Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Bourguet (Mem. sur la theorie de la terre, bey s. Lettres sur la formation des sels. Amst. 1729. 8.) fand in der Gestalt und Lage der Gebirge eine allgemeine Aehnlichkeit mit Festungswerken, wo einwärts gehende und hervorspringende Winkel in parallelen Linien einander gegenüberstehen. Eben dies nehmen Bertrand, Buffon und de la Lande an. Allein so häufig sich diese Anordnung der Berge in zwo parallele gegenüberstehende Reihen an manchen Orten finden mag, so ist sie doch bey weitem nicht allgemein. Unter der Höhe eines Bergs über einem andern Orte versteht man eine Linie, welche von seinem Gipfel lothrecht herabgefället bis an die fortgesetzte Horizontalfläche des gedachten Orts reicht. Höhe des Aetna über Catania ist die lothrechte Linie zwischen des Aetna Gipfel und der Horizontalfläche durch Catania. Es ist kaum nöthig zu erinnern, daß hiebey nicht die scheinbare Horizontal-ebne, welche die Fläche der Erdkugel berührt, sondern die wahre mit der Erdfläche selbst concentrische Horizontal-fläche verstanden wird. Gemeiniglich werden die Höhen der Berge über der Meeresfläche angegeben, welches jederzeit anzunehmen ist, wo nicht ausdrücklich etwas anders erinnert wird. Die Höhen der Berge werden entweder geometrisch durch Abmessung einer Standlinie und der nöthigen Winkel, und daraus hergeleitete trigonometrische Berechnung, oder durch Wasserwägen, oder vermittelst des Barometers gefunden. Die beyden ersten Methoden werden in der praktischen Meßkunst erklärt; die dritte gehört zwar eben dahin, es wird aber von ihr, weil ihre Theorie ganz physikalisch ist, unter dem Artikel: Höhenmessungen, barometrische, gehandelt werden. Die höchsten der bisher bekannten Berge sind die amerikanischen, unter welchen der Chimboraco, so wie unter den europäischen der Mont-blanc oder Montagnemaudite in Savoyen die größte Höhe hat. Ich theile hier aus einer Abhandlung von Pasumot (Journal de phys.
Bourguet (Mém. ſur la theorie de la terre, bey ſ. Lettres ſur la formation des ſels. Amſt. 1729. 8.) fand in der Geſtalt und Lage der Gebirge eine allgemeine Aehnlichkeit mit Feſtungswerken, wo einwaͤrts gehende und hervorſpringende Winkel in parallelen Linien einander gegenuͤberſtehen. Eben dies nehmen Bertrand, Buffon und de la Lande an. Allein ſo haͤufig ſich dieſe Anordnung der Berge in zwo parallele gegenuͤberſtehende Reihen an manchen Orten finden mag, ſo iſt ſie doch bey weitem nicht allgemein. Unter der Hoͤhe eines Bergs uͤber einem andern Orte verſteht man eine Linie, welche von ſeinem Gipfel lothrecht herabgefaͤllet bis an die fortgeſetzte Horizontalflaͤche des gedachten Orts reicht. Hoͤhe des Aetna uͤber Catania iſt die lothrechte Linie zwiſchen des Aetna Gipfel und der Horizontalflaͤche durch Catania. Es iſt kaum noͤthig zu erinnern, daß hiebey nicht die ſcheinbare Horizontal-ebne, welche die Flaͤche der Erdkugel beruͤhrt, ſondern die wahre mit der Erdflaͤche ſelbſt concentriſche Horizontal-flaͤche verſtanden wird. Gemeiniglich werden die Hoͤhen der Berge uͤber der Meeresflaͤche angegeben, welches jederzeit anzunehmen iſt, wo nicht ausdruͤcklich etwas anders erinnert wird. Die Hoͤhen der Berge werden entweder geometriſch durch Abmeſſung einer Standlinie und der noͤthigen Winkel, und daraus hergeleitete trigonometriſche Berechnung, oder durch Waſſerwaͤgen, oder vermittelſt des Barometers gefunden. Die beyden erſten Methoden werden in der praktiſchen Meßkunſt erklaͤrt; die dritte gehoͤrt zwar eben dahin, es wird aber von ihr, weil ihre Theorie ganz phyſikaliſch iſt, unter dem Artikel: Hoͤhenmeſſungen, barometriſche, gehandelt werden. Die hoͤchſten der bisher bekannten Berge ſind die amerikaniſchen, unter welchen der Chimboraço, ſo wie unter den europaͤiſchen der Mont-blanc oder Montagnemaudite in Savoyen die groͤßte Hoͤhe hat. Ich theile hier aus einer Abhandlung von Paſumot (Journal de phyſ. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0315" xml:id="P.1.301" n="301"/><lb/> die Geſtalt von Afrika hingegen ſcheint eine ganz andere Anordnung ſeiner Gebirge anzuzeigen.</p> </div> <div n="2"> <head>Bourguet</head><lb/> <p>(<hi rendition="#aq">Mém. ſur la theorie de la terre,</hi> bey ſ. <hi rendition="#aq">Lettres ſur la formation des ſels. Amſt. 1729. 8.)</hi> fand in der Geſtalt und Lage der Gebirge eine allgemeine Aehnlichkeit mit Feſtungswerken, wo einwaͤrts gehende und hervorſpringende Winkel in parallelen Linien einander gegenuͤberſtehen. Eben dies nehmen <hi rendition="#b">Bertrand, Buffon</hi> und <hi rendition="#b">de la Lande</hi> an. Allein ſo haͤufig ſich dieſe Anordnung der Berge in zwo parallele gegenuͤberſtehende Reihen an manchen Orten finden mag, ſo iſt ſie doch bey weitem nicht allgemein.</p> <p>Unter der <hi rendition="#b">Hoͤhe eines Bergs</hi> uͤber einem andern Orte verſteht man eine Linie, welche von ſeinem Gipfel lothrecht herabgefaͤllet bis an die fortgeſetzte Horizontalflaͤche des gedachten Orts reicht. Hoͤhe des Aetna uͤber Catania iſt die lothrechte Linie zwiſchen des Aetna Gipfel und der Horizontalflaͤche durch Catania. Es iſt kaum noͤthig zu erinnern, daß hiebey nicht die ſcheinbare Horizontal-<hi rendition="#b">ebne,</hi> welche die Flaͤche der Erdkugel beruͤhrt, ſondern die wahre mit der Erdflaͤche ſelbſt concentriſche Horizontal-<hi rendition="#b">flaͤche</hi> verſtanden wird. Gemeiniglich werden die Hoͤhen der Berge uͤber der Meeresflaͤche angegeben, welches jederzeit anzunehmen iſt, wo nicht ausdruͤcklich etwas anders erinnert wird. Die Hoͤhen der Berge werden entweder <hi rendition="#b">geometriſch</hi> durch Abmeſſung einer Standlinie und der noͤthigen Winkel, und daraus hergeleitete trigonometriſche Berechnung, oder durch <hi rendition="#b">Waſſerwaͤgen,</hi> oder vermittelſt des <hi rendition="#b">Barometers</hi> gefunden. Die beyden erſten Methoden werden in der praktiſchen Meßkunſt erklaͤrt; die dritte gehoͤrt zwar eben dahin, es wird aber von ihr, weil ihre Theorie ganz phyſikaliſch iſt, unter dem Artikel: <hi rendition="#b">Hoͤhenmeſſungen, barometriſche,</hi> gehandelt werden.</p> <p>Die hoͤchſten der bisher bekannten Berge ſind die amerikaniſchen, unter welchen der <hi rendition="#b">Chimbora<hi rendition="#aq">ç</hi>o,</hi> ſo wie unter den europaͤiſchen der <hi rendition="#b">Mont-blanc</hi> oder <hi rendition="#b">Montagnemaudite</hi> in Savoyen die groͤßte Hoͤhe hat. Ich theile hier aus einer Abhandlung von <hi rendition="#b">Paſumot</hi> <hi rendition="#aq">(Journal de phyſ.<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [301/0315]
die Geſtalt von Afrika hingegen ſcheint eine ganz andere Anordnung ſeiner Gebirge anzuzeigen.
Bourguet
(Mém. ſur la theorie de la terre, bey ſ. Lettres ſur la formation des ſels. Amſt. 1729. 8.) fand in der Geſtalt und Lage der Gebirge eine allgemeine Aehnlichkeit mit Feſtungswerken, wo einwaͤrts gehende und hervorſpringende Winkel in parallelen Linien einander gegenuͤberſtehen. Eben dies nehmen Bertrand, Buffon und de la Lande an. Allein ſo haͤufig ſich dieſe Anordnung der Berge in zwo parallele gegenuͤberſtehende Reihen an manchen Orten finden mag, ſo iſt ſie doch bey weitem nicht allgemein.
Unter der Hoͤhe eines Bergs uͤber einem andern Orte verſteht man eine Linie, welche von ſeinem Gipfel lothrecht herabgefaͤllet bis an die fortgeſetzte Horizontalflaͤche des gedachten Orts reicht. Hoͤhe des Aetna uͤber Catania iſt die lothrechte Linie zwiſchen des Aetna Gipfel und der Horizontalflaͤche durch Catania. Es iſt kaum noͤthig zu erinnern, daß hiebey nicht die ſcheinbare Horizontal-ebne, welche die Flaͤche der Erdkugel beruͤhrt, ſondern die wahre mit der Erdflaͤche ſelbſt concentriſche Horizontal-flaͤche verſtanden wird. Gemeiniglich werden die Hoͤhen der Berge uͤber der Meeresflaͤche angegeben, welches jederzeit anzunehmen iſt, wo nicht ausdruͤcklich etwas anders erinnert wird. Die Hoͤhen der Berge werden entweder geometriſch durch Abmeſſung einer Standlinie und der noͤthigen Winkel, und daraus hergeleitete trigonometriſche Berechnung, oder durch Waſſerwaͤgen, oder vermittelſt des Barometers gefunden. Die beyden erſten Methoden werden in der praktiſchen Meßkunſt erklaͤrt; die dritte gehoͤrt zwar eben dahin, es wird aber von ihr, weil ihre Theorie ganz phyſikaliſch iſt, unter dem Artikel: Hoͤhenmeſſungen, barometriſche, gehandelt werden.
Die hoͤchſten der bisher bekannten Berge ſind die amerikaniſchen, unter welchen der Chimboraço, ſo wie unter den europaͤiſchen der Mont-blanc oder Montagnemaudite in Savoyen die groͤßte Hoͤhe hat. Ich theile hier aus einer Abhandlung von Paſumot (Journal de phyſ.
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