Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


des Herrn Carrard erhalten hat. Herr Senebier, der dabey das Accessit erhielt, ward dadurch veranlasset, seine Schrift vollständiger auszuarbeiten, und sie unter dem Titul: L'art d'observer, zu Genf 1775. II. Th. gr. 8. herauszugeben. Ich habe in diesem Artikel dasjenige, was aus diesem Werke eigentlich hieher gehört, in einen kurzen Auszug gebracht. Auch das allgemein bekannte Zimmermannische Werke über die Erfahrung in der Arzneykunst enthält vortrefliche Bemerkungen, welche für den Beobachter der Natur überhaupt sehr brauchbar sind.

Die Kunst zu beobachten, von Johann Senebier, aus dem Frz. übers. von I. F. Gmelin. Leipzig 1776. II. B. 8.

Berge, Montes, Montagnes.

So heißen die beträchtlichern Erhöhungen auf der Oberfläche der Erdkugel. Kleinere Erhöhungen führen den Namen der Hügel oder Anhöhen. Selten finden sich einzelne Berge, und nie beträchtliche, auf ganz ebnem Lande; meistens liegen mehrere Berge zusammen, und bilden Gebirge, welche, wenn sie sich in langen Reihen fortstrecken, Bergreihen, Bergketten genannt werden. Von den Hauptreihen der Berge laufen insgemein kleinere Reihen seitwärts, als Zweige, aus. Die Hauptgebirge stehen fast über die ganze Oberfläche der Erde in ununterbrochener Verbindung; vielleicht selbst unter dem Wasser des Meeres, wie denn die Inseln, als die Gipfel der unter dem Meere befindlichen Berge, ebenfalls in solchen Sammlungen und Reihen liegen, dergleichen auf dem Trocknen die Gebirge und Bergketten sind.

Die Oberfläche der Erde ist überhaupt äußerst ungleich; bald steigt sie mehr oder weniger schnell in die Höhe, bald senkt sie sich, und bildet Thäler, bald lauft sie in weit ausgestreckten Plänen fort. Die Seeküsten sind die niedrigsten Theile des festen Landes, so wie insgemein der mittlere Theil eines Stücks vom Trocknen am höchsten zu liegen pflegt. Der Lauf der Flüsse zeigt die höchsten Stellen eines jeden Landes deutlich an. So liegt die Schweiz in Europa am höchsten; denn aus der Gegend des Gotthards entspringen Gewässer, welche nach allen Seiten aus


des Herrn Carrard erhalten hat. Herr Senebier, der dabey das Acceſſit erhielt, ward dadurch veranlaſſet, ſeine Schrift vollſtaͤndiger auszuarbeiten, und ſie unter dem Titul: L'art d'obſerver, zu Genf 1775. II. Th. gr. 8. herauszugeben. Ich habe in dieſem Artikel dasjenige, was aus dieſem Werke eigentlich hieher gehoͤrt, in einen kurzen Auszug gebracht. Auch das allgemein bekannte Zimmermanniſche Werke uͤber die Erfahrung in der Arzneykunſt enthaͤlt vortrefliche Bemerkungen, welche fuͤr den Beobachter der Natur uͤberhaupt ſehr brauchbar ſind.

Die Kunſt zu beobachten, von Johann Senebier, aus dem Frz. uͤberſ. von I. F. Gmelin. Leipzig 1776. II. B. 8.

Berge, Montes, Montagnes.

So heißen die betraͤchtlichern Erhoͤhungen auf der Oberflaͤche der Erdkugel. Kleinere Erhoͤhungen fuͤhren den Namen der Huͤgel oder Anhoͤhen. Selten finden ſich einzelne Berge, und nie betraͤchtliche, auf ganz ebnem Lande; meiſtens liegen mehrere Berge zuſammen, und bilden Gebirge, welche, wenn ſie ſich in langen Reihen fortſtrecken, Bergreihen, Bergketten genannt werden. Von den Hauptreihen der Berge laufen insgemein kleinere Reihen ſeitwaͤrts, als Zweige, aus. Die Hauptgebirge ſtehen faſt uͤber die ganze Oberflaͤche der Erde in ununterbrochener Verbindung; vielleicht ſelbſt unter dem Waſſer des Meeres, wie denn die Inſeln, als die Gipfel der unter dem Meere befindlichen Berge, ebenfalls in ſolchen Sammlungen und Reihen liegen, dergleichen auf dem Trocknen die Gebirge und Bergketten ſind.

Die Oberflaͤche der Erde iſt uͤberhaupt aͤußerſt ungleich; bald ſteigt ſie mehr oder weniger ſchnell in die Hoͤhe, bald ſenkt ſie ſich, und bildet Thaͤler, bald lauft ſie in weit ausgeſtreckten Plaͤnen fort. Die Seekuͤſten ſind die niedrigſten Theile des feſten Landes, ſo wie insgemein der mittlere Theil eines Stuͤcks vom Trocknen am hoͤchſten zu liegen pflegt. Der Lauf der Fluͤſſe zeigt die hoͤchſten Stellen eines jeden Landes deutlich an. So liegt die Schweiz in Europa am hoͤchſten; denn aus der Gegend des Gotthards entſpringen Gewaͤſſer, welche nach allen Seiten aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0310" xml:id="P.1.296" n="296"/><lb/>
des Herrn <hi rendition="#b">Carrard</hi> erhalten hat. Herr <hi rendition="#b">Senebier,</hi> der dabey das Acce&#x017F;&#x017F;it erhielt, ward dadurch veranla&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;eine Schrift voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger auszuarbeiten, und &#x017F;ie unter dem Titul: <hi rendition="#aq">L'art d'ob&#x017F;erver,</hi> zu Genf <hi rendition="#aq">1775. II.</hi> Th. gr. 8. herauszugeben. Ich habe in die&#x017F;em Artikel dasjenige, was aus die&#x017F;em Werke eigentlich hieher geho&#x0364;rt, in einen kurzen Auszug gebracht. Auch das allgemein bekannte Zimmermanni&#x017F;che Werke u&#x0364;ber die Erfahrung in der Arzneykun&#x017F;t entha&#x0364;lt vortrefliche Bemerkungen, welche fu&#x0364;r den Beobachter der Natur u&#x0364;berhaupt &#x017F;ehr brauchbar &#x017F;ind.</p>
          <p>Die Kun&#x017F;t zu beobachten, von <hi rendition="#b">Johann Senebier,</hi> aus dem Frz. u&#x0364;ber&#x017F;. von <hi rendition="#b">I. F. Gmelin.</hi> Leipzig <hi rendition="#aq">1776. II.</hi> B. 8.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Berge, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Montes</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Montagnes</hi></foreign></name>.</head><lb/>
          <p>So heißen die betra&#x0364;chtlichern Erho&#x0364;hungen auf der Oberfla&#x0364;che der Erdkugel. Kleinere Erho&#x0364;hungen fu&#x0364;hren den Namen der <hi rendition="#b">Hu&#x0364;gel</hi> oder <hi rendition="#b">Anho&#x0364;hen.</hi> Selten finden &#x017F;ich einzelne Berge, und nie betra&#x0364;chtliche, auf ganz ebnem Lande; mei&#x017F;tens liegen mehrere Berge zu&#x017F;ammen, und bilden <hi rendition="#b">Gebirge,</hi> welche, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich in langen Reihen fort&#x017F;trecken, <hi rendition="#b">Bergreihen, Bergketten</hi> genannt werden. Von den Hauptreihen der Berge laufen insgemein kleinere Reihen &#x017F;eitwa&#x0364;rts, als Zweige, aus. Die Hauptgebirge &#x017F;tehen fa&#x017F;t u&#x0364;ber die ganze Oberfla&#x0364;che der Erde in ununterbrochener Verbindung; vielleicht &#x017F;elb&#x017F;t unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er des Meeres, wie denn die In&#x017F;eln, als die Gipfel der unter dem Meere befindlichen Berge, ebenfalls in &#x017F;olchen Sammlungen und Reihen liegen, dergleichen auf dem Trocknen die Gebirge und Bergketten &#x017F;ind.</p>
          <p>Die Oberfla&#x0364;che der Erde i&#x017F;t u&#x0364;berhaupt a&#x0364;ußer&#x017F;t ungleich; bald &#x017F;teigt &#x017F;ie mehr oder weniger &#x017F;chnell in die Ho&#x0364;he, bald &#x017F;enkt &#x017F;ie &#x017F;ich, und bildet Tha&#x0364;ler, bald lauft &#x017F;ie in weit ausge&#x017F;treckten Pla&#x0364;nen fort. Die Seeku&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;ind die niedrig&#x017F;ten Theile des fe&#x017F;ten Landes, &#x017F;o wie insgemein der mittlere Theil eines Stu&#x0364;cks vom Trocknen am ho&#x0364;ch&#x017F;ten zu liegen pflegt. Der Lauf der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zeigt die ho&#x0364;ch&#x017F;ten Stellen eines jeden Landes deutlich an. So liegt die <hi rendition="#b">Schweiz</hi> in Europa am ho&#x0364;ch&#x017F;ten; denn aus der Gegend des Gotthards ent&#x017F;pringen Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, welche nach allen Seiten aus<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0310] des Herrn Carrard erhalten hat. Herr Senebier, der dabey das Acceſſit erhielt, ward dadurch veranlaſſet, ſeine Schrift vollſtaͤndiger auszuarbeiten, und ſie unter dem Titul: L'art d'obſerver, zu Genf 1775. II. Th. gr. 8. herauszugeben. Ich habe in dieſem Artikel dasjenige, was aus dieſem Werke eigentlich hieher gehoͤrt, in einen kurzen Auszug gebracht. Auch das allgemein bekannte Zimmermanniſche Werke uͤber die Erfahrung in der Arzneykunſt enthaͤlt vortrefliche Bemerkungen, welche fuͤr den Beobachter der Natur uͤberhaupt ſehr brauchbar ſind. Die Kunſt zu beobachten, von Johann Senebier, aus dem Frz. uͤberſ. von I. F. Gmelin. Leipzig 1776. II. B. 8. Berge, Montes, Montagnes. So heißen die betraͤchtlichern Erhoͤhungen auf der Oberflaͤche der Erdkugel. Kleinere Erhoͤhungen fuͤhren den Namen der Huͤgel oder Anhoͤhen. Selten finden ſich einzelne Berge, und nie betraͤchtliche, auf ganz ebnem Lande; meiſtens liegen mehrere Berge zuſammen, und bilden Gebirge, welche, wenn ſie ſich in langen Reihen fortſtrecken, Bergreihen, Bergketten genannt werden. Von den Hauptreihen der Berge laufen insgemein kleinere Reihen ſeitwaͤrts, als Zweige, aus. Die Hauptgebirge ſtehen faſt uͤber die ganze Oberflaͤche der Erde in ununterbrochener Verbindung; vielleicht ſelbſt unter dem Waſſer des Meeres, wie denn die Inſeln, als die Gipfel der unter dem Meere befindlichen Berge, ebenfalls in ſolchen Sammlungen und Reihen liegen, dergleichen auf dem Trocknen die Gebirge und Bergketten ſind. Die Oberflaͤche der Erde iſt uͤberhaupt aͤußerſt ungleich; bald ſteigt ſie mehr oder weniger ſchnell in die Hoͤhe, bald ſenkt ſie ſich, und bildet Thaͤler, bald lauft ſie in weit ausgeſtreckten Plaͤnen fort. Die Seekuͤſten ſind die niedrigſten Theile des feſten Landes, ſo wie insgemein der mittlere Theil eines Stuͤcks vom Trocknen am hoͤchſten zu liegen pflegt. Der Lauf der Fluͤſſe zeigt die hoͤchſten Stellen eines jeden Landes deutlich an. So liegt die Schweiz in Europa am hoͤchſten; denn aus der Gegend des Gotthards entſpringen Gewaͤſſer, welche nach allen Seiten aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/310
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/310>, abgerufen am 26.11.2024.