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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Gegenstandes ABC, wie im verfinsterten Zimmer umgekehrte Bilder der Gegenstände auf der dem Glase gegenüberliegenden Wand entstehen. Auch ist der innere mit der gläsernen Feuchtigkeit erfüllte Raum des Auges einem solchen Zimmer völlig ähnlich, und wird durch den schwarzen die braune Haut von innen bekleidenden und durch die durchsichtige Netzhaut durchscheinenden Leim verdunkelt.

Diese Aehnlichkeit des Auges mit dem verfinsterten Zimmer, welche Porta (De refractione, optices parte libri IX. Neapol. 1583. 4.) zuerst entdeckt hat, leitete die Naturforscher auf bessere Wege zur Erklärung des Sehens, und bewies, daß dabey etwas von außen her ins Auge komme, da unter den Alten viele geglaubt hatten, die Stralen giengen vom Auge aus, wie etwa der Stock, durch den man etwas befühlt, von der Hand ausgeht. Porta selbst war inzwischen von der richtigen Erklärung noch weit entfernt. Er nahm die Oefnung des Sterns für das Loch im Laden des Zimmers und die Krystallinse für die Wand an, auf welcher sich das Bild abmahle; er behauptete auch dieser Theorie gemäß, daß von jedem Punkte der Sache nur ein einziger Stral ins Auge komme.

Kepler, der so viel neue Wahrheiten gelehrt hat, lehrte auch zuerst (Paralipomena ad Vitellionem, Frf. 1604. 4. cap. 5.) die Art und Weise der Entstehung des Bildes richtig. Er zeigte, daß es auf die Netzhaut falle, und daselbst deutlich seyn müsse, wenn man deutlich sehen solle. Er war der erste, der aus jedem Punkte des Gegenstandes mehrere einen Kegel bildende Stralen ins Auge kommen, und durch den Punkt ihrer Wiedervereinigung den Ort bestimmen ließ, in welchem sich das deutliche Bild des stralenden Punkts entwirft. Scheiner in Rom setzte endlich im Jahre 1625 diese Keplerische Erklärung ganz außer Zweifel. Er schnitt von einem Ochsen- oder Schaafauge die hintern Häute bis auf die Netzhaut weg, und erblickte nun die Bilder solcher Gegenstände, die sich in der gehörigen Entfernung befanden, auf der bloßen Netzhaut


Gegenſtandes ABC, wie im verfinſterten Zimmer umgekehrte Bilder der Gegenſtaͤnde auf der dem Glaſe gegenuͤberliegenden Wand entſtehen. Auch iſt der innere mit der glaͤſernen Feuchtigkeit erfuͤllte Raum des Auges einem ſolchen Zimmer voͤllig aͤhnlich, und wird durch den ſchwarzen die braune Haut von innen bekleidenden und durch die durchſichtige Netzhaut durchſcheinenden Leim verdunkelt.

Dieſe Aehnlichkeit des Auges mit dem verfinſterten Zimmer, welche Porta (De refractione, optices parte libri IX. Neapol. 1583. 4.) zuerſt entdeckt hat, leitete die Naturforſcher auf beſſere Wege zur Erklaͤrung des Sehens, und bewies, daß dabey etwas von außen her ins Auge komme, da unter den Alten viele geglaubt hatten, die Stralen giengen vom Auge aus, wie etwa der Stock, durch den man etwas befuͤhlt, von der Hand ausgeht. Porta ſelbſt war inzwiſchen von der richtigen Erklaͤrung noch weit entfernt. Er nahm die Oefnung des Sterns fuͤr das Loch im Laden des Zimmers und die Kryſtallinſe fuͤr die Wand an, auf welcher ſich das Bild abmahle; er behauptete auch dieſer Theorie gemaͤß, daß von jedem Punkte der Sache nur ein einziger Stral ins Auge komme.

Kepler, der ſo viel neue Wahrheiten gelehrt hat, lehrte auch zuerſt (Paralipomena ad Vitellionem, Frf. 1604. 4. cap. 5.) die Art und Weiſe der Entſtehung des Bildes richtig. Er zeigte, daß es auf die Netzhaut falle, und daſelbſt deutlich ſeyn muͤſſe, wenn man deutlich ſehen ſolle. Er war der erſte, der aus jedem Punkte des Gegenſtandes mehrere einen Kegel bildende Stralen ins Auge kommen, und durch den Punkt ihrer Wiedervereinigung den Ort beſtimmen ließ, in welchem ſich das deutliche Bild des ſtralenden Punkts entwirft. Scheiner in Rom ſetzte endlich im Jahre 1625 dieſe Kepleriſche Erklaͤrung ganz außer Zweifel. Er ſchnitt von einem Ochſen- oder Schaafauge die hintern Haͤute bis auf die Netzhaut weg, und erblickte nun die Bilder ſolcher Gegenſtaͤnde, die ſich in der gehoͤrigen Entfernung befanden, auf der bloßen Netzhaut

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[193/0207] Gegenſtandes ABC, wie im verfinſterten Zimmer umgekehrte Bilder der Gegenſtaͤnde auf der dem Glaſe gegenuͤberliegenden Wand entſtehen. Auch iſt der innere mit der glaͤſernen Feuchtigkeit erfuͤllte Raum des Auges einem ſolchen Zimmer voͤllig aͤhnlich, und wird durch den ſchwarzen die braune Haut von innen bekleidenden und durch die durchſichtige Netzhaut durchſcheinenden Leim verdunkelt. Dieſe Aehnlichkeit des Auges mit dem verfinſterten Zimmer, welche Porta (De refractione, optices parte libri IX. Neapol. 1583. 4.) zuerſt entdeckt hat, leitete die Naturforſcher auf beſſere Wege zur Erklaͤrung des Sehens, und bewies, daß dabey etwas von außen her ins Auge komme, da unter den Alten viele geglaubt hatten, die Stralen giengen vom Auge aus, wie etwa der Stock, durch den man etwas befuͤhlt, von der Hand ausgeht. Porta ſelbſt war inzwiſchen von der richtigen Erklaͤrung noch weit entfernt. Er nahm die Oefnung des Sterns fuͤr das Loch im Laden des Zimmers und die Kryſtallinſe fuͤr die Wand an, auf welcher ſich das Bild abmahle; er behauptete auch dieſer Theorie gemaͤß, daß von jedem Punkte der Sache nur ein einziger Stral ins Auge komme. Kepler, der ſo viel neue Wahrheiten gelehrt hat, lehrte auch zuerſt (Paralipomena ad Vitellionem, Frf. 1604. 4. cap. 5.) die Art und Weiſe der Entſtehung des Bildes richtig. Er zeigte, daß es auf die Netzhaut falle, und daſelbſt deutlich ſeyn muͤſſe, wenn man deutlich ſehen ſolle. Er war der erſte, der aus jedem Punkte des Gegenſtandes mehrere einen Kegel bildende Stralen ins Auge kommen, und durch den Punkt ihrer Wiedervereinigung den Ort beſtimmen ließ, in welchem ſich das deutliche Bild des ſtralenden Punkts entwirft. Scheiner in Rom ſetzte endlich im Jahre 1625 dieſe Kepleriſche Erklaͤrung ganz außer Zweifel. Er ſchnitt von einem Ochſen- oder Schaafauge die hintern Haͤute bis auf die Netzhaut weg, und erblickte nun die Bilder ſolcher Gegenſtaͤnde, die ſich in der gehoͤrigen Entfernung befanden, auf der bloßen Netzhaut

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/207>, abgerufen am 21.11.2024.