Tafel durch ein solches Glas betrachtet, sieht durch die Flächen des Glases nur gewisse Theile der Tafel, welche an einander zu stehen scheinen, ob sie gleich auf der Tafel selbst weit aus einander und an verschiedenen Orten liegen. Man sucht also hier verschiedene Theile eines gewissen Gemäldes an diejenigen Stellen der Tafel zu bringen, welche dem durch das Polyeder sehenden Auge neben einander liegend erscheinen. Auf der Die katoptriſchen Anamorphoſen muͤſſen, wenn das gehoͤrige Bild erſcheinen ſoll, in coniſchen, cylindriſchen oder pyramidenfoͤrmigen Spiegeln betrachtet werden. Man ſieht leicht aus Taf. I. Fig. 15, daß der coniſche Spiegel PQR dem in O geſtellten Auge den Punkt A in a, B in b darſtellt, und alſo dem Bilde auf der umliegenden Flaͤche, wovon AB ein Theil iſt, ganz andere Lagen und Verhaͤltniſſe ſeiner Theile, d. h. eine ganz andere Geſtalt giebt. Auf eine aͤhnliche Art veraͤndern auch cylindriſche und pyramidenfoͤrmige Spiegel die Geſtalten der um ſie her liegenden Bilder. Es koͤmmt alſo darauf an, ein verzerrtes Bild zu verzeichnen, das in einem Spiegel von gegebner Art, Groͤße und Stellung dem Auge aus einem gegebnen Geſichtspunkte regelmaͤßig erſcheine. Von der Verzeichnung ſolcher Bilder hat Simon Stevin zuerſt geſchrieben. Auch handeln davon Caſp. Schott (Magia univerſalis. Herbip. 1657. 4.) unter dem Titel: Magia anamorphotica) und Wolf (Elem. Catoptr. Probl. 25—27). Jakob Leupold, ein ehemaliger Leipziger Mechaniker (Anamorphoſis mechanica nova. Lipſ. 1714. 4.), erfand ein eignes Inſtrument, durch deſſen Huͤlfe man jedes vorgezeichnete Bild, auf eine bloß mechaniſche Weiſe, durch eine Art von Storchſchnabel ſo verſtellen kan, daß es in einem gegebnen coniſchen oder cylindriſchen Spiegel ordentlich erſcheint. Die Beſchreibung dieſes Inſtruments findet ſich auch im Saverien (Dictionnaire univerſel de Mathematique et de Phyſique; art. Anamorphoſe). Die dioptriſchen Anamorphoſen werden durch ein Polyeder, oder vieleckicht geſchliffenes Glas betrachtet, ſ. Polyeder. Wer eine Tafel durch ein ſolches Glas betrachtet, ſieht durch die Flaͤchen des Glaſes nur gewiſſe Theile der Tafel, welche an einander zu ſtehen ſcheinen, ob ſie gleich auf der Tafel ſelbſt weit aus einander und an verſchiedenen Orten liegen. Man ſucht alſo hier verſchiedene Theile eines gewiſſen Gemaͤldes an diejenigen Stellen der Tafel zu bringen, welche dem durch das Polyeder ſehenden Auge neben einander liegend erſcheinen. Auf der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0114" xml:id="P.1.100" n="100"/><lb/> </p> <p>Die <hi rendition="#b">katoptriſchen</hi> Anamorphoſen muͤſſen, wenn das gehoͤrige Bild erſcheinen ſoll, in <hi rendition="#b">coniſchen, cylindriſchen</hi> oder <hi rendition="#b">pyramidenfoͤrmigen</hi> Spiegeln betrachtet werden. 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Die katoptriſchen Anamorphoſen muͤſſen, wenn das gehoͤrige Bild erſcheinen ſoll, in coniſchen, cylindriſchen oder pyramidenfoͤrmigen Spiegeln betrachtet werden. Man ſieht leicht aus Taf. I. Fig. 15, daß der coniſche Spiegel PQR dem in O geſtellten Auge den Punkt A in a, B in b darſtellt, und alſo dem Bilde auf der umliegenden Flaͤche, wovon AB ein Theil iſt, ganz andere Lagen und Verhaͤltniſſe ſeiner Theile, d. h. eine ganz andere Geſtalt giebt. Auf eine aͤhnliche Art veraͤndern auch cylindriſche und pyramidenfoͤrmige Spiegel die Geſtalten der um ſie her liegenden Bilder. Es koͤmmt alſo darauf an, ein verzerrtes Bild zu verzeichnen, das in einem Spiegel von gegebner Art, Groͤße und Stellung dem Auge aus einem gegebnen Geſichtspunkte regelmaͤßig erſcheine. Von der Verzeichnung ſolcher Bilder hat Simon Stevin zuerſt geſchrieben. Auch handeln davon Caſp. Schott (Magia univerſalis. Herbip. 1657. 4.) unter dem Titel: Magia anamorphotica) und Wolf (Elem. Catoptr. Probl. 25—27). Jakob Leupold, ein ehemaliger Leipziger Mechaniker (Anamorphoſis mechanica nova. Lipſ. 1714. 4.), erfand ein eignes Inſtrument, durch deſſen Huͤlfe man jedes vorgezeichnete Bild, auf eine bloß mechaniſche Weiſe, durch eine Art von Storchſchnabel ſo verſtellen kan, daß es in einem gegebnen coniſchen oder cylindriſchen Spiegel ordentlich erſcheint. Die Beſchreibung dieſes Inſtruments findet ſich auch im Saverien (Dictionnaire univerſel de Mathematique et de Phyſique; art. Anamorphoſe).
Die dioptriſchen Anamorphoſen werden durch ein Polyeder, oder vieleckicht geſchliffenes Glas betrachtet, ſ. Polyeder. Wer eine Tafel durch ein ſolches Glas betrachtet, ſieht durch die Flaͤchen des Glaſes nur gewiſſe Theile der Tafel, welche an einander zu ſtehen ſcheinen, ob ſie gleich auf der Tafel ſelbſt weit aus einander und an verſchiedenen Orten liegen. Man ſucht alſo hier verſchiedene Theile eines gewiſſen Gemaͤldes an diejenigen Stellen der Tafel zu bringen, welche dem durch das Polyeder ſehenden Auge neben einander liegend erſcheinen. Auf der
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