Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Es ist zu verwundern, daß man die bisher beschriebenen Aräometer, welche die Dichte der Liquoren durch die Tiefe des Einsinkens messen, noch immer beybehält, und so viel daran künstelt, da doch die Bestimmung der festen Punkte und das Graduiren so viel Mühe und Unzuverlässigkeit veranlassen, daß Instrumente dieser Art aller angewandten Bemühungen ohngeachtet doch immer unvollkommen bleiben werden. Die Begierde, sogleich an einer Scale zu sehen, wie gut oder dicht ein Liquor sey, ohne daß es erst einer Rechnung bedürfe, mag wohl die Ursache davon seyn; es heißt aber nicht die Chymiker ehren, wenn man ihnen unzuverläßige Weingeistproben in die Hände giebt, um ihnen eine Division zu ersparen. Weit einfacher, leichter zu verfertigen, und in der Anwendung sicherer ist dasjenige Aräometer, welches die Dichten der Liquoren durch Gewichte abmißt. Es führt gemeiniglich den Namen des Fahrenheitischen allgemeinen Aräometers obgleich nach Leupold (Theatr. Stat. P. II. §. 28. 29.) schon Moncony, ein Arzt in Lyon (+ 1665) in seiner Reisebeschreibung, auch der P. Feuillee (Journal des observ. de phys. Paris 1714. 4.) ähnliche Einrichtungen beschreiben. Dieses Instrument besteht aus einer hohlen gläsernen oder messingnen Kugel B
Es iſt zu verwundern, daß man die bisher beſchriebenen Araͤometer, welche die Dichte der Liquoren durch die Tiefe des Einſinkens meſſen, noch immer beybehaͤlt, und ſo viel daran kuͤnſtelt, da doch die Beſtimmung der feſten Punkte und das Graduiren ſo viel Muͤhe und Unzuverlaͤſſigkeit veranlaſſen, daß Inſtrumente dieſer Art aller angewandten Bemuͤhungen ohngeachtet doch immer unvollkommen bleiben werden. Die Begierde, ſogleich an einer Scale zu ſehen, wie gut oder dicht ein Liquor ſey, ohne daß es erſt einer Rechnung beduͤrfe, mag wohl die Urſache davon ſeyn; es heißt aber nicht die Chymiker ehren, wenn man ihnen unzuverlaͤßige Weingeiſtproben in die Haͤnde giebt, um ihnen eine Diviſion zu erſparen. Weit einfacher, leichter zu verfertigen, und in der Anwendung ſicherer iſt dasjenige Araͤometer, welches die Dichten der Liquoren durch Gewichte abmißt. Es fuͤhrt gemeiniglich den Namen des Fahrenheitiſchen allgemeinen Araͤometers obgleich nach Leupold (Theatr. Stat. P. II. §. 28. 29.) ſchon Moncony, ein Arzt in Lyon († 1665) in ſeiner Reiſebeſchreibung, auch der P. Feuillee (Journal des obſerv. de phyſ. Paris 1714. 4.) aͤhnliche Einrichtungen beſchreiben. Dieſes Inſtrument beſteht aus einer hohlen glaͤſernen oder meſſingnen Kugel B <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0138" xml:id="P.1.124" n="124"/><lb/> genau gearbeitetes rechtwinklichtes Parallelepipedum ſeyn, und laͤngſt der Mitte jeder Seitenflaͤche muͤſte eine etwa in 1000 Theile getheilte Linie herabgehen, auf der man auch bey einer ſchiefen Lage des Staͤbchens, dennoch das Verhaͤltniß des eingetauchten Theils zum Ganzen richtig wuͤrde bemerken koͤnnen. Ein ſolches Staͤbchen wuͤrde ſich in einen Liquor geſenkt, und bey <hi rendition="#aq">E</hi> an einem Faden gehalten (nicht gezogen), bis <hi rendition="#aq">D,</hi> z. E. um 600 Theile einſenken. Saͤnke es nun im Regenwaſſer um 550 Theile ein, ſo wuͤrde ſich des Regenwaſſers Dichte zu des Liquors Dichte, wie 600:550 verhalten. Ich habe dieſe Einrichtung in den hydroſtatiſchen Vorleſungen meines ehemaligen Lehrers, des Prof. <hi rendition="#b">Heinſius</hi> in Leipzig, kennen gelernt, der ſie zu Pruͤfung der ſpecifiſchen Schweren der Mineralwaſſer vorſchlug.</p> <p>Es iſt zu verwundern, daß man die bisher beſchriebenen Araͤometer, welche die Dichte der Liquoren durch die Tiefe des Einſinkens meſſen, noch immer beybehaͤlt, und ſo viel daran kuͤnſtelt, da doch die Beſtimmung der feſten Punkte und das Graduiren ſo viel Muͤhe und Unzuverlaͤſſigkeit veranlaſſen, daß Inſtrumente dieſer Art aller angewandten Bemuͤhungen ohngeachtet doch immer unvollkommen bleiben werden. Die Begierde, ſogleich an einer Scale zu ſehen, wie gut oder dicht ein Liquor ſey, ohne daß es erſt einer Rechnung beduͤrfe, mag wohl die Urſache davon ſeyn; es heißt aber nicht die Chymiker ehren, wenn man ihnen unzuverlaͤßige Weingeiſtproben in die Haͤnde giebt, um ihnen eine Diviſion zu erſparen.</p> <p>Weit einfacher, leichter zu verfertigen, und in der Anwendung ſicherer iſt dasjenige Araͤometer, welches die Dichten der Liquoren durch <hi rendition="#b">Gewichte</hi> abmißt. Es fuͤhrt gemeiniglich den Namen des <hi rendition="#b">Fahrenheitiſchen allgemeinen Araͤometers</hi> obgleich nach <hi rendition="#b">Leupold</hi> <hi rendition="#aq">(Theatr. Stat. P. II. §. 28. 29.)</hi> ſchon <hi rendition="#b">Moncony,</hi> ein Arzt in Lyon († 1665) in ſeiner Reiſebeſchreibung, auch der P. <hi rendition="#b">Feuillee</hi> <hi rendition="#aq">(Journal des obſerv. de phyſ. Paris 1714. 4.)</hi> aͤhnliche Einrichtungen beſchreiben. Dieſes Inſtrument beſteht aus einer hohlen glaͤſernen oder meſſingnen Kugel <hi rendition="#aq">B</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0138]
genau gearbeitetes rechtwinklichtes Parallelepipedum ſeyn, und laͤngſt der Mitte jeder Seitenflaͤche muͤſte eine etwa in 1000 Theile getheilte Linie herabgehen, auf der man auch bey einer ſchiefen Lage des Staͤbchens, dennoch das Verhaͤltniß des eingetauchten Theils zum Ganzen richtig wuͤrde bemerken koͤnnen. Ein ſolches Staͤbchen wuͤrde ſich in einen Liquor geſenkt, und bey E an einem Faden gehalten (nicht gezogen), bis D, z. E. um 600 Theile einſenken. Saͤnke es nun im Regenwaſſer um 550 Theile ein, ſo wuͤrde ſich des Regenwaſſers Dichte zu des Liquors Dichte, wie 600:550 verhalten. Ich habe dieſe Einrichtung in den hydroſtatiſchen Vorleſungen meines ehemaligen Lehrers, des Prof. Heinſius in Leipzig, kennen gelernt, der ſie zu Pruͤfung der ſpecifiſchen Schweren der Mineralwaſſer vorſchlug.
Es iſt zu verwundern, daß man die bisher beſchriebenen Araͤometer, welche die Dichte der Liquoren durch die Tiefe des Einſinkens meſſen, noch immer beybehaͤlt, und ſo viel daran kuͤnſtelt, da doch die Beſtimmung der feſten Punkte und das Graduiren ſo viel Muͤhe und Unzuverlaͤſſigkeit veranlaſſen, daß Inſtrumente dieſer Art aller angewandten Bemuͤhungen ohngeachtet doch immer unvollkommen bleiben werden. Die Begierde, ſogleich an einer Scale zu ſehen, wie gut oder dicht ein Liquor ſey, ohne daß es erſt einer Rechnung beduͤrfe, mag wohl die Urſache davon ſeyn; es heißt aber nicht die Chymiker ehren, wenn man ihnen unzuverlaͤßige Weingeiſtproben in die Haͤnde giebt, um ihnen eine Diviſion zu erſparen.
Weit einfacher, leichter zu verfertigen, und in der Anwendung ſicherer iſt dasjenige Araͤometer, welches die Dichten der Liquoren durch Gewichte abmißt. Es fuͤhrt gemeiniglich den Namen des Fahrenheitiſchen allgemeinen Araͤometers obgleich nach Leupold (Theatr. Stat. P. II. §. 28. 29.) ſchon Moncony, ein Arzt in Lyon († 1665) in ſeiner Reiſebeſchreibung, auch der P. Feuillee (Journal des obſerv. de phyſ. Paris 1714. 4.) aͤhnliche Einrichtungen beſchreiben. Dieſes Inſtrument beſteht aus einer hohlen glaͤſernen oder meſſingnen Kugel B
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