Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Wenn man aus mehrern an vielerley Orten der Welt angestellten Beobachtungen auf einer Landkarte die Orte bemerkt, an welchen die Magnetnadel für eine gewisse Zeit einerley Abweichung gehabt hat, und durch diese Orte Linien zieht, so kommen verschiedene besonders gekrümmte Züge, Abweichungslinien, zum Vorschein, welche sich auf gewisse Gegenden zu beziehen scheinen. Halley hat dies zuerst entdeckt, und eine solche für das Jahr 1700 eingerichtete Karte verzeichnet, welche sich in den Philos. Transact. no. 195, ingleichen in den Miscellaneis curiosis Vol. l. p. 80, und in Musschenbroeks oben angeführter Diss. de Magnete findet. Eine neuere für das Jahr 1772 hat Lambert aus den neusten Beobachtungen entworfen, und ich habe sie hier Taf. II. aus dem Berliner astronomischen Jahrbuche für 1779 mitgetheilet. Aus der Betrachtung dieser Karte lassen sich für das Jahr 1770 folgende merkwürdige Sätze ziehen: 1. In ganz Europa, Afrika, dem östlichen Theile von Nordamerika und dem südlichen Theile von Asien, nebst den angrenzen den Meeren war die Abweichung der Nadel durchaus westlich. 2. Im Ocean, westwärts von Grosbritannien, und ostwärts vom Vorgebirge der guten Hoffnung, war sie am größten, und betrug daselbst 25°. 3. Die bey den für die Abweichung von 15° gezognen Linien kreuzen sich mitten in Afrika. Diese Linien sind zwar nicht unmittelbar aus Beobachtungen bestimmt, die in Afrika selbst angestellt wären; aber sie haben doch ohne Verletzung der Analogie nicht anders können gezogen werden.
Wenn man aus mehrern an vielerley Orten der Welt angeſtellten Beobachtungen auf einer Landkarte die Orte bemerkt, an welchen die Magnetnadel fuͤr eine gewiſſe Zeit einerley Abweichung gehabt hat, und durch dieſe Orte Linien zieht, ſo kommen verſchiedene beſonders gekruͤmmte Zuͤge, Abweichungslinien, zum Vorſchein, welche ſich auf gewiſſe Gegenden zu beziehen ſcheinen. Halley hat dies zuerſt entdeckt, und eine ſolche fuͤr das Jahr 1700 eingerichtete Karte verzeichnet, welche ſich in den Philoſ. Transact. no. 195, ingleichen in den Miſcellaneis curioſis Vol. l. p. 80, und in Muſſchenbroeks oben angefuͤhrter Diſſ. de Magnete findet. Eine neuere fuͤr das Jahr 1772 hat Lambert aus den neuſten Beobachtungen entworfen, und ich habe ſie hier Taf. II. aus dem Berliner aſtronomiſchen Jahrbuche fuͤr 1779 mitgetheilet. Aus der Betrachtung dieſer Karte laſſen ſich fuͤr das Jahr 1770 folgende merkwuͤrdige Saͤtze ziehen: 1. In ganz Europa, Afrika, dem oͤſtlichen Theile von Nordamerika und dem ſuͤdlichen Theile von Aſien, nebſt den angrenzen den Meeren war die Abweichung der Nadel durchaus weſtlich. 2. Im Ocean, weſtwaͤrts von Grosbritannien, und oſtwaͤrts vom Vorgebirge der guten Hoffnung, war ſie am groͤßten, und betrug daſelbſt 25°. 3. Die bey den fuͤr die Abweichung von 15° gezognen Linien kreuzen ſich mitten in Afrika. Dieſe Linien ſind zwar nicht unmittelbar aus Beobachtungen beſtimmt, die in Afrika ſelbſt angeſtellt waͤren; aber ſie haben doch ohne Verletzung der Analogie nicht anders koͤnnen gezogen werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0034" xml:id="P.1.20" n="20"/><lb/> <table> <row> <cell>im Jahre</cell> <cell>1580</cell> <cell>11°</cell> <cell>15′</cell> <cell>oͤſtlich</cell> </row> <row> <cell/> <cell>1622</cell> <cell>5</cell> <cell>36</cell> <cell/> </row> <row> <cell/> <cell>1634</cell> <cell>4</cell> <cell>5</cell> <cell/> </row> <row> <cell/> <cell>1657</cell> <cell>0</cell> <cell>0</cell> <cell/> </row> <row> <cell/> <cell>1672</cell> <cell>2</cell> <cell>30</cell> <cell>weſtlich</cell> </row> <row> <cell/> <cell>1683</cell> <cell>4</cell> <cell>30</cell> <cell/> </row> <row> <cell> <hi rendition="#aq">(Phil. Trans. Vol.<lb/> LXIV. P. 2.) 1774</hi> </cell> <cell>21</cell> <cell>16</cell> <cell/> </row> </table> </p> <p>Wenn man aus mehrern an vielerley Orten der Welt angeſtellten Beobachtungen auf einer Landkarte die Orte bemerkt, an welchen die Magnetnadel fuͤr eine gewiſſe Zeit einerley Abweichung gehabt hat, und durch dieſe Orte Linien zieht, ſo kommen verſchiedene beſonders gekruͤmmte Zuͤge, <hi rendition="#b">Abweichungslinien,</hi> zum Vorſchein, welche ſich auf gewiſſe Gegenden zu beziehen ſcheinen. <hi rendition="#b">Halley</hi> hat dies zuerſt entdeckt, und eine ſolche fuͤr das Jahr 1700 eingerichtete Karte verzeichnet, welche ſich in den <hi rendition="#aq">Philoſ. Transact. no. 195,</hi> ingleichen in den <hi rendition="#aq">Miſcellaneis curioſis Vol. l. p. 80,</hi> und in <hi rendition="#b">Muſſchenbroeks</hi> oben angefuͤhrter <hi rendition="#aq">Diſſ. de Magnete</hi> findet. Eine neuere fuͤr das Jahr 1772 hat <hi rendition="#b">Lambert</hi> aus den neuſten Beobachtungen entworfen, und ich habe ſie hier Taf. <hi rendition="#aq">II.</hi> aus dem Berliner aſtronomiſchen Jahrbuche fuͤr 1779 mitgetheilet. Aus der Betrachtung dieſer Karte laſſen ſich fuͤr das Jahr 1770 folgende merkwuͤrdige Saͤtze ziehen:</p> <p>1. In ganz Europa, Afrika, dem oͤſtlichen Theile von Nordamerika und dem ſuͤdlichen Theile von Aſien, nebſt den angrenzen den Meeren war die Abweichung der Nadel durchaus <hi rendition="#b">weſtlich.</hi></p> <p>2. Im Ocean, weſtwaͤrts von Grosbritannien, und oſtwaͤrts vom Vorgebirge der guten Hoffnung, war ſie am groͤßten, und betrug daſelbſt 25°.</p> <p>3. Die bey den fuͤr die Abweichung von 15° gezognen Linien kreuzen ſich mitten in Afrika. Dieſe Linien ſind zwar nicht unmittelbar aus Beobachtungen beſtimmt, die in Afrika ſelbſt angeſtellt waͤren; aber ſie haben doch ohne Verletzung der Analogie nicht anders koͤnnen gezogen werden.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0034]
im Jahre 1580 11° 15′ oͤſtlich
1622 5 36
1634 4 5
1657 0 0
1672 2 30 weſtlich
1683 4 30
(Phil. Trans. Vol.
LXIV. P. 2.) 1774 21 16
Wenn man aus mehrern an vielerley Orten der Welt angeſtellten Beobachtungen auf einer Landkarte die Orte bemerkt, an welchen die Magnetnadel fuͤr eine gewiſſe Zeit einerley Abweichung gehabt hat, und durch dieſe Orte Linien zieht, ſo kommen verſchiedene beſonders gekruͤmmte Zuͤge, Abweichungslinien, zum Vorſchein, welche ſich auf gewiſſe Gegenden zu beziehen ſcheinen. Halley hat dies zuerſt entdeckt, und eine ſolche fuͤr das Jahr 1700 eingerichtete Karte verzeichnet, welche ſich in den Philoſ. Transact. no. 195, ingleichen in den Miſcellaneis curioſis Vol. l. p. 80, und in Muſſchenbroeks oben angefuͤhrter Diſſ. de Magnete findet. Eine neuere fuͤr das Jahr 1772 hat Lambert aus den neuſten Beobachtungen entworfen, und ich habe ſie hier Taf. II. aus dem Berliner aſtronomiſchen Jahrbuche fuͤr 1779 mitgetheilet. Aus der Betrachtung dieſer Karte laſſen ſich fuͤr das Jahr 1770 folgende merkwuͤrdige Saͤtze ziehen:
1. In ganz Europa, Afrika, dem oͤſtlichen Theile von Nordamerika und dem ſuͤdlichen Theile von Aſien, nebſt den angrenzen den Meeren war die Abweichung der Nadel durchaus weſtlich.
2. Im Ocean, weſtwaͤrts von Grosbritannien, und oſtwaͤrts vom Vorgebirge der guten Hoffnung, war ſie am groͤßten, und betrug daſelbſt 25°.
3. Die bey den fuͤr die Abweichung von 15° gezognen Linien kreuzen ſich mitten in Afrika. Dieſe Linien ſind zwar nicht unmittelbar aus Beobachtungen beſtimmt, die in Afrika ſelbſt angeſtellt waͤren; aber ſie haben doch ohne Verletzung der Analogie nicht anders koͤnnen gezogen werden.
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