ist bis zum Erstaunen groß und mannigfaltig. Es giebt ganze Schichten, von welchen unzählige versteinerte Seemuscheln den Hauptbestandtheil ausmachen. Bald findet man Abdrücke, welche die äußere Muschelschale in dem darumliegenden Gestein zurückgelassen hat, bald ist die innere Höhlung der Muschel mit dem Gestein ausgefüllet worden, und die durch die Zeit zerstörte Schale hat nur den Steinkern, der sich in ihr formte, zurückgelassen. Bey der fast allzugroßen Anzahl der Petrefactenbeschreiber kan es Niemandem unbekannt bleiben, wie häufig und mannigfaltig diese Versteinerungen sind. Man findet viele darunter, deren lebende Originale in den jetzigen Meeren noch unbekannt sind. Die Originale der Ammonshörner, die versteinert in unglaublicher Anzahl von 1 1/2 Schuh Durchmesser bis zur geringsten kaum bloßen Augen sichtbaren Größe gefunden werden, der Belemniten u. s. w. sind noch unentdeckt, oder doch nicht zuverläßig bekannt. Pallas vermuthet, daß die Originale zwar da seyn, aber in großen Tiefen im Meere leben mögen. Die Terebratuliten sind in manchen Schichten so häufig, wie der Sand selbst, vorhanden; indessen sind ihre lebenden Originale äußerst selten. Dagegen enthält das Meer Conchylien, wie z. B. das Meerohr und die Entenmuschel, welche selten oder gar nicht versteinert angetroffen werden. Oft findet man die gegrabnen Muscheln in ungemeinen Entfernungen von den Orten, wo sich ihre noch lebenden Originale aufhalten. De Lüc fand in England und Italien Versteinerungen, deren Originale nur in Indien leben. Häufig findet man Nautilen, Austern, Kammmuscheln, Tuten, Schrauben, Fungiten von ungeheuren Größen, da die bekannten Originale viel kleiner sind. Eben diese Verschiedenheit nimmt man auch in Absicht auf die Abdrücke der Seepflanzen wahr, die unter der Erde gefunden werden. Buffon(Hist. nat. gen. et part. To. I. p. 388.) hat das viele Merkwürdige, was sich hierüber sagen läßt, mit der ihm eignen hinreißenden Beredsamkeit vorgetragen.
Niemand wird wohl den unnatürlichen Hypothesen einiger Schriftsteller, daß diese Conchylien durch Menschen
iſt bis zum Erſtaunen groß und mannigfaltig. Es giebt ganze Schichten, von welchen unzaͤhlige verſteinerte Seemuſcheln den Hauptbeſtandtheil ausmachen. Bald findet man Abdruͤcke, welche die aͤußere Muſchelſchale in dem darumliegenden Geſtein zuruͤckgelaſſen hat, bald iſt die innere Hoͤhlung der Muſchel mit dem Geſtein ausgefuͤllet worden, und die durch die Zeit zerſtoͤrte Schale hat nur den Steinkern, der ſich in ihr formte, zuruͤckgelaſſen. Bey der faſt allzugroßen Anzahl der Petrefactenbeſchreiber kan es Niemandem unbekannt bleiben, wie haͤufig und mannigfaltig dieſe Verſteinerungen ſind. Man findet viele darunter, deren lebende Originale in den jetzigen Meeren noch unbekannt ſind. Die Originale der Ammonshoͤrner, die verſteinert in unglaublicher Anzahl von 1 1/2 Schuh Durchmeſſer bis zur geringſten kaum bloßen Augen ſichtbaren Groͤße gefunden werden, der Belemniten u. ſ. w. ſind noch unentdeckt, oder doch nicht zuverlaͤßig bekannt. Pallas vermuthet, daß die Originale zwar da ſeyn, aber in großen Tiefen im Meere leben moͤgen. Die Terebratuliten ſind in manchen Schichten ſo haͤufig, wie der Sand ſelbſt, vorhanden; indeſſen ſind ihre lebenden Originale aͤußerſt ſelten. Dagegen enthaͤlt das Meer Conchylien, wie z. B. das Meerohr und die Entenmuſchel, welche ſelten oder gar nicht verſteinert angetroffen werden. Oft findet man die gegrabnen Muſcheln in ungemeinen Entfernungen von den Orten, wo ſich ihre noch lebenden Originale aufhalten. De Luͤc fand in England und Italien Verſteinerungen, deren Originale nur in Indien leben. Haͤufig findet man Nautilen, Auſtern, Kammmuſcheln, Tuten, Schrauben, Fungiten von ungeheuren Groͤßen, da die bekannten Originale viel kleiner ſind. Eben dieſe Verſchiedenheit nimmt man auch in Abſicht auf die Abdruͤcke der Seepflanzen wahr, die unter der Erde gefunden werden. Buffon(Hiſt. nat. gen. et part. To. I. p. 388.) hat das viele Merkwuͤrdige, was ſich hieruͤber ſagen laͤßt, mit der ihm eignen hinreißenden Beredſamkeit vorgetragen.
Niemand wird wohl den unnatuͤrlichen Hypotheſen einiger Schriftſteller, daß dieſe Conchylien durch Menſchen
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iſt bis zum Erſtaunen groß und mannigfaltig. Es giebt ganze Schichten, von welchen unzaͤhlige verſteinerte Seemuſcheln den Hauptbeſtandtheil ausmachen. Bald findet man Abdruͤcke, welche die aͤußere Muſchelſchale in dem darumliegenden Geſtein zuruͤckgelaſſen hat, bald iſt die innere Hoͤhlung der Muſchel mit dem Geſtein ausgefuͤllet worden, und die durch die Zeit zerſtoͤrte Schale hat nur den Steinkern, der ſich in ihr formte, zuruͤckgelaſſen. Bey der faſt allzugroßen Anzahl der Petrefactenbeſchreiber kan es Niemandem unbekannt bleiben, wie haͤufig und mannigfaltig dieſe Verſteinerungen ſind. Man findet viele darunter, deren lebende Originale in den jetzigen Meeren noch unbekannt ſind. Die Originale der Ammonshoͤrner, die verſteinert in unglaublicher Anzahl von 1 1/2 Schuh Durchmeſſer bis zur geringſten kaum bloßen Augen ſichtbaren Groͤße gefunden werden, der Belemniten u. ſ. w. ſind noch unentdeckt, oder doch nicht zuverlaͤßig bekannt. Pallas vermuthet, daß die Originale zwar da ſeyn, aber in großen Tiefen im Meere leben moͤgen. Die Terebratuliten ſind in manchen Schichten ſo haͤufig, wie der Sand ſelbſt, vorhanden; indeſſen ſind ihre lebenden Originale aͤußerſt ſelten. Dagegen enthaͤlt das Meer Conchylien, wie z. B. das Meerohr und die Entenmuſchel, welche ſelten oder gar nicht verſteinert angetroffen werden. Oft findet man die gegrabnen Muſcheln in ungemeinen Entfernungen von den Orten, wo ſich ihre noch lebenden Originale aufhalten. De Luͤc fand in England und Italien Verſteinerungen, deren Originale nur in Indien leben. Haͤufig findet man Nautilen, Auſtern, Kammmuſcheln, Tuten, Schrauben, Fungiten von ungeheuren Groͤßen, da die bekannten Originale viel kleiner ſind. Eben dieſe Verſchiedenheit nimmt man auch in Abſicht auf die Abdruͤcke der Seepflanzen wahr, die unter der Erde gefunden werden. Buffon (Hiſt. nat. gen. et part. To. I. p. 388.) hat das viele Merkwuͤrdige, was ſich hieruͤber ſagen laͤßt, mit der ihm eignen hinreißenden Beredſamkeit vorgetragen.
Niemand wird wohl den unnatuͤrlichen Hypotheſen einiger Schriftſteller, daß dieſe Conchylien durch Menſchen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/323>, abgerufen am 25.11.2024.
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