Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.De Lüc setzt in die erste Classe diejenigen, welche wirklich vorhandene physische Ursachen zur Erklärung der Barometerveränderungen anwenden. Die Vermehrung der Atmosphäre durch das Aufsteigen der Dünste, und ihre Verminderuug durch das Herabfallen derselben, wird von Pascal (a. a. O.), Beal und Wallis (Phil. Trans. no. 9 et 10.) und von Garcin (Journal helvetique, ann. 1734 et 1735.) als die Ursache des Steigens und Fallens im Barometer angesehen. Wenn das Quecksilber falle, sagt Garcin,, regne es schon in einem Theile der zu unserm Orte gehörigen Luftmasse, wodurch die ganze Masse leichter werde. Allein außerdem, daß man die Luftmassen der Atmosphäre nicht in Schranken einschließen kan, ist auch die Menge des Regens, die höchstens an einem Tage auf 1 Zoll steigen kan, gar nicht hinreichend, das Fallen des Quecksilbers zu erklären, welches oft an einem Tage 6 Lin. beträgt, die mit 6X14 Lin. oder 7 Zoll Wasser gleichwiegen. Die Wärme haben Perrier (Pascal Traite de l' equilibre. p. 199.), Garden (Phil. Trans. no. 171.), Halley (ebend. no. 181.), le Cat (Nouv. Magasin Francois, Dec. 1750.) und v. Mairan (Sur les causes des variat. du barom. in Recueil des diss. quiont remporte le prix de l' acad. de Bordeaux. To. I.) zur Ursache der Barometerveränderungen angenommen, oder sie wenigstens als mitwirkend betrachtet. Sie haben nemlich das Fallen des Quecksilbers der Wärme zugeschrieben. Daß sie unter die mitwirkenden Ursachen beym Fallen gehöre, ist gar nicht zu läugnen. Kalte Nordwinde verursachen jederzeit ein Steigen, und neuere Beobachtungen haben gelehrt, daß bey einem festen Stande des Quecksilbers dasselbe an heißen Mittagen ein wenig sinke, auch der mittlere Barometerstand im Sommer etwas geringer, als im Winter, sey. Allein diese Mitwirkung kann doch nur gering seyn, da der Unterschied der mittlern Barometerhöhen im Sommer und Winter kaum über 1 Lin. steigt, und man oft im heißen Sommer das Quecksilber eben so hoch findet, als es in den kältesten Wintertagen steht. De Luͤc ſetzt in die erſte Claſſe diejenigen, welche wirklich vorhandene phyſiſche Urſachen zur Erklaͤrung der Barometerveraͤnderungen anwenden. Die Vermehrung der Atmoſphaͤre durch das Aufſteigen der Duͤnſte, und ihre Verminderuug durch das Herabfallen derſelben, wird von Paſcal (a. a. O.), Beal und Wallis (Phil. Trans. no. 9 et 10.) und von Garcin (Journal helvetique, ann. 1734 et 1735.) als die Urſache des Steigens und Fallens im Barometer angeſehen. Wenn das Queckſilber falle, ſagt Garcin,, regne es ſchon in einem Theile der zu unſerm Orte gehoͤrigen Luftmaſſe, wodurch die ganze Maſſe leichter werde. Allein außerdem, daß man die Luftmaſſen der Atmoſphaͤre nicht in Schranken einſchließen kan, iſt auch die Menge des Regens, die hoͤchſtens an einem Tage auf 1 Zoll ſteigen kan, gar nicht hinreichend, das Fallen des Queckſilbers zu erklaͤren, welches oft an einem Tage 6 Lin. betraͤgt, die mit 6X14 Lin. oder 7 Zoll Waſſer gleichwiegen. Die Waͤrme haben Perrier (Paſcal Traité de l' équilibre. p. 199.), Garden (Phil. Trans. no. 171.), Halley (ebend. no. 181.), le Cat (Nouv. Magaſin François, Dec. 1750.) und v. Mairan (Sur les cauſes des variat. du barom. in Recueil des diſſ. quiont remporté le prix de l' acad. de Bordeaux. To. I.) zur Urſache der Barometerveraͤnderungen angenommen, oder ſie wenigſtens als mitwirkend betrachtet. Sie haben nemlich das Fallen des Queckſilbers der Waͤrme zugeſchrieben. Daß ſie unter die mitwirkenden Urſachen beym Fallen gehoͤre, iſt gar nicht zu laͤugnen. Kalte Nordwinde verurſachen jederzeit ein Steigen, und neuere Beobachtungen haben gelehrt, daß bey einem feſten Stande des Queckſilbers daſſelbe an heißen Mittagen ein wenig ſinke, auch der mittlere Barometerſtand im Sommer etwas geringer, als im Winter, ſey. Allein dieſe Mitwirkung kann doch nur gering ſeyn, da der Unterſchied der mittlern Barometerhoͤhen im Sommer und Winter kaum uͤber 1 Lin. ſteigt, und man oft im heißen Sommer das Queckſilber eben ſo hoch findet, als es in den kaͤlteſten Wintertagen ſteht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0291" xml:id="P.1.277" n="277"/><lb/> </p> <p>De Luͤc ſetzt in die erſte Claſſe diejenigen, welche <hi rendition="#b">wirklich vorhandene</hi> phyſiſche Urſachen zur Erklaͤrung der Barometerveraͤnderungen anwenden. 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De Luͤc ſetzt in die erſte Claſſe diejenigen, welche wirklich vorhandene phyſiſche Urſachen zur Erklaͤrung der Barometerveraͤnderungen anwenden. Die Vermehrung der Atmoſphaͤre durch das Aufſteigen der Duͤnſte, und ihre Verminderuug durch das Herabfallen derſelben, wird von Paſcal (a. a. O.), Beal und Wallis (Phil. Trans. no. 9 et 10.) und von Garcin (Journal helvetique, ann. 1734 et 1735.) als die Urſache des Steigens und Fallens im Barometer angeſehen. Wenn das Queckſilber falle, ſagt Garcin,, regne es ſchon in einem Theile der zu unſerm Orte gehoͤrigen Luftmaſſe, wodurch die ganze Maſſe leichter werde. Allein außerdem, daß man die Luftmaſſen der Atmoſphaͤre nicht in Schranken einſchließen kan, iſt auch die Menge des Regens, die hoͤchſtens an einem Tage auf 1 Zoll ſteigen kan, gar nicht hinreichend, das Fallen des Queckſilbers zu erklaͤren, welches oft an einem Tage 6 Lin. betraͤgt, die mit 6X14 Lin. oder 7 Zoll Waſſer gleichwiegen.
Die Waͤrme haben Perrier (Paſcal Traité de l' équilibre. p. 199.), Garden (Phil. Trans. no. 171.), Halley (ebend. no. 181.), le Cat (Nouv. Magaſin François, Dec. 1750.) und v. Mairan (Sur les cauſes des variat. du barom. in Recueil des diſſ. quiont remporté le prix de l' acad. de Bordeaux. To. I.) zur Urſache der Barometerveraͤnderungen angenommen, oder ſie wenigſtens als mitwirkend betrachtet. Sie haben nemlich das Fallen des Queckſilbers der Waͤrme zugeſchrieben. Daß ſie unter die mitwirkenden Urſachen beym Fallen gehoͤre, iſt gar nicht zu laͤugnen. Kalte Nordwinde verurſachen jederzeit ein Steigen, und neuere Beobachtungen haben gelehrt, daß bey einem feſten Stande des Queckſilbers daſſelbe an heißen Mittagen ein wenig ſinke, auch der mittlere Barometerſtand im Sommer etwas geringer, als im Winter, ſey. Allein dieſe Mitwirkung kann doch nur gering ſeyn, da der Unterſchied der mittlern Barometerhoͤhen im Sommer und Winter kaum uͤber 1 Lin. ſteigt, und man oft im heißen Sommer das Queckſilber eben ſo hoch findet, als es in den kaͤlteſten Wintertagen ſteht.
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