Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Den Satz der Trägheit läugnet Hr. S. gänzlich, und meynt, jedes Projectil, d. i. jeder gestoßene oder geworfene Körper müsse mit der Zeit aufhören, sich zu bewegen, weil während einer solchen Bewegung die übrigen ihm angebohrnen Bewegungen in Zwang gesetzt würden (wobey mir der Zusammenhang des Satzes selbst mit dem angegebnen Grunde ganz unbegreiflich ist). Außer der allgemeinen Bewegung der Atomen ist auch denen, welche einen Weltkörper bilden sollen, noch eine besondere überwiegende und ohne Stoß thätige Bewegung angebohren, die Hr. S. die concentrirende, oder die Schwere nennt. Diese macht, daß jeder Weltkörper ein Ganzes wird, und daß mehrere Weltkörper sich nicht mit einander vermengen können. Dies geht so weit, daß ein Stein, aus dem Iupiter in unsern Luftkreis gebracht, nicht wie ein irdischer Stein niederfallen würde (und ist offenbar falsch, weil die Beobachtungen sehr deutlich lehren, daß alle Weltkörper, d. h. die Materien aller Weltkörper, gegen einander schwer sind). Wer nun begierig ist, sich aus diesen den Atomen angebohrnen Bewegungen nach allen Gegenden und aus dieser Matrix der Welt, die Phänomene der Bewegung und die Mechanik des Himmels erklären zu lassen, den muß ich auf das Werk des Herrn S. selbst verweisen, welches eigentlich die Absicht hat, Newtons System der physischen Astronomie umzustoßen, obgleich das, was Hr. S. diesem System entgegensetzen will, viel zu schwach ist, als daß es nur einen einzigen Satz desselben wankend machen, geschweige denn seine Gründe erschüttern könnte. 2) Die bewegte Masse muß bey der Bewegung darum in Betrachtung kommen, weil die Größe der Bewegung
Den Satz der Traͤgheit laͤugnet Hr. S. gaͤnzlich, und meynt, jedes Projectil, d. i. jeder geſtoßene oder geworfene Koͤrper muͤſſe mit der Zeit aufhoͤren, ſich zu bewegen, weil waͤhrend einer ſolchen Bewegung die uͤbrigen ihm angebohrnen Bewegungen in Zwang geſetzt wuͤrden (wobey mir der Zuſammenhang des Satzes ſelbſt mit dem angegebnen Grunde ganz unbegreiflich iſt). Außer der allgemeinen Bewegung der Atomen iſt auch denen, welche einen Weltkoͤrper bilden ſollen, noch eine beſondere uͤberwiegende und ohne Stoß thaͤtige Bewegung angebohren, die Hr. S. die concentrirende, oder die Schwere nennt. Dieſe macht, daß jeder Weltkoͤrper ein Ganzes wird, und daß mehrere Weltkoͤrper ſich nicht mit einander vermengen koͤnnen. Dies geht ſo weit, daß ein Stein, aus dem Iupiter in unſern Luftkreis gebracht, nicht wie ein irdiſcher Stein niederfallen wuͤrde (und iſt offenbar falſch, weil die Beobachtungen ſehr deutlich lehren, daß alle Weltkoͤrper, d. h. die Materien aller Weltkoͤrper, gegen einander ſchwer ſind). Wer nun begierig iſt, ſich aus dieſen den Atomen angebohrnen Bewegungen nach allen Gegenden und aus dieſer Matrix der Welt, die Phaͤnomene der Bewegung und die Mechanik des Himmels erklaͤren zu laſſen, den muß ich auf das Werk des Herrn S. ſelbſt verweiſen, welches eigentlich die Abſicht hat, Newtons Syſtem der phyſiſchen Aſtronomie umzuſtoßen, obgleich das, was Hr. S. dieſem Syſtem entgegenſetzen will, viel zu ſchwach iſt, als daß es nur einen einzigen Satz deſſelben wankend machen, geſchweige denn ſeine Gruͤnde erſchuͤttern koͤnnte. 2) Die bewegte Maſſe muß bey der Bewegung darum in Betrachtung kommen, weil die Groͤße der Bewegung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0339" xml:id="P.1.325" n="325"/><lb/> allein und iſolirt fortſetzen, weil die Hand die ihrige nicht weiter fortſetze. — Die Frage, wodurch es der Hand moͤglich werde, ihre gleichfalls ſcheinbare Ruhe zu verlaſſen, muͤſſe aus der Structur des menſchlichen Koͤrpers erklaͤrt werden (das heißt doch wohl, die Bewegung hat ihren Grund im Bau des Koͤrpers, alſo ſie iſt Wirkung deſſen, was die Sprache Kraft nennt, ſie iſt Product der Kraft).</p> <p>Den Satz der Traͤgheit laͤugnet Hr. S. gaͤnzlich, und meynt, jedes Projectil, d. i. jeder geſtoßene oder geworfene Koͤrper muͤſſe mit der Zeit aufhoͤren, ſich zu bewegen, weil waͤhrend einer ſolchen Bewegung die uͤbrigen ihm angebohrnen Bewegungen in Zwang geſetzt wuͤrden (wobey mir der Zuſammenhang des Satzes ſelbſt mit dem angegebnen Grunde ganz unbegreiflich iſt).</p> <p>Außer der allgemeinen Bewegung der Atomen iſt auch denen, welche einen Weltkoͤrper bilden ſollen, noch eine beſondere uͤberwiegende und ohne Stoß thaͤtige Bewegung angebohren, die Hr. S. die <hi rendition="#b">concentrirende,</hi> oder die Schwere nennt. Dieſe macht, daß jeder Weltkoͤrper ein Ganzes wird, und daß mehrere Weltkoͤrper ſich nicht mit einander vermengen koͤnnen. Dies geht ſo weit, daß ein Stein, aus dem Iupiter in unſern Luftkreis gebracht, nicht wie ein irdiſcher Stein niederfallen wuͤrde (und iſt offenbar falſch, weil die Beobachtungen ſehr deutlich lehren, daß alle Weltkoͤrper, d. h. die Materien aller Weltkoͤrper, gegen einander ſchwer ſind).</p> <p>Wer nun begierig iſt, ſich aus dieſen den Atomen angebohrnen Bewegungen nach allen Gegenden und aus dieſer Matrix der Welt, die Phaͤnomene der Bewegung und die Mechanik des Himmels erklaͤren zu laſſen, den muß ich auf das Werk des Herrn S. ſelbſt verweiſen, welches eigentlich die Abſicht hat, <hi rendition="#b">Newtons</hi> Syſtem der phyſiſchen Aſtronomie umzuſtoßen, obgleich das, was Hr. S. dieſem Syſtem entgegenſetzen will, viel zu ſchwach iſt, als daß es nur einen einzigen Satz deſſelben wankend machen, geſchweige denn ſeine Gruͤnde erſchuͤttern koͤnnte.</p> <p>2) Die <hi rendition="#b">bewegte Maſſe</hi> muß bey der Bewegung darum in Betrachtung kommen, weil die Groͤße der Bewegung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [325/0339]
allein und iſolirt fortſetzen, weil die Hand die ihrige nicht weiter fortſetze. — Die Frage, wodurch es der Hand moͤglich werde, ihre gleichfalls ſcheinbare Ruhe zu verlaſſen, muͤſſe aus der Structur des menſchlichen Koͤrpers erklaͤrt werden (das heißt doch wohl, die Bewegung hat ihren Grund im Bau des Koͤrpers, alſo ſie iſt Wirkung deſſen, was die Sprache Kraft nennt, ſie iſt Product der Kraft).
Den Satz der Traͤgheit laͤugnet Hr. S. gaͤnzlich, und meynt, jedes Projectil, d. i. jeder geſtoßene oder geworfene Koͤrper muͤſſe mit der Zeit aufhoͤren, ſich zu bewegen, weil waͤhrend einer ſolchen Bewegung die uͤbrigen ihm angebohrnen Bewegungen in Zwang geſetzt wuͤrden (wobey mir der Zuſammenhang des Satzes ſelbſt mit dem angegebnen Grunde ganz unbegreiflich iſt).
Außer der allgemeinen Bewegung der Atomen iſt auch denen, welche einen Weltkoͤrper bilden ſollen, noch eine beſondere uͤberwiegende und ohne Stoß thaͤtige Bewegung angebohren, die Hr. S. die concentrirende, oder die Schwere nennt. Dieſe macht, daß jeder Weltkoͤrper ein Ganzes wird, und daß mehrere Weltkoͤrper ſich nicht mit einander vermengen koͤnnen. Dies geht ſo weit, daß ein Stein, aus dem Iupiter in unſern Luftkreis gebracht, nicht wie ein irdiſcher Stein niederfallen wuͤrde (und iſt offenbar falſch, weil die Beobachtungen ſehr deutlich lehren, daß alle Weltkoͤrper, d. h. die Materien aller Weltkoͤrper, gegen einander ſchwer ſind).
Wer nun begierig iſt, ſich aus dieſen den Atomen angebohrnen Bewegungen nach allen Gegenden und aus dieſer Matrix der Welt, die Phaͤnomene der Bewegung und die Mechanik des Himmels erklaͤren zu laſſen, den muß ich auf das Werk des Herrn S. ſelbſt verweiſen, welches eigentlich die Abſicht hat, Newtons Syſtem der phyſiſchen Aſtronomie umzuſtoßen, obgleich das, was Hr. S. dieſem Syſtem entgegenſetzen will, viel zu ſchwach iſt, als daß es nur einen einzigen Satz deſſelben wankend machen, geſchweige denn ſeine Gruͤnde erſchuͤttern koͤnnte.
2) Die bewegte Maſſe muß bey der Bewegung darum in Betrachtung kommen, weil die Groͤße der Bewegung
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