1) Manche Barometer leuchten, wenn sie im Dunkeln geschüttelt werden. Picard nahm dies zuerst 1676 wahr, und man findet seine, de la Hire's, Joh. Bernoulli's, Hombergs, Mairan's Hypothesen darüber beym de Lüc(Recherches, §. 69. u. f.). Dü Fay glaubte, das Kochen sey ein untrügliches Mittel, alle Barometer leuchtend zu machen: es reinige das Quecksilber von gröberer Luft, und gebe der feinen Materie darinn eine freyere Bewegung. Musschenbroek hielt die Luft für nothwendig zum Leuchten der Barometer. Hawksbee(Phil. Trans. 1708.) nahm endlich das Leuchten mit Recht für eine elektrische Erscheinung an. Unzählige Versuche beweisen, daß das elektrische Licht in sehr verdünnter Luft vorzüglich stark sey; auch weiß man, daß das Reiben des Glases am Quecksilber Elektricität erregt. Daß nicht alle Barometer leuchten, kömmt wahrscheinlich von der Beschaffenheit ihres Glases her. Das Kochen thut hiezu nichts weiter, als daß es den obern Raum mehr luftleer macht. Das Leuchten kan also auch nicht als ein Kennzeichen der Güte eines Barometers angesehen werden.
2) Wenn die torricellische Röhre, in ein auf dem Boden ruhendes Gefäß eingesenkt, gewogen wird, so wiegt die in ihr befindliche Quecksilbersäule mit ihr; die Röhre wird schwerer, wenn das Quecksilber steigt, leichter, wenn es fällt. Manche haben sich darüber verwundert, weil doch die Quecksilbersäule vom Drucke der Luft getragen werde, und also ihr Gewicht verliere. Dies ist auch richtig. Es fällt aber alles Befremdende weg, wenn man bedenkt, daß die Röhre dafür den Druck der auf ihr ruhenden Luftsäule von oben herab zu tragen bekömmt, welcher dem Drucke der Quecksilbersäule gleich ist, und jetzt durch keinen Druck von unten mehr aufgehoben wird. Versuche hierüber führt Wolf (Nützliche Versuche, Th. II. Cap. 3. §. 38.) an, und Morland hat darauf ein sogenanntes Waagbarometer gegründet, von welchem Magellan und Luz (§. 12--14.) reden.
Recherches sur les modifications de l' atmosphere par Iean Andre de Luc. a Geneve. To. I. et II. 1772. gr. 4.
1) Manche Barometer leuchten, wenn ſie im Dunkeln geſchuͤttelt werden. Picard nahm dies zuerſt 1676 wahr, und man findet ſeine, de la Hire's, Joh. Bernoulli's, Hombergs, Mairan's Hypotheſen daruͤber beym de Luͤc(Recherches, §. 69. u. f.). Duͤ Fay glaubte, das Kochen ſey ein untruͤgliches Mittel, alle Barometer leuchtend zu machen: es reinige das Queckſilber von groͤberer Luft, und gebe der feinen Materie darinn eine freyere Bewegung. Muſſchenbroek hielt die Luft fuͤr nothwendig zum Leuchten der Barometer. Hawksbee(Phil. Trans. 1708.) nahm endlich das Leuchten mit Recht fuͤr eine elektriſche Erſcheinung an. Unzaͤhlige Verſuche beweiſen, daß das elektriſche Licht in ſehr verduͤnnter Luft vorzuͤglich ſtark ſey; auch weiß man, daß das Reiben des Glaſes am Queckſilber Elektricitaͤt erregt. Daß nicht alle Barometer leuchten, koͤmmt wahrſcheinlich von der Beſchaffenheit ihres Glaſes her. Das Kochen thut hiezu nichts weiter, als daß es den obern Raum mehr luftleer macht. Das Leuchten kan alſo auch nicht als ein Kennzeichen der Guͤte eines Barometers angeſehen werden.
2) Wenn die torricelliſche Roͤhre, in ein auf dem Boden ruhendes Gefaͤß eingeſenkt, gewogen wird, ſo wiegt die in ihr befindliche Queckſilberſaͤule mit ihr; die Roͤhre wird ſchwerer, wenn das Queckſilber ſteigt, leichter, wenn es faͤllt. Manche haben ſich daruͤber verwundert, weil doch die Queckſilberſaͤule vom Drucke der Luft getragen werde, und alſo ihr Gewicht verliere. Dies iſt auch richtig. Es faͤllt aber alles Befremdende weg, wenn man bedenkt, daß die Roͤhre dafuͤr den Druck der auf ihr ruhenden Luftſaͤule von oben herab zu tragen bekoͤmmt, welcher dem Drucke der Queckſilberſaͤule gleich iſt, und jetzt durch keinen Druck von unten mehr aufgehoben wird. Verſuche hieruͤber fuͤhrt Wolf (Nuͤtzliche Verſuche, Th. II. Cap. 3. §. 38.) an, und Morland hat darauf ein ſogenanntes Waagbarometer gegruͤndet, von welchem Magellan und Luz (§. 12—14.) reden.
Recherches ſur les modifications de l' atmoſphère par Iean André de Luc. à Geneve. To. I. et II. 1772. gr. 4.
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1) Manche Barometer leuchten, wenn ſie im Dunkeln geſchuͤttelt werden. Picard nahm dies zuerſt 1676 wahr, und man findet ſeine, de la Hire's, Joh. Bernoulli's, Hombergs, Mairan's Hypotheſen daruͤber beym de Luͤc (Recherches, §. 69. u. f.). Duͤ Fay glaubte, das Kochen ſey ein untruͤgliches Mittel, alle Barometer leuchtend zu machen: es reinige das Queckſilber von groͤberer Luft, und gebe der feinen Materie darinn eine freyere Bewegung. Muſſchenbroek hielt die Luft fuͤr nothwendig zum Leuchten der Barometer. Hawksbee (Phil. Trans. 1708.) nahm endlich das Leuchten mit Recht fuͤr eine elektriſche Erſcheinung an. Unzaͤhlige Verſuche beweiſen, daß das elektriſche Licht in ſehr verduͤnnter Luft vorzuͤglich ſtark ſey; auch weiß man, daß das Reiben des Glaſes am Queckſilber Elektricitaͤt erregt. Daß nicht alle Barometer leuchten, koͤmmt wahrſcheinlich von der Beſchaffenheit ihres Glaſes her. Das Kochen thut hiezu nichts weiter, als daß es den obern Raum mehr luftleer macht. Das Leuchten kan alſo auch nicht als ein Kennzeichen der Guͤte eines Barometers angeſehen werden.
2) Wenn die torricelliſche Roͤhre, in ein auf dem Boden ruhendes Gefaͤß eingeſenkt, gewogen wird, ſo wiegt die in ihr befindliche Queckſilberſaͤule mit ihr; die Roͤhre wird ſchwerer, wenn das Queckſilber ſteigt, leichter, wenn es faͤllt. Manche haben ſich daruͤber verwundert, weil doch die Queckſilberſaͤule vom Drucke der Luft getragen werde, und alſo ihr Gewicht verliere. Dies iſt auch richtig. Es faͤllt aber alles Befremdende weg, wenn man bedenkt, daß die Roͤhre dafuͤr den Druck der auf ihr ruhenden Luftſaͤule von oben herab zu tragen bekoͤmmt, welcher dem Drucke der Queckſilberſaͤule gleich iſt, und jetzt durch keinen Druck von unten mehr aufgehoben wird. Verſuche hieruͤber fuͤhrt Wolf (Nuͤtzliche Verſuche, Th. II. Cap. 3. §. 38.) an, und Morland hat darauf ein ſogenanntes Waagbarometer gegruͤndet, von welchem Magellan und Luz (§. 12—14.) reden.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/288>, abgerufen am 18.06.2024.
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